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Beth fand eine geschickte Lösung für das Problem. »Im Moment denken wir noch nicht daran. Vielleicht irgendwann mal, aber nicht jetzt.«

Sie drückte Hunts Oberschenkel, und er war froh, wieder einmal feststellen zu können, dass sie wirklich auf einer Wellenlänge lagen.

Genau anders herum war es bei Eileen und ihm gewesen. Selbst wenn sie beide gerade gut miteinander ausgekommen waren, hatten sie doch nur sehr selten ähnlich gedacht.

Gegen seinen Willen dachte Hunt in letzter Zeit immer häufiger an seine Exfrau. Es lag daran, vermutete er, dass er Eileen kürzlich an der Bushaltestelle gesehen hatte. Er wusste immer noch nicht, warum sie nach Tucson zurückgekehrt war, und manchmal fragte er sich, was sie wohl gerade tat, wohin sie ging, und ob sie mit jemandem zusammen war. Eigentlich war es ihm egal, und er hatte nicht das Bedürfnis, Eileen jemals wiederzusehen, doch er erzählte Beth dennoch nichts davon, und deswegen fühlte er sich ein wenig schuldig.

Ihm wurde klar, dass ihre Beziehung noch in den Kinderschuhen steckte - auch wenn er Beth jetzt seit mehr als einem Jahr kannte, sie fast genauso lange zusammen wohnten und mittlerweile verheiratet waren. Es gab noch viele Dinge, die sie nicht vom anderen wussten.

Zum Beispiel, ob sie Kinder wollten.

Von der anderen Seite des Couchtisches grinste Joel sie an. »Eine kluge Entscheidung«, sagte er. »Habt erst mal ordentlich Spaß. Die Kinder kommen später. Weil später euer Sexualleben ... na ja, drücken wir es mal gnädig aus: Es wird nie wieder das Gleiche sein.«

Stacy versetzte ihm einen Rippenstoß.

»Aua!«

»Das hast du verdient!«

»Das hab ich gehört«, krähte Lilly aus der Küche herüber. »Nicht die Kinder verderben!«

Alle lachten.

Kurz nach neun Uhr machten die McCains sich wieder auf den Weg. Lilly, die auf dem Sofa eingeschlafen war, mussten sie wecken und fast zum Auto tragen. Hinter ihnen schloss Hunt die Tür ab; dann gingen Beth und er in die Küche und kümmerten sich um den Abwasch.

Beth stellte die Reste vom Kuchen in den Kühlschrank, und Hunt spülte die Teller vor und sortierte sie gerade in die Spülmaschine, als Courtney in die Küche gesaust kam und sich mit einem immensen Katzenbuckel auf die Arbeitsplatte kauerte. Eine Sekunde später war aus dem Gästezimmer ein heftiges Knallen zu hören: ein lautes Schnalzen, fast, als würde eine Peitsche geschwungen. Hunt hörte es, Beth hörte es, doch keiner von ihnen sagte ein Wort, und keiner blickte den anderen an. Stattdessen taten sie beide so, als wäre nichts geschehen.

Wenn wir jemals ein Kind haben, dachte Hunt, und wir dann immer noch hier wohnen, wird dieses Gästezimmer als Kinderzimmer dienen müssen.

Er verdrängte den Gedanken sofort.

Noch einmal war das laute Knallen zu hören, dann herrschte Stille im Zimmer.

Wieder öffnete Hunt die Spülmaschine und räumte die Gläser ein, die Beth vorgespült hatte. Während er eine Salatschüssel entgegennahm, die Beth ihm reichte, schaute er aus dem Küchenfenster, doch er sah nur sein eigenes Spiegelbild vor der undurchdringlichen Schwärze der Nacht. Sein Spiegelbild wirkte halb durchscheinend, fast wie ein Geist, und Hunt wandte den Blick ab. Was er dort sah, gefiel ihm nicht.

»Das war ein schöner Abend«, sagte Beth und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

»Fand ich auch.«

Eileen hatte ihn nie so spontan geküsst, nachdem sie geheiratet hatten, nur in der Zeit davor, auf dem College, ging es Hunt durch den Kopf.

Alles war jetzt anders. Und er war viel glücklicher.

Er war glücklicher, aber war er glücklich?

Ja, beantwortete er die Frage selbst. Alles in allem war er glücklich.

4.

Jorge saß auf dem Sofa, schaute die Post durch und trank einen von Ynez' Obst-und-Gemüse-Säften. Diesmal war es Orange-Mango-Karotte.

Er hätte ihr niemals diese Saftpresse zu Weihnachten schenken dürfen!

Auf dem Couchtisch vor ihm lag ein Roman von Carlos Fuentes, den er immer noch nicht gelesen hatte; die ganze letzte Woche hatte er sich daran versucht. Normalerweise schaffte er ein Fuentes-Buch innerhalb weniger Tage, verbrachte jede freie Minute damit, die herrliche Sprache aufzusaugen, sich in erfrischenden politischen Ansichten zu aalen, doch in letzter Zeit hatte Jorge ernstlich Schwierigkeiten, sich auf etwas zu konzentrieren, was über die Tageszeitung hinausging. Ständig war er müde und geistig träge, und so landete er letztendlich immer wieder vor dem Fernseher, schaltete zwischen den Sendern hin und her und schaute stundenlang Wiederholungen von Law & Order.

Das muss der Stress unmittelbar bevorstehender Vaterschaft sein, vermutete er.

Er ordnete die Briefumschläge in zwei Stapeln: die Post für ihn und die für Ynez. Ihre erhielt hauptsächlich Werbung von Einrichtern für Schlaf- und Badezimmer, Kataloge mit Hochpreis-Artikeln, die sie sich niemals würden leisten können, und Bettelbriefe verschiedener Umweltaktivistengruppen, die anscheinend ganze Wälder abholzten, um genügend Geld zusammenzubringen, dass sie ein paar Bäume retten konnten. Er selbst bekam vor allem Rechnungen. Eine war von den Gaswerken, eine vom Kabelanbieter, eine von den Elektrizitätswerken, eine von Visa, eine von Sears, eine von ...

Dr. Bergman?

Mit gerunzelter Stirn riss Jorge den Umschlag auf. Er überflog die Rechnung; dann sprang er zornig vom Sofa auf, stapfte mit großen Schritten in die Küche und wedelte mit dem Schreiben. »Ich glaub's einfach nicht!«, sagte er.

Ynez, die gerade die Einzelteile der Saftpresse in der Spüle reinigte, hob den Kopf. »Was glaubst du einfach nicht?«

»Die sagen, wir müssten fünfhundertachtundachtzig Dollar für deine Fruchtwasseruntersuchung zahlen!«

»Was?« Sie ließ den Filter Filter sein, trocknete sich die Hände an einem Spültuch ab, nahm Jorge die Rechnung aus der Hand und las sie. »Aber das übernimmt doch die Versicherung!«

»Ich weiß.«

»Wir haben keine fünfhundertachtundachtzig Dollar.«

»Mach dir keine Sorgen«, beruhigte er sie. »Das regle ich schon.«

Doch zwanzig Minuten später, während er immer noch in der Warteschleife hing und sein Arm langsam vor Reglosigkeit taub und sein Ohr, an das er die ganze Zeit den Hörer presste, immer roter und heißer wurde, dachte Jorge an Hunts donquichottische Angriffe auf die Windmühlen der Versicherungsgesellschaften; ihn überkam das Gefühl, sämtliche Versuche, gegen das Unrecht anzukämpfen, das ihm hier widerfuhr, seien von vornherein zum Scheitern verurteilt, und mehr und mehr hatte er die drückende Vorahnung, sie würden Ynez' Untersuchung aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Und tatsächlich, nach einer langen und hitzigen Diskussion mit der Hohlfritte, die das Gespräch entgegennahm, und einer ebenso langen und hitzigen Diskussion mit deren Abteilungsleiter, musste Jorge sich seine Niederlage eingestehen. Anscheinend gab es in ihrer Krankenversicherung eine Ausschlussklausel, die besagte, die Versicherung bezahle eine Fruchtwasseruntersuchung nur, wenn die werdende Mutter älter als vierzig Jahre war. Ynez war achtunddreißig.

»Die Ärztin hat gesagt, meine Frau würde aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe gehören«, versuchte er zu erklären. »Die Fruchtwasseruntersuchung ist bei allen Frauen über fünfunddreißig angeraten.«

»Angeraten, aber nicht verpflichtend«, entgegnete der Abteilungsleiter. »Lesen Sie noch einmal Ihren Versicherungsschein. Die Wortwahl ist sehr spezifisch und absolut eindeutig.«

»Ich glaub das einfach nicht!«