Выбрать главу

«Leider ja«, sagte ich.

«Das dachte ich mir. Ich hab ihn nicht fallen gesehen, ich war vorn bei den Buchmachern, verstehen Sie? Aber später hab ich hier und da was aufgeschnappt von Mänteln und so weiter… Bin allerdings nicht schlau daraus geworden, bis am nächsten Tag die ganze Sache in der Zeitung stand. «Er schüttelte den Kopf.»Ich konnte aber doch nichts sagen, oder, weil ich ja heimlich bei dem Pferderennen war.«

«Schwierig«, gab ich zu.

«Es war nicht meine Schuld, daß er von dem Balkon gefallen ist«, sagte er bedrückt.»Also dachte ich, wozu soll ich irgend jemandem was von der Nachricht sagen. Halte ich lieber den Mund. Vielleicht hat ihn diese Danielle runtergestoßen, dachte ich. Vielleicht war er ihr Mann, und ihr Geliebter hat ihn durch mich da hochgeschickt, damit sie ihn runterwerfen kann. Verstehen Sie, was ich meine?«

Ich unterdrückte ein Grinsen und verstand, was er meinte.

«Ich wollte es nicht mit der Polizei zu tun bekommen, verstehen Sie? Ich meine, er ist ja dank Ihrer Hilfe nicht in den Tod gestürzt, also war ja nichts passiert, oder?«

«Nein«, sagte ich.»Und er ist auch nicht gestoßen worden. Er verlor das Gleichgewicht auf ein paar losen Brettern, die die Maurer zurückgelassen hatten. Das weiß ich von ihm. Er hat mir erklärt, wie er gefallen ist.«

«Oh. «Mr. Anonymus Smith schien sowohl erleichtert wie auch enttäuscht, daß er nicht in ein versuchtes Verbrechen aus Leidenschaft verwickelt gewesen war.»Ich verstehe.«

«Aber«, sagte ich,»er war neugierig wegen der Nachricht. Er wollte gern wissen, wer Sie gebeten hat, ihm das auszurichten, daher beschlossen wir, die Annonce in die Zeitung zu setzen.«

«Sie kennen ihn also?«sagte er verblüfft.

«Inzwischen ja«, erwiderte ich.

«Aha. «Er nickte.

«Der Mann, der Ihnen die Nachricht gegeben hat«, sagte ich obenhin,»wissen Sie noch, wie der aussah?«

Ich bemühte mich, gleichmäßig zu atmen. Mr. Smith spürte trotzdem, daß es sich um eine entscheidende Frage handelte, und blickte in Gedanken an die zweite Rate vielsagend auf das Kuvert.

«Die zweiten Hundert gehören Ihnen«, sagte ich,»wenn Sie ihn beschreiben können.«»Es war kein Engländer«, wagte er den Sprung.»Ein auffallender Typ, harte Stimme, große Nase.«

«Erinnern Sie sich noch genau an ihn?«fragte ich, jetzt viel entspannter.»Würden Sie ihn wiedererkennen?«

«Ich hab seit Donnerstag an ihn gedacht«, sagte er einfach.»Ich glaube schon.«

Ohne viel Aufhebens davon zu machen, zog ich die fünf Fotos aus dem Umschlag: glänzende Schwarzweißaufnahmen, alle im Format 18x24 cm, von Leuten, die Rennpreise entgegennahmen. In vier von den Gruppen war Fielding der siegreiche Jockey, aber zweimal stand ich mit dem Rücken zur Kamera. Eine bessere Bildauswahl hatte ich auf die schnelle nicht treffen können.

«Würden Sie mal diese Fotos ansehen«, sagte ich,»und schauen, ob er dabei ist?«

Er holte eine Brille hervor und setzte sie auf seine platte Nase; ein unfähiger Mann, nicht unglücklich.

Er nahm die Fotos und betrachtete sie sorgfältig der Reihe nach. Ich hatte Nanterres Bild an vierter Stelle unter den fünf eingeordnet, und er warf einen Blick darauf und ging weiter. Er sah das fünfte an und legte sie alle wieder auf den Tisch, und ich hoffte, er würde nicht merken, wie enttäuscht ich war.

«Also«, sagte er bedächtig,»ja, er ist dabei.«

Ich beobachtete ihn atemlos und wartete. Wenn er Nanterre wirklich wieder erkannte, würde ich auf jedes Spiel, das ihm vorschwebte, eingehen.

«Hören Sie«, sagte er, als hätte er Angst vor seiner eigenen Courage.

«Sie sind Kit Fielding, ja? Ihnen fehlt’s nicht am nötigen Kleingeld. Und der Mann, der da abgestürzt ist, sah ziemlich gut betucht aus. Verstehen Sie, was ich meine? Machen Sie zweifünfzig draus, und ich sage Ihnen, welcher es ist.«

Ich holte tief Luft und tat, als ob ich mir das widerwillig überlegte.

«Na schön«, sagte ich schließlich.»Zweifünfzig.«

Er blätterte die Fotos durch und deutete unfehlbar auf Nanterre.

«Der«, sagte er.

«Sie haben Ihre zweifünfzig«, sagte ich. Ich gab ihm den zweiten kleinen Umschlag.»Da sind hundert drin. «Ich angelte nach meiner Brieftasche und zählte noch fünfzig hinzu.»Danke«, sagte ich.

Er nickte und steckte wie zuvor das Geld sorgfältig ein.

«Mr. Smith«, sagte ich obenhin.»Was würden Sie für weitere hundert tun?«

Er starrte mich durch seine Brille an.»Wie meinen Sie das?«Hoffnungsvoll, alles in allem.

Ich sagte:»Wenn ich einen Satz auf ein Blatt Papier schreibe, setzen Sie dann Ihre Unterschrift darunter? Der Name John Smith genügt vollkommen.«

«Was denn für einen Satz?«Er sah wieder besorgt drein.

«Ich schreibe ihn auf«, sagte ich.»Dann überlegen Sie sich, ob Sie unterschreiben.«

«Für einen Hunderter?«

«Richtig.«

Ich zog einen Bogen unliniertes Schreibpapier aus dem Umschlag, zückte meinen Kuli und schrieb:

«Beim Pferderennen in Bradbury (ich setzte das Datum ein) habe ich einem Mann eine Nachricht des Inhalts überbracht, daß er zu Danielle auf den Balkon kommen sollte. Den Mann, der mich das auszurichten bat, habe ich eindeutig auf dem mir gezeigten Foto identifiziert.«

Das gab ich Mr. Smith. Er wußte nicht genau, was für Folgen es haben könnte, wenn er unterschrieb, aber er dachte an einhundert Pfund.

«John Smith drunter?«sagte er.

«Ja. Mit Schwung, wie eine echte Unterschrift.«

Ich gab ihm meinen Kuli. Fast ohne weiteres Zögern tat er, was ich verlangt hatte.

«Großartig«, sagte ich, nahm das Blatt Papier und steckte es mit den Fotos zurück in den Umschlag. Ich griff wieder nach meiner Brieftasche, gab ihm weitere hundert Pfund und sah ihn nachgerade hungrig auf das Geld schauen, das ich dann noch übrig hatte.

«Da sind noch mal hundertfünfzig drin«, ich zeigte es ihm.»Das wären dann runde fünfhundert für Sie.«

Das Spiel gefiel ihm immer besser.»Was würden Sie dafür verlangen?«

«Damit ich Sie nicht bis nach Hause verfolgen muß«, sagte ich freundlich,»möchte ich, daß Sie mir auf einem gesonderten Blatt Ihren richtigen Namen und Ihre Adresse aufschreiben.«

Ich zog ein Blatt aus dem Umschlag.»Sie haben noch meinen Kuli«, erinnerte ich ihn.»Seien Sie brav und schreiben Sie.«

Er blickte drein, als hätte ich ihn vor den Kopf geschlagen.»Ich bin mit dem Bus gekommen«, sagte er leise.

«Ich kann auch Bussen nachfahren«, erwiderte ich.

Er sah krank aus.

«Ich erzähle Ihrer Frau nicht, daß Sie auf der Rennbahn waren«, sagte ich.»Wenn Sie Ihren Namen aufschreiben, damit ich Ihnen nicht zu folgen brauche.«

«Für Einhundertfünfzig?«sagte er schwach.

«Ja.«

Er schrieb einen Namen mit Anschrift in Blockbuchstaben:

A. V. HODGES

44 CARLETON AVENUE

WIDDERLAWN/BRADBURY

«Wofür steht das A. V.?«fragte ich.

«Arnold Vincent«, sagte er ohne Falsch.

«Okay«, sagte ich.»Hier ist das restliche Geld. «Ich zählte es ihm hin.»Verspielen Sie nicht alles auf einmal.«

Er sah erschrocken drein und lachte dann verschämt.»Ich kann nicht oft zum Rennen, verstehen Sie, was ich meine? Meine Frau weiß, wieviel Geld ich habe.«

«Jetzt aber nicht«, sagte ich vergnügt.»Vielen Dank, Mr. Smith.«

Kapitel 18

Ich hatte reichlich Zeit und dachte, ich könnte ebensogut auf Nummer Sicher gehen. Ich trödelte unsichtbar herum, während John Smith in einer Werkstatt seinen Ölfilter kaufte und seinen Bus abpaßte, und ich folgte dem Bus unsichtbar nach Widderlawn.

John Smith stieg aus und ging zur Carleton Avenue, wo er sich an Nummer 44, einem gut gepflegten Doppelhaus, mit Sozialwohnungen selbst die Tür aufschloß.