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«Gut«, seufzte ich und ging, während er das Maul seines Pferdes mit einem Schwamm reinigte, um es dem Publikum sauber und gepflegt zu präsentieren. Basil Clutter war fleißig, rührig, immer auf Trab, und er sparte Geld, indem er Dustys Arbeit die eines Reisefuttermeisters — selbst übernahm.

Ich ging in die Loge der Prinzessin hinauf, trank Tee mit Zitrone und ließ den Glanz von Kinleys Sprungkünsten für sie und ihre Freunde noch einmal aufleben. Als es Zeit zum Aufbruch war, sagte sie:»Sie fahren doch mit mir zurück, ja?«, als wäre das etwas ganz Selbstverständliches, und ich sagte:»Aber sicher«, als fände ich das auch.

Ich holte aus meinem gestern deponierten Wagen den Handkoffer, den ich gewohnheitsmäßig für alle Fälle dabeihatte, und wir fuhren zügig zurück zum Eaton Square, wo ich vom Bambuszimmer aus mit Wykeham telefonierte. Er sei erfreut wegen Kinley, aber sauer wegen Hillsborough, sagte er. Laut Dusty hätte ich nichts gezeigt und sei prompt zu den Stewards bestellt worden. Wie ich denn dazu käme, mir an zwei Tagen hintereinander Ärger einzuhandeln?

Ich könnte Dusty erwürgen, dachte ich und erzählte Wykeham, was ich auch den Stewards erzählt hatte.»Sie haben die Erklärung akzeptiert«, sagte ich.»Maynard Allardeck war dabei, und der ist doch immer hinter mir her, egal, was ich mache.«

«Ja, mag sein. «Er wurde sehr viel fröhlicher und lachte sogar leise.»Bei den Buchmachern kann man Wetten darauf abschließen, wann — nicht ob — er ein Startverbot für Sie erreicht.«

«Sehr lustig«, sagte ich, nicht amüsiert.»Ich bin noch am Eaton Square, falls Sie mich brauchen.«

«So?«meinte er.»Alles klar dann. Gute Nacht, Kit.«

«Gute Nacht, Wykeham.«

Als nächstes rief ich Basil Clutter an, der mir die Nummer der Roquevilles gab, und die Roquevilles erreichte ich bei ihrer Rückkehr von Newbury.

Nein, sagte Bernard Roqueville, er wisse nicht, wo Henri Nanterre sich aufhalte. Ja, er kenne ihn, aber nicht näher. Er habe ihn in Paris beim Pferderennen von Longchamp kennengelernt, und Nanterre habe die Bekanntschaft erneuert, indem er ihn und seine Frau in Newbury zu einem Drink eingeladen habe. Warum mich das interessiere, fragte er.

Ich sagte ihm, daß ich hoffte, Nanterre ausfindig zu machen, solange er in England sei. Bernard Roqueville bedauerte, daß er mir nicht helfen konnte, und damit hatte es sich.

Fehlanzeige, dachte ich resigniert, als ich auflegte. Vielleicht hatte die Polizei ja mehr Erfolg, aber ich befürchtete, daß sie, um jemand zurechtzuweisen, der eine ausländische Prinzessin mit einer ungeladenen Pistole bedroht hatte, nicht gerade eine Großfahndung auslösen würde.

Ich ging hinunter ins Wohnzimmer und besprach Hillbo-roughs Talfahrt bei einem Glas mit der Prinzessin. Später am Abend aßen sie, Roland de Brescou und ich dann im Speisezimmer, bedient von Dawson, und ich dachte nur ungefähr zwanzig Mal an das florentinische Bankett im Norden.

Erst nach zehn, als wir uns gute Nacht wünschten, kam sie auf Nanterre zu sprechen.

«Er hat doch gesagt, daß Jockeys verunglücken können, nicht wahr?«

«Das hat er. Und sie tun’s ja ziemlich oft.«

«So hat er es nicht gemeint.«

«Schon möglich.«

«Ich könnte mir nie verzeihen, wenn Ihnen unsertwegen etwas zustieße.«

«Eben darauf spekuliert er. Aber ich vertraue mal auf mein Glück. Thomas auch. «Und im stillen dachte ich, wenn ihr Mann angesichts der Pistole am Kopf seiner Frau nicht gleich umgekippt war, dann war es unwahrscheinlich, daß er nachgab, wenn auf uns eine ganze Artillerie zielte.

Sie dachte mit Schaudern zurück:»Meinen Lieben… oder meinen Angestellten… würde etwas zustoßen.«

«Das ist nur Geschwätz. Er wird nichts tun«, redete ich ihr zu, und sie sagte leise, das hoffe sie auch, und ging zu Bett.

Ich wanderte wieder durch das große Haus, kontrollierte die Sicherheitsvorkehrungen und fragte mich erneut, was ich wohl übersehen hatte.

Am Morgen fand ich es heraus.

Ich war schon wach, als um sieben die Sprechanlage summte, und als ich antwortete, bat Dawson mich mit schläfriger Stimme ans Telefon, da ein Anruf für mich gekommen sei. Ich nahm den Hörer ab und stellte fest, daß Wykeham am Apparat war.

Rennställe wachen sonntags so früh auf wie an anderen Tagen, und ich war an Wykehams Sonnenaufgangsgedanken gewöhnt, da er immer gegen fünf aufstand. An diesem Morgen redete er jedoch so unzusammenhängend und erregt, wie ich ihn noch nie gehört hatte, und zuerst überlegte ich wirr, welche Verfehlungen ich mir wohl im Schlaf hatte zuschulden kommen lassen.

«H-haben Sie mich g-gehört?«stammelte er.»Zwei von ihnen! Z-zwei Pferde von der P-Prinzessin sind tot.«

«Zwei?«Ich setzte mich kerzengerade im Bett auf, und es überlief mich kalt.»Aber wieso? Ich meine. welche zwei?«

«Sie liegen tot in ihren Boxen. Steif. Sie sind seit Stunden tot.«

«Welche zwei?«wiederholte ich angstvoll.

Am anderen Ende wurde es still. Er hatte auch in den besten Zeiten Mühe, sich an ihre Namen zu erinnern, und ich konnte mir vorstellen, daß ihm in diesem Moment eine ganze Liste längst vergangener Helden auf der Zunge brannte.

«Die beiden«, sagte er schließlich,»die am Freitag gestartet sind. «Ich war wie betäubt.

«Sind Sie noch da?«fragte er.

«Ja. Heißt das. Cascade. und Cotopaxi?«

Die konnte er doch nicht meinen, dachte ich. Das durfte nicht wahr sein. Nicht Cotopaxi… nicht vor dem Grand National.

«Cascade«, sagte er.»Cotopaxi.«

O nein…»Woran?«fragte ich.

«Ich hab den Tierarzt angerufen«, sagte er.»Ihn aus dem Bett geholt. Ich weiß nicht, woran. Das ist seine Aufgabe. Aber zwei! Einer könnte ja sterben, das gibt’s schon mal, aber nicht zwei… Sagen Sie es der Prinzessin, Kit.«

«Das ist Ihre Aufgabe«, protestierte ich.

«Nein, nein, Sie sind doch dort… Bringen Sie’s ihr schonend bei. Ist besser als am Telefon. Die sind wie Kinder für sie.«

Ihre Lieben… Jesus Christus.

«Was ist mit Kinley?«fragte ich hastig.

«Bitte?«

«Kinley… der Hürdensieger von gestern.«

«Ach so, ja. Dem geht es gut. Wir haben nach allen anderen geschaut, als wir die zwei gefunden hatten. Ihre Boxen lagen nebeneinander, wie Sie wissen. Sagen Sie es der

Prinzessin bald, Kit, ja? Wir müssen doch die Pferde wegschaffen. Sie muß uns sagen, was mit den Kadavern werden soll. Allerdings, wenn sie vergiftet sind…«

«Glauben Sie denn, daß es Gift war?«fragte ich.

«Ich weiß es nicht. Jetzt sagen Sie ihr Bescheid, Kit. «Er knallte den Hörer auf, und ich hängte ein mit dem Gefühl, ich könnte platzen vor unnützem Zorn.

Ihre Pferde umzubringen! Wäre Henri Nanterre in dem Augenblick dort gewesen, ich hätte ihm seine Plastikpistole in den großmäuligen Hals gerammt. Cascade und Cotopaxi… Zwei, die ich kannte, seit Jahren gekannt hatte. Ich trauerte um sie wie um Freunde.

Dawson erklärte sich damit einverstanden, daß seine Frau die Prinzessin wecken und ihr sagen sollte, ich hätte schlechte Nachrichten über eines ihrer Pferde und würde im Wohnzimmer auf sie warten. Ich zog mich an und ging hinunter, und wenig später kam sie, ohne Make-up und mit sorgenvollen Augen.

«Was ist?«fragte sie.»Welches Pferd?«

Als ich ihr eröffnete, daß es zwei waren und welche zwei, sah ich, wie ihr Entsetzen in einen entsetzlichen Verdacht mündete.

«O nein, das kann er doch nicht getan haben«, rief sie aus.»Sie glauben doch nicht, daß er.«

«Wenn es sein Werk ist«, sagte ich,»dann wird er sich noch wünschen, er hätte es nicht getan.«

Sie beschloß, sofort zu Wykehams Rennstall zu fahren, und ließ sich nicht davon abbringen, als ich versuchte, es ihr auszureden.