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«Beatrice«, sagte sie, beide Hände ausgestreckt, ein Süßstofflächeln im Gesicht,»was für eine entzückende Überraschung. «Sie nahm Beatrice bei den Armen und gab ihr zwei Begrüßungsküsse, und ich sah, daß ihre Augen vor Bestürzung kalt waren.

«Überraschung?«sagte Beatrice, als sie sich voneinander lösten.»Ich habe Freitag angerufen und mit deiner Sekretärin gesprochen. Ich bat sie, dir das unbedingt auszurichten, und sie sagte, sie würde einen Zettel schreiben.«

«Ach. «Ein Ausdruck des Verstehens huschte über das Gesicht der Prinzessin.»Der wird dann unten im Büro sein, und ich habe ihn übersehen. Wir hatten hier… ziemlich viel zu tun.«

«Casilia, was das Bambuszimmer angeht. «begann Beatrice zielbewußt, und die Prinzessin unterbrach sie mit Geschick.

«Kennst du meinen Neffen, Litsi?«stellte sie vor.»Litsi, das ist Rolands Schwester, Beatrice de Brescou Bunt. Bist du gestern abend von Palm Beach fort, Beatrice? So ein langer Flug von Miami.«

«Casilia. «Beatrice gab Litsi die Hand.»Das Bam — «

«Und dies ist Danielles Verlobter, Christmas Fielding«, fuhr die Prinzessin unbeirrt fort.»Ich glaube, ihn hast du auch noch nicht kennengelernt. Und nun, meine liebe Beatrice, einen Schluck Tomatensaft und Wodka?«

«Casilia!«stieß Beatrice in die Lücke.»Ich habe immer das Bambuszimmer.«

Ich öffnete den Mund, um entgegenkommend zu sagen, daß ich durchaus bereit sei, meinen Platz zu räumen, und empfing einen Blick aus reinem Stahl von der Prinzessin. Ich schwieg verblüfft und amüsiert und hielt meine Gesichtsmuskeln im Zaum.

«Mrs. Dawson packt deine Sachen im Rosenzimmer aus, Beatrice«, sagte die Prinzessin bestimmt.»Du wirst dich dort sehr wohl fühlen.«

Beatrice, wütend, aber ausmanövriert, gestattete einem freundlichen Litsi, ihr eine Bloody Mary zu brauen, wobei sie ihn scharf anwies, den Tomatensaft zu schütteln, soundsoviel Worcestershire-Soße, soviel Zitrone, soviel Eis hinzuzugeben. Die Prinzessin sah wohlwollend mit unschuldiger Miene zu, und Danielle verschluckte ihr Lachen.

«Und jetzt«, sagte Beatrice, als der Drink schließlich zu ihrer Zufriedenheit bereitet war,»was soll dieser Quatsch, daß Roland sich weigert, das Geschäft auszudehnen?«

Nach einem Moment frostigen Erstarrens setzte die Prinzessin sich ruhig in einen Sessel und kreuzte die Arme und Beine in künstlicher Gelassenheit.

Beatrice wiederholte energisch ihre Frage. Mir wurde klar, daß diese Frau so leicht nicht aufgab. Litsi bot ihr eifrig einen Sessel an, half ihr hinein, erkundigte sich, ob sie es bequem habe, ob sie noch Kissen brauche, und gab der Prinzessin damit Zeit, ihre Gedanken zu sammeln.

Litsi setzte sich in einen dritten Sessel, beugte sich mit erdrückender Höflichkeit zu Beatrice vor, und Danielle und ich nahmen auf einem Sofa Platz, wenn auch mit ein paar Metern geblümtem Chintz zwischen uns.

«Roland stellt sich quer, und ich bin gekommen, um ihm zu sagen, daß mir das nicht paßt. Er muß auf der Stelle umdenken. Es ist lächerlich, wenn einer nicht mit der Zeit geht, und es ist Zeit, sich nach neuen Märkten umzusehen.«

Die Prinzessin sah mich an, und ich nickte. Wir hatten so ziemlich das gleiche, zum Teil sogar in den gleichen Worten, am Freitagabend von Henri Nanterre gehört.

«Woher weißt du etwas von geschäftlichen Plänen?«fragte die Prinzessin.

«Der junge, dynamische Sohn von Louis Nanterre hat es mir natürlich gesagt. Er hat mich extra besucht und mir die ganze Sache erklärt. Er bat mich, Roland zuzureden, damit er den Schritt ins zwanzigste Jahrhundert vollzieht — vom einundzwanzigsten ganz zu schweigen —, und ich habe mir überlegt, daß ich rüberkomme und darauf bestehe.«

«Es ist Ihnen bekannt«, sagte ich,»daß er vor hat, Waffen herzustellen und zu exportieren?«

«Selbstverständlich«, sagte sie,»aber doch nur Plastikteile von Waffen. Roland ist altmodisch. Ich habe eine gute Freundin in Palm Beach, deren Mann, das heißt seine Firma, baut Raketen für das Verteidigungsministerium. Wo ist da der Unterschied?«Sie machte eine Pause.»Und was geht Sie das an?«Ihr Blick wanderte zu Danielle, und sie erinnerte sich.»Also, wenn Sie mit Danielle verlobt sind«, meinte sie widerwillig,»dann geht es Sie wohl auch ein bißchen an. Ich wußte nicht, daß Danielle verlobt ist. Kein Mensch erzählt mir was.«

Henri Nanterre, dachte ich, hatte ihr viel zu viel erzählt.

«Beatrice«, sagte die Prinzessin,»du möchtest dich nach deiner Reise sicher frischmachen. Dawson richtet noch einen späten Lunch für uns, aber da wir nicht wußten, daß es so viele sein würden.«

«Ich möchte mit Roland reden«, beharrte Beatrice.

«Ja, später. Er schläft gerade. «Die Prinzessin stand auf und wir ebenfalls, in der Erwartung, daß Danielles Tante durch die geschlossene Front unseres guten Benehmens nach oben getrieben würde; und das Interessante war, sie gab tatsächlich nach, setzte ihr halbleeres Glas ab und ging. Wenn sie dabei auch nörgelte, daß sie erwarte, spätestens am nächsten Tag wieder das Bambuszimmer zu belegen.

«Sie ist erbarmungslos«, sagte Danielle, als ihre Stimme verklang.»Sie bekommt immer ihren Willen. Und das Bambuszimmer ist doch sowieso leer, oder nicht? Schon merkwürdig, daß Tante Casilia es ihr verweigert.«

«Ich habe die letzten beiden Nächte da geschlafen«, sagte ich.

«Man höre und staune«, kam es von Litsi.»Über den Köpfen von Prinzen einquartiert.«

«Das ist nicht fair«, wandte Danielle ein.»Du sagtest, die Räume im Erdgeschoß sind dir lieber, weil du ein und aus gehen kannst, ohne jemand zu stören.«

Litsi sah sie zärtlich an.»Das stimmt auch. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, daß Tante Casilia deinen Verlobten sehr schätzen muß.«

«Ja«, sagte Danielle und warf mir einen verlegenen Blick zu.»Das tut sie.«

Wir setzten uns alle wieder hin, aber Danielle rückte auf dem Sofa nicht näher zu mir.

Litsi sagte:»Wieso hat Henri Nanterre so fleißig deine Tante Beatrice angeworben? Sie wird Roland nicht umstimmen.«

«Sie lebt von De-Brescou-Geld«, sagte Danielle unerwartet.»Meine Eltern jetzt ja auch, nachdem mein Vater, das schwarze Schaf, wieder in den Schoß der Familie aufgenommen worden ist. Onkel Roland hat von den Einnahmen aus seinen Ländereien großzügige Treuhandkonten für alle eingerichtet, aber seit ich meine Tante kenne, meckert sie, daß er mehr herausrücken sollte.«

«Seit du sie kennst?«wiederholte Litsi.»Hast du sie nicht schon immer gekannt?«

Sie schüttelte den Kopf.»Sie hat Papas Verhalten mißbilligt. Er war total in Ungnaden, als er damals von zu

Hause wegging. Er hat mir nie erzählt, was er eigentlich angestellt hat. Wenn ich frage, lacht er nur. Aber es muß ganz schön schlimm gewesen sein. Mama sagt, er hatte die Wahl zwischen Exil oder Gefängnis, und er entschied sich für Kalifornien. Sie und ich betraten die Bühne erst viel später. Jedenfalls, vor acht Jahren überfiel uns plötzlich Tante Beatrice, um zu sehen, was aus ihrem geächteten kleinen Bruder geworden war, und seitdem habe ich sie mehrmals wiedergetroffen. Sie hatte vor langer, langer Zeit einen amerikanischen Geschäftsmann geheiratet, und als der dann starb, machte sie sich daran, Papa aufzuspüren. Dafür hat sie zwei Jahre gebraucht — die Vereinigten Staaten sind ein großes Land —, aber Beharrlichkeit gilt ihr als höchste Tugend. Sie wohnt in einem wunderbaren Haus spanischen Stils in Palm Beach — da war ich mal in den Frühjahrsferien für ein paar Tage —, sie macht Trips nach New York, und jeden Sommer fliegt sie nach Europa und verbringt einige Zeit auf >unse-rem Chateau<, wie sie es nennt.«

Litsi nickte.»Tante Casilia hat mich schon hin und wieder in Paris besucht, wenn ihre Schwägerin zu lange blieb. Tante Casilia und Roland«, erläuterte er unnötigerweise,»fahren so im Juli oder August immer für etwa sechs Wochen aufs Chateau, um etwas Landluft zu schnuppern und ihren Pflichten als Grundbesitzer nachzukommen. Wußten Sie das?«