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Wir lösten uns voneinander, beide etwas gefestigt, und lächelten nervös. Ich sah, wie Dougal Jamies Dolch aus der Scheide zog, und fragte mich, warum. Ohne den Blick von mir abzuwenden, streckte Jamie die rechte Hand mit der Handfläche nach oben aus. Ich schnappte nach Luft, als sich die Dolchspitze quer über sein Handgelenk zog und dahinter eine dunkle Linie aus Blut aufquoll. Mir blieb keine Zeit, zurückzuzucken, als dann auch meine Hand ergriffen wurde und ich das Brennen der Klinge spürte. Schnell drückte Dougal unsere Handgelenke aneinander und band sie mit einem weißen Leinenstreifen zusammen.

Ich muss ein wenig geschwankt haben, denn Jamie packte mit der freien linken Hand meinen Ellbogen.

»Nur Mut, Kleine«, sagte er leise. »Jetzt dauert es nicht mehr lange. Sprich mir die Worte nach.« Es war ein kurzer gälischer Spruch, zwei oder drei Sätze. Ich verstand zwar keins der Worte, doch ich wiederholte sie folgsam und stolperte über die schlüpfrigen Silben. Das Leinenband wurde gelöst, die Wunden sauber getupft, und wir waren verheiratet.

Auf dem Fußweg nach unten herrschte allgemeine Erleichterung und Fröhlichkeit. Es hätte eine beliebige ausgelassene Hochzeitsgesellschaft sein können, auch wenn sie klein war und mit Ausnahme der Braut nur aus Männern bestand.

Wir waren fast unten angekommen, als mein leerer Magen, die Folgen meines Katers und die allgemeine Aufregung des Tages zu viel für mich wurden. Als ich zu mir kam, lag ich im feuchten Laub, den Kopf im Schoß meines frischgebackenen Ehemanns. Er legte das feuchte Tuch beiseite, mit dem er mir über das Gesicht gewischt hatte.

»So schlimm, ja?« Er grinste auf mich hinunter, doch in seinen Augen lag ein Hauch von Unsicherheit, der mich trotz allem sehr rührte. Zittrig erwiderte ich das Lächeln.

»Es liegt nicht an dir«, versicherte ich ihm. »Es ist nur … ich glaube, ich habe seit dem Frühstück gestern nichts mehr gegessen – und ziemlich viel getrunken, fürchte ich.«

Sein Mund zuckte. »Das habe ich schon gehört. Nun, dem kann ich abhelfen. Wie ich schon sagte, habe ich einer Frau zwar nicht viel zu bieten, aber ich verspreche dir, dass du immer zu essen haben wirst.« Er lächelte und strich mir schüchtern mit dem Zeigefinger eine verirrte Locke aus dem Gesicht.

Ich versuchte, mich hinzusetzen, und verzog das Gesicht, weil mein Handgelenk leicht brannte. Den letzten Teil der Zeremonie hatte ich ganz vergessen. Der Schnitt hatte sich geöffnet, zweifellos eine Folge meines Sturzes. Ich nahm Jamie das Tuch ab und schlang es mir ungeschickt um das Handgelenk.

»Ich dachte, du wärst vielleicht deswegen in Ohnmacht gefallen«, sagte er, während er mir zusah. »Ich hätte daran denken sollen, dich zu warnen; mir ist erst klargeworden, dass du nicht damit rechnest, als ich dein Gesicht gesehen habe.«

»Was genau war es denn?«, fragte ich und versuchte, die Enden des Tuchs festzustecken.

»Es ist ein bisschen heidnisch, aber hier ist es üblich, zusätzlich zum normalen Ehegelübde auch einen Bluteid abzulegen. Manche Priester wollen davon nichts wissen, aber ich glaube nicht, dass dieser hier irgendwelche Einwände geäußert hätte. Er sah ja fast so verängstigt aus, wie ich mich gefühlt habe«, sagte er und lächelte.

»Ein Bluteid? Wie lautet er denn?«

Jamie nahm meine rechte Hand und steckte sanft das letzte Ende des improvisierten Verbandes fest.

»Du bist Blut von meinem Blut und Bein von meinem Bein.

Zwei werden eins, mein Körper sei dein.

Bis zu unserem Ende soll meine Seele die deine sein.«

Er zuckte mit den Schultern. »Nicht viel anders als das normale Gelübde, nur ein bisschen … äh, primitiver.«

Ich blickte auf mein verbundenes Handgelenk hinunter. »Ja, so könnte man es ausdrücken.«

Ich sah mich um; wir waren allein auf dem Weg und saßen unter einer Espe. Die Blätter des letzten Jahres lagen feucht glänzend am Boden und sahen aus wie rostige Münzen. Bis darauf, dass hin und wieder ein Wassertropfen zu Boden fiel, war alles still.

»Wo sind denn die anderen? Sind sie schon zurückgeritten?«

Jamie verzog das Gesicht. »Nein. Ich habe sie fortgeschickt, damit ich mich in Ruhe um dich kümmern konnte. Aber sie warten dort drüben auf uns.« Er wies mit dem Kinn auf den Pfad. »Sie werden uns nicht allein lassen, bis alles offiziell ist.«

»Ist es das denn noch nicht?«, fragte ich ausdruckslos. »Wir sind doch verheiratet, oder nicht?«

Er schien verlegen zu sein, denn er wandte sich ab und strich sich mit übertriebener Sorgfalt die Blätter vom Kilt.

»Mmpfm. Aye, wir sind verheiratet, das stimmt. Aber vor dem Gesetz ist es erst bindend, wenn die Ehe vollzogen wurde.« Eine heftige Röte brannte sich langsam aus seinem Spitzenkragen hinauf.

»Mmmpfm«, sagte ich. »Suchen wir uns etwas zu essen.«

Kapitel 15

Enthüllungen im Brautgemach

Im Gasthaus war das Essen schon aufgetischt; unser bescheidenes Hochzeitsmahl bestand aus Wein, frischem Brot und Rinderbraten.

Dougal nahm mich beim Arm, als ich auf die Treppe zuging, um mich vor dem Essen zu erfrischen.

»Ich will, dass diese Ehe vollzogen wird und es nicht den geringsten Raum für Zweifel gibt«, wies er mich leise, aber entschlossen an. »Es darf nicht in Frage stehen, dass diese Vereinigung vor dem Gesetz Bestand hat, sonst riskieren wir alle unseren Hals.«

»Das tust du doch anscheinend sowieso«, gab ich gereizt zurück. »Vor allem den meinen.«

Dougal klopfte mir fest auf den Hintern.

»Lass das meine Sorge sein; kümmere dich nur um deinen Teil.« Er betrachtete mich kritisch, als wollte er einschätzen, ob ich imstande war, meine Rolle angemessen zu erfüllen.

»Ich habe Jamies Vater gekannt. Wenn der Junge nach ihm kommt, wirst du keine Schwierigkeiten haben. Ah, Jamie!« Er ging auf Jamie zu, der gerade hereingekommen war, nachdem er die Pferde in den Stall gebracht hatte. Seinem Gesichtsausdruck nach bekam auch er jetzt seine Anweisungen.

Wie in Gottes Namen war das möglich?, fragte ich mich einige Zeit später. Vor sechs Wochen hatte ich arglos auf einem schottischen Hügel Blumen gepflückt, um sie nach Hause zu meinem Mann mitzunehmen. Jetzt saß ich hinter verschlossenen Türen in einem ländlichen Gasthauszimmer, wartete auf einen völlig anderen Mann, den ich kaum kannte, und hatte die Anweisung, eine erzwungene Ehe zu vollziehen, weil mein Leben und meine Freiheit davon abhingen.

Ich saß in meinem geborgten Hochzeitsstaat stocksteif auf dem Bett und hatte Todesangst. Ich hörte ein leises Geräusch, und die schwere Zimmertür öffnete und schloss sich wieder.

Jamie lehnte an der Tür und beobachtete mich. Die Verlegenheit zwischen uns nahm zu. Es war Jamie, der schließlich das Schweigen brach.

»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben«, sagte er leise. »Ich wollte mich nicht auf dich stürzen.« Ich musste unwillkürlich lachen.

»Oh, das habe ich auch nicht gedacht.« Ich war überzeugt, dass er mich nicht anrühren würde, solange ich ihn nicht dazu einlud; trotzdem würde ich ihn einladen müssen, noch einiges mehr zu tun als das, und zwar bald.

Ich betrachtete ihn skeptisch. Vermutlich wäre es noch schwieriger gewesen, wenn ich ihn unattraktiv gefunden hätte, doch das Gegenteil war der Fall. Dennoch, ich hatte seit über acht Jahren mit keinem anderen Mann geschlafen als mit Frank. Hinzu kam, dass dieser junge Mann, wie er selbst gesagt hatte, keinerlei Erfahrung besaß. Ich hatte noch nie jemanden entjungfert. Selbst wenn ich meine Einwände gegenüber dieser arrangierten Ehe einmal beiseitelegte und die Sache nur vom praktischen Standpunkt aus betrachtete – wie in aller Welt sollten wir anfangen? In dem Tempo, in dem es jetzt voranging, würden wir in drei Tagen noch dastehen und uns gegenseitig anstarren.

Ich räusperte mich und klopfte neben mir auf das Bett.

»Äh, möchtest du dich vielleicht setzen?«

»Aye.« Er durchquerte das Zimmer wie eine große Katze. Doch statt sich neben mich zu setzen, zog er einen Hocker heran und nahm mir gegenüber Platz. Etwas zögerlich streckte er den Arm aus und nahm meine Hände in die seinen. Sie waren groß mit kräftigen Fingern und sehr warm. Seine Handrücken waren mit einem rötlichen Flaum überzogen. Ich empfand einen leisen Schock bei der Berührung und dachte an eine Passage aus dem Alten Testament – »Siehe, mein Bruder Esau ist rauh und ich glatt«. Franks Hände waren lang und schlank; sie waren so gut wie unbehaart und sahen aristokratisch aus. Ich hatte immer gern beobachtet, wie er sie bewegte, wenn er Vorträge hielt.