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»Claire«, sagte er heiser. »Ich wünsche mir unser Kind. Du bist das Wichtigste auf der ganzen Welt für mich. Ich möchte vor allem, dass du glücklich bist, aber ich will auch … tja, ich will dich für mich selbst haben. Ich habe Angst, dass ein Kind, das von außen kommt, das nicht tatsächlich mit uns verwandt ist, wie ein Eindringling wäre und dass ich mich daran stoßen würde. Aber dir ein Kind schenken zu können, es in dir wachsen zu fühlen und zu sehen, dabei zu sein, wie es zur Welt kommt … dabei hätte ich eher das Gefühl, dass es … ein Stück von dir ist. Und von mir. Ein richtiger Teil der Familie.« Seine Augen waren groß und flehend.

»Ja, schon gut.« Gern hätte das Thema beendet – vorerst. Ich wandte mich zum Weitergehen, doch er streckte die Hände aus und nahm mich in die Arme.

»Claire. Ich liebe dich.« Die Zärtlichkeit in seiner Stimme war überwältigend, und ich lehnte den Kopf an seine Jacke und spürte, wie seine Wärme und die Kraft seiner Arme mich umgaben.

»Ich liebe dich auch.« Einen Moment standen wir eng umschlungen da und schwankten sacht im Wind, der über die Straße fegte. Plötzlich wich Frank ein wenig zurück und lächelte zu mir hinunter.

»Außerdem«, sagte er leise und strich mir das vom Wind zerzauste Haar aus dem Gesicht, »haben wir doch noch nicht aufgegeben, oder?«

Ich erwiderte sein Lächeln. »Nein.«

Er nahm meine Hand, steckte sie fest unter seinen Ellbogen, und wir wandten uns unserem Quartier zu.

»Bereit für den nächsten Versuch?«

»Ja. Warum nicht?« Arm in Arm schlenderten wir zurück zur Gereside Road. Es war der Anblick des Baragh Mhor, des Piktensteins, der dort an der Straßenecke steht, der mich an Dinge aus grauer Vorzeit erinnerte.

»Das habe ich ja ganz vergessen«, rief ich aus und drehte mich zu ihm um. »Ich muss dir etwas Aufregendes zeigen.« Frank grinste auf mich hinunter und zog mich dichter an sich.

»Ich dir auch«, sagte er grinsend. »Du kannst mir deins morgen zeigen.«

Doch als der Morgen kam, hatten wir anderes zu tun. Ich hatte ganz vergessen, dass wir einen Tagesausflug zum Loch Ness und in den Great Glen geplant hatten.

Es war eine lange Fahrt, und wir brachen früh am Morgen auf. Nachdem wir durch die eiskalte Dämmerung zum wartenden Auto geeilt waren, fand ich es durchaus gemütlich, mich unter die Decke zu kuscheln und zu spüren, wie sich die Wärme wieder in meine Hände und Füße stahl. Sie brachte eine herrliche Schläfrigkeit mit sich, und ich döste selig an Franks Schulter ein. Das Letzte, was ich bewusst sah, war der Kopf des Fahrers als rot umrandeter Schatten vor dem dämmernden Himmel.

Es war nach neun, als wir ankamen, und der Fremdenführer, den Frank organisiert hatte, erwartete uns mit einem kleinen Segelboot am Seeufer.

»Wenn es Ihnen recht ist, Sir, dachte ich, wir fahren ein Stück über den See zur Burg Urquhart. Und vielleicht essen wir da etwas, ehe wir weiterfahren.« Der Führer, ein mürrisch aussehender Mann mit einem wettervergilbten Baumwollhemd und einer Twillhose, verstaute den Picknickkorb ordentlich unter dem Sitz und bot mir seine schwielige Hand an, um mir in das Boot hinunterzuhelfen.

Es war ein herrlicher Tag, und das sprießende Grün der Uferböschungen verschwamm als Spiegel auf der sacht gekräuselten Wasseroberfläche. Trotz seiner ablehnend wirkenden Erscheinung war unser Führer ebenso kundig wie redselig und machte uns auf die Sehenswürdigkeiten an den Rändern des langen, schmalen Sees aufmerksam.

»Da drüben, das ist Burg Urquhart.« Er zeigte auf eine eindrucksvolle Ruine auf einer schmalen Landzunge. »Zumindest das, was noch davon übrig ist. Die Hexen des Great Glen haben die Burg verflucht, und seitdem hat sie ein Unglück nach dem anderen erlebt.«

Er erzählte uns die Geschichte von Mary Grant, der Tochter des Burgherrn, und ihrem Liebhaber Donald Donn, einem Dichter und Sohn des MacDonald von Bohuntin. Obwohl es ihnen verboten war, sich zu sehen, da Letzterer die Angewohnheit besaß, jede Kuh zu stehlen, die ihm vor die Augen kam (eine alte, ehrenwerte Highlandsitte, wie uns der Fremdenführer versicherte), trafen sie sich trotzdem. Der Vater bekam Wind davon, Donald wurde in eine Falle gelockt und gefangen genommen. Zum Tode verurteilt bat er darum, wie ein Herr geköpft statt wie ein Verbrecher gehängt zu werden. Seine Bitte wurde ihm gewährt, und während man den jungen Mann zum Henkersblock führte, wiederholte er immer wieder: »Der Teufel wird den Herrn von Grant aus den Schuhen holen, und Donald Donn wird nicht gehängt.« So geschah es, und die Legende besagt, dass sein abgetrennter Kopf vom Block rollte und sagte: »Mary, heb meinen Kopf auf.«

Ich erschauerte, und Frank legte den Arm um mich. »Ein paar von Donald Donns Gedichtzeilen sind überliefert«, sagte er leise. »Sie gehen so:

Morgen findet ihr mich auf einem Hügel, ohne Kopf.

Habt ihr denn kein Mitleid mit meiner trauernden Maid,

Meiner schönen Mary mit den sanften Augen?«

Ich nahm seine Hand und drückte sie sacht.

Während nun eine Geschichte von Mord und Totschlag auf die nächste folgte, bekam ich das Gefühl, dass sich der See seinen gespenstischen Ruf verdient hatte.

»Was ist denn mit dem Ungeheuer?«, fragte ich und spähte über die Bordwand in die finsteren Tiefen. Es schien auf jeden Fall bestens zu dieser Umgebung zu passen.

Unser Führer zuckte mit den Achseln und spuckte ins Wasser.

»Nun ja, Loch Ness ist merkwürdig, da gibt es kein Vertun. Natürlich gibt es Geschichten von etwas Altem, Bösem, das einst in seinen Tiefen lebte. Man hat ihm Opfer gebracht – Vieh und manchmal sogar kleine Kinder, die man in Weidenkörben weit auf dem See ausgesetzt hat.« Er spuckte noch einmal aus. »Manche sagen, dass der See keinen Grund hat – dass er in der Mitte ein Loch hat, das tiefer ist als alles andere in Schottland. Andererseits …«, die Fältchen rings um die Augen des Führers vertieften sich ein wenig, »vor ein paar Jahren kam eine Familie aus Lancashire in die Polizeiwache von Invermoriston gestürmt. Sie haben geschrien, sie hätten gesehen, wie das Ungeheuer aus dem Wasser kam und sich im Farn versteckt hat. Eine schreckliche Kreatur mit rotem Haarpelz und grauenvollen Hörnern, und es hätte auf etwas herumgekaut, und das Blut wäre ihm aus dem Maul getrieft.« Er hob die Hand, um meinen Schreckensruf zu unterbinden.

»Der Konstabler, den sie hingeschickt haben, um nachzusehen, kam zurück und hat gesagt, bis auf das triefende Blut wäre es eine ziemlich gute Beschreibung …«, er hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen, »einer Highlandkuh, die im Farn ihr Futter widerkäute!«

Wir fuhren fast bis zur Mitte des Sees, ehe wir an Land gingen und ein spätes Mittagessen zu uns nahmen. Dann holte uns der Wagen ab, und wir fuhren durch den Great Glen zurück. Das Unheimlichste, was wir auf dem ganzen Weg sahen, war ein Rotfuchs auf der Straße, der uns erschrocken anstarrte, ein kleines Tier schlaff in seinem Maul, als wir um eine Kurve bogen. Er war mit einem Satz am Straßenrand und huschte die Böschung hinauf, flink wie ein Schatten.

Es war ziemlich spät, als wir endlich auf Mrs. Bairds Haustür zustolperten, aber wir lachten immer noch über die Ereignisse des Tages, als wir uns auf der Schwelle aneinanderklammerten und Frank nach dem Schlüssel suchte.

Erst als wir uns bettfertig machten, fiel es mir wieder ein, Frank von dem Steinkreis auf dem Craigh na Dun zu erzählen. Seine Erschöpfung verflog auf der Stelle.

»Tatsächlich? Und du weißt, wo das ist? Wie großartig, Claire!« Er strahlte und begann, in seinem Koffer zu kramen.

»Was suchst du denn?«

»Den Wecker«, erwiderte er und brachte ihn zum Vorschein.

»Wozu denn das?«, fragte ich erstaunt.

»Ich will früh genug auf sein, um sie zu sehen.«