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«Na, legen sie los.«

«Eine hohe Belohnung erwartet denjenigen, der am Donnerstagnachmittag beim Pferderennen in Bradbury eine Nachricht von Danielle weitergegeben hat. «Ich diktierte es langsam und fügte die Telefonnummer des Hauses am Eaton Square hinzu.

Buntys Verwunderung kam deutlich durch den Äther.»Das gehört in die Kontaktanzeigen.«

«Nein. Auf die Rennseite. Haben Sie’s genau mitbekommen?«

Er las es Wort für Wort noch einmal vor.

«He«, sagte er,»wenn Sie in Bradbury geritten sind, könnten Sie vielleicht ‘ne ganz komische Story bestätigen, die wir da haben. Ein Typ soll von einem Balkon runter auf einen Haufen Mäntel gefallen sein. Verkohlt uns da jemand, oder sollen wir das drucken?«

«Es ist passiert«, sagte ich.

«Haben Sie’s gesehen?«

«Ja.«

«Ist der Typ verletzt worden?«

«Nein, gar nicht. Also, Bunty, lassen Sie sich die Geschichte von jemand anders erzählen, ja? Ich bin in meinem Wagen, und ich will diese Anzeige noch in der Sporting Life und der Racing Post unterbringen, bevor die in Druck gehen. Könnten Sie mir noch deren Nummern geben?«

«Klar, bleiben Sie dran.«

Ich legte kurz den Hörer ab und gab Danielle meinen Stift und mein Notizbuch nach hinten, und als Bunty die Nummern durchgab, wiederholte ich sie laut, damit sie sie aufschreiben konnte.

«He, Kit«, sagte Bunty,»geben Sie mir ein kurzes, verwendbares Statement über Ihre morgigen Chancen auf Abseil.«

«Kann ich nicht, Bunty, wissen Sie doch, Wykeham Harlow hält nichts davon.«»Ja, ja, ja. Das ist ein ungefälliger alter Sack.«

«Denken Sie an die Anzeige«, sagte ich.

Er versprach, sich drum zu kümmern, und ich rief mit dem gleichen Anliegen die beiden Sportzeitungen an.

«Morgen und am Samstag«, sagte ich ihnen.»Fettgedruckt auf der Titelseite.«

«Das wird teuer«, sagten sie.

«Schicken Sie mir die Rechnung.«

Danielle und Litsi schwiegen während dieser Unterredung, und als ich fertig war, meinte Litsi zweifelnd:»Versprechen Sie sich was davon?«

«Man kann nie wissen. Wer’s nicht versucht, kommt zu nichts.«

Danielle sagte:»Dein Wahlspruch fürs Leben.«

«Kein schlechter«, sagte Litsi.

Wir setzten Danielle auf die Minute pünktlich am Studio ab und fuhren zum Eaton Square. Litsi beschloß, überhaupt nichts davon zu sagen, daß er knapp dem Tod entgangen war, und fragte mich in Sachen Muskelzerrung um Rat.

«Sauna und Massage«, empfahl ich.»Sonst ein langes, heißes Vollbad und ein paar Aspirin. Und John Grundy könnte Sie ja morgen früh mal durchkneten.«

Er entschied sich für die Heimkur und verschwand, als wir ins Haus kamen, auf seine Suite, um ungestört seine Wunden zu pflegen. Ich ging hinauf in das noch immer unverletzte Territorium des Bambuszimmers, wo ich jeden Abend Wykeham anklingelte und meine telefonischen Nachrichten abrief.

Wykeham sagte, die Besitzer von Pinkeye seien sauer wegen des verzögerten Rennens und hätten sich bei ihm beschwert, ich sei hinterher kurz angebunden gewesen.

«Aber Pinkeye hat doch gesiegt«, sagte ich. Ich war das ganze Rennen automatisch geritten, wie man in Gedanken vertieft eine altgewohnte Strecke fährt und sich bei der Ankunft an keinen Meter mehr entsinnt. Als ich den Zielpfosten passiert hatte, konnte ich mich an die Sprünge kaum erinnern.

«Sie kennen die ja«, sagte Wykeham.»Die sind nie zufrieden, auch wenn sie gewinnen.«

«Mm«, sagte ich.»Geht’s den Pferden gut?«

Allen Pferden gehe es ausgezeichnet, sagte Wykeham, und Abseil fahre beinah aus der Haut und könne dem Feld morgen davonlaufen.

«Großartig«, sagte ich.»Also gute Nacht, Wykeham.«

«Gute Nacht, Paul.«

Der Normalzustand, dachte ich grinsend beim Auflegen, kehrte unverkennbar wieder.

Das Abendessen war eine steife Angelegenheit mit gezwungener Konversation, wobei Roland de Brescou geistesabwesend in seinem Rollstuhl am Kopf des Tisches saß.

Beatrice lamentierte einige Zeit darüber, daß Harrods jetzt unmöglich sei (busweise Touristen, Casilia) und Fortnums überlaufen, und daß ihre liebste Pelzhandlung die Pforten geschlossen habe und verschwunden sei. Bea-tricens Einkaufstag hatte auch einen Friseurbesuch mit sich gebracht und infolgedessen eine Auffrischung der Pfirsichfarbe. Ihre Vergnügungen, erkannte ich, dienten keinem anderen Zweck als dem, die Zeit totzuschlagen; sie waren ein Spiegel erdrückender Sinnlosigkeit, unendlich deprimierend. Kein Wunder, daß sie klagt, dachte ich, wenn diese ganze Leere sie verfolgt.

Sie sah mich an, zweifellos, weil sie meinen Blick spürte, und sagte mit unverhohlener, plötzlicher Galle:»Sie sind es, der dem Fortschritt im Weg steht. Ich weiß das, bestreiten Sie’s nicht. Roland hat es heute morgen zugegeben. Er hätte Henris Plänen sicher längst zugestimmt, wenn Sie nicht wären. Er hat zugegeben, daß Sie dagegen sind. Sie haben ihn beeinflußt. Sie sind böse.«

«Beatrice«, mahnte die Prinzessin,»er ist unser Gast.«

«Das ist mir egal«, sagte sie heftig.»Er sollte es nicht sein. Er ist mir die ganze Zeit im Weg.«

«Dir, Beatrice?«fragte Roland.

Sie zögerte.»In meinem Zimmer«, sagte sie schließlich.

«Es stimmt«, sagte ich ohne Angriffslust,»daß ich dagegen bin, daß Monsieur de Brescou etwas wider sein Gewissen unterschreibt.«

«Ich werde Sie schon los«, sagte sie.

«Nein, Beatrice, das geht wirklich zu weit«, rief die Prinzessin aus.»Kit, erlauben Sie, daß ich mich dafür entschuldige.«

«Es macht nichts«, versicherte ich ihr aufrichtig.»Ganz und gar nichts. Ich stehe Mrs. Bunt ja tatsächlich im Weg. Wenn es darum geht, daß Monsieur gegen sein Gewissen handeln soll, werde ich das immer tun.«

Litsi sah mich grübelnd an. Ich hatte eine sehr deutliche, provozierende Erklärung abgegeben, und er schien sich zu fragen, ob ich mir dessen bewußt war. Ich wiederum war froh, daß ich die Gelegenheit dazu erhalten hatte, und würde meine Worte gegebenenfalls wiederholen.

«Sie sind hinter Danielles Geld her«, sagte Beatrice wütend.

«Sie wissen, daß sie keins hat.«

«Bis sie Roland beerbt.«

Die Prinzessin und Roland sahen aus wie vor den Kopf geschlagen. Wahrscheinlich hatte an dieser kultivierten Tafel bisher noch niemand so offen Krieg geführt.

«Im Gegenteil«, sagte ich höflich.»Wenn Monsieur durch den Verkauf von Waffen reicher würde, und ich wäre hinter Danielles sagenhafter Erbschaft her, dann würde ich ihn drängen, daß er sofort unterschreibt.«

Sie starrte mich erst einmal sprachlos an. Ich machte ein völlig nichtssagendes Gesicht, eine Gewohnheit, die ich im Umgang mit Maynard Allardeck erlernt hatte, und benahm mich, als führten wir eine normale Unterhaltung.»Ganz allgemein«, sagte ich freundlich,»würde ich jedem unerbittlich entgegentreten, der seinen Willen mit Drohungen und Schikanen durchzusetzen sucht. Henri Nanterre hat sich aufgeführt wie ein Gangster, und solange ich hier bin, werde ich nach Kräften darum bemüht sein, daß er sein Ziel nicht erreicht.«

Litsi wollte etwas sagen, überlegte es sich dann anders und schwieg. Der grübelnde Ausdruck verschwand jedoch von seiner Stirn und machte einer unbestimmten Sorge Platz.

«Gut«, meinte Beatrice.»Gut…«

Ich sagte mild wie zuvor:»Eigentlich ist ja nichts dabei, wenn man die Fronten klärt, nicht wahr? Wie Sie das in bewundernswerter Weise getan haben, Mrs. Bunt?«

Wir aßen gerade Seezunge. Beatrice entdeckte ganz plötzlich, daß da eine Menge Gräten waren, die ihre Aufmerksamkeit erforderten, und Litsi warf elegant ein, daß er für den kommenden Mittwoch zur Eröffnung einer neuen Galerie in der Dover Street eingeladen sei; ob Tante Casi-lia vielleicht mit ihm hingehen möchte.