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«Sie erwähnen es manchmal«, sagte ich.

«Ja, natürlich.«

«Wie ist das Chateau?«fragte Danielle.

«Kein Märchenschloß«, erwiderte Litsi lächelnd.»Eher wie ein großes georgianisches Landhaus, aus hellem Stein, mit Läden vor allen Fenstern. Chateau de Brescou. Die kleine Stadt dort, südlich von Bordeaux, ist auf Land gebaut, das zum größten Teil Roland gehört, und er ist menschlich und moralisch stolz auf das Wohl der Gemeinde. Auch ohne die Baugesellschaft könnte er allein von den Pachteinnahmen eine Mini-Olympiade finanzieren, und sein Grundbesitz wird ebenso gerecht und gewissenhaft verwaltet wie das Unternehmen früher.«

«Er kann nicht mit Waffen handeln«, bemerkte ich.

Danielle seufzte.»Ich sehe es ein«, gab sie zu.»Bei soviel altaristokratischem Ehrgefühl muß ihm einfach davor grauen.«

«Mich erstaunt aber wirklich«, sagte ich,»daß Beatrice das so leicht nimmt. Ich hätte eher gedacht, sie würde die Einstellung ihres Bruders teilen.«

«Ich möchte wetten«, sagte Danielle,»daß Henri Nanter-re ihr eine Million auf die Hand versprochen hat, wenn sie Onkel Roland herumkriegt.«

«In diesem Fall«, deutete ich an,»könnte dein Onkel ihr das Doppelte bieten, damit sie wieder nach Palm Beach geht und dortbleibt.«

Danielle sah schockiert aus.»Das wäre nicht recht.«

«Moralisch unvertretbar«, räumte ich ein,»aber praktisch eine klare Lösung.«

Litsis Blick ruhte nachdenklich auf meinem Gesicht.»Halten Sie sie für eine solche Gefahr?«

«Ich glaube, sie könnte sich als ein steter Tropfen erweisen, der den Stein aushöhlt. Wie Wasser, das jemandem auf die Stirn tropft und ihn um den Verstand bringt.«

«Die Wasserfolter«, sagte Litsi.»Nach einiger Zeit soll es ein Gefühl sein, als ob sich einem ein rotglühender Schürhaken in den Schädel bohrt.«

«Genauso ist es mit ihr«, sagte Danielle.

Eine kurze Stille trat ein, während wir über das Zermür-bungspotential von Beatrice de Brescou Bunt nachdach-ten, und dann sagte Litsi wohlüberlegt:»Vielleicht wäre es gut, ihr von dem Dokument zu erzählen, das Sie als Zeuge unterschrieben haben. Man könnte ihr die traurige Mitteilung machen, daß wir alle vier mit den Waffen einverstanden sein müßten, und ihr versichern, daß sie, selbst wenn sie Rolands Widerstand bricht, immer noch mit mir zu rechnen hat.«

«Sag ihr das bloß nicht«, bat Danielle.»Sonst läßt sie keinen von uns mehr in Ruhe.«

Die beiden hatten nichts dagegen einzuwenden gehabt, wie in ihrer Abwesenheit über sie verfügt worden war, sondern sich im Gegenteil darüber gefreut.»So sind wir eine richtige Familie«, hatte Danielle betont, und ich als der Zeuge hatte mich ausgeschlossen gefühlt.

«Wenn ich nicht irre«, sagte ich nachdenklich,»habe ich oben ein Doppel des Formulars, das Monsieur de Brescou für Henri Nanterre unterschreiben sollte. Es ist auf französisch. Möchten Sie es mal sehen?«

«Aber gern«, sagte Litsi.

«Gut.«

Ich ging hinauf, um es zu holen, und fand Beatrice Bunt in meinem Schlafzimmer.

«Was wollen Sie hier?«fragte sie barsch.

«Ich wollte etwas holen.«

Ihre Hand hielt die leuchtend blaue Turnhose, in der ich gewöhnlich schlief. Ich hatte sie an diesem Morgen oben auf Nanterres Formular in die Nachttischlade gelegt. Die Schublade stand offen, das Schriftstück war vermutlich noch drinnen.

«Das ist Ihre Hose?«sagte sie ungläubig. »Sie benutzen dieses Zimmer?«

«Ganz recht. «Ich trat zu ihr, nahm ihr die Shorts aus der

Hand und tat sie wieder in die Schublade. Erleichtert sah ich, daß das Formular unangetastet dort lag.

«Wenn es so ist«, sagte sie triumphierend,»besteht kein Problem. Ich nehme dieses Zimmer, und Sie können das andere haben. Ich bin immer in der Bambussuite, das ist so üblich. Ich sehe da noch einige Sachen von Ihnen im Bad. Die sind ja schnell rausgeschafft.«

Ich hatte beim Eintreten die Tür offengelassen, und vielleicht weil sie unsere Stimmen hörte, kam die Prinzessin, um nach dem Rechten zu sehen.

«Ich habe dem jungen Mann gesagt, er soll mit mir tauschen, Casilia«, erklärte Beatrice,»denn das hier ist nun mal mein angestammtes Zimmer.«

«Danielles Verlobter«, sagte die Prinzessin ruhig,»bleibt in diesem Raum, solange er in unserem Haus bleibt. Bitte komm jetzt, Beatrice, das Rosenzimmer ist äußerst komfortabel, du wirst sehen.«

«Es ist halb so groß wie das hier und hat keine Garderobe.«

Die Prinzessin warf ihr einen freundlichen Blick zu, mit dem sie bewundernswert ihre Gereiztheit verbarg.»Wenn Kit weggeht, bekommst du selbstverständlich das Bambuszimmer.«

«Ich dachte, du hättest gesagt, er heißt Christmas.«

«Heißt er auch«, stimmte die Prinzessin zu.»Er ist am Christfest geboren worden. Komm, Beatrice, wir wollen endlich den verspäteten Lunch nachholen…«Sie schob ihre Schwägerin regelrecht hinaus auf den Flur und kam Sekunden später zurück, um einen einzigen, bemerkenswerten Satz zu äußern, halb Anweisung, halb inständige Bitte.

«Bleiben Sie bei uns«, sagte sie,»bis sie fort ist.«

Nach dem Lunch gingen Litsi, Danielle und ich nach oben in das umstrittene Revier, um uns das Formular anzuschauen, und Litsi prophezeite, daß Beatrice mich noch vor morgen abend aus der ganzen Tropenpracht hinausekeln würde.

«Haben Sie mitbekommen, wie Sie während des Sorbets mit Blicken erdolcht worden sind?«

«Das konnte mir nicht entgehen.«

«Und diese spitzen Bemerkungen über gutes Benehmen, Selbstlosigkeit und die angemessene Rangfolge?«

Die Prinzessin hatte sich währenddessen taub gestellt, sich liebenswürdig nach Beatricens Gesundheit, ihren Hunden und dem Februarwetter in Florida erkundigt. Roland de Brescou war, wie auch sonst oft, zum Lunch oben geblieben, wofür ihn die Prinzessin mit sanften Worten entschuldigte, und bestimmt hatte er seine Tür verbarrikadiert.

«Also«, sagte ich,»hier ist das Formular.«

Ich holte es unter meinen blauen Shorts hervor und gab es Litsi, der damit zu einer bequemen Sitzgruppe am Fenster wanderte. Er setzte sich zerstreut und las es aufmerksam durch, ein großer, von Natur aus dominierender Mann, der seine Stärke nicht hervorkehrte. Meine Gefühle zu ihm waren zwiespältig. Ich mochte ihn und fürchtete ihn zugleich wegen Danielle, aber die liebenswürdige Kompetenz, die er ausstrahlte, flößte mir Vertrauen ein.

Ich ging durch das Zimmer, um mich zu ihm zu setzen, und auch Danielle kam, und nach einer Weile hob er den Kopf und runzelte die Stirn.

«Erstens«, sagte er,»ist das kein Antrag für eine Lizenz zum Bau oder Export von Waffen. Sind Sie sicher, daß Nanterre das behauptet hat?«

Ich dachte zurück.»Soweit ich mich entsinne, war es der Anwalt Gerald Greening, der sagte, es sei ein amtliches Formblatt zur Beantragung einer Lizenz. Offenbar hat Henri Nanterre der Prinzessin das in ihrer Loge in Newbury so erklärt.«

«Nun, es handelt sich keineswegs um ein amtliches Formular. Auch nicht um einen Antrag für irgendeine Lizenz. Das ist ein ganz vager und allgemein gehaltener Vordruck, wie einfache Leute ihn verwenden würden, um einen Vertrag aufzusetzen. «Er hielt inne.»In England kann man, glaube ich, beim Schreibwarenhändler einen vorformulierten Testamentstext kaufen. Er enthält alle juristischen Floskeln, die gewährleisten, daß ein rechtsgültiges Testament errichtet wird. Man trägt einfach in die Spalten ein, was man verfügen möchte, zum Beispiel, daß der Enkel das Auto bekommen soll. Entscheidend ist, was in den Spalten steht. Nun, der Vordruck hier ist so ähnlich. Die juristischen Formulierungen sind korrekt, so daß es, ordnungsgemäß unterschrieben und beglaubigt, ein bindendes Dokument wäre. «Er sah auf das Papier hinunter.»Man kann natürlich nicht wissen, wie Henri Nanterre die Spalten alle ausgefüllt hat, aber ich könnte mir denken, daß es insgesamt lediglich besagt, die im Vertrag genannten Parteien seien einverstanden mit dem in den Anlagen umrissenen Kurs. Ich würde annehmen, daß dieser Vordruck dann als Seite 1 einem Berg von Unterlagen beigeheftet wird, die alles mögliche betreffen, wie etwa Herstellungskapazität, Auslandsvertretungen, Vorbestellungen von Kunden und die technischen Daten der Waffen, die produziert werden sollen. Alles mögliche. Aber dieses einfache Formblatt mit Rolands Unterschrift würde die ganze Eingabe rechtsgültig machen. Es würde als umfassende Willenserklärung wirklich sehr ernst genom-men werden. Damit in Händen, könnte Henri Nanterre sofort seine Lizenz beantragen.«