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«Eigentlich nicht«, sagte ich,»es sei denn… sind Sie schon mal auf den Namen Henri Nanterre gestoßen?«

Alle beobachteten ihn, während er überlegte; die Prinzessin mit rasch zunehmendem Interesse, Litsi und Danielle mit schlichter Neugier, Beatrice anscheinend mit Bestürzung.

Lord Vaughnley blickte in die Runde der abwartenden Gesichter, legte die Stirn in Falten und antwortete schließlich mit einer Gegenfrage.

«Wer ist das denn?«sagte er.

«Der Geschäftspartner meines Mannes«, erwiderte die Prinzessin.»Lieber Lord Vaughnley, kennen Sie ihn?«

Lord Vaughnley war verwirrt, schüttelte aber langsam den großen Kopf.»Nicht, daß ich wüßte…«

«Könnten Sie ehm… nicht einmal nachsehen, ob der Towncrier eine Akte über ihn hat?«fragte ich.

Er gab mir ein resigniertes kleines Lächeln und nickte.»Schreiben Sie mir den Namen auf«, sagte er.»In Druckschrift.«

Ich kramte einen Stift und einen kleinen Notizblock hervor und notierte den Namen zusammen mit dem des Großunternehmers in Blockbuchstaben, wie gewünscht.

«Er ist Franzose«, sagte ich.»Besitzt Pferde. Er könnte auf den Rennsportseiten erscheinen, vielleicht auch im Wirtschaftsteil. Sogar im Klatsch.«

«Geht’s Ihnen um was Bestimmtes?«sagte er, immer noch lächelnd.

«Er ist momentan hier in England. Im Idealfall wüßten wir gern, wo er sich aufhält.«

Der Mund von Beatrice öffnete sich und klappte wieder zu. Sie weiß definitiv, wo er zu erreichen ist, dachte ich. Vielleicht konnten wir uns das zunutze machen, wenn wir einen Plan gefaßt hatten.

Lord Vaughnley verstaute den Zettel in einer Innentasche und sagte, er werde den Namen noch am Abend in den Computer eingeben, falls es für die Prinzessin wichtig sei.

«Und ob es das ist«, beteuerte sie.

«Jede Kleinigkeit«, sagte ich,»könnte nützlich sein.«

«Nun gut. «Er küßte die Hand der Prinzessin und verabschiedete sich allgemein, und zu mir sagte er im Gehen:»Unternehmen Sie wieder einen Kreuzzug?«

«Ich glaube schon.«

«Dann helfe Gott diesem Nanterre.«

«Wie hat er denn das gemeint?«wollte Beatrice wissen, als Lord Vaughnley fort war, und die Prinzessin sagte ihr beschwichtigend, das sei eine lange Geschichte, die mich nicht davon abhalten dürfe, ihr alles über Cols Rennen zu erzählen. Lord Vaughnley, setzte sie hinzu, sei ein guter Freund, den sie oft beim Pferderennen treffe, und es sei ganz natürlich, daß er ihr in jeder Beziehung helfe.

Beatrice war, um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, seit Nanterres Anruf am Vorabend sehr viel ruhiger.

Sie hatte sich geweigert zu glauben, daß er die Pferde umgebracht hatte (»das müssen Vandalen gewesen sein, wie die Polizei sagt«), bis er es selber zugab, und obwohl sie weiterhin darauf bestand, daß ihr Bruder in die Projekte Nanterres einwilligen sollte, hörten wir kein Lob mehr über ihn persönlich.

Ihre Feindseligkeit mir gegenüber schien sich andererseits vertieft zu haben, und zu meinem Bericht von dem Rennen äußerte sie ihre eigene Meinung.

«Quatsch. Sie haben das Rennen nicht am letzten Hindernis verloren. Sie lagen die ganze Zeit zu weit zurück, das konnte doch jeder sehen. «Sie nahm ein kleines Sandwich von der Platte auf dem Tisch und biß hinein, als zwicke sie mir den Kopf ab.

Niemand focht ihre Behauptung an, und dadurch ermutigt sagte sie boshaft zu Danielle:»Dein Mitgiftjäger ist noch nicht mal ein guter Jockey.«

«Beatrice«, entgegnete die Prinzessin sofort unerschüttert:»Kit hat selber Vermögen, und er wird seinen wohlhabenden Großvater beerben.«

Sie warf mir einen Blick zu, damit ich ja nicht widersprach. Was ich an Vermögen besaß, hatte ich mir verdient, und meinem Großvater gehörten zwar einige Ecken und Enden von Newmarket, aber die waren ungefähr so flüssig wie Ziegelstein.

«Und, Tante Beatrice«, sagte Danielle leicht errötend,»ich bin arm.«

Beatrice aß ihr Sandwich und überließ das Sprechen ihren Kulleraugen. Ihr helloranges Haar, dachte ich unzusammenhängend, hatte fast den gleichen Farbton wie die jutebezogenen Wände.

Das sechste und letzte Rennen war bereits im Gang. Alle außer Beatrice gingen zum Zuschauen auf den Balkon, und ich fragte mich, ob eine versprochene Dollarmillion geistigen Unfrieden wert war.»Nett sein ist nett«, hatte unsere Großmutter, die uns aufzog, oft genug zu Holly und mir gesagt, und» Haß lähmt das Denkvermögen«. Großvater, Ohrenzeuge ihrer Ketzereien, hatte versucht, ihren Einfluß mit Anti-Allardeck-Slogans zunichte zu machen, aber am Ende war sie es, die sich durchsetzte. Holly hatte Bobby geheiratet, und ich war, abgesehen von dem derzeitigen Stand der Dinge mit Danielle und von einigen früheren Rückschlägen, im Grunde glücklich aufgewachsen und es auch geblieben. Beatrice hatte bei all ihrem Schwelgen in Nerz, Krokodil und spanischer Villa in Palm Beach nicht so viel Glück gehabt.

Als es Zeit für den Heimweg war, fuhr Beatrice wieder mit der Prinzessin im Rolls. Ich hatte gehofft, Litsi würde sie begleiten, da ich ja über Chiswick fahren wollte, um Danielle zum Studio zu bringen, doch er nahm sie beim Arm und steuerte plaudernd mit ihr auf den JockeyParkplatz zu, als wäre das gar keine Frage. Litsi beherrschte wie seine Tante die feine Kunst, diskret und höflich seinen Willen durchzusetzen. Er wäre ein großartiger König geworden, dachte ich ironisch, hätte er die Chance bekommen.

Wir setzten Danielle ab (sie winkte uns beiden und küßte keinen), und ich fuhr uns zurück zum Eaton Square. Natürlich kam das Gespräch auf Beatrice.

«Sie waren schockiert«, meinte Litsi belustigt,»als sie Sie einen Mitgiftjäger nannte. Sie hatten an Danielles finanzielle Aussichten nicht einmal gedacht.«

«Sie hat mich einen schlechten Jockey genannt«, sagte ich.

«Na klar. «Er lachte in sich hinein.»Sie sind ein Puritaner.«»Danielle hat das Geld, das sie verdient«, sagte ich.»Genau wie ich auch.«

«Danielle ist Rolands Nichte«, sagte er, als belehre er einen ABC-Schützen.»Roland und Tante Casilia haben sie gern, und sie haben keine Kinder.«

«Ich mag diese Komplikation nicht.«

Er brummte nur und äußerte sich nicht mehr zu dem Thema, und nach einer Weile sagte ich:»Wissen Sie, weshalb sie keine Kinder haben? Ist das freiwillig oder wegen seiner Krankheit? Oder hat es einfach nicht geklappt?«

«Wegen seiner Krankheit, dachte ich immer, aber ich habe nie gefragt. Er war, glaube ich, um die Vierzig, als sie heirateten, und wenig später bekam er den Virus. Ich kann mich nicht erinnern, ihn je auf den Beinen gesehen zu haben, dabei soll er zu seiner Zeit ein guter Skifahrer gewesen sein.«

«Schlimm für sie«, sagte ich.

Er nickte.»In gewisser Hinsicht hatte er noch Glück. Mancher, der von der Krankheit befallen wird — und Gott sei Dank ist sie selten —, büßt auch den Gebrauch der Arme ein. Natürlich sprechen sie nicht viel darüber.«

«Wie wollen wir seine Ehre retten?«

«Sie konzipieren«, gab Litsi faul zurück,»und ich sekundiere.«

«Einen Hebel konzipieren«, sagte ich geistesabwesend.

«Einen Hebel?«

«Um die Welt zu bewegen.«

Er streckte sich zufrieden.»Haben Sie irgendwelche Ideen?«

«Eine oder zwei. Ziemlich vage.«»Und die wollen Sie nicht preisgeben?«

«Noch nicht. Muß erst ein bißchen nachdenken. «Ich sagte ihm, daß ich am Morgen ein Tonbandtelefon gekauft hatte.»Wenn wir zurückkommen, schließen wir es an und arbeiten ein Verfahren aus.«

«Er wollte heute abend wieder anrufen.«

Unnötig hinzuzufügen, wer» er «war.

«Mm«, sagte ich.»Das Telefon, das ich besorgt habe, ist gleichzeitig ein Konferenztelefon. Es hat einen Lautsprecher, so daß jeder im Raum mitbekommt, was der Anrufer sagt. Den Hörer braucht man dazu nicht. Wenn er also anruft, und Sie gehen gerade dran, sehen Sie dann zu, daß er englisch spricht?«