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Dafür war ich zum Glück nicht verantwortlich. Diese Suche war zum Großteil der Geniestreich von »Casting Director« Suzanne M. Smith; ich glaube, die endgültige Entscheidung wurde dann von den ausführenden Produzenten getroffen.

Allerdings waren sie in der Produktion so nett, mir die Aufnahmen zu zeigen, die sie beim Vorsprechen von den potenziellen Hauptdarstellern gemacht hatten. Dabei drückten sie die Hoffnung aus, dass ich ihren positiven Eindruck von diesen Schauspielern teilen würde – was in der Tat der Fall war.

Interessanterweise fiel die Wahl schon ganz zu Anfang auf Sam Heughan (der Jamie Fraser spielt, sein Name wird HIUen ausgesprochen). Einer der Produzenten hat zu mir gesagt: »Ich dachte, wir würden monatelang nach Jamie suchen und am Ende würde es der UPS-Mann sein oder so ähnlich.« Doch dann ist er schon nach ein paar Tagen aufgetaucht. Die Produzenten haben mich total aufgeregt angerufen – sie hätten das Gefühl, sie hätten Jamie gefunden, und sie würden mir jetzt Sams Videos schicken.

Ich war gerade mit meinem Mann im Auto von Phoenix nach Santa Fe unterwegs, als mich diese Nachricht erreichte, deshalb konnte ich mir die Videos nicht sofort ansehen, aber natürlich habe ich während der Fahrt schon einmal »Sam Heughan« auf meinem Smartphone gegoogelt. Ich wurde auf Sams IMDB-Seite verwiesen, auf der es ein paar Standfotos seiner diversen Rollen gab. Nun ist Sam als Schauspieler ein Chamäleon; er sieht auf jedem Bild total anders aus. Außerdem hat er ein sehr markantes Gesicht. Was ich erst mal zu meinem Mann gesagt habe, während ich mir die Fotos angesehen habe, war: »Dieser Mann sieht grotesk aus, was denken sie sich nur dabei?«

Ein paar Stunden später waren wir in Santa Fe, und ich konnte endlich meinen Computer anwerfen und mir Sams Vorsprechen ansehen. Ich besaß zwar einiges Vertrauen in die Produzenten, aber … nun ja. Schon nach fünf Sekunden habe ich verblüfft gesagt: »Er sieht überhaupt nicht so aus wie auf den Fotos; er sieht gut aus …« Und weitere fünf Sekunden später war Sam verschwunden, und ich hatte Jamie Fraser vor mir. Ich bin im Leben noch nie so erstaunt gewesen.

Claire war etwas ganz anderes; sie haben die nächsten drei Monate überall gesucht und machten sich schon Sorgen, dass sie den Drehbeginn verschieben müssten, weil sie sich nur mit der perfekten Schauspielerin für so eine wichtige Rolle zufriedengeben wollten. Schließlich haben sie sich noch einmal einige Videos angesehen, die sie anfangs verworfen hatten … und von allen Beteiligten kam die Rückmeldung: »Die da hat etwas …« Und alle hatten sie Caitrionas selbst gemachtes Bewerbungsvideo ausgewählt. Also haben sie sie kommen lassen, haben Sam zu einem gemeinsamen Vorsprechen mit ihr nach Los Angeles geschickt – und es hat sofort gefunkt. Caitriona ist Claire mit Leib und Seele; es ist erstaunlich.

(Kleine Anmerkung: Sam ist passenderweise Schotte, Caitriona ist Irin, spricht aber gut mit englischem Akzent. Tobias Menzies, der Hauptmann Jack Randall spielt, ist trotz seines schottischen Nachnamens Engländer.)

FRAGE: Die Natur, die Kultur und die Geschichte Schottlands spielen eine große Rolle im Buch. Konnte die Serie auch zum Großteil in Schottland gedreht werden?

Glücklicherweise ja. Die erste Staffel ist komplett in Schottland entstanden, sowohl an Außenschauplätzen als auch in den »Outlanderworld«-Studios in Cumbernauld, einem Vorort von Glasgow.

FRAGE: Sind Sie schon einmal selbst am Set gewesen? Wie ist es für Sie gewesen, die Figuren und Schauplätze zum Leben erwachen zu sehen?

Ja! Es war wahnsinnig interessant und sehr beeindruckend, die Heerscharen von Menschen zu sehen, die erstaunliche Komplexität des Ganzen und das handwerkliche Können, das dazugehört, damit alles funktioniert. Sie haben ihre Sache großartig gemacht und die Welt des Buches zum Leben erweckt, von den Kulissen und der Ausstattung bis hin zu den Kostümen, der Regie, der Kameraführung (die Bilder sind atemberaubend!) und natürlich der Schauspielerei.

FRAGE: Was für ein Feedback haben Sie bis jetzt von den Zuschauern bekommen?

Große Begeisterung. Natürlich gibt es immer den einen oder anderen, der sich beschwert, weil es (also irgendeine Dialogzeile oder Lieblingsszene) »nicht so ist wie im Buch!« Aber diesen Menschen sage ich schon seit Monaten: »Wenn Sie sich die Serie mit dem Buch in der Hand anschauen, werden Sie an beidem keine Freude haben.« Die meisten sind so klug, das nicht zu tun, und so ist die Serie in den USA auf Anhieb gut angekommen und wurde inzwischen in über 80 Länder verkauft.

FRAGE: Können Sie uns schon etwas über die zweite Staffel erzählen?

Die zweite Staffel wird der Geschichte von »Die geliehene Zeit« folgen, und das Team hat sich sofort nach Beendigung der ersten Staffel an die Vorbereitungen gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie die ganze Handlung in einer TV-Staffel unterbringen können, auch wenn eine großzügige Anzahl von Folgen genehmigt wurde. (Ich bin mit George R.R. Martin befreundet und habe kurz nach der Unterzeichnung des Vertrags mit ihm gefrühstückt. Er hat mich gefragt, wie viele Folgen wir haben. »Sechzehn«, habe ich gesagt. »Sechzehn!«, hat er ausgerufen. »Mir geben sie nur zehn!«) Trotzdem bin ich mir sicher, dass die Verfilmung genauso toll werden wird wie die des ersten Buchs, so dass die Fans ihr Buch wiedererkennen werden und erneut glücklich sein werden, es in bewegten Bildern zu sehen.

Meine Bücher haben alle eine innere Geometrie …

… die sich im Lauf der Arbeit entwickelt. Und sobald ich ihre Gestalt sehe, geht das Schreiben viel schneller. Ich weiß dann zwar immer noch nicht, was im Einzelnen passiert oder was gesagt wird. Aber ich weiß ungefähr, wie die fehlenden Teile aussehen müssen. (Zum Beispiel, dass ich an einer bestimmten Stelle eine Szene mit drei bestimmten Figuren brauche, um Spannung aufzubauen und zu einer bestimmten anderen Szene überzuleiten.) Diese Geometrie ist normalerweise für den Leser unsichtbar – weil er ja auch gar nicht danach sucht –, aber wenn man ihn darauf aufmerksam macht, erkennt er sie durchaus.

Feuer und Stein zum Beispiel besteht aus drei einander leicht überlappenden Dreiecken. Die Geschichte hat drei emotionale Höhepunkte (an den Spitzen der Dreiecke); den Punkt, an dem Claire ihre Wahl am Steinkreis trifft, den Punkt, an dem sie Jamie aus Wentworth befreit und den Punkt, an dem sie im Kloster seine Seele rettet.

Die geliehene Zeit ist geformt wie eine Hantel. Ein kurzer Bogen Rahmenhandlung am Anfang und am Ende (das sind die Muttern, die die Gewichte halten). Dann zwei größere Handlungsbögen – einer dreht sich um die politischen Intrigen in Frankreich, der andere um die Schlachten und Geschehnisse des Jakobitenaufstands (das sind die Gewichte). Diese Hauptbögen sind durch eine relativ friedliche Zeitspanne in Lallybroch verbunden.

Ferne Ufer hingegen ist geformt wie ein geflochtener Pferdeschwanz. Im ersten Drittel gibt es drei Hauptsträhnen, in denen sich Jamies, Claires und Rogers Stimmen abwechseln. Diese verbinden sich dann in den letzten beiden Dritteln zu einer einfachen, linearen Erzählweise aus Claires Sicht. Ich hatte Spaß an der Struktur im ersten Teiclass="underline" Jamie erzählt seine Geschichte, während sie geschieht. Claire erzählt Roger und Brianna ihre Geschichte rückblickend, und Rogers Geschichte spielt immer in der Gegenwart und verbindet Jamies und Claires Erzählungen.

(Ja, die Bücher werden immer komplizierter, je weiter wir kommen. Das Leben wird ja auch immer komplexer, je älter man wird.)

Der Ruf der Trommel. Hier wird es interessant, aber auch schwieriger zu definieren. Die Form ist die einer gewundenen Rosenranke mit abzweigenden Ästen (Rogers und Briannas Geschichte) und einer Menge Dornen, die in einer prunkvollen Blüte endet, in der alle Blütenblätter der Geschichte zusammenkommen.