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So ist es Danielle ergangen, dachte ich. Das war es, was sie erlebt hatte; das hatte sie empfunden.

Ich legte den Arm um Joes Frau, hielt sie fest und sagte ihr, Joe würde es schaffen, es ginge ihm bald wieder gut, und beide wußten wir nicht, ob das stimmte.

Joe wurde in die Sanitätswache getragen, die Tür schloß sich hinter ihm, aber wenig später kam der Arzt heraus und erklärte Joes Frau freundlich, sie würden ihn in die Klinik bringen, der Stadtkrankenwagen sei schon angefordert.

«Sie können sich so lange zu ihm setzen, wenn Sie möchten«, sagte er zu ihr, und an mich gewandt:»Sie kommen besser auch mal mit rein, was?«

Ich ging hinein, und er untersuchte mich kurz und meinte:»Was verschweigen Sie mir?«

«Nichts.«

«Ich kenne Sie«, sagte er.»Und egal, wo ich hinfasse, Sie unterdrücken den Schmerz.«

«Also, autsch.«

«Wo, autsch?«

«Hauptsächlich am Fußgelenk.«

Er zog mir den Stiefel aus, und ich sagte ziemlich laut:»Au«, aber wie ich mir gedacht hatte, gebrochen war nichts. Er riet mir zu einer Bandage und etwas Ruhe und setzte hinzu, daß ich am Montag wieder reiten könnte, wenn mich meine Füße trügen und ich verrückt genug wäre.

Er widmete sich wieder Joe, und eine Krankenschwester ging zur Tür, als es klopfte, kam zurück und sagte mir, draußen wolle mich jemand sprechen. Ich zog meine Stiefel wieder an, fuhr mir durchs Haar und fand Litsi und Danielle vor der Tür.

Litsi hatte den Arm um Danielles Schultern gelegt, und Danielle sah aus, als wäre das der letzte Ort auf Erden, wo sie sein wollte.

Ich wußte, wie zerzaust ich aussah, wußte, daß ich humpelte, daß meine Reithose voller Grasflecken war und am linken Oberschenkel einen Riß hatte.

Litsi nahm das alles in sich auf, und ich lächelte ihn leise an.

«Der Lack ist ab«, sagte ich.

«Offenbar. «Er blickte nachdenklich drein.»Tante Casilia bat uns nachzusehen… wie’s Ihnen geht.«

Es hatte Danielle sehr viel Mut abverlangt, dachte ich, hierherzukommen, womöglich noch einmal mit dem konfrontiert zu werden, was sie im Januar erlebt hatte. Ich sagte zu Litsi, aber mit den Augen auf Danielle:»Richtet ihr bitte aus, daß es mir gutgeht. Ich reite am Montag.«

«Wie kannst du reiten?«fuhr Danielle auf.

«Rauf auf den Sattel, Füße in die Bügel, Zügel in die Hand.«

«Sei nicht so verdammt blöd. Wie kannst du jetzt noch Witze reißen… und antworte darauf bloß nicht. Ich kenne die beiden Antworten. >Ohne Schwierigkeiten oder >mit Mühe<, je nachdem, was lustiger ist.«

Sie mußte plötzlich lachen, aber das war zum Teil Hysterie, und es war Litsis breite Schulter, an der sie ihr Gesicht vergrub.

«Ich komme nachher in die Loge«, sagte ich zu ihm, und er nickte, aber bevor sie gehen konnten, öffnete sich die Tür der Sanitätswache, und Joes Frau kam heraus.

«Kit«, sagte sie erleichtert, als sie sah, daß ich noch dort war.»Ich muß zur Toilette. mir dreht sich der Magen. die haben gesagt, ich kann mit Joe ins Krankenhaus, aber wenn er abgeholt wird und ich bin grad nicht da, fahren sie vielleicht ohne mich…

Würden Sie hier warten und denen Bescheid sagen? Lassen Sie ihn nicht ohne mich weg.«

«Ich kümmre mich drum«, sagte ich.

Sie sagte leise» danke «und eilte in Richtung Toilette, und Danielle sagte mit weit aufgerissenen Augen:»Das ist ja… wie bei mir. Ist ihr Mann… schlimm verletzt?«

«Das läßt sich wohl noch nicht sagen.«

«Wie hält sie das aus?«

«Ich weiß es nicht«, sagte ich.»Wirklich nicht. Es ist viel einfacher von Joes Seite aus… und von meiner.«

«Ich seh mal, ob sie Hilfe braucht«, sagte Danielle unvermittelt, und sie gab ihre Zuflucht bei Litsi auf und ging hinter Joes Frau her.

«Im Ernst«, sagte Litsi, der ihr nachblickte,»wie können Sie scherzen?«

«Im Ernst? Allen Ernstes weder über Joe noch über seine Frau, aber über mich selbst, warum nicht?«

«Aber… ist die Sache das wert?«

Ich sagte:»Wenn Sie malen könnten, wie Sie wollten, würden Sie dann ein wenig Verdruß in Kauf nehmen?«

Er lächelte, zog die Brauen hoch.»Ja.«

«Ziemlich das gleiche«, sagte ich.»Erfüllung.«

Wir standen in einem abgelegenen Teil des Rennplatzes, weit weg vom Gewühl, während sich im Zentrum, bei den Tribünen, das nächste Rennen anbahnte. Dusty kam mit suchenden, argwöhnischen Blicken auf uns zugestürzt.

«Ich habe mir den Fuß verstaucht«, sagte ich.»Sie müssen Jamie für das fünfte Rennen nehmen, ich weiß, daß er frei ist. Aber Montag geht klar. Ist Helikon in Ordnung?«

Er nickte kurz ein paarmal und zog ab, ohne ein Wort zu verschwenden.

Litsi sagte:»Es ist ein Wunder, daß Sie nicht schlimmer zugerichtet sind. Es sah verheerend aus. Tante Casilia hatte durchs Fernglas geschaut, und sie war sehr besorgt, bis sie Sie aufstehn sah. Dann meinte sie, daß Sie sich über die Risiken im klaren seien und daß man von Zeit zu Zeit auf so etwas eben gefaßt sein müsse.«

«Sie hat recht«, sagte ich.

Er in seinem gutbürgerlichen Zivil betrachtete die Spuren der Erde auf den Farben der Prinzessin, betrachtete meine zerrissene, grünbefleckte Reithose und das Bein, das ich nicht belastete.

«Wie können Sie sich darauf immer wieder einlassen?«sagte er. Meine Lippen zuckten, und er setzte hinzu:»Ohne Schwierigkeiten oder mit Mühe, je nachdem, was lustiger ist.«

Ich lachte:»Zunächst mal rechne ich ja nie damit. Es ist immer eine unangenehme Überraschung.«

«Und jetzt, wo es passiert ist? Wie gehen Sie damit um?«

«Ich denke an etwas anderes«, sagte ich.»Nehme eine Menge Aspirin und konzentriere mich darauf, möglichst bald wieder dabeizusein. Ich lasse nicht gern andere Jok-keys auf meine Pferde los, so wie jetzt. Wenn ich sie geschult habe und sie kenne, gehören sie mir.«

«Und Sie gewinnen gern.«

«Ja, ich gewinne gern.«

Der Stadtkrankenwagen erschien nur wenige Augenblik-ke bevor Danielle und Joes Frau wiederkamen, und Litsi, Danielle und ich blieben bei Joes Frau stehen, während Joe in die Ambulanz geladen wurde. Er war immer noch halb bewußtlos, stöhnte und sah grau aus. Die Krankenträger halfen Joes Frau nach ihm in den Wagen, und wir sahen noch einmal ihr Gesicht, jung und verschreckt, als sie sich nach uns umschaute, dann wurde die Tür geschlossen, und sie fuhren langsam davon.

Litsi und Danielle blickten mich an, ich sah sie an; zu sagen gab es wirklich nichts.

Litsi legte den Arm wieder um Danielles Schultern, und sie drehten sich um und gingen fort, und ich humpelte los, duschte und wechselte die Kleider nach einem Sturz von vielen, an einem normalen Arbeitstag.

Als ich den Waageraum verließ, um zur Loge der Prinzessin zu gehen, trat Maynard Allardeck mir in den Weg. Er war wie immer vorzüglich gekleidet, der Inbegriff des englischen Gentleman, vom Hut der Firma Lock bis zu den handgenähten Schuhen. Er trug eine gestreifte Seidenkrawatte und Schweinslederhandschuhe, und seine Augen hatte ich noch nie so irr gesehen.

Resignierend hielt ich an.

Vor dem Waageraum, wo wir standen, war eine überdachte Veranda mit drei breiten Stufen auf den Bereich hinunter, der zum Absatteln der vier Erstplazierten jedes

Rennens benutzt wurde. Über einen Teerweg, der das Gras durchschnitt, konnte man den übrigen Teil des Sattelplatzes erreichen.

Die Pferde aus dem fünften Rennen waren abgesattelt und weggeführt worden; einzelne Leute waren noch in der Nähe, aber keine Menschenmenge.

Maynard stand zwischen mir und der Treppe, und um ihm auszuweichen, hätte ich mich vorsichtig seitlich an ihm vorbeidrängen müssen.

«Fielding«, sagte er heftig, und es war nicht so, daß er mich einfach mit Namen anredete; er benutzte das Wort als Verwünschung, so wie die Allardecks es rachsüchtige Generationen hindurch benutzt hatten. Er verwünschte meine Vorfahren und mein Dasein, der Geist der Fehde war wie Galle in seinem Mund, die irrationale Seite seines Hasses auf mich hatte klar die Oberhand.