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Lord Vaughnley entschuldigte sich bei der Prinzessin, ihren Jockey mit Beschlag belegt zu haben, und fragte mich, ob ich interessiert sei, noch mehr Informationen über Nanterre zu bekommen.

«Ja, bitte«, sagte ich, worauf er nickte und meinte, der Name laufe noch durch irgendwelche Computer.

«Sorgen?«fragte Litsi an meinem Ellbogen, als Lord Vaughnley gegangen war.

«Allardeck-Sorgen, nicht Nanterre. «Ich lächelte schief.»Die Fieldings hatten jahrhundertelang Allardeck-Sorgen. Die mit Nanterre sind viel dringender.«

Wir schauten uns das letzte Rennen an — ohne Konzentration, was mich betraf — und kehrten schließlich zu den Autos zurück. Litsi und Danielle wurden dem Rolls untreu und sagten, sie würden mit mir fahren.

Auf dem Weg von der Loge zum Parkplatz blieb ich ein paarmal stehen, um meinen Fuß zu entlasten. Keiner äußerte sich dazu, aber als wir zu meinem Wagen kamen, sagte Danielle entschieden:»Ich fahre. Du kannst mir den Weg sagen.«

«Für die Automatik braucht man keinen linken Fuß«, hob ich hervor.

«Ich fahre«, sagte sie grimmig.»Ich habe dein Auto schon mal gefahren. «Sie hatte, bei einer ähnlichen Gelegenheit.

Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und bat sie, an einer Drogerie weiter unten in der Straße zu halten.

«Was brauchst du?«sagte sie schroff und hielt am Bordstein.»Ich hole es dir.«

«Verbandszeug und Mineralwasser.«

«Aspirin?«

«Sind welche im Handschuhfach.«

Sie ging flott in den Laden und kam mit einer Papiertüte wieder, die sie mir auf den Schoß warf.

«Ich erzähl dir mal, was anliegt«, sagte sie mit unterdrückter Heftigkeit zu Litsi, als sie den Wagen wieder startete und Richtung London fuhr.»Er wird seinen Knöchel bandagieren und mit Eisbeuteln behängen, damit die Schwellung zurückgeht. Morgen wird er hufförmige schwarze Blutergüsse haben, und alles wird ihm weh tun. Keiner soll merken, daß er mit dem Fuß nicht auftreten kann, ohne daß ihm der Schmerz durch die Knochen fährt. Wenn du ihn fragst, wie es ihm geht, wird er sagen, >durch Mark und Beine. Er mag kein Mitgefühl. Verletzungen sind ihm peinlich, und er gibt sich alle Mühe, nicht auf sie zu achten.«

Litsi sagte, als sie innehielt:»Du mußt ihn sehr gut kennen.«

Das brachte Danielle zum Schweigen. Sie fuhr mit dem gleichen gedrosselten Zorn weiter, und es dauerte einige Zeit, bis sie sich entspannte.

Ich nahm ein paar Aspirin mit Mineralwasser und dachte über ihre Worte nach. Und Litsi hatte recht, überlegte ich: Sie kannte mich wirklich. Leider hörte sie sich an, als wünschte sie mich nicht zu kennen.

«Kit, Sie haben mir noch nicht erzählt«, sagte Litsi nach einer Weile,»warum sich Maynard Allardeck so geärgert hat, als die Prinzessin sagte, ihre Pferde liefen in Sandown immer gut. Wie kann einen so was ärgern?«

«Die Bescheidenheit verbietet mir, Ihnen das zu sagen«, lächelte ich.

«Na, versuchen Sie’s mal.«

«Sie hat mir damit ein Kompliment gemacht, das Maynard nicht hören wollte.«

«Sie meinen, es liegt an Ihrem Können, daß die Pferde gut laufen?«

«Erfahrung«, antwortete ich.»So in der Art.«

«Er ist besessen«, sagte Litsi.

Er war gefährlich, dachte ich; und es gab so etwas wie Mordaufträge, ausgeführt von unbekannter Hand, ein Gedanke, der mir nicht sonderlich gefiel. Um mich von schaurigen Vorstellungen abzubringen, fragte ich Danielle, ob sie Beatrice schon gesagt hätte, daß am Montag ihre letzte Spätschicht sei.

Danielle antwortete nach einem ziemlich langen Zögern, nein, noch nicht.

«Ich wünschte, du würdest es tun«, sagte ich bestürzt.»Du wolltest es doch.«

«Ich kann ihr das nicht sagen… Was ist, wenn Nanterre auftaucht und dich erschießt?«

«Wird er schon nicht«, sagte ich.»Aber wenn wir ihn nicht schnappen…«Ich unterbrach mich.»Die Prinzessin sagte mir heute, daß Roland, wenn er den Waffenvertrag unterschreibt, um uns alle zu retten, buchstäblich vor Scham stirbt. Er würde dann nicht mehr weiterleben wollen. Sie befürchtet stark, daß er nachgeben könnte… sie liebt ihn… sie möchte, daß er am Leben bleibt. Also müssen wir Nanterre stoppen, und zwar bald.«

Danielle antwortete über zwei oder drei Meilen nicht, und schließlich war es Litsi, der das Schweigen brach.

«Ich werde es Beatrice sagen«, meinte er ruhig.

«Nein«, protestierte Danielle.

«Letzte Nacht«, sagte ich,»hat Nanterre noch ein Pferd der Prinzessin getötet. Die Prinzessin will nicht, daß Roland davon erfährt. oder Beatrice, die es ihm erzählen würde.«

Beide taten einen bekümmerten Ausruf.

«Kein Wunder, daß sie so traurig gewesen ist«, sagte Litsi.»Es war nicht nur der Sturz von Helikon.«

«Welches Pferd?«fragte Danielle.

«Col«, sagte ich.»Der, den ich in Ascot geritten habe.«

«Der knapp besiegt worden ist?«fragte Litsi.

«Ja«, sagte Danielle.»Ihr Pferd für den Gold Cup. «Sie schluckte.»Wenn Litsi Beatrice sagt, Montag sei mein letzter Tag, werde ich nicht widersprechen.«

Wir verbrachten wieder einen etwas beklemmenden Abend im Haus. Roland kam zum Essen herunter, und die Unterhaltung verlief ein wenig stockend, weil jeder im Kopf behalten mußte, was nicht bekannt war und nicht gesagt werden durfte.

Litsi gelang es, Beatrice unmißverständlich, aber ganz nebenbei mitzuteilen, daß ich Danielle am Montag zum letzten Mal nachts abholen würde, da Danielle danach nicht mehr abends arbeiten ginge, eine Neuigkeit, die Prinzessin Casilia sehr in Erstaunen setzte.

Beatrice nahm die Nachricht zufriedenstellend auf; ihr Blick schweifte in meine Richtung, und man konnte fast die Rädchen klicken hören, als sie dem Ort die Zeit hinzufügte.

Ich fragte mich, ob sie einen klaren Begriff von der Sache hatte, die sie, wie ich hoffte, in die Wege leiten würde. Sie schien keine Bedenken oder Skrupel gegen einen Hinterhalt zu haben, durch den sie mich loswerden könnte, aber freilich wußte sie nichts von dem Anschlag auf Litsi oder Cols Tod. Davon konnten wir ihr nichts sagen, denn sie würde entweder sofort auf den Zusammenbruch ihres Bruders hinwirken, indem sie ihn einweihte, oder aber erneut Gewissensbisse bekommen und den Hinterhalt gar nicht erst einfädeln. Mit Beatrice dachte ich, setzten wir wirklich alles auf eine Karte.

Nanterre rief wieder nicht an; und den ganzen Tag hatte sich niemand nach einer Bradbury-Belohnung erkundigt.

Die Anzeigen waren zwei Tage lang an auffälliger Stelle in den Rennzeitungen erschienen und gut sichtbar im Towncrier, aber entweder hatte der Bote sie verpaßt oder es nicht der Mühe wert gehalten, darauf zu antworten.

Na ja, dachte ich enttäuscht, als ich mich ein wenig ächzend ins Bett legte, erst fand ich die Idee ganz gut, was Eva nach dem Apfel bestimmt auch zu Adam gesagt hatte.

Dawson meldete sich am Sonntagmorgen vor sieben Uhr über die Sprechanlage. Telefongespräch, sagte er.

Nicht schon wieder, dachte ich: Herrgott, nicht schon wieder.

Ich griff mit den fürchterlichsten Ahnungen zum Hörer und gab mir große Mühe, nicht zu zittern.

«Hören Sie«, sagte eine Stimme,»dies ist eine Nachricht an Danielle. Ich will keine Schwierigkeiten, aber kann man sich auf die Belohnung verlassen?«

Kapitel 17

Ja«, sagte ich mit trockenem Mund.»Man kann.«»Wieviel also?«

Ich holte tief Luft, faßte es kaum, mein Herz pochte heftig.

«Ziemlich viel«, sagte ich.»Hängt davon ab, wieviel Sie mir sagen können… Ich würde gern zu Ihnen kommen.«

«Das weiß ich nicht so recht«, murrte er.

«Die Belohnung wäre größer«, sagte ich.»Und ich würde sie mitbringen. «Das Atmen fiel leichter. Meine Hände hatten aufgehört zu zittern.

«Ich will keinen Ärger«, sagte er.