Выбрать главу

»Bist du sicher, dass du weißt, wohin wir gehen?«, fragte ich. Meine Stimme hallte durch das Treppengewölbe, jedoch seltsam gedämpft, als spräche ich unter Wasser.

»Nun, verlaufen können wir uns hier ja wohl kaum, oder?«

Wir hatten einen weiteren Treppenabsatz erreicht, doch es stimmte, der Weg, der vor uns lag, führte nur in eine Richtung – abwärts.

Am Boden dieser Treppenflucht gelangten wir schließlich an eine Tür. Eine kleine Plattform war allem Anschein nach direkt in den massiven Fels gemeißelt worden, und die breite, niedrige Tür war aus Eichenbrettern und Messingscharnieren gezimmert. Die Bretter waren vom Alter grau verfärbt, doch immer noch stabil, und die Plattform war sauber gefegt. Dieser Teil des Klosters wurde also eindeutig noch genutzt. Der Weinkeller vielleicht?

Neben der Tür befand sich ein Wandhalter mit einer Fackel, die der letzte Besucher halb abgebrannt hatte. Jamie blieb stehen, um sie mit einem der bereitliegenden Papierdochte anzuzünden, dann drückte er die unverschlossene Tür auf, duckte sich hindurch und überließ es mir, ihm zu folgen.

Zuerst konnte ich nichts anderes im Inneren sehen als den Schein von Jamies Laterne. Alles war schwarz. Die Laterne bewegte sich sacht auf und ab und entfernte sich von mir. Ich blieb stehen und folgte dem Lichtfleck mit den Augen. Alle paar Schritte hielt er an, dann ging er weiter, während sich hinter ihm langsam eine kleine rote Flamme erhob. Als sich meine Augen allmählich an das Licht gewöhnten, verwandelten sich die Flammen in eine Reihe von Laternen, die auf Felssäulen standen und wie Leuchtfeuer in die Schwärze strahlten.

Es war eine Höhle. Zuerst dachte ich, es sei eine Kristallhöhle, wegen des seltsamen schwarzen Schimmers, der die Laternen umgab. Doch dann trat ich bis an die erste Säule vor und ließ den Blick um mich schweifen, und dann sah ich es.

Es war ein klarer schwarzer See. Transparentes Wasser schimmerte wie Glas über feinem schwarzem Vulkansand und glitzerte rot im Laternenschein. Die Luft war feucht und warm, schwül vom Dampf, der an den kühlen Höhlenwänden kondensierte und an den gerippten Felssäulen hinunterlief.

Eine heiße Quelle. Schwacher Schwefelgeruch brannte mir in der Nase. Ich dachte daran, wie Anselm mir von den Quellen erzählt hatte, die in der Nähe der Abtei aus dem Boden stiegen und für ihre Heilkräfte berühmt waren.

Jamie stand hinter mir und blickte über die sacht dampfende Fläche aus Gagat und Rubinen hinweg.

»Ein heißes Bad«, sagte er stolz. »Gefällt es dir?«

»Jesus H. Roosevelt Christ.«

»Oh, es gefällt dir«, sagte er und grinste über seine gelungene Überraschung. »Dann komm herein.«

Er ließ seine Robe zu Boden sinken und stand sacht schimmernd in der Dunkelheit, von den glitzernden Reflexionen des Wassers mit roten Flecken überzogen. Das Deckengewölbe der Höhle schien das Licht der Laternen zu schlucken, so dass ihr Schein kaum mehr als einen Meter weit reichte, ehe er verschwand.

Ein wenig zögernd ließ ich mir die Novizenrobe von den Armen gleiten.

»Wie heiß ist es denn?«, fragte ich.

»Heiß genug«, antwortete er. »Keine Sorge, du verbrennst dich nicht. Aber wenn du länger als eine Stunde darin bleibst, kocht es dir die Haut von den Knochen wie Suppenfleisch.«

»Was für ein verlockender Gedanke«, sagte ich und entledigte mich der Robe.

Vorsichtig folgte ich seiner aufrechten, schlanken Gestalt in das Wasser. In den Stein waren Stufen gemeißelt, die unter die Oberfläche führten, und an der Wand war ein verknotetes Seil gespannt, an dem man sich festhalten konnte.

Das Wasser umfloss meine Hüften, und die Haut an meinem Bauch erschauerte wohlig, als die Wärme mich durchströmte. Am Boden der Stufen stand ich auf reinem schwarzem Sand; das Wasser reichte mir bis knapp unter die Schultern, und meine Brüste trieben darauf wie gläserne Schwimmer an einem Fischernetz. Meine Haut war von der Wärme gerötet, und in meinem Nacken bildeten sich kleine Schweißperlen unter dem schweren Haar. Es war die reinste Wonne.

Die Oberfläche der Quelle war zwar glatt und wellenlos, doch das Wasser war nicht still; ich konnte leichte Bewegungen spüren, Strömungen, die wie Nervenimpulse durch das Innere des Beckens liefen. Das war es vermutlich, was mir zusammen mit der unglaublichen, entspannenden Wärme einen Moment lang das Gefühl gab, dass die Quelle lebendig war – ein warmes Wesen, das mich mit offenen Armen tröstend willkommen hieß. Anselm hatte ja gesagt, dass die Quellen Heilkräfte besaßen, und mir war nicht danach, das anzuzweifeln.

Jamie trat hinter mich, und kleine Wellen zeichneten seinen Weg im Wasser nach. Er legte die Arme um mich, um meine Brüste zu umfassen und mir das warme Wasser sanft von oben darüberzustreichen.

»Gefällt es dir, a nighean donn?« Er beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Schulter.

Ich ließ meine Füße unter mir aufschweben und lehnte mich gegen ihn.

»Es ist herrlich! Zum ersten Mal seit August ist mir durch und durch warm.« Er begann, mich langsam rückwärts durch das Wasser zu ziehen; meine Beine schwebten uns entspannt hinterher, und die erstaunliche Wärme glitt mir wie streichelnde Hände an allen Gliedern entlang.

Er blieb stehen, schwang mich herum und senkte mich sanft auf hartes Holz. Halb sichtbar im Dunkel des Unterwasserlichts erspähte ich Planken, die in eine Felsennische eingelassen waren. Er setzte sich neben mir auf die Bank und stützte die Arme auf den Felsvorsprung in unserem Rücken.

»Bruder Ambrose hat mich vor ein paar Tagen hierhergebracht, um die Narben ein wenig einzuweichen«, sagte er. »Es fühlt sich herrlich an, nicht wahr?«

»Mehr als herrlich.« Das Wasser hatte eine solche Auftriebskraft, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte davontreiben, wenn ich die Bank losließ. Ich blickte in die schwarzen Schatten der Decke hinauf.

»Lebt in dieser Höhle auch etwas? Fledermäuse, meine ich? Oder Fische?«

Er schüttelte den Kopf. »Nichts als der Geist der Quelle, Sassenach. Das Wasser sprudelt durch einen schmalen Spalt dort hinten aus der Erde.« Er wies kopfnickend in die Schwärze an der Rückseite der Höhle. »Und es sickert durch ein Dutzend winzige Öffnungen im Felsen wieder hinaus. Doch es gibt keinen direkten Zugang ins Freie außer der Tür, die in das Kloster führt.«

»Der Geist der Quelle?«, sagte ich belustigt. »Das klingt ja sehr heidnisch dafür, dass er sich unter einem Kloster versteckt.«

Er räkelte sich genüsslich, und seine langen Beine bewegten sich unter der glasigen Oberfläche wie Wasserpflanzenstiele.

»Nun, wie auch immer du es nennen möchtest. ›Das Ding‹ ist schon um einiges länger hier als das Kloster.«

Die Wände der Höhle bestanden aus glattem, dunklem Vulkangestein, fast wie schwarzes Glas, das mit der Feuchtigkeit der Höhle überzogen war. Die gesamte Kammer erinnerte an eine gigantische Blase, zur Hälfte gefüllt mit diesem seltsam lebendigen und zugleich sterilen Wasser. Ich fühlte mich wie im Schoß der Erde gewiegt, so als würde ich, wenn ich das Ohr an den Felsen hielt, den unendlich langsamen Schlag eines großen Herzens ganz in der Nähe hören.

Dann waren wir beide lange still und trieben halb träumend dahin. Hin und wieder streiften wir einander, während wir auf den unsichtbaren Strömungen der Höhle drifteten.

Als ich schließlich sprach, erschien mir meine Stimme behäbig und betäubt.

»Ich habe mich entschieden.«

»Ah. Und gehen wir nach Rom?« Jamies Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne.

»Ja. Ich habe zwar keine Ahnung, was dann …«

»Das spielt keine Rolle. Wir werden tun, was wir können.« Er streckte die Hand nach mir aus, so langsam, dass ich schon dachte, sie würde mich nie berühren.

Er zog mich an sich, bis sich die empfindlichen Spitzen meiner Brüste an seiner Brust rieben. Das Wasser war nicht nur warm, sondern auch schwer; es fühlte sich beinahe ölig an, und seine Hände fuhren über meinen Rücken, bis sie mein Gesäß erreichten und mich anhoben.