»Es sind zwar nur schottische Perlen«, sagte er entschuldigend, »aber sie sehen hübsch an dir aus.« Seine Finger blieben einen Moment auf meinem Hals liegen.
»Das waren die Perlen deiner Mutter!« Dougal sah die Kette funkelnd an.
»Aye«, sagte Jamie ruhig, »und jetzt gehören sie meiner Frau. Wollen wir gehen?«
Wohin auch immer wir ritten, es war ein ganzes Stück vom Dorf entfernt. Wir gaben eine ziemlich trübsinnige Hochzeitsgesellschaft ab, wobei das Brautpaar von den anderen umringt war wie Sträflinge auf dem Weg ins Gefängnis. Das Einzige, was gesprochen wurde, war Jamies leise Entschuldigung für seine Verspätung. Wie er sagte, war es schwierig gewesen, ein sauberes Hemd und einen Rock in der richtigen Größe für ihn zu finden.
»Ich glaube, das hier gehört dem Sohn des hiesigen Gutsbesitzers«, sagte er und schnippte mit dem Rüschenkragen. »Ich fühle mich ein bisschen wie ein Geck in diesem Aufzug.«
Wenig später stiegen wir ab und ließen die Pferde am Fuß eines kleinen Hügels zurück. Ein Gehweg führte durch das Heidekraut nach oben.
»Hast du alles abgesprochen?«, sagte Dougal leise zu Rupert, während sie die Tiere anbanden.
»Och, aye.« In seinem schwarzen Bart blitzten die Zähne auf. »Es war zwar nicht ganz einfach, den Padre zu überreden, aber wir haben ihm die Ausnahmegenehmigung gezeigt.« Er tätschelte seinen Sporran, der musikalisch klimperte, so dass ich mir denken konnte, worin diese Ausnahmegenehmigung bestand.
Durch den nun inzwischen wirklich eingesetzten Nieselregen und den Nebel sah ich die Kapelle aus dem Gebüsch aufragen. Vollkommen ungläubig erkannte ich das geschwungene Dach und die kleinen bleiverglasten Fenster, die ich zuletzt an dem sonnigen Morgen meiner Hochzeit mit Frank Randall gesehen hatte.
»Nein!«, rief ich aus. »Nicht hier! Das kann ich nicht!«
»Schsch. Keine Sorge, Kleine, keine Sorge. Es wird alles gut.« Dougal legte mir seine große Tatze auf die Schulter und gab beruhigende schottische Laute von sich, als wäre ich ein aufgeregtes Pferd. »Es ist ganz normal, ein bisschen nervös zu sein.« Eine feste Hand in meinem Kreuz drängte mich den Pfad entlang. Meine Schuhe versanken im feuchten Laub des letzten Jahres.
Jamie und Dougal gingen rechts und links von mir, als wollten sie meine Flucht verhindern. Ihre hochgewachsenen Gestalten machten mich nervös, und ich spürte, wie Hysterie in mir aufstieg. Zweihundert Jahre später hatte ich in dieser Kapelle geheiratet, die mich damals mit ihrem antiken Charme bezaubert hatte. Jetzt war die Kapelle so neu, dass die Bodendielen noch ächzten, und ich war im Begriff, einen knapp über zwanzigjährigen schottischen Katholiken zu heiraten, der noch nie mit einer Frau geschlafen hatte, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt war und dessen …
In plötzlicher Panik wandte ich mich an Jamie. »Ich kann dich nicht heiraten! Ich weiß ja nicht einmal deinen Nachnamen!«
Er blickte in aller Ruhe auf mich hinunter und zog seine rote Augenbraue hoch. »Oh. Fraser. James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser«, sagte er feierlich und sprach jeden Namen langsam und deutlich aus.
Völlig verwirrt erwiderte ich: »Claire Elizabeth Beauchamp«, und hielt ihm idiotisch die Hand hin. Anscheinend interpretierte er dies als Hilferuf, nahm meine Hand und schob sie in seine Ellenbeuge. Nun steckte ich wirklich fest und platschte über den matschigen Pfad meiner Hochzeit entgegen.
Rupert und Murtagh erwarteten uns in der Kapelle, wo sie einen Geistlichen wie einen Gefangenen bewachten, einen spindeldürren jungen Priester mit einer roten Nase und einem verständlicherweise völlig verängstigten Gesicht. Rupert schnitzte beiläufig mit einem großen Messer an einem Weidenzweig herum. Die Pistolen mit den Horngriffen hatte er zwar beim Betreten der Kirche abgelegt, doch sie lagen in Reichweite auf dem Rand des Taufbeckens.
Auch die anderen Männer legten ihre Waffen ab, wie es sich in einem Gotteshaus geziemte. Damit ließen sie einen eindrucksvollen Haufen tödlicher Bedrohlichkeit in der letzten Bankreihe zurück. Nur Jamie behielt Dolch und Schwert, vermutlich als zeremoniellen Teil seiner Kleidung.
Wir knieten uns vor den Holzaltar, Murtagh und Dougal nahmen ihre Plätze als Zeugen ein, und die Zeremonie begann.
Die Form der katholischen Eheschließung hat sich in den letzten paar hundert Jahren nicht merklich verändert, und die Worte, die mich mit dem rothaarigen jungen Fremden an meiner Seite verbanden, waren fast die gleichen, die meine Ehe mit Frank geweiht hatten. Ich fühlte mich wie eine kalte, leere Hülle. Die gestammelten Worte des jungen Priesters hallten irgendwo in meiner hohlen Magengrube wider.
Mechanisch erhob ich mich, als die Zeit für das Gelübde gekommen war, und sah voll betäubter Faszination zu, wie meine eisigen Finger in den großen Händen meines neuen Mannes verschwanden. Seine Finger waren genauso kalt wie die meinen, und zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass er trotz der Ruhe, die er ausstrahlte, möglicherweise genauso nervös war wie ich.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es vermieden, ihn anzusehen, doch als ich jetzt aufblickte, stellte ich fest, dass er auf mich hinuntersah. Sein Gesicht war weiß, und er hielt es sorgsam von jedem Ausdruck frei; er sah exakt so aus wie damals, als ich ihm die Schulter verbunden hatte. Ich versuchte, ihn anzulächeln, doch meine Mundwinkel zuckten gefährlich. Der Druck seiner Finger nahm zu. Ich hatte den Eindruck, dass wir uns gegenseitig auf den Beinen hielten; wenn einer von uns losließ oder den Blick abwendete, würden wir beide fallen. Seltsamerweise war dieses Gefühl sogar beruhigend. Wohin wir auch immer steuerten, zumindest waren wir zu zweit.
»Ich nehme dich, Claire, zu meiner Frau …« Seine Stimme bebte zwar nicht, seine Hand aber schon. Ich fasste fester zu. Unsere steifen Finger klammerten sich aneinander wie Bretter in einem Schraubstock. »… dich zu lieben, zu ehren und zu beschützen … in guten wie in schlechten Zeiten …« Die Worte kamen aus weiter Ferne. Das Blut schwand mir aus dem Kopf. Das verstärkte Mieder war infernalisch eng, und obwohl mir kalt war, lief mir der Schweiß unter dem Satin an den Seiten entlang. Ich hoffte, dass ich nicht in Ohnmacht fallen würde.
Hoch oben in der Wand über dem Allerheiligsten befand sich ein Buntglasfenster, eine schlichte Darstellung Johannes des Täufers mit seinem Bärenfell. Grüne und blaue Reflexionen tanzten über meinen Ärmel hinweg. Sie erinnerten mich an den Gastraum des Wirtshauses, und ich hätte furchtbar gern etwas zu trinken gehabt.
Jetzt ich. Ich stotterte ein wenig, was mich erboste. »Ich n-nehme dich, James …« Ich riss mich zusammen. Jamie hatte seine Hälfte respektabel hinter sich gebracht; das mindeste, was ich tun konnte, war, das ebenfalls zu versuchen. »… dich zu lieben und zu ehren, von diesem Tage an …« Meine Stimme klang jetzt kräftiger.
»… bis dass der Tod uns scheidet.« Die Worte hallten mit bestürzender Endgültigkeit durch die Stille der Kapelle. Alles schien innezuhalten. Dann fragte der Priester nach dem Ring.
Plötzlich kam Aufregung auf, und mein Blick fiel auf Murtaghs erschütterte Miene. Kaum hatte ich begriffen, dass irgendjemand vergessen hatte, für den Ring zu sorgen, als Jamie meine Hand losließ, um sich selbst einen Ring vom Finger zu drehen.
Ich trug Franks Ring nach wie vor an der linken Hand. In einem Fleck aus blauem Licht sahen die Finger meiner Rechten wie steif gefroren aus, als mir das große Metallrund über den Ringfinger glitt. Es saß nur lose und wäre zu Boden geglitten, wenn Jamie meine Finger nicht darum geschlossen und meine Faust wieder in die seine genommen hätte.
Weiteres Gemurmel des Priesters, und Jamie beugte sich vor, um mich zu küssen. Es war klar, dass es eigentlich nur als kurze, zeremonielle Berührung unserer Lippen gedacht war, doch sein Mund war sanft und warm, und ich bewegte mich instinktiv auf ihn zu. Ich war mir vage bewusst, dass Geräusche erklangen, schottische Beifallslaute und Ermunterungsrufe der Zuschauer, doch eigentlich nahm ich nur die Wärme wahr, die mich umfing. Zuflucht.