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»Oh, ob ich jemandem versprochen bin? Nein, ich bin kein besonders guter Heiratskandidat.« Er sprach hastig weiter, als hätte er das Gefühl, dass das wie eine Beleidigung klingen könnte. »Ich meine, ich habe keinen nennenswerten Besitz und nicht viel mehr als meinen Sold zum Leben.«

Er rieb sich das Kinn und betrachtete mich skeptisch. »Dann ist da das kleine Problem mit dem Kopfgeld, das auf mich ausgesetzt ist. Kein Vater möchte, dass seine Tochter einen Mann heiratet, der jederzeit festgenommen und gehängt werden könnte. Hast du das bedacht?«

Ich winkte ab, als sei seine Gesetzlosigkeit eine Kleinigkeit im Vergleich mit dieser ganzen monströsen Idee. Ich versuchte es ein letztes Mal.

»Stört es dich, dass ich nicht mehr unberührt bin?« Er zögerte einen Moment, ehe er antwortete.

»Nein«, sagte er langsam, »solange es dich nicht stört, dass ich es bin.« Er grinste, weil mir der Mund offen stehen geblieben war, und wandte sich wieder zur Tür.

»Ich finde, wir sollten beide wissen, was wir tun«, sagte er. Die Tür schloss sich leise hinter ihm; die Brautwerbung war eindeutig vorbei.

Als die Papiere ordnungsgemäß unterzeichnet waren, begab ich mich vorsichtig die steile Treppe hinunter zum Schanktisch in der Gaststube.

»Whisky«, sagte ich zu der zerknitterten alten Kreatur auf der anderen Seite. Die blinzelte mich zwar mit trüben Augen an, doch auf Dougals Kopfnicken schob mir der Mann eine Flasche und ein Glas hinüber. Letzteres war dick und grünlich, ein bisschen verschmiert, und es hatte eine Kitsche im Rand, doch es war oben offen, und das war alles, was im Moment zählte.

Sobald das Brennen im Hals nachließ, hatte der Whisky tatsächlich eine gewisse trügerische Ruhe zur Folge. Ich fühlte mich losgelöst und nahm die Einzelheiten meiner Umgebung mit merkwürdiger Intensität wahr: das kleine Buntglasfenster über dem Schanktisch, das den schäbigen Wirt und seine Waren in buntes Licht tauchte, den geschwungenen Griff eines kupfernen Schöpflöffels, der neben mir an der Wand hing, eine Schmeißfliege, die versuchte, sich aus einer klebrigen Pfütze auf dem Tisch zu kämpfen. Weil ich eine gewisse Kameradschaft zu ihr empfand, schubste ich sie mit der unteren Kante meines Glases aus der Gefahrenzone.

Allmählich wurde mir bewusst, dass hinter der geschlossenen Tür am anderen Ende des Gastraums laute Stimmen erklangen. Dougal war dort verschwunden, nachdem sein Handel mit mir abgeschlossen war, vermutlich um die Absprache mit dem anderen Vertragspartner unter Dach und Fach zu bringen. Es freute mich zu hören, dass sich der Bräutigam in spe dem Geräuschpegel nach querstellte, obwohl er vorhin keine Einwände gehabt zu haben schien. Womöglich hatte er mich ja nur nicht kränken wollen.

»Lass dich nicht unterkriegen, Junge«, murmelte ich und trank noch einen Schluck.

Einige Zeit später spürte ich dumpf, wie mir eine Hand die Finger öffnete, um mir das grünliche Glas abzunehmen. Eine andere Hand lag stützend unter meinem Ellbogen.

»Himmel, sie ist ja stockbetrunken«, sagte eine Stimme in meinem Ohr. Die Stimme war unangenehm rauh, dachte ich, als hätte ihr Besitzer Schmirgelpapier gegessen. Ich kicherte leise bei diesem Gedanken.

»Ruhe jetzt!«, sagte das unangenehme Krächzen. Dann wurde die Stimme leiser, weil sich ihr Besitzer abwandte, um mit jemandem zu sprechen. »Um den Verstand gesoffen … was soll man auch erwarten …«

Eine andere Stimme unterbrach die erste, aber ich konnte nicht verstehen, was sie sagte; es war alles verschwommen. Doch ihr Klang war angenehmer, tief und irgendwie beruhigend. Sie kam näher, und ich konnte ein paar Worte ausmachen. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, doch meine Aufmerksamkeit schweifte schon wieder ab.

Die Fliege hatte in die Pfütze zurückgefunden und paddelte hoffnungslos verklebt darin umher. Das Licht des Buntglasfensters fiel auf sie und glitzerte wie Funken auf dem zappelnden grünen Bauch. Mein Blick heftete sich auf den kleinen grünen Fleck, der zu pulsieren schien, während die Fliege zuckend um die Freiheit kämpfte.

»Schwester … du has keine Schans«, lallte ich, und der Funke erlosch.

Kapitel 14

Eine Hochzeit findet statt

Als ich erwachte, hatte ich eine niedrige, von Balken durchzogene Zimmerdecke über mir, und jemand hatte mich mit einer dicken Bettdecke zugedeckt und sie mir sorgfältig unter das Kinn gesteckt. Ich schien nur mit meinem Hemd bekleidet zu sein. Vorsichtig begann ich, mich hinzusetzen, um mich nach meinen Kleidern umzusehen, doch auf halber Strecke überlegte ich es mir anders. Ganz behutsam legte ich mich wieder hin, schloss die Augen und hielt meinen Kopf fest, um zu verhindern, dass er sich selbständig machte, vom Kissen rollte und auf den Boden prallte.

Einige Zeit später erwachte ich erneut, weil sich die Zimmertür öffnete. Vorsichtig öffnete ich das eine Auge einen Spaltbreit. Ein verschwommener Umriss nahm Murtaghs mürrische Gestalt an, die am Fußende des Bettes missbilligend auf mich hinunterstarrte. Ich schloss das Auge wieder. Alles, was ich hörte, war ein unterdrückter schottischer Laut, der vermutlich Ekel ausdrückte, doch als ich noch einmal hinblinzelte, war die Gestalt fort.

Gerade ließ ich mich dankbar wieder in die Bewusstlosigkeit sinken, als sich die Tür erneut öffnete. Diesmal gab sie eine Dame in den mittleren Jahren preis, die vermutlich die Frau des Wirtes war und einen Waschkrug und eine Schüssel mitbrachte. Sie kam vergnügt ins Zimmer gerauscht und öffnete die Fensterläden mit einem Knall, der in meinem Kopf widerhallte wie eine Panzerkollision. Mit derselben Wucht steuerte sie dann auf das Bett zu, riss mir die Bettdecke aus meiner zaghaften Umklammerung und warf sie beiseite, so dass ich bebend und entblößt dalag.

»Also dann, Herzchen«, sagte sie. »Wir müssen Euch jetzt fertig machen.« Sie schob mir ihren kräftigen Unterarm unter die Schultern und hievte mich zum Sitzen hoch. Ich hielt mir mit der einen Hand den Kopf, mit der anderen den Bauch.

»Fertig?« Mein Mund schmeckte nach vergammeltem Moos.

Die Frau fing an, mir energisch das Gesicht zu waschen. »Och, aye«, sagte sie. »Ihr wollt doch Eure eigene Hochzeit nicht verpassen, oder?«

»Doch«, sagte ich, aber sie beachtete mich nicht, sondern zog mir ohne Umschweife das Hemd aus und stellte mich in die Zimmermitte, um mir weitere intime Zuwendungen angedeihen zu lassen.

Etwas später saß ich angezogen auf dem Bett und fühlte mich zwar benommen und streitlustig dank eines Glases Portwein, das mir die Hausherrin gereicht hatte, aber zumindest einsatzfähig. Ich nippte vorsichtig an einem zweiten Glas, während sie einen Kamm durch das Dickicht meines Haars zog.

Als die Tür ein weiteres Mal krachend aufflog, fuhr ich zusammen und verschüttete den Port. Nimmt das denn gar kein Ende?, dachte ich finster. Diesmal war es eine Doppelvisite, Murtagh und Ned Gowan, die identische Mienen der Missbilligung aufgesetzt hatten. Ich wechselte funkelnde Blicke mit Ned, während Murtagh langsam um das Bett herumschritt, um mich aus sämtlichen Blickwinkeln zu betrachten. Er kehrte zu Ned zurück und murmelte etwas, das ich nicht hören konnte, weil es zu leise war. Mit einem letzten augenrollenden Blick in meine Richtung zog er die Tür wieder zu.

Schließlich war mein Haar zur Zufriedenheit der Frau frisiert und zu einem Knoten aufgesteckt, aus dem sich einzelne Löckchen über meinen Nacken und um meine Ohren ringelten. Ich fühlte mich, als würde mir jeden Moment die Kopfhaut abplatzen, so fest hatte sie mir das Haar zurückgezogen, doch als ich in den Spiegel blickte, den die Frau mir hinhielt, sah es unleugbar hübsch aus. Ich begann, mich etwas mehr wie ein Mensch zu fühlen, und überwand mich sogar dazu, ihr für ihre Mühe zu danken. Sie ließ mir den Spiegel da und ging mit der Bemerkung, was für ein Glück es doch war, im Sommer zu heiraten, nicht wahr, wo es so viele Blumen als Haarschmuck gab.

»Die Todgeweihten grüßen dich«, sagte ich mit einem angedeuteten Salut zu meinem Spiegelbild. Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen, legte mir ein nasses Tuch auf das Gesicht und schlief wieder ein.