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In der Küche ging Hunt mit Joel gerade die Bezahlung und das Trinkgeld für den Priester durch, als Beths Mutter kurz hereinkam, um sich ein Glas Wasser zu holen. »Ich habe gestern Abend die Nachrichten gesehen. In der Wettervorhersage hieß es, dass es heute vielleicht regnet«, erklärte sie. »Ihr hättet eine Heiratsversicherung abschließen sollen, nur für den Fall. Dann hättet ihr nicht ganz so viel Ärger, falls der Regen alles verdirbt.«

Hunt schaute zu Joel hinüber und sah in dessen Blick die gleiche Beunruhigung, die auch er spürte, als dieses Wort gefallen war.

»Mach dir keine Sorgen«, sagte Hunt. »Alles wird gut laufen. Das wird schon!«

Er sollte recht behalten. Die Zeremonie selbst war kurz und stimmungsvoll, und obwohl tatsächlich am Nachmittag Wolken aufzogen, sorgte das lediglich dafür, dass die Temperaturen recht angenehm blieben; der Regen selbst kam nicht. Nach dem Empfang war Edward betrunken und hätte sich beinahe eine Schlägerei mit dem Philosophieprofessor geliefert; Jorge und Joel mussten ihn zurückhalten. »Ich reiß dir die Arme ab, du schwanzloses Hemd!«, schrie er. Eine von Beths alten Freundinnen, mit denen sie früher durch die Clubs gezogen war, erbrach sich in den Ententeich.

Diese Ereignisse schienen Hunts Eltern ein wenig zu entsetzen, und mit einem Anflug von Rebellion war Hunt regelrecht stolz darauf. Das hier war seine Hochzeit, es waren seine Freunde, und er war erwachsen. Er konnte herumhängen, mit wem er wollte. Doch kurze Zeit später sah er, dass sein Vater sich ausgiebig mit Jorge unterhielt, und seine Mutter lachte schallend über einen zotigen Witz, den eine Kollegin von Beth und Stacy erzählte.

Beide Elternteile schienen Beth sehr zu mögen, und dafür war Hunt überaus dankbar. Natürlich wollte er, dass die beiden Beth mochten - und umgekehrt. Erst hatte Hunt sich ein wenig Sorgen gemacht, weil seine Eltern mit Eileen nicht so recht warm geworden waren, doch diese Sorgen hätte er sich diesmal nicht zu machen brauchen. Anscheinend sahen sie in Beth die gleichen Qualitäten, die auch er selbst sah. Hunt war überglücklich, als ihm klar wurde, dass sie alle vielleicht eine große, glückliche Familie werden konnten.

Ihre Hochzeitsnacht verbrachten sie im Westward Look, einer Luxus-Hotelanlage am Fuße der Catalinas, von der aus man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt bei Nacht hatte. Im Süden tobten Gewitter; vom Fenster ihrer Suite aus sahen sie blauweiße Lichtblitze, die jenseits der bunten Lichter der Stadt zuckten.

»Es ist wunderschön«, sagte Beth und kuschelte sich an ihn, während sie vor dem Fenster standen.

Und das war es auch. Die Blitze erhellten immer wieder die dräuenden Gewitterwolken am Nachthimmel und enthüllten eine Schönheit, die Hunt niemals erwartet hätte; der Kontrast zwischen den wilden, aufzuckenden Blitzen und der ruhigen Künstlichkeit der Stadtlichter hatte etwas Magisches.

Eine Zeitlang standen sie einfach nur da, bis das Gewitter sich ein wenig beruhigte; dann gingen sie zum Bett hinüber, streichelten einander die Kleider vom Leib und liebten sich langsam und leidenschaftlich. Ursprünglich hatten sie sich ein aufwändigeres Szenario für ihre Hochzeitsnacht zurechtgelegt, damit es etwas anderes würde als eine »normale Nacht«, und sie hatten sich verschiedene, exotischere Stellungen überlegt. Dann aber erkannten sie, dass sie so etwas gar nicht nötig hatten. Die Nacht war ohnehin schon etwas Besonderes. Das »Normale« war wunderbar.

Eng umschlungen schliefen sie ein.

Am nächsten Morgen brachen sie zu ihrer Hochzeitsreise auf. Hunt hatte nach Montana oder Wyoming fahren wollen, vielleicht sogar nach Kanada, um eine Zeitlang die Abgeschiedenheit zu genießen, doch Beth wollte nach Kalifornien und dort sämtliche Touristenattraktionen aufsuchen, und Hunt hatte ihre Wünsche sofort und begeistert aufgenommen. Tatsächlich vermisste er Kalifornien ein wenig, und die Vorstellung, seine Frau herumzuführen und ihr alles zu zeigen, gefiel ihm sehr.

Sie fuhren nach Hollywood, nach Disneyland, in den Griffith-Park und die Huntington Library, doch am Wichtigsten war es Beth, an den Strand zu gehen, denn das Wetter war warm und sonnig und so schön, wie ein August nur sein konnte, nicht so drückend heiß wie im Juni. Hunt zeigte ihr Seal Beach, wo sie über seinen Lieblings-Pier spazierten und dann in einem mexikanischen Restaurant auf der Main Street essen gingen. Dann fuhren sie die Küste entlang nach Crystal Cove. Offensichtlich hatten viele andere Leute die gleiche Idee, denn es war schlichtweg unmöglich, eine Parklücke zu finden. Zweimal fuhr Hunt um den gesamten Parkplatz herum, bis er schließlich zwei Teenies sah, die zu einem VW-Käfer-Kabrio schlenderten. Er blieb stehen und wartete, doch die Mädchen ließen sich Zeit. Als sie den Wagen schließlich aus der Parklücke setzten, kam ein roter Mustang angeschossen und drängte sich vor.

Hunt drückte auf die Hupe und ließ die Scheibe herunter. »Du blöder Arsch!«, rief er.

Beth legte ihm eine Hand auf den Arm. »Das ist es doch nicht wert, sich aufzuregen. Schau, da drüben wird wieder was frei.«

Und tatsächlich - die Bremsleuchten eines Nissan-Pickup, der nur zwei Lücken weiter stand, flammten soeben auf. Diesmal wollte Hunt kein Risiko eingehen. Er setzte seinen Wagen fast genau hinter den Nissan und verhinderte auf diese Weise, dass jemand anders in die Lücke schlüpfen konnte. Er wollte rückwärts einparken, sobald der Pickup herausfuhr, und dabei so wenig Platz wie möglich zwischen den beiden Wagen lassen - eine Technik, die er während der Collegezeit perfektioniert hatte, als die Wettkämpfe um Parkplätze auf dem Campus-Gelände ihren Höhepunkt erreichten.

Der Pickup rollte langsam zurück, und Hunt legte schon den Rückwärtsgang ein, doch ein alter Chevy-Lieferwagen war unmittelbar hinter ihm und versperrte ihm den Weg. Und der Pickup setzte weiter zurück. Hunt drückte auf die Hupe, doch beide Fahrer ignorierten ihn oder hörten ihn nicht. Und Hunt hatte keinen Platz zum Ausweichen.

Der Pickup stieß gegen seinen Wagen.

Sofort sprang der Fahrer aus der Tür, um sich den Schaden zu besehen. »Es tut mir leid«, sagte er. »Mann, tut mir echt leid. Ich hab Sie nicht gesehen. Ist alles in Ordnung?«

Hunt und Beth stiegen jetzt ebenfalls aus. »Alles in Ordnung«, sagte Hunt. Er deutete hinter sich. »Der Schwachkopf da hat mir den Weg versperrt. Ich konnte nicht ausweichen.«

Der Chevy-Lieferwagen hatte ein Stück zurückgesetzt und wartete jetzt darauf, dass einige Parklücken entfernt ein roter Jeep den Platz freimachte.

»Wie sieht's mit Ihrem Wagen aus?«, fragte der Mann.

Gemeinsam untersuchten Hunt und Beth die Front des Saab, konnten jedoch keine Dellen oder Kratzer entdecken. Auch der Fahrer des anderen Wagens schaute genau hin. »Ich sehe nichts«, sagte er mit hoffnungsvoller Stimme.

»Ich auch nicht. Scheint so, als hätten wir noch mal Glück gehabt.«

»Vielleicht sollten wir unsere Versicherungs-Informationen austauschen ... nur für den Fall.«

Versicherung.

Unweigerlich erschauerte Hunt, obwohl es ein schöner warmer Tag war. »Nein«, sagte er. »Ist schon in Ordnung.«

»Vielleicht entdecken Sie ja später noch was ...«

»Keine Sorge«, beruhigte Hunt ihn.

»Sind Sie sicher?«

Halb Affenarsch, viertel vor Ho-den-sack.

»Ja.«

»Vielleicht sollten wir ja doch ...«, setzte Beth an.

»Ist schon in Ordnung«, sagte Hunt. »Alles klar.«

2.

In der Mittagspause traf sich Jorge in der Praxis der Geburtshelferin mit Ynez. Unruhig saß sie auf einem der unbequemen Lederstühle im Wartezimmer und blätterte in einer Frauenzeitschrift, auf deren Titelseite eine Talkshow-Moderatorin neben einem riesigen Blumenbukett stand. »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin«, sagte Jorge.