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Der Telefonist ließ sich noch einige weitere Informationen geben; dann erklärte er, wie nun angesichts der Ansprüche verfahren werde, und sagte, Hunt stehe ein Tagegeld von sechzig Dollar zu, bis hin zu einer Gesamtsumme von eintausend Dollar, damit er in einem Motel würde unterkommen können, bis die Aufräumarbeiten abgeschlossen seien.

»Ein Schadensregulierer wird sich die Wohneinheit morgen früh anschauen, und sobald er den Gesamtschaden geschätzt und einen Bericht abgegeben hat, werden wir dafür sorgen, dass die Aufräumarbeiten eingeleitet werden. Bis zum Ende der Woche sollte Ihr Haus wieder so gut wie neu aussehen.«

»Der Schadensregulierer kommt morgen früh?«

»Ja, Sir.«

»Ich weiß nicht, ob ich für morgen frei bekomme. Mittwoch wäre besser.«

»Es besteht keine Notwendigkeit, dass Sie sich frei nehmen.«

»Ich muss doch dabei sein.«

»Das ist nicht nötig. Lassen Sie den Haustürschlüssel unter der Fußmatte, der Schadensregulierer lässt sich dann einfach selbst in die Wohnung. So macht der das jeden Tag. Wir werden Sie anrufen, um Sie über die Abschätzung zu informieren, oder wir können Ihnen auch eine Kopie seines Berichts faxen, wenn Sie wünschen. Lassen Sie uns nur eine Nummer da, unter der wir Sie erreichen können. Am besten wäre eine Handynummer oder die Nummer, unter der man Sie während der Arbeitszeit erreichen kann.«

»Aber wenn Sie da aufräumen ...«

»Machen Sie sich keine Sorgen. Die Firma, mit der wir zusammenarbeiten, macht das wirklich gut. Die werden alles retten, was noch zu retten ist, und Sie anrufen, falls etwas fraglich sein sollte - oder für Sie vielleicht von persönlichem Interesse oder Wert ist -, und den Rest werden die ersetzen. Wenn es um irgendwelche wichtigen Papiere und Dokumente geht oder irgendwelche Dinge, die einen rein ideellen Wert für Sie haben, würde ich Ihnen raten, sie jetzt selbst zu bergen und mitzunehmen. Ansonsten lassen Sie einfach eine Nachricht da - die können Sie an die Innenseite der Haustür heften oder kleben, und da geben Sie dann alle Dinge an, die Sie nicht ersetzt wissen wollen. Um den Rest werden die sich schon kümmern.«

Hunt lieh sich von Beth einen Stift und ein Blatt von einem Notizblock und notierte sich - wobei er die Wohnzimmerwand als Schreibunterlage nutzte - seine Schadensregulierungsnummer und den Namen des Versicherungsvertreters, mit dem er gesprochen hatte.

»Und? Wie sieht's aus?«, fragte Beth, nachdem er aufgelegt hatte.

Er erklärte es ihr.

»Die wollen das machen, während du bei der Arbeit bist?« Sie runzelte die Stirn. »Aber du musst doch dabei sein, um das Ganze im Auge zu behalten.«

»Das hab ich auch gesagt. Ich will nicht, dass irgendwelche Fremden meine Sachen durchwühlen. Aber die Versicherung hat gesagt, für die sei das eine Routineangelegenheit und dass die das immer so machen und mich nicht brauchen.«

»Aber trotzdem ...«

»Na ja, ich werde morgen früh noch versuchen, frei zu kriegen und hier vorbeizufahren, aber ich weiß nicht, ob ich mir wirklich Urlaub nehmen kann. Eigentlich bin ich ja immer noch in der Probezeit.«

»Jorge und Edward übernehmen bestimmt deine Arbeit.«

»Ja, aber Steve kann manchmal nerven und mir das Leben ziemlich zur Hölle machen. Außerdem werde ich die wirklich wichtigen Sachen jetzt gleich mitnehmen. Der Rest ...« Er deutete auf den Inhalt des Zimmers. »Das sind doch nur Möbel. Die lassen sich ersetzen.«

»Und wo willst du heute schlafen? Du kannst doch unmöglich hierbleiben.«

»Ich kriege ein Tagegeld, um irgendwo unterzukommen, während die am Haus arbeiten. Das gehört zu meiner Versicherung dazu.«

»Du bleibst bei mir.«

Er wollte schon sagen, dass er die nächsten Tage in irgendeinem Hotel verbringen würde, vielleicht in einem der Motel-6-Kette. »Du brauchst doch nicht ...«, setzte er an.

»Ich möchte das aber!«

Hunt musste zugeben, dass es sehr nett klang. Die Vorstellung, in einem Motel wohnen zu müssen, gefiel ihm ganz und gar nicht - vor allem, da sie diese Woche weit draußen bei Green Valley arbeiten würden, und da Jorges Wagen gerade in der Werkstatt war, hatten sie eine Fahrgemeinschaft gebildet. Die Vorstellung, Hunt könne seine Abende mit Beth verbringen, selbst gekochtes Essen bekommen und neben seiner Freundin auf dem bequemen Riesenbett schlafen, erschien ihm sehr reizvoll. Vor allem nach diesem ganzen Mist hier!

Die Sonne versank schon im Westen, warf lange Schatten in die entgegengesetzte Richtung und ließ alles seltsam verzerrt wirken, geradezu expressionistisch.

Sayers kam den Flur hinauf und schüttelte ein weiteres Polaroid-Foto trocken. »Die Dreckskerle haben das ganze Klo vollgeschissen«, sagte er und verzog das Gesicht. »Hoffentlich kriegen die Bullen 'ne anständige DNA-Probe.«

Beth schaute ihn angewidert an. »Die haben nicht mal abgezogen?«

»Das ist sein Job«, sagte er und deutete auf Hunt.

»O Gott.«

Der Vermieter trat ins Freie und ließ lautstark die Fliegengittertür zuknallen. »Sagen Sie mir, was noch alles passiert«, erklärte er dann. »Ich würde gerne auf dem Laufenden bleiben. Das ist schließlich immer noch mein Haus.«

»Das ist ja 'n freundlicher Kerl«, merkte Beth trocken an.

»Oh ja.«

»Also, wie sieht's jetzt aus? Willst du einfach nur abschließen und ... gehen?«

»Ich muss erst noch nach ein paar Sachen suchen. Ich will mich vergewissern, dass die nicht geklaut oder zerstört wurden. Versicherungspolicen, Quittungen und Garantiebelege, Zettel mit Adressen, Fotos. All so 'n Zeug.«

»Aber danach kommst du mit mir nach Hause.«

Er schaute sie an und nickte. »Jou«, sagte er. »Das mach ich.«

2.

»Ich glaube, da draußen ist jemand«, flüsterte Nina.

Dreckschweine! Die Smith & Wesson in der Hand, war Steve schon aus dem Bett gesprungen, rannte den Flur hinunter und zum Anbau, ehe Nina überhaupt den nächsten Satz aussprechen konnte. Das waren diese verdammten Cholos, da war Steve sich ganz sicher. Diese blöden illegalen Einwanderer, die sauer waren, weil er die ganze Arbeit alleine machte, und dass er nicht sie oder einen von ihren genau so illegalen Kumpeln angeheuert hatte, um diesen Anbau fertig zu stellen - und jetzt wollten sie es ihm heimzahlen. Als er letzten Sonntagmorgen mit dem Verputzen hatte anfangen wollen, hatte er mitten auf dem Sperrholzboden eine leere Tequilaflasche gefunden, und irgendjemand hatte in die Ecke gepinkelt. Diese Dreckskerle hatten in seinem neuen Anbau eine Party gefeiert, während Nina und er geschlafen hatten!

Das hatte er jetzt davon, dass er unbedingt in diesem beschissenen Stadtteil hatte bleiben wollen, dass er nicht weggezogen war, als die braune Flut aus der Nachbarschaft immer weiter hier herübergeschwappt war.

Aber Steve hatte sich geschworen, dass das niemals wieder passieren würde! Und wenn jetzt jemand auf seinem Grundstück war, würde Steve erst schießen und die Fragen später stellen. Wenn es zum Äußersten kam, konnte er immer noch behaupten, er habe eine Waffe gesehen; es sei nur Selbstverteidigung gewesen. Doch Steve bezweifelte, dass es so weit kommen würde. Das war das Tolle an den alten Wild-West-Staaten: Hier baute man noch auf Eigentumsrechte, und wenn jemand auf deinem Grundstück war und unbedingt eine verpasst haben musste, konnte man tun, was notwendig war - und jeder verstand es.

Steve hatte die Tür am Ende des Flurs erreicht. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Was, wenn das kein illegaler Einwanderer war, sondern jemand von der Arbeit? Oder - noch schlimmer - jemand, den er entlassen oder der im Zorn gekündigt hatte? Von solchen Leuten gab es weiß Gott genug. Die Baumpflegeabteilung der Bezirksverwaltung galt als eine Art Strafbataillon, und dort hatten schon viele Leute gearbeitet, die Steve jetzt abgrundtief hassten. Wenn er jemanden erschoss, den er kannte, würde der Beweis, dass es kein Vorsatz gewesen war, viel schwerer zu erbringen sein.