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»Infiziert?«

»Ja, das heißt, ich meine, sich entzündet … eitert und anschwillt und er Fieber bekommt.«

»Oh, aye, ich weiß schon, was Ihr meint. Aber wollt Ihr damit sagen, Ihr wisst, was man dagegen tun kann? Seid Ihr denn eine Heilerin? Eine Beaton?«

»Etwas in der Art.« Ich hatte keine Ahnung, was ein oder eine Beaton sein mochte, und mir war auch nicht danach, meine medizinischen Qualifikationen zu erläutern, während ich hier im kalten Nieselregen stand, der inzwischen eingesetzt hatte. Mistress FitzGibbons schien glücklicherweise meine Ansicht zu teilen, denn sie rief Jamie zurück, der sich gerade in die entgegengesetzte Richtung davonmachen wollte, nahm ihn ebenfalls beim Arm und zog uns beide in die Burg hinein.

Nach einem langen Weg durch kalte enge Korridore, die von den Fensterschlitzen dumpf erhellt wurden, erreichten wir ein ziemlich großes Zimmer, das mit einem Bett, ein paar Hockern und, was das Wichtigste war, einer Feuerstelle ausgestattet war.

Ich ignorierte meinen Patienten vorübergehend, um mir die Hände aufzutauen. Mistress FitzGibbons, die vermutlich immun gegen Kälte war, ließ Jamie auf einem Hocker am Feuer Platz nehmen und zog ihm sacht die Überreste des ebenfalls reichlich unvollständigen Ersatz-Hemdes aus, die sie durch eine warme Bettdecke ersetzte. Sie schnalzte mit der Zunge, als sie seine Schulter sah, die blau verfärbt und angeschwollen war, und betastete meinen improvisierten Verband.

Ich wandte mich vom Feuer ab. »Ich glaube, wir müssen die Schulter ordentlich einweichen und die Wunde dann mit einer Lösung säubern, die … die Fieber verhindert.«

Mistress FitzGibbons hätte eine bewundernswerte Schwester abgegeben. »Was braucht Ihr dafür?«, fragte sie schlicht.

Ich überlegte angestrengt. Was in Gottes Namen hatten die Leute vor der Entdeckung der Antibiotika als Entzündungshemmer benutzt? Und welche dieser spärlichen Mittel mochten kurz nach Tagesanbruch in einer primitiven schottischen Burg verfügbar sein?

»Knoblauch!«, sagte ich dann triumphierend. »Knoblauch und, falls vorhanden, Zaubernuss. Außerdem brauche ich ein paar saubere Tücher und einen Kessel Wasser zum Abkochen.«

»Aye, ich denke, das wird sich machen lassen; dazu vielleicht Beinwell. Wie wäre es mit Wasserdost oder Kamille als Tee? Der Junge sieht aus, als hätte er eine lange Nacht hinter sich.«

Tatsächlich schwankte der junge Mann vor Erschöpfung, zu müde, um dagegen zu protestieren, dass wir über ihn sprachen wie über einen Einrichtungsgegenstand.

Mrs. FitzGibbons war bald zurück und brachte eine Schürze voller Knoblauchzehen, Gazebeutelchen mit getrockneten Kräutern und Streifen aus altem Leinen mit. An ihrem kräftigen Ellbogen hing ein kleiner schwarzer Eisenkessel, und sie trug eine große Glasflasche voll Wasser so schwerelos, als wäre es ein Armvoll Gänsefedern.

»Also, meine Liebe, was soll ich tun?«, fragte sie fröhlich. Ich bat sie, das Wasser zu kochen und die Knoblauchzehen zu schälen, während ich den Inhalt der Kräuterpäckchen inspizierte. Sie hatte die Zaubernuss mitgebracht, um die ich gebeten hatte, Dost und Beinwell für den Tee und etwas, das ich nach einer Weile als Kirschbaumrinde identifizierte.

»Schmerzmittel«, murmelte ich freudig und dachte daran, wie mir Mr. Crook den Gebrauch der Rindensorten und der Kräuter erklärt hatte, die wir gefunden hatten. Gut, das konnten wir brauchen.

Ich warf ein paar geschälte Knoblauchzehen mit Zaubernuss in das kochende Wasser und gab dann die Leinenstreifen dazu. Wasserdost, Beinwell und Kirschbaumrinde zogen derweil in einem kleinen Topf mit heißem Wasser am Feuer vor sich hin. Die Vorbereitungen hatten mich ein wenig beruhigt. Ich wusste zwar nicht genau, wo ich war oder warum ich hier war, aber zumindest wusste ich, was während der nächsten Viertelstunde zu tun war.

»Danke … äh, Mrs. FitzGibbons«, sagte ich respektvoll. »Ich komme jetzt zurecht, wenn Ihr anderweitig zu tun habt.« Die kräftige Matrone lachte mit wogendem Busen.

»Ach, Kleines. Es gibt immer etwas für mich zu tun! Ich lasse Euch ein bisschen Suppe bringen. Ruft mich, wenn Ihr noch etwas braucht.« Sie watschelte mit überraschender Geschwindigkeit zur Tür und verschwand, um ihre Runde zu machen.

Ich löste die Verbände, so vorsichtig ich konnte. Dennoch klebte die Viskosekompresse an der Haut fest, und als ich sie mit einem kleinen Ruck löste, brach die Kruste aus getrocknetem Blut auf. An den Wundkanten quollen frische Blutstropfen auf, und ich entschuldigte mich, weil ich ihm Schmerzen zufügte, obwohl er sich weder bewegt noch ein Geräusch gemacht hatte.

Er lächelte schwach, vielleicht mit einem Hauch von Koketterie. »Keine Sorge, Claire. Mir sind schon viel schlimmere Schmerzen zugefügt worden, von Leuten, die viel weniger hübsch waren.« Er beugte sich vor, damit ich ihm die Schulter mit der abgekochten Knoblauchlösung waschen konnte, und die Decke rutschte ihm von der Schulter.

Ich sah auf der Stelle, dass seine Bemerkung, ob sie als Kompliment gedacht war oder nicht, eine schlichte Tatsache konstatierte; ihm waren eindeutig schon weitaus schlimmere Schmerzen zugefügt worden. Die obere Hälfte seines Rückens war mit einem Gittermuster verblichener weißer Linien überzogen. Man hatte ihn grausam ausgepeitscht, und zwar mehr als einmal. An manchen Stellen, an denen sich die Linien überschnitten, hatten sich schmale Streifen aus silbrigem Narbengewebe gebildet und unregelmäßige Flecken an anderen, an denen mehrere Hiebe dieselbe Stelle getroffen hatten, so dass die Haut abgelöst und der darunterliegende Muskel verletzt worden war.

Natürlich hatte ich im Kampfeinsatz die unterschiedlichsten Verletzungen zu Gesicht bekommen, aber diese Narben hatten etwas schockierend Brutales an sich. Ich muss bei ihrem Anblick die Luft angehalten haben, denn er drehte den Kopf zu mir und ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte. Er zuckte mit der unverletzten Schulter.

»Rotröcke. Haben mich zweimal in einer Woche ausgepeitscht. Vermutlich hätten sie es auch zweimal am selben Tag gemacht, wenn sie keine Angst gehabt hätten, mich umzubringen. Es macht schließlich keine Freude, einen Toten auszupeitschen.«

Ich versuchte, meine Stimme unter Kontrolle zu behalten, während ich seine Schulter mit der Lösung betupfte. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass so etwas irgendjemandem Freude macht.«

»Nicht? Du hättest ihn sehen sollen.«

»Wen, ihn?«

»Den Rotrockhauptmann, der mir den Rücken gegerbt hat. Wenn das keine Freude war, war er zumindest sehr mit sich zufrieden. Jedenfalls mehr als ich«, fügte er ironisch hinzu. »Randall war sein Name.«

»Randall!« Mein Erschrecken war mir deutlich anzuhören. Kalte blaue Augen hefteten sich auf die meinen.

»Du kennst den Mann?« Die Stimme war plötzlich voller Argwohn.

»Nein, nein! Ich kannte einmal eine Familie dieses Namens, aber das ist lange, äh, sehr lange her.« Vor lauter Nervosität ließ ich meinen Waschlappen fallen.

»Mist, jetzt muss ich ihn noch einmal auskochen.« Ich hob das Tuch vom Boden auf und wandte mich zur Feuerstelle, um meine Verwirrung hinter meiner Geschäftigkeit zu verbergen. War es möglich, dass dieser Hauptmann Randall tatsächlich Franks Vorfahre war, der Soldat mit der makellosen Dienstakte, tapfer auf dem Schlachtfeld, durch Herzöge belobigt? Und wenn ja, war es möglich, dass ein Mensch, der mit meinem liebenswerten, rücksichtsvollen Frank verwandt war, diesem Jungen die grauenvollen Narben auf dem Rücken zugefügt hatte?

Ich beschäftigte mich am Feuer, warf noch ein paar Handvoll Zaubernuss und Knoblauch in das kochende Wasser und legte weitere Tücher hinein. Als ich glaubte, meine Stimme und mein Gesicht wieder kontrollieren zu können, wandte ich mich zu Jamie um, ein Waschtuch in der Hand.

»Warum bist du ausgepeitscht worden?«, fragte ich abrupt.

Die Frage war zwar wenig taktvoll, aber ich wollte es unbedingt wissen, und ich war einfach zu müde, um es rücksichtsvoller auszudrücken.

Er seufzte und bewegte die Schulter unbehaglich unter meinen Zuwendungen. Auch er war müde, und ich fügte ihm zweifellos Schmerzen zu, selbst wenn ich noch so sehr versuchte, sanft zu sein.