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Mephistopheles

Nur Mut! Noch ist es nicht mißglückt.

Geduld und Pfiff zum letzten Knoten!

Gewöhnlich geht's am Ende scharf.

Ich habe meine sichern Boten;

Befehlt, daß ich befehlen darf!

Obergeneral

Mit diesen hast du dich vereinigt,

Mich hat's die ganze Zeit gepeinigt,

Das Gaukeln schafft kein festes Glück.

Ich weiß nichts an der Schlacht zu wenden;

Begannen sie's, sie mögen's enden,

Ich gebe meinen Stab zurück.

Kaiser

Behalt ihn bis zu bessern Stunden,

Die uns vielleicht das Glück verleiht.

Mir schaudert vor dem garstigen Kunden

Und seiner Rabentraulichkeit.

Den Stab kann ich dir nicht verleihen,

Du scheinst mir nicht der rechte Mann;

Befiehl und such uns zu befreien!

Geschehe, was geschehen kann.

Mephistopheles

Mag ihn der stumpfe Stab beschützen!

Uns andern könnt' er wenig nützen,

Es war so was vom Kreuz daran.

Faust

Was ist zu tun?

Mephistopheles

Es ist getan! —

Nun, schwarze Vettern, rasch im Dienen,

Zum großen Bergsee! grüßt mir die Undinen

Und bittet sie um ihrer Fluten Schein.

Durch Weiberkünste, schwer zu kennen,

Verstehen sie vom Sein den Schein zu trennen,

Und jeder schwört, das sei das Sein.

Faust

Den Wasserfräulein müssen unsre Raben

Recht aus dem Grund geschmeichelt haben;

Dort fängt es schon zu rieseln an.

An mancher trocknen, kahlen Felsenstelle

Entwickelt sich die volle, rasche Quelle;

Um jener Sieg ist es getan.

Mephistopheles

Das ist ein wunderbarer Gruß,

Die kühnsten Klettrer sind konfus.

Faust

Schon rauscht ein Bach zu Bächen mächtig nieder,

Aus Schluchten kehren sie gedoppelt wieder,

Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl;

Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite

Und rauscht und schäumt nach der und jener Seite,

Und stufenweise wirft er sich ins Tal.

Was hilft ein tapfres, heldenmäßiges Stemmen?

Die mächtige Woge strömt, sie wegzuschwemmen.

Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall.

Mephistopheles

Ich sehe nichts von diesen Wasserlügen,

Nur Menschenaugen lassen sich betrügen,

Und mich ergetzt der wunderliche Fall.

Sie stürzen fort zu ganzen Haufen,

Die Narren wähnen zu ersaufen,

Indem sie frei auf festem Lande schnaufen

Und lächerlich mit Schwimmgebärden laufen.

Nun ist Verwirrung überall.

Ich werd' euch bei dem hohen Meister loben;

Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben,

So eilet zu der glühnden Schmiede,

Wo das Gezwergvolk, nimmer müde,

Metall und Stein zu Funken schlägt.

Verlangt, weitläufig sie beschwatzend,

Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend,

Wie man's im hohen Sinne hegt.

Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne,

Blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne

Mag jede Sommernacht geschehn;

Doch Wetterleuchten in verworrnen Büschen

Und Sterne, die am feuchten Boden zischen,

Das hat man nicht so leicht gesehn.

So müßt ihr, ohn' euch viel zu quälen,

Zuvörderst bitten, dann befehlen.

Mephistopheles

Den Feinden dichte Finsternisse!

Und Tritt und Schritt ins Ungewisse!

Irrfunkenblick an allen Enden,

Ein Leuchten, plötzlich zu verblenden!

Das alles wäre wunderschön,

Nun aber braucht's noch Schreckgetön.

Faust

Die hohlen Waffen aus der Säle Grüften

Empfinden sich erstarkt in freien Lüften;

Da droben klappert's, rasselt's lange schon,

Ein wunderbarer falscher Ton.

Mephistopheles

Ganz recht! Sie sind nicht mehr zu zügeln;

Schon schallt's von ritterlichen Prügeln,

Wie in der holden alten Zeit.

Armschienen wie der Beine Schienen,

Als Guelfen und als Ghibellinen,

Erneuen rasch den ewigen Streit.

Fest, im ererbten Sinne wöhnlich,

Erweisen sie sich unversöhnlich;

Schon klingt das Tosen weit und breit.

Zuletzt, bei allen Teufelsfesten,

Wirkt der Parteihaß doch zum besten,

Bis in den allerletzten Graus;

Schallt wider-widerwärtig panisch,

Mitunter grell und scharf satanisch,

Erschreckend in das Tal hinaus.

DES GEGENKAISERS ZELT

Eilebeute

So sind wir doch die ersten hier!

Habebald

Kein Rabe fliegt so schnell als wir.

Eilebeute

O! welch ein Schatz liegt hier zuhauf!

Wo fang' ich an? Wo hör' ich auf?

Habebald

Steht doch der ganze Raum so voll!

Weiß nicht, wozu ich greifen soll.

Eilebeute

Der Teppich wär' mir eben recht,

Mein Lager ist oft gar zu schlecht.

Habebald

Hier hängt von Stahl ein Morgenstern,

Dergleichen hätt' ich lange gern.

Eilebeute

Den roten Mantel goldgesäumt,

So etwas hatt' ich mir geträumt.

Habebald

Damit ist es gar bald getan,

Man schlägt ihn tot und geht voran.

Du hast so viel schon aufgepackt

Und doch nichts Rechtes eingesackt.

Den Plunder laß an seinem Ort,

Nehm' eines dieser Kistchen fort!

Dies ist des Heers beschiedner Sold,

In seinem Bauche lauter Gold.

Eilebeute

Das hat ein mörderisch Gewicht!

Ich heb' es nicht, ich trag' es nicht.

Habebald

Geschwinde duck' dich! Mußt dich bücken!

Ich hucke dir's auf den starken Rücken.

Eilebeute

O weh! O weh, nun ist's vorbei!

Die Last bricht mir das Kreuz entzwei.

Habebald

Da liegt das rote Gold zuhauf —

Geschwinde zu und raff es auf!

Eilebeute

Geschwinde nur zum Schoß hinein!

Noch immer wird's zur Gnüge sein.

Habebald

Und so genug! und eile doch!

O weh, die Schürze hat ein Loch!

Wohin du gehst und wo du stehst,

Verschwenderisch die Schätze säst.

Trabanten unsers Kaisers

Was schafft ihr hier am heiligen Platz?

Was kramt ihr in dem Kaiserschatz?

Habebald

Wir trugen unsre Glieder feil

Und holen unser Beuteteil.

In Feindeszelten ist's der Brauch,

Und wir, Soldaten sind wir auch.

Trabanten

Das passet nicht in unsern Kreis:

Zugleich Soldat und Diebsgeschmeiß;

Und wer sich unserm Kaiser naht,

Der sei ein redlicher Soldat.

Habebald

Die Redlichkeit, die kennt man schon,

Sie heißet: Kontribution.

Ihr alle seid auf gleichem Fuß:

Gib her! das ist der Handwerksgruß.

Mach fort und schleppe, was du hast,

Hier sind wir nicht willkommner Gast.