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Er sah sogar noch grimmiger aus als sonst, dachte ich, als er wortlos beiseitetrat und mich in das Zimmer ließ. Der Garnisonskommandeur stand am offenen Fenster, seine schlanke, aufrechte Gestalt ein Umriss im Gegenlicht. Er lachte kurz auf, als er mich sah.

»Ja, das habe ich mir gedacht. Mr. MacKenzies Beschreibung nach musstet Ihr es sein.« Die Tür schloss sich hinter mir, und ich war allein mit Jonathan Randall, Hauptmann des achten Dragonerregiments Seiner Majestät.

Diesmal trug er eine saubere rot-beige Uniform mit einer spitzenbesetzten Halsbinde und eine penibel gelockte, gepuderte Perücke. Doch das Gesicht war dasselbe – Franks Gesicht. Ich musste schlucken. Diesmal jedoch bemerkte ich die kleinen Falten der Härte rings um seinen Mund und den Hauch von Arroganz in der Haltung seiner Schultern. Dennoch, er lächelte liebenswürdig und lud mich zum Sitzen ein.

Das Zimmer war schlicht möbliert; es gab nur einen Schreibtisch und einen Stuhl, einen langen Spieltisch und ein paar Hocker. Hauptmann Randall rief einen jungen Korporal, der draußen vor der Tür in Habtachtstellung stand, und dieser schenkte daraufhin unbeholfen einen Krug Bier ein, den er vor mich hinstellte.

Der Hauptmann scheuchte den Korporal zurück und schenkte sich selbst ebenfalls ein Bier ein. Dann ließ er sich elegant auf einen Hocker sinken, der mir gegenüber am Tisch stand.

»Also schön«, sagte er freundlich. »Warum erzählt Ihr mir nicht, wer Ihr seid und was Euch hierher verschlagen hat?«

Da mir an diesem Punkt nicht viel anderes übrigblieb, erzählte ich ihm dieselbe Geschichte wie Colum und ließ nur die weniger taktvollen Schilderungen seines eigenen Verhaltens aus, von dem er ja ohnehin wusste. Ich hatte keine Ahnung, wie viel ihm Dougal erzählt hatte, und wollte mich nicht verhaspeln.

Der Hauptmann hörte meinem Vortrag höflich, aber skeptisch zu. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass er sich weniger Mühe gab als Colum, seine Skepsis zu verbergen. Er lehnte sich nachdenklich zurück.

»Oxfordshire, sagt Ihr? Ich wüsste nicht, dass es in Oxfordshire Beauchamps gibt.«

»Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte ich unwirsch. »Ihr seid doch aus Sussex.«

Er riss überrascht die Augen auf. Ich hätte mir auf die Zunge beißen können.

»Und darf ich fragen, woher Ihr das wisst?«, fragte er.

»Äh, Eure Aussprache. Ja, es ist Euer Akzent«, sagte ich hastig. »Eindeutig Sussex.«

Seine eleganten dunklen Augenbrauen stießen beinahe an die Locken seiner Perücke.

»Es würde weder meine Lehrer noch meine Eltern freuen zu hören, dass meine Aussprache meinen Geburtsort so deutlich widerspiegelt, Madam«, erwiderte er trocken. »Schließlich haben sie weder Kosten noch Mühen gescheut, um dies zu beheben. Doch da Ihr Euch offenbar derart gut mit regionalen Sprachmustern auskennt …« Er wandte sich an den Mann, der jetzt an der Wand stand. »Zweifellos könnt Ihr auch die Herkunft meines Korporals identifizieren. Korporal Hawkins, würdet Ihr mir den Gefallen tun, uns etwas vorzutragen? Irgendetwas«, fügte er hinzu, als er die Verwirrung des jungen Mannes bemerkte, »vielleicht einen bekannten Vers?«

Der Korporal, ein junger Mann mit einem dümmlichen Gesicht und breiten Schultern, sah sich verzweifelt nach einer Eingebung um, dann richtete er sich kerzengerade auf und intonierte die erste Strophe eines anzüglichen Sauflieds.

»Das reicht, Korporal, danke.« Randall winkte ab, und der Korporal drückte sich schweißüberströmt wieder an die Wand.

»Nun?« Randall wandte sich fragend an mich.

»Äh, Cheshire«, riet ich.

»Fast. Lancashire.« Er musterte mich scharf. Dann verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, schlenderte zum Fenster und blickte hinaus. Ob er überprüfen wollte, ob Dougal Männer mitgebracht hatte?

Plötzlich fuhr er zu mir herum und fragte abrupt: »Parlez-vous français?«

»Très bien«, erwiderte ich prompt. »Und?«

Er legte den Kopf schief und betrachtete mich aufmerksam.

»Verdammt, wenn ich das glaube, dass Ihr Französin seid«, sagte er wie zu sich selbst. »Könnte zwar sein, aber mir ist noch kein Franzose begegnet, der Cockney von Cornwall unterscheiden konnte.«

Seine gepflegten Finger trommelten auf die hölzerne Tischplatte. »Wie lautet Euer Mädchenname, Mrs. Beauchamp?«

»Hört, Hauptmann«, sagte ich mit meinem charmantesten Lächeln, »so amüsant es ist, mit Euch Frage und Antwort zu spielen, würde ich dies Geplänkel doch gern beenden und die Fortsetzung meiner Reise in die Wege leiten. Ich wurde ja bereits aufgehalten, und …«

»Ihr helft Eurer Sache nicht, indem Ihr Euch so frivol verhaltet, Madam«, unterbrach er und kniff die Augen zusammen. Auch das machte Frank, wenn ihm etwas nicht gefiel, und meine Knie wurden ein wenig weich. Ich legte die Hände auf die Oberschenkel, um mich abzustützen.

»Da gibt es nichts zu helfen«, sagte ich, so fest ich konnte. »Ich will weder etwas von Euch noch von der Garnison oder von den MacKenzies. Alles, was ich will, ist, dass man mich in Frieden weiterreisen lässt. Und ich sehe absolut keinen Grund, warum Ihr etwas dagegen haben solltet.«

Er funkelte mich an, die Lippen gereizt zusammengepresst.

»Ach nein? Nun, versetzt Euch einmal in meine Lage, Madam, dann wird Euch vielleicht klarer, was ich dagegen habe. Vor etwa einem Monat befand ich mich mit meinen Männern auf der Verfolgung einer Gruppe schottischer Banditen, die eine Viehherde gestohlen hatten, als …«

»Ah, das war es also!«, rief ich aus. »Ich hatte mich schon gefragt, was sie dort wollten«, fügte ich lahm hinzu.

Hauptmann Randall holte tief Luft, dann verwarf er, was auch immer er hatte sagen wollen, um mit seiner Schilderung fortzufahren.

»Inmitten dieser rechtmäßigen Verfolgung«, fuhr er in gemessenem Tonfall fort, »stoße ich auf eine halb bekleidete Engländerin – an einem Ort, an dem sich keine Engländerin befinden sollte, selbst in geziemender Begleitung –, die sich meinen Nachfragen verweigert, meine Person angreift …«

»Ihr habt mich zuerst angegriffen!«, sagte ich aufgebracht.

Ungerührt fuhr er fort: »… deren Komplize mich feige bewusstlos schlägt und die dann aus der Gegend flüchtet, eindeutig nicht ohne Hilfe. Meine Männer und ich haben die Umgebung gründlichst abgesucht, und ich versichere Euch, Madam, es gab keine Spur von Eurem ermordeten Dienstboten, Eurem geplünderten Gepäck oder Eurem Kleid, ganz zu schweigen von irgendeinem Anzeichen dafür, dass Eurer Geschichte auch nur ein Fünkchen Wahrheit anhaftet.«

»Ach?«, sagte ich schwach.

»Ja. Darüber hinaus hat es in den letzten vier Monaten dort keine Meldungen über Straßenräuber gegeben. Und jetzt, Madam, taucht Ihr in Begleitung des Kriegshäuptlings der MacKenzies hier auf, welcher mir sagt, dass sein Bruder Colum fest davon überzeugt ist, dass Ihr eine Spionin seid und vermutlich für mich arbeitet!«

»Nun, so ist es aber nicht, oder?«, sagte ich logisch. »Das wisst Ihr zumindest.«

»Ja, das weiß ich«, sagte er mit übertriebener Geduld. »Was ich nicht weiß, ist, wer zum Teufel Ihr seid! Aber ich gedenke, es herauszufinden, Madam, zweifelt ja nicht daran. Ich bin der Kommandeur dieser Garnison. Dieses Amt berechtigt mich zu gewissen Schritten zur Gewährleistung der Sicherheit dieser Region vor Verrätern, Spionen und anderen mir verdächtigen Personen. Und ich bin absolut bereit, Madam, diese Schritte zu ergreifen.«

»Und was sind das für Schritte?«, fragte ich. Es war eine ernst gemeinte Frage, obwohl ihr Ton anscheinend so klang, als wollte ich ihn aus der Reserve locken.

Er stand auf, betrachtete mich einen Moment lang nachdenklich, dann kam er um den Tisch herum, streckte die Hand aus und zog mich hoch.