Diana Gabaldon
Outlander – Feuer und Stein
Roman
Aus dem Englischen von Barbara Schnell
Über dieses Buch
Der Welterfolg erstmals in ungekürzter Neuübersetzung
Schottland, 1946: Die englische Krankenschwester Claire Randall ist in den zweiten Flitterwochen, als sie neugierig einen alten Steinkreis betritt und darin auf einmal ohnmächtig wird. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich im Jahr 1743 – und ist von jetzt auf gleich eine Fremde, ein »Outlander«.
»Prall, üppig, lustvoll, kühn, historisch korrekt - und absolut süchtig machend!«
Berliner Zeitung
»Packend und herzerwärmend! Dieser Roman erweckt Schottland und seine Geschichte auf einzigartige Weise zum Leben.«
Publishers Weekly
Inhaltsübersicht
Widmung
Vorbemerkung 1
Vorbemerkung 2
Erster Teil
Ein neuer Anfang
Druidensteine
Der Mann im Wald
Ich komme zur Burg
Der MacKenzie
Zweiter Teil
In der Halle des Burgherrn
Davie Beatons Kammer
Ein unterhaltsamer Abend
Gathering
Die Eidzeremonie
Dritter Teil
Plauderei mit einem Anwalt
Der Garnisonskommandeur
Eine Hochzeit wird angekündigt
Eine Hochzeit findet statt
Enthüllungen im Brautgemach
Ein schöner Tag
Wir begegnen einem Bettler
Diebe in den Felsen
Das Wasserpferd
Allein auf weiter Flur
Un Mauvais Quart d’Heure nach der anderen
Die Abrechnung
Die Rückkehr nach Leoch
Vierter Teil
Ha! mir juckt der Daumen schon
Die Hexen sollt ihr nicht am Leben lassen
Fünfter Teil
Die Rückkehr des Gutsherrn
Der letzte Grund
Küsse und Unterhosen
Offene Worte
Kamingespräche
Quartalstag
Harte Arbeit
Die Patrouille
Sechster Teil
Dougal erzählt
Siebter Teil
Wentworth
MacRannoch
Die Flucht
Die Abtei
Der Preis für eine Menschenseele
Absolution
Aus dem Schoß der Erde
Anhang
Danksagung
Interview
Meine Bücher haben alle eine innere Geometrie …
Politisch korrekt = historisch korrekt?
Der Garten von Leoch
Was lange währt …
Zeitleiste der historischen Ereignisse
Das gälische Ehegelübde
In Erinnerung an meine Mutter, die mir das Lesen beigebracht hat – Jacqueline Sykes Gabaldon
Liebe Leser,
ich bin Barbara Schnell 1992 begegnet. Diese Begegnung fand online statt, im CompuServe Literary Forum, meiner elektronischen »Stammkneipe«. Barbara war/ist Fotografin und Journalistin, und im Rahmen der Recherche für einen Artikel hat sie gefragt, ob es im Forum Leute gab, die elektronische Medien professionell benutzten, entweder bei der Recherche für ihre Texte oder zu ihrer Vermarktung.
Ich habe mit »Ja« geantwortet, und es folgte ein interessantes Gespräch über Bücher, über das Schreiben und über den möglichen Nutzen dessen, was man damals noch nicht »soziale Medien« nannte. Barbara wurde neugierig auf meine Bücher und hat die ersten beiden Bände – mehr gab es damals noch nicht – auf Englisch gelesen. Woraufhin sie mir geschrieben hat: »Ich würde alles tun, um deine Bücher zu übersetzen.«
Ich kann zwar Deutsch lesen – ich habe es an der Uni gelernt, um wissenschaftliche Fachartikel verstehen zu können –, aber nur sehr langsam, und ich kann weder die Grammatik noch den Stil eines Textes beurteilen. Aus diesen Gründen habe ich auch nie versucht, die Übersetzungen meiner Romane zu lesen.
Doch dann wollte ich es genauer wissen und habe einige befreundete Zweisprachler gefragt, ob sie die deutschen Übersetzungen gelesen hätten und was sie davon hielten. Die Antwort lautete generell, dass die Story zwar immer noch packend war, dass man sie an manchen Stellen aber gekürzt hatte und dass der Einsatz von Übersetzerteams (statt eines einzelnen Übersetzers) wohl zwangsweise dazu geführt hatte, dass Erzählton und Stil flach waren.
Inzwischen waren Barbara und ich gute Freundinnen geworden; ich hatte einige ihrer eigenen Texte gelesen, und die Kompetenz und emotionale Tiefe ihrer englischen Arbeiten hatten mich sehr beeindruckt. Als ich also mein viertes Buch, »Der Ruf der Trommel«, fertig geschrieben hatte, habe ich meinem internationalen Agenten gesagt, dass ich gern wieder mit demselben Verlag zusammenarbeiten würde, dass ich aber vor allem gern Barbara als meine Übersetzerin hätte. Es folgten sechs Monate reger Verhandlungen, aber am Ende … war Barbara meine Übersetzerin, und sie ist es geblieben.
Wir wünschen uns beide schon seit Jahren eine neue Übersetzung der ersten drei Bände, damit die deutschen Leser die Geschichte in ihrer ganzen und nicht gekürzten Fülle erleben können – und ich bin überglücklich, dass die Zeit für »Feuer und Stein« endlich gekommen ist! Ich hoffe, dass Sie genauso viel Freude an diesem neuen Lese-Erlebnis haben werden wie ich.
Herzlich
Diana Gabaldon
Menschen verschwinden jeden Tag. Fragen Sie nur einen Polizisten. Oder besser noch, fragen Sie einen Journalisten. Verschwundene sind das täglich’ Brot der Journalisten.
Teenager laufen von zu Hause fort. Eltern verlieren ihre Kinder aus den Augen, und diese tauchen nie wieder auf. Ehefrauen gelangen ans Ende ihres Geduldsfadens, plündern die Haushaltskasse und nehmen sich ein Taxi zum Bahnhof. Internationale Finanzhaie wechseln den Namen und lösen sich im Rauch importierter Zigarren auf.
Viele der Verschollenen werden irgendwann gefunden, tot oder lebendig. Es gibt schließlich Erklärungen für solche Fälle.
Normalerweise.
Erster Teil
Inverness 1946
Kapitel 1
Ein neuer Anfang
Es war kein Ort, an dem man damit gerechnet hätte, verlorenzugehen, zumindest nicht auf den ersten Blick. Mrs. Bairds Bed and Breakfast unterschied sich in nichts von tausend anderen Highland-Pensionen im Jahr 1946; sauber und ruhig mit blasser Blümchentapete, glänzenden Fußböden und einem münzbetriebenen Heißwassergerät im Bad. Mrs. Baird selbst war eine kräftige, freundliche Frau, die keine Einwände äußerte, als sich Frank mit den Dutzenden Büchern und Papieren, die ihn stets auf Reisen begleiteten, in ihrem winzigen, rosengemusterten Salon einrichtete.
Ich begegnete Mrs. Baird auf meinem Weg ins Freie im Eingangsflur. Sie legte mir ihre Pummelhand auf den Arm, um mich aufzuhalten, und betätschelte mein Haar.
»Großer Gott, Mrs. Randall, so können Sie doch nicht unter die Leute gehen! Augenblick, ich stecke Ihnen das fest. So. Das ist besser. Meine Cousine hat mir neulich von dieser neuen Dauerwelle erzählt, sieht hübsch aus und hält traumhaft; vielleicht sollten Sie die beim nächsten Mal probieren.«
Ich brachte es nicht übers Herz, ihr zu erzählen, dass das Eigenleben meiner hellbraunen Locken einzig und allein die Schuld der Natur und nicht dem Versäumnis eines Dauerwellenherstellers zuzuschreiben war. Ihren strikt ondulierten Wellen dagegen konnte man derartige Perversitäten nicht nachsagen.
»Ja, das mache ich, Mrs. Baird«, log ich. »Ich gehe jetzt nur in den Ort, um mich mit Frank zu treffen. Wir kommen zum Tee zurück.« Ich duckte mich zur Tür hinaus und machte mich auf den Weg, ehe sie weitere Defekte an meiner undisziplinierten Erscheinung ausmachen konnte. Nach vier Jahren als Krankenschwester der Royal Army kannte ich keine größere Freude, als den Uniformen und den rationierten Materialien zu entfliehen und in bunt bedruckten Baumwollkleidern zu schwelgen, die für Wanderungen durch die rauhe Heide total ungeeignet waren.