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Mittlerweile hatte er das Ende des Flurs erreicht, schnell die Tür aufgeschlossen und geöffnet, und eine Sekunde lang sah er diese drei stämmigen Männer mit ihren Hüten: einer stand genau in der Mitte des Anbaus, einer auf dem Rasen, gleich neben der Platane, und einer kauerte tatsächlich im Baum, in der untersten Gabelung der Äste.

Dann hatte der Donner gegrollt, ein Geräusch wie beim Start eines Space Shuttle, und der Baum brach in der Mitte auseinander. Dass es so unwahrscheinlich war, diese Männer hier zu sehen - vor allem dort, wo sie sich befanden -, wurde sofort von der panikartigen Erkenntnis überschwemmt, dass ein großer Teil des Baumes auf das Gerüst für seinen Hobbyraum stürzte und es zerschmettern würde. Blindlings lief Steve vorwärts, so verrückt es auch war; er dachte, er könne vielleicht das Dach, die Wand und das Gerüst noch retten, wenn es ihm gelang, die fallende Platane nur ein klein wenig abzulenken, doch in letzter Sekunde ließ der Selbsterhaltungstrieb ihn vor dem umstürzenden Baum flüchten und im Haus Schutz suchen.

Der Blitz hatte den Baum gar nicht berührt, erkannte er nun. Der Teil des Baumes war abgebrochen, als der Donner am lautesten gegrollt hatte.

Aber Donner kann einen Baum nicht umstürzen lassen. Das kann nur ein Blitz.

Dann löste sich auch dieser Gedanke in nichts auf, als die schweren Äste durch das einzige Stück bereits fertig gestellten Daches krachten und Wasser und Laub, Sperrholz und dicke Holzbalken in den Hobbyraum rissen. Eine der Stützwände brach zusammen, riss die Verkabelung mit sich, und wenige Sekunden lang sprühten Funken, als vor Steves Augen die gesamte Verkabelung verschmorte. Ein geborstener, spitzer Zweig landete genau dort, wo er gerade eben noch gestanden hatte.

Steve hielt sich am Türknauf fest, um nicht umzufallen. Monate der Arbeit waren binnen Sekunden zerstört.

Wieder zuckte ein Blitz über den Himmel, und Steve kam auf die Idee, noch einmal nach den Männern mit den Hüten zu schauen.

Doch sie waren nicht da - wenn sie es jemals gewesen waren.

3.

Gleich am Morgen rief Hunt die Gesellschaft an, bei der Beth die Immobilienversicherung abgeschlossen hatte, doch es hatte sich bereits eine Warteschlage der Anrufer gebildet, und er musste vierzig Minuten warten, bis endlich ein Mensch aus Fleisch und Blut das Gespräch entgegennahm. Bis dahin hatte Hunt sich Songs von Whitney Houston, Mariah Carey und Celine Dion anhören müssen, immer wieder, nur unterbrochen von der Ansage: »Ihr Anruf ist uns wichtig! Danke, dass Sie warten!«

Endlich aber meldete sich eine Mitarbeiterin des Kundendienstes mit den Worten: »Mein Name ist Carole. Würden Sie mir bitte Ihre Versicherungsnummer nennen?«

Das tat Hunt, und nach einer kurzen Pause fragte Carole: »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«

Hunt berichtete von dem undichten Hausdach und sagte, es müsse unbedingt jemand herkommen, sofort, und es reparieren, bevor das nächste Unwetter aufzog.

»In Ihrer Wohngegend gibt es mehrere Eigenheimbesitzer, die alle ein ganz ähnliches Problem haben und heute Morgen schon Ansprüche anmelden mussten«, sagte Carole. »Und ich bin mir sicher, dass es noch weitere Personen gibt, die bei anderen Versicherungsträgern sind und ebenso Hilfe benötigen. Es kann daher eine gewisse Zeit dauern, bis wir in der Lage sein werden, jemanden herauszuschicken, der den Schaden begutachtet. In Ihrer Wohngegend haben wir nur eine begrenzte Anzahl qualifizierter Fachkräfte, mit denen wir zusammenarbeiten.«

»Ich verstehe«, erklärte Hunt und versuchte sich ein wenig bei der Frau einzuschmeicheln; doch es passte ihm gar nicht, dass er sich dazu gezwungen zu fühlen glaubte. Als wäre er eben erst auf diese Idee gekommen, fügte er hinzu: »Sie sortieren die Anträge nicht zufälligerweise nach Dringlichkeit, oder? Oder nach der Schwere des Schadens? Denn unser Dach scheint ziemlich in Mitleidenschaft gezogen zu sein. Wir reden hier nicht nur von einer kleinen undichten Stelle. Wir haben überall mehrere ernste Schäden. Ich mache mir Sorgen, das Dach könnte so sehr beschädigt sein, dass eine echte Gefahr für Leib und Leben besteht.«

»Ich werde es notieren, Sir, und ich verspreche Ihnen, dass wir jemanden schicken, sobald wir können.«

An dem Tag kam niemand, und es rief auch niemand an; am nächsten Tag war es nicht anders. Am dritten Tag, einem Mittwoch, arbeitete Hunt gerade in Flowing Well und zersägte einen Baum, der während des Sturms auf den Gehweg gestürzt war, als er einen Anruf erhielt: Innerhalb der nächsten Stunde werde jemand kommen, um sich das Haus anzusehen.

»Wir sind hier fast fertig«, erklärte Edward ihm. »Fahr ruhig schon! Ich übernehme deine Arbeit.« Er grinste. »Und sollte ich zufälligerweise am ersten Tag der Jagdsaison nicht zur Arbeit erscheinen, kannst du dich ja revanchieren.«

Hunt lachte. »Abgemacht.«

Der Mann, der zu ihm kam, um das Dach zu begutachten, wirkte mürrisch und bärbeißig. Ursprünglich hatte Hunt möglichst schnell eine vertrauliche Basis zu diesem Mann aufbauen wollen und locker mit ihm zu plaudern versucht, um so vielleicht ein bisschen auf der Warteliste aufsteigen zu können, aber irgendwie kamen die beiden nicht sonderlich miteinander klar. Hunt war Baumbeschneider, und der Mann war Dachdecker; sie beide verrichteten an der frischen Luft körperliche Arbeit, doch als es dann im Gespräch hart auf hart kam, war Hunt eben doch nur ein heruntergekommener Computerspezialist, ein Bürohengst, der nur so tat, als wäre er ein echter Arbeiter, und der Unterschied zwischen ihnen beiden war unverkennbar und nicht zu überbrücken.

Der Mann hieß Gary Donnell, und seine Firma war die Donnell Roofing. Hunt hatte das Gefühl, Gary sei der Besitzer und zugleich der einzige Angestellte. Pflichtschuldigst führte er den Dachdecker durch das Haus und gab vor zu wissen, was der Mann tat, als er die jetzt wieder getrockneten Flecken an der Decke begutachtete, dann mit einer Taschenlampe in den Hohlraum des Dachbodens leuchtete und die Oberseite des Flachdaches im Santa-Fe-Stil untersuchte. Donnell redete nicht viel, und als Hunt versuchte, ein Gespräch mit ihm anzufangen, erhielt er nur brummige, einsilbige Antworten.

Endlich war die Untersuchung beendet. »Sie brauchen ein ganz neues Dach«, sagte Donnell und formulierte einen Kostenvoranschlag. »Genau das werde ich empfehlen, aber ich weiß nicht, ob Ihre Versicherung da mitspielen wird. Also werden die sich wieder an Sie wenden, und Sie wenden sich dann wieder an mich.«

»Was glauben Sie, wie lange es dauern wird, bis alles repariert ist?«

Desinteressiert zuckte der Dachdecker mit den Schultern. »Keine Ahnung.«

»Was würden Sie schätzen?«

»So was mache ich nicht.« Donnell riss den Durchschlag seines Kostenvoranschlags vom Klemmbrett und reichte ihn Hunt. »Hier. Ich werde eine Kopie an Ihre Versicherung faxen.«

Man hatte Hunt gesagt, jemand von der Versicherung werde sich bei ihm melden, doch als ein Tag vergangen und immer noch nichts passiert war, rief Hunt selbst dort an. Die ganze Mittagspause verbrachte er am Telefon, nur um letztendlich zu erfahren, dass eine Entscheidung noch nicht gefällt worden sei. Ja, der Dachdecker habe ihnen den Kostenvoranschlag gefaxt, und ja, der Fall werde an einen Sachbearbeiter weitergeleitet, aber derzeit gäbe es zu viele Ansprüche, die allesamt abgearbeitet werden mussten. Man werde sich bei ihm melden, sobald es ging.

Am nächsten Tag rief Hunt wieder an.

Dann war Wochenende, und als er am Samstag versuchte, die Versicherung zu erreichen, informierte eine Aufzeichnung ihn, die Büros seien nicht besetzt. Im Falle eines Notfalls könne er nach dem Pfeifton eine Nachricht hinterlassen; man werde sich bei ihm melden.

Hunt hinterließ eine Nachricht.