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«Hm… indem ich ihn besiegt habe, habe ich ihn auch gerettet. Maynard Allardeck war mit allen, insbesondere mit unlauteren Mitteln darauf aus, seine Zeitung zu übernehmen, und durch mich bekam er die Möglichkeit, ihn für immer daran zu hindern, denn ich gab ihm eine Kopie des bewußten Films.«

«Ich verstehe«, sagte Litsi ironisch,»daß er Ihnen den einen oder anderen Gefallen schuldet.«

«Außerdem«, sagte ich,»war der Junge, der unter Maynards Einfluß seine halbe Erbschaft verspielt hat, Hugh Vaughnley, Lord Vaughnleys Sohn. Mit der Androhung, den Film an die Öffentlichkeit zu bringen, holte Lord Vaughnley sich von Maynard das Erbvermögen zurück. Das Erbe bestand genau gesagt aus Anteilen an der Zeitung, dem Towncrier.«

«Ein Fall von ausgleichender Erpressung. Ihre Idee?«

«Na. so ungefähr.«

Er lachte leise.»Wahrscheinlich sollte ich das mißbilligen. Es war bestimmt gesetzwidrig.«

«Das Gesetz sorgt nicht immer für Gerechtigkeit. Meistens kommt das Opfer schlecht weg. Allzuoft kann das Gesetz nur strafen, es kann nichts in Ordnung bringen.«

«Und Sie meinen, das Unrecht, welches dem Opfer zugefügt wurde, wiedergutzumachen ist wichtiger als alles andere?«

«Wo es geht, muß das den Vorrang haben.«

«Und dafür würden Sie das Gesetz übertreten?«

«Es ist zu spät am Tag, um sich an die Wand nageln zu lassen«, sagte ich,»und wir sind wieder am Eaton Square.«

Wir gingen hinauf ins Wohnzimmer und genehmigten uns, da die Prinzessin und Beatrice schon zu Bett gegangen waren, entspannt noch einen Brandy als Schlummertrunk. Ich mochte Litsi als Mensch immer mehr und wünschte ihn doch für immer auf die andere Seite des Erdballs; und während wir uns so ansahen, fragte ich mich, ob er womöglich dasselbe dachte.

«Was machen Sie morgen?«sagte er.

«Ich starte in Bradbury.«

«Wo ist das?«

«Zwischen hier und Devon.«

«Mir schleierhaft, wo Sie die Energie hernehmen. «Er gähnte.»Ich habe einen geruhsamen Rennbesuch in Ascot hinter mir und bin erledigt.«

Mit lässiger Eleganz trank er seinen Brandy, und schließlich zogen wir das Tonbandtelefon aus dem Stek-ker, brachten es ins Souterrain und schlossen es dort auf dem Flur an. Danach gingen wir ins Erdgeschoß und blieben einen Augenblick vor Litsis Tür stehen.

«Gute Nacht«, sagte ich.

«Gute Nacht. «Er zögerte und streckte dann seine Hand aus. Ich schlug ein.»So ein alberner Brauch«, sagte er ironisch,»aber was kann man sonst tun?«Er winkte mir flüchtig und trat in sein Zimmer, und ich ging nach oben, um herauszufinden, ob ich immer noch zwischen den Bambussprossen schlafen konnte; es sah so aus.

Ich döste vielleicht eine Stunde auf dem Bettzeug, dann ging ich nach unten um das Haus herum zur Garage, um Danielle abzuholen.

Als ich in die dunkle, menschenleere Gasse einbog, dachte ich, daß sie wirklich der ideale Ort für einen Hinterhalt wäre.

Kapitel 12

Es war eine kopfsteingepflasterte Sackgasse, etwa sechs Meter breit und hundert Meter lang, mit einem erweiterten Platz zum Wenden am anderen Ende; die Rückfronten hoher Gebäude schlossen das Ganze wie eine Schlucht ein. Beide Seiten waren von Garagentoren gesäumt, die breiten Garagen selbst führten in die Rückfronten der Gebäude hinein, und im Gegensatz zu vielen Gassen dieser Art, wo die Garagen ursprünglich der Unterbringung von Pferden und Fuhrwerken dienten, hatte die sogenannte Falmouth Mews keine Wohnungseingänge.

Tagsüber herrschte reger Betrieb in der Gasse, da mehrere Garagen von einer Autoschlosserfirma gepachtet waren, die Reparaturen für die Leute in der näheren Umgebung ausführte. Nachts, wenn sie fort waren, war es eine Schattenlinie aus großen, geschlossenen Toren, nur beleuchtet von den Fenstern der darüberliegenden Gebäude.

Die Garage, in der Thomas den Rolls unterstellte, lag in der hinteren Hälfte. Gleich daneben lag eine Garage der Autoschlosser, aber Thomas hatte sie überredet, sie vorübergehend an die Prinzessin zu vermieten, damit Danielle dort ihren (inzwischen von Thomas aus der Reparatur geholten) Wagen unterbringen konnte. Mein obdachloser Mercedes parkte vor dem Tor von Danielles Garage, und hier und dort waren auch noch andere Autos so in der

Gasse abgestellt. Bei einer Familie mit zwei Wagen stand meistens einer in der geräumigen Garage, der andere parkte längs davor.

Hinter diesen Zweitwagen gab es unzählige Verstecke.

Ich hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen, dachte ich.

Morgen würde ich eine kaufen. Ein Heer von Ungeheuern konnte sich hier verborgen halten… und Beatrice wußte, um welche Zeit ich jede Nacht nach Chiswick fuhr.

Ich ging durch die Gasse und fühlte mein Herz klopfen, dabei war ich in der Nacht vorher ohne das geringste Zittern dort entlanggegangen. Die Macht der Einbildung, dachte ich sarkastisch: Und nichts raschelte im Unterholz, nichts sprang, der Tiger lauerte der Ziege nicht auf.

Das Auto sah genauso aus, wie ich es zurückgelassen hatte, aber ich prüfte die Elektrokabel unter der Haube und unter dem Armaturenbrett, bevor ich die Zündung einschaltete. Ich vergewisserte mich, daß kein Öl aus dem Motor sickerte und daß alle Reifen hart waren, und ich machte zur Kontrolle eine Vollbremsung, bevor ich in die Straße einbog.

Zufrieden und beruhigt fuhr ich nach Chiswick und holte um zwei Uhr Danielle ab. Sie war müde von dem langen Tag und sagte nicht viel, nur daß sie den ganzen Abend an einer Story über Schnee- und Eishäuser gebastelt hatten, die sie für Zeitverschwendung hielt.

«Was für Schnee- und Eishäuser?«fragte ich, mehr um mich mit ihr zu unterhalten, als um es zu erfahren.

«Skulpturen für einen Wettbewerb. Ein paar von den Jungs hatten sie auf einer Ausstellung gefilmt. Ähnlich wie Sandburgen, bloß eben aus Schnee und Eis. Manche waren ganz hübsch und hatten sogar Innenbeleuchtung. Die Jungs sagten, der Drehort war, als ob man ohne Wolldecke in einem Iglu filmt. Alles recht lustig, nehme ich an, aber keine weltbewegenden Nachrichten.«

Sie gähnte und verfiel in Schweigen, und bald darauf waren wir wieder in der Garagengasse; nachts, wenn der Verkehr ruhte, war es nur eine kurze Fahrt.

«Du kannst mich nicht immer weiter abholen kommen«, sagte sie, als wir um den Block zum Eaton Square gingen.

«Ich tu’s gern.«

«Litsi hat mir gesagt, daß der Kapuzenmann Henri Nan-terre war. «Sie fröstelte.»Ich weiß nicht, ob das so besser oder schlimmer ist. Jedenfalls arbeite ich im Augenblick nicht Freitag nachts, und Samstag-Sonntag natürlich auch nicht. Freitag nacht kannst du schlafen.«

Wir schlossen die Haustür mit den neuen Schlüsseln auf und sagten uns wieder auf ihrem Treppenabsatz gute Nacht. Wir hatten in diesem Haus nie im selben Bett geschlafen, daher gab es keine Erinnerungen dieser Art, denen ich nachtrauern konnte, aber ich wünschte mir, als ich eine Treppe höher hinaufging, leidenschaftlich, daß sie mitkäme. Es hätte jedoch keinen Sinn gehabt, das vorzuschlagen, denn ihr Gutenachtkuß war wieder eine Abwehr, kein Versprechen gewesen und erneut alles andere als voll gelandet.

Laß ihr Zeit. die Zeit war eine peinigende Unruhe mit ungewissem Ausgang.

Frühstück, Zeitungen und Wärme gab es jeden Tag unten im Morgenzimmer, dessen Tür gegenüber der von Litsis Zimmer lag. An diesem Donnerstagmorgen war ich gegen neun dort und schaute gerade nach, welche Pferde mich in Bradbury erwarteten, als die Sprechanlage summte und Dawson mir sagte, Mr. Harlow verlange mich am Telefon.

Besorgt nahm ich den Hörer ab.

«Wykeham?«

«Ah, Kit. Passen Sie auf, ich dachte, ich sage es Ihnen lieber, aber machen Sie nicht die Prinzessin scheu. Heute nacht ist hier jemand herumgeschlichen.«