Выбрать главу

Die Prinzessin sah verblüfft und bekümmert drein.

«Litsi! Was ist passiert? Du hast kein Wort gesagt.«

«Henri hat damit geprahlt«, sagte Beatrice unglücklich,»daß er für Litsi einen Unfall arrangiert hat, der wunderbar gelungen wäre, wenn nicht dieser… dieser…«sie wußte nicht, wie sie mich nennen sollte, und begnügte sich mit Zeigen,»er hat Litsi das Leben gerettet. «Beatrice schluckte.»Ich hätte doch nie gedacht… nie und nimmer… daß er so etwas Furchtbares tun würde… daß er wirklich jemand verletzen würde. Und er sagte… er sagte…

Roland und Casilia wollten ja wohl nicht, daß noch mehr Pferde umgebracht würden, und wie Casilia denn das mit ihrem Pferd Col aufgenommen hätte… und als ich ihm sagte, davon wüßte ich auch nichts, geriet er in Wut… Er fragte, ob es Roland wüßte, und ich sagte, ich hätte keine Ahnung. Er schrie durchs Telefon… er war völlig außer sich… er sagte, er hätte nie gedacht, daß ihr so lange standhalten würdet… er sagte, das ginge alles zu langsam und er würde den Druck verstärken.«

Beatrice war tief erschüttert.

«Er sagte, der Jockey sei ihm ständig im Weg, behindere ihn, bringe Wächter und Tonbandtelefone ins Spiel; also werde er zuerst mal den Jockey loswerden. Danach werde Danielle ihr schönes Aussehen verlieren — und dann werde keiner mehr Roland von der Unterschrift abhalten. Er sagte«, setzte sie hinzu, die Augen wieder rund und trocken,»ich solle seine Drohungen an Roland weitergeben. Ich solle sagen, er habe hier angerufen und ich sei zufällig an den Apparat gegangen.«

Die Prinzessin, entsetzt, aber mit geradem Rücken, sagte:»Du wirst Roland überhaupt nichts sagen, Beatrice.«

«Henri hat aufgelegt«, sagte Beatrice,»und ich saß da und dachte, das kann doch nicht sein Ernst sein, er kann unmöglich Danielles Gesicht zerstören… sie ist genauso meine Nichte wie die von Roland… das würde ich nicht wollen, für alles Geld auf der Welt nicht. Ich versuchte mir einzureden, es sei eben bloß eine Drohung, aber er hat sie ja an dem Abend verfolgt, und er hat die Pferde getötet; damit hat er sich gebrüstet. Ich wollte auch nicht glauben, daß er versucht hatte, Litsi umzubringen… ihn umzubringen!.. einfach unmöglich… aber er hörte sich so gemein an… ich hätte nicht gedacht, daß er so sein kann. «Sie wandte sich flehend an die Prinzessin:»Ich mag ja dumm gewesen sein, aber ich bin nicht böse, Casilia.«

Ich hörte dem Erguß mit großer Unruhe zu. Ich wollte nicht, daß ihre späte Reue die sorgfältig versponnenen Fäden durcheinanderbrachte. Mir wäre viel lieber gewesen, sie wäre entschlossen auf dem bisherigen Kurs geblieben.

«Haben Sie ihn daraufhin noch mal angerufen?«fragte ich.

Beatrice mochte nicht mit mir reden und antwortete erst, als Litsi die gleiche Frage stellte.

«Das hab ich«, sagte sie heftig, um Vergebung bittend,»aber er war schon weg.«

«Schon?«fragte Litsi.

Beatrice wurde leiser.»Er hatte mir gesagt, daß ich ihn unter der Nummer nicht mehr erreichen könne. Er war sowieso die halbe Zeit nicht da. Ich meine.«

«Wie oft hast du mit ihm gesprochen?«fragte Litsi freundlich.»Und wann?«

Beatrice zögerte erst, antwortete aber:»Gestern und heute, so gegen sechs, und Donnerstag früh und…«sie versuchte sich zu erinnern,»es muß am Mittwoch abend um sechs gewesen sein, und zweimal am Montag, nachdem ich raushatte…«Ihre Stimme verlor sich, das halb ausgesprochene Geständnis erschreckte sie auf einmal.

«Was hattest du herausgefunden?«fragte Litsi ohne Tadel.

Sie sagte unglücklich:»Die Marke und die Farbe von Danielles Wagen. Das wollte er wissen… Ich hatte keine Ahnung«, heulte sie plötzlich,»daß er einen Überfall auf sie plante. Ich war fassungslos, als er danach bei euch anrief… junge Frauen, meinte er doch zu Litsi, sollten eben nachts nicht alleine Auto fahren. Danielle«, sagte sie beschwörend, zu ihr gewandt,»ich würde dich niemals in Gefahr bringen, nie.«

«Aber am Dienstag hast du ihm erzählt, daß Danielle und ich zum Pferderennen nach Bradbury fahren«, bemerkte Litsi.

«Ja, aber er hat verlangt, daß ich ihm solche Sachen erzähle«, erwiderte Beatrice grimmig.»Er wollte immer alles bis ins kleinste wissen. Er fragte mich, was im Haus vorgehe… er sagte, es sei doch wichtig für mich, daß er Erfolg habe, deshalb solle ich ihm mit Hinweisen helfen, auch mit winzigen Details.«

Ich sagte unprovokativ wie Litsi:»Inwiefern war das wichtig für Sie, Mrs. Bunt?«

Sie fühlte sich trotzdem provoziert, funkelte mich an und schwieg.

Litsi formulierte die Frage neu:»Hat Henri dir vielleicht… ein hübsches Präsent versprochen… falls er zum Erfolg kommt?«

Unsicher sah Beatrice die Prinzessin an, deren Blick auf den Händen in ihrem Schoß ruhte und deren Gesichtsausdruck streng war. Keine Verlockungen dieser Welt hätten sie bewegen können, umfassende Spitzeldienste für den Feind ihres Gastgebers und Bruders zu leisten, und ich konnte mir vorstellen, daß sie sich sehr bemühte, keinen offenen Abscheu zu zeigen.

Beatrice antwortete Litsi mit einem Rechtfertigungsversuch:»Ich habe natürlich die De-Brescou-Treuhandgelder, aber es ist teuer, in Palm Beach seine Position zu halten. Meine Soireen, verstehst du, nur für fünfzig liebe Freunde… nichts Großes… und meine Diener, nur ein Ehepaar… sind kaum ausreichend, und Henri sagte… Henri versprach mir. «Sie zögerte unschlüssig.

«Eine Million Dollar?«tippte Litsi an.

«Nein, nein«, widersprach sie,»so viel nicht. Er sagte, wenn die Pistolen in der Produktion wären und wenn er sein erstes großes Waffengeschäft abgeschlossen hätte, was wohl noch innerhalb eines Jahres wäre, dann würde er mir zweihundertundfünfzigtausend als Geschenk zukommen lassen, und in den darauffolgenden drei Jahren noch jeweils hunderttausend. Nicht gar so viel… aber für mich, siehst du, hätte es einen merkbaren Unterschied bedeutet.«

Eine Soiree für hundert, dachte ich sardonisch. Eine kleine Statusverbesserung im Kreis der Wohlhabenden. Über eine halbe Million Dollar insgesamt. Der Unterschied war klar ersichtlich.

«Ich fand nichts dabei, Roland zu überreden«, sagte sie.»Als ich hierherkam, war ich sicher, ich würde es schaffen und hätte hinterher das schöne Geld von Henri zur Verfügung.«

«Haben Sie das schriftlich von ihm?«fragte ich.

«Natürlich nicht«, entgegnete sie und vergaß dabei, daß sie mit mir redete,»aber er hat es doch versprochen. Er ist ein Ehrenmann.«

Selbst ihr wurde, sobald sie es gesagt hatte, klar, daß Nanterre zwar vieles war, vom Adligen bis zum Unternehmer, aber kein Ehrenmann.

«Er hat’s versprochen«, wiederholte sie.

Beatrice schien sich jetzt viel besser zu fühlen, als ob ein vollständiges Bekenntnis die Sünde entschuldigte.

Mir lag sehr daran zu erfahren, wieviel Informationen sie vor dem Dämmern der Erkenntnis und dem darauffolgenden Sinneswandel weitergegeben hatte. Eine Menge gute Pläne waren in die Binsen gegangen, wenn sie nicht das übermittelt hatte, worauf es uns ankam.

«Mrs. Bunt«, sagte ich schüchtern,»hat Henri Nanterre, als er erklärte, er wolle den Jockey loswerden, Ihnen gesagt, auf welche Weise? Oder vielleicht, wann? Oder wo?«

«Nein«, entgegnete sie prompt, mit ungnädiger Miene.

«Aber haben Sie ihm vielleicht irgend etwas gesagt, wo ich hingehe und wann, so wie bei Danielle und Litsi?«

Sie starrte mich bloß an. Litsi, der begriff, was ich wissen wollte, sagte:»Beatrice, wenn du Nanterre erzählt hast, wo Kit verwundbar sein könnte, mußt du uns das jetzt sagen, aber allen Ernstes.«

Sie sah ihn trotzig an.»Es liegt an ihm«, sie meinte mich,»daß Roland Henris Plänen nicht zustimmt. Roland hat es mir gesagt. Und er ja auch. «Sie zeigte mit dem Kopf in meine Richtung.»Er sagte beim Abendessen ausdrücklich… ihr habt es gehört… solange er hier wäre, würde Roland nicht unterschreiben. Er hat so viel Einfluß… alle tut ihr, was er sagt… Ohne ihn, meinte Henri, wäre alles schon am ersten Tag erledigt gewesen, noch bevor ich herkam. Alles ist seine Schuld. Er hat Henri dazu getrieben, die ganzen schlimmen Sachen zu machen. Wegen ihm bekomme ich wahrscheinlich nicht mein Geld. Als Henri mich also fragte, ob ich feststellen könne, wann und wo der Jockey mal allein ist… tja… da sagte ich, das würde ich rausfinden… und zwar mit Vergnügen!«