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«Nein. Niemals. Ich hätte nichts dagegen, hier oben zu sterben, während ich meinen Pferden zusehe. «Er lachte plötzlich, in den Augen ein Aufblitzen der Energie, die ihn vor gar nicht so langer Zeit ständig erfüllt hatte, als er noch ein Titan war.»Ich habe ein tolles Leben gehabt, wissen Sie. Großartig.«

«Bleiben Sie uns erhalten«, sagte ich.

Er nickte.»Nächstes Jahr«, sagte er,»packen wir vielleicht das Grand National.«

Wykehams vier Renner in Sandown starteten in den drei ersten Läufen und im fünften, und die Prinzessin sah ich erst, als sie vor Helikons Rennen, Nummer 3 laut Programm, in den Führring kam.

Beatrice war bei ihr, ebenso Litsi und auch Danielle, die mich nach einem fast geflüsterten Gruß aus ihren Gedanken zu verbannen schien, indem sie aufmerksam die herumgehenden Pferde betrachtete.

«Guten Morgen«, sagte die Prinzessin, als ich mich vor ihr verneigte.»Dawson sagt, Wykeham hat heute früh. wieder angerufen. «Mit einer Spur von Besorgnis schaute sie mich an, und was sie in meinem Gesicht las, verstärkte ihre Befürchtung jäh.

Sie ging ein wenig weg von ihrer Familie, und ich folgte ihr.

«Noch mal?« Sie wollte es nicht glauben.»Welche?«

«Eins«, sagte ich.»Col.«

Sie nahm den Schock mit einem langen, ausdruckslosen Blick auf.

«Genauso wie… neulich?«sagte sie.

«Ja. Mit dem Bolzenschußgerät.«

«Mein armes Pferd.«

«Es tut mir sehr leid.«

«Ich werde meinem Mann nichts davon sagen«, überlegte sie.»Bitte sagen Sie’s keinem von ihnen, Kit.«

«Es wird morgen oder am Montag in den Zeitungen stehen«, sagte ich,»diesmal wohl noch ausführlicher.«

«Oh…«Die Aussicht darauf traf sie fast so sehr wie Cols Tod.»Ich werde zu dem Druck auf meinen Mann keinesfalls beitragen«, sagte sie heftig.»Er darf diesen elenden Vertrag nicht unterschreiben. Verstehen Sie, es bringt ihn um, wenn er das tut. Die Schande überlebt er nicht. Er würde sterben wollen… so wie er die ganzen Jahre, obwohl sein Zustand eine solche Prüfung für ihn ist, hat leben wollen. «Sie machte eine kleine Geste mit ihrer behandschuhten Hand.»Er ist mir… sehr teuer, Kit.«

In der Erinnerung hörte ich meine Großmutter sagen:»Ich liebe den alten Mistkerl, Kit«, womit sie meinen kampflustigen Großvater meinte; ein ganz ähnliches Bekenntnis zu einem Mann, der nicht auf den ersten Blick liebenswert war.

Daß die Prinzessin es ausgesprochen hatte, war erstaunlich, aber nicht so undenkbar wie vor der Ankunft von Nanterre. In den letzten acht Tagen, sah ich, hatte sich sehr viel zwischen uns geändert.

Seine Ehre retten, sein Leben retten, ihr Zusammenleben retten. Mein Gott, dachte ich, was für eine Bürde. Sie brauchte Superman, nicht mich.

«Sagen Sie ihm nichts von Col«, mahnte sie nochmals.

«Nein.«

Ihr Blick kam auf Beatrice zu ruhen.

«Ich erzähle es auch sonst niemand«, sagte ich.»Aber auf der Rennbahn bleibt es vielleicht kein Geheimnis. Dusty und die Pfleger, die mit den Pferden gekommen sind, wissen Bescheid, und sie werden es anderen Pflegern erzählen… es spricht sich herum, fürchte ich.«

Sie nickte kurz, unglücklich, und verlegte ihre Aufmerksamkeit von Beatrice auf Helikon, der gerade an uns vorbeikam. Sie betrachtete ihn mehrere Sekunden lang, drehte den Kopf nach ihm, als er weiterging.

«Was halten Sie von ihm?«fragte sie; ihr bewährter Abwehrmechanismus schaltete sich ein.»Was darf ich erwarten?«

«Er ist immer noch etwas hitzköpfig«, sagte ich,»aber wenn ich ihn in den Griff bekomme, müßte er gut laufen.«

«Aber kein zweiter Kinley?«tippte sie an.

«Bisher nicht.«

«Tun Sie Ihr Bestes.«

Ich sagte wie immer, das würde ich, und wir kehrten zu den anderen zurück, als hätten wir über nichts als über ihr Hürdenpferd gesprochen.

«Ist dir aufgefallen, wer wieder herstarrt?«sagte Danielle, und ich antwortete, das hätte ich in der Tat bemerkt, diese Augen verfolgten mich überall.

«Geht dir das nicht auf die Nerven?«fragte Danielle.

«Welche Nerven?«meinte Litsi.

«Sprecht ihr von Mr. Allardeck?«wollte Beatrice wissen.»Mir ist schleierhaft, was ihr gegen ihn habt. Er sieht doch einfach reizend aus.«

Der einfach reizende Mann übertrug von weitem seine unerbittlichen Gedanken auf mich, beging eindeutig eine Verletzung psychologischen Territoriums, und ich dachte mit Unbehagen wieder an die Geistesverfassung, die ihn dazu trieb. Der böse Blick, dachte ich — und kein schützender Talisman weit und breit.

Die Zeit zum Aufsitzen kam, und der hitzköpfige Helikon und ich gingen auf das Geläuf. Er war nervös und ungestüm, nicht direkt ein Reitvergnügen. Ich versuchte ihn auf dem Weg zum Start zu beruhigen, aber wie immer war das, als wollte man einen Stacheldrahtverhau beruhigen. Die Prinzessin hatte ihn als Jährling gekauft und setzte große Hoffnungen auf ihn, aber so gut er auch sprang, we-der Wykeham noch mir war es gelungen, ihm seine Muk-ken auszutreiben.

Es waren zwanzig oder mehr Teilnehmer, und ich brachte Helikon zeitig nach vorn, denn bei einem Zusammenstoß in dem Gedränge würde er vor Angst stehenbleiben; andererseits mußte ich ihn mit fester Hand führen, sonst konnte es sein, daß er sich selbständig machte und durch ging.Er antwortete auf die Freiheitsbeschränkung erst wieder einmal mit unbändigem Kopfschlagen, aber ich hatte ihn stabilisiert und recht gut am Laufen, und an der dritten Hürde dachte ich, das Schlimmste wäre überstanden, wir könnten jetzt ein wenig runtergehen und ein passables Rennen austüfteln.

Es war nicht sein Tag. An der vierten Hürde geriet das Pferd unmittelbar vor uns mit dem Fuß ins Hindernis, ging krachend zu Boden und rutschte auf der Flanke die Bahn entlang. Helikon stolperte darüber, schlug hin, warf mich ab; und wie es weiterging, habe ich gar nicht so ganz mitbekommen, obwohl es eine Karambolage war wie bei Nebel auf der Autobahn. Fünf Pferde, erfuhr ich nachher, stürzten an diesem Sprung. Eins von ihnen schien direkt auf mir zu landen; es gibt Gesünderes.

Kapitel 16

Ich lag auf dem Gras und schätzte die Lage ab. Ich war bei Bewußtsein und fühlte mich wie ein plattgequetschter Käfer, aber ich hatte mir nicht die Beine gebrochen, was ich immer am meisten fürchtete.

Einer der anderen Jockeys aus dem Gewirr hockte sich neben mich und fragte, ob ich in Ordnung sei, aber ich konnte ihm nicht antworten, weil ich keine Luft bekam.

«Er ist außer Puste«, sagte mein Kollege zu jemand hinter mir, und ich dachte:»Genau wie Litsi in Bradbury, verdammt. «Mein Kollege schnallte mir den Helm los und stieß ihn weg, wofür ich ihm nicht mal danken konnte.

Schließlich kam der Atem wieder. Bis der Krankenwagen sowie ein Arzt in einem Pkw eintrafen, war ich zu dem tröstlichen Schluß gelangt, daß ich mir überhaupt nichts gebrochen hatte und daß es an der Zeit sei, aufzustehen und weiterzukrebsen. Im Stehen fühlte ich mich gebeutelt und an mehreren Stellen ramponiert, aber damit mußte man sich abfinden, und ich konnte wohl froh sein, daß ich bei einem derartigen Sturz so glimpflich davongekommen war.

Einer der anderen Jockeys hatte weniger Glück gehabt, bleich und stumm lag er auf dem Rücken, während neben ihm besorgt die Sanitäter knieten. Auf der Fahrt im Krankenwagen zur Tribüne kam er ein wenig zu sich und stöhnte in Abständen, was die Helfer zwar beunruhigte, aber zumindest war es ein Lebenszeichen.

Als wir die Sanitätswache erreichten und die Hecktür des Krankenwagens geöffnet wurde, stieg ich als erster aus und fand die Frau des anderen Jockeys draußen, schwanger, hübsch und voller Angst.

«Ist Joe in Ordnung?«fragte sie mich und sah ihn auch schon auf der Tragbahre herauskommen, ganz und gar nicht in Ordnung. Ich nahm den schweren Schock in ihrem Gesicht wahr, das rasche Blaßwerden, den trockenen Mund… die Qual.