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»Wir werden sämtliche Checkups und Routineuntersuchungen bezahlen. Abzüglich Ihres Selbstbehalts, natürlich. Lediglich freiwillige und selbst gewählte Untersuchungen sind nicht im Leistungsumfang Ihrer Versicherung inbegriffen.«

»Das war nicht freiwillig«, beharrte Jorge. »Die Ärztin hatte die Untersuchung angeordnet. Sie können Sie gerne fragen. Ich kann Ihnen auch eine eigenhändig unterschriebene Erklärung von ihr zukommen lassen.«

»Es tut mir leid.«

»Was ist mit der Geburt? Muss ich die auch aus eigener Tasche bezahlen?«

»Nein, Mr. Marquez. Die Geburt gehört vollständig zum Leistungsumfang.«

Gewinnen konnte er nicht mehr, und er wusste auch nicht, an wen er sich noch hätte wenden können. Nachdem er aufgelegt hatte, rief er Beth an, doch Hunt und Beth mussten ausgegangen sein, denn nach dem sechsten Klingeln meldete sich der Anrufbeantworter. Jorge stand nicht der Sinn danach, jetzt irgendetwas auf das Band zu sprechen, also ließ er den Hörer auf die Gabel fallen und nahm sich vor, es später noch einmal zu versuchen.

»Und was heißt das jetzt?«, fragte Ynez. »Müssen wir das bezahlen?«

»So sieht's aus.«

»Aber das sind fast sechshundert Dollar. Die haben wir einfach nicht.«

Jorge schüttelte den Kopf, enttäuscht und entmutigt. »Ich fürchte, wir haben keine andere Wahl.«

ZEHN

1.

Hunt war gerade nach Hause gekommen und im Badezimmer verschwunden, als es an der Tür klingelte.

»Ich geh schon!«, rief Beth aus der Küche. Doch Hunt war schon aus dem Bad ins Wohnzimmer gekommen, und so erreichten sie die Tür gleichzeitig. Erneut klingelte es, und Hunt öffnete.

Dort stand er im Türrahmen - ein Mann mit Hut, vor der untergehenden Sonne nur als Silhouette zu erkennen.

Einen Sekundenbruchteil lang zog Hunt in Erwägung, die Tür einfach wieder zuzuknallen, abzuschließen und sich in irgendeinen sicheren Raum irgendwo im Innern des Hauses zurückzuziehen. Es war eine rein instinktive Reaktion, hervorgerufen durch diese Silhouette, diesen Mann, den Hunt zwar schon kannte, aber nicht einzuordnen wusste.

Dann trat der Mann einen Schritt vor. Er war ein ganz normaler Mann. Nichts Besonderes, nichts Erschreckendes. Hunts Impuls zu fliehen verflog so schnell, wie er gekommen war, und er musterte den Besucher: ein Bursche normaler Körpergröße, normaler Körperfülle und einem recht freundlichen Gesichtsausdruck. Er trug einen altmodischen Hut, die Art, wie Privatdetektive sie in den alten Filmen trugen -, der zwar ein wenig ungewöhnlich wirkte, aber nicht sonderlich bedrohlich. Unter dem Arm trug der Mann einen schmalen Aktenkoffer aus Leder.

»Ja?«, fragte Hunt.

»Hallo«, sagte der Mann. »Ich bin Ihr neuer Versicherungsvertreter. Ich bin wegen Ihrer neuen Versicherung hier.«

»Neue Versicherung ...?« Hunt legte die Stirn in Falten und schaute kurz zu Beth hinüber, die verständnislos den Kopf schüttelte. »Wir haben keine neue Versicherung.«

»Das wird sich ändern, wenn Sie sich angehört haben, was ich Ihnen zu sagen habe. Darf ich hereinkommen?«

Jetzt setzte Hunt an, die Tür zu schließen. »Es tut mir leid«, sagte er. »Wir haben kein Interesse.«

»Das wird sich ändern. Darf ich hereinkommen?«

»Das ist jetzt kein guter Zeitpunkt. Wir wollten gerade essen ...«

»Es dauert nur eine Minute.«

Der Kerl war aufdringlich. Das gehört zu den Jobanforderungen, vermutete Hunt, aber da war auch noch etwas anderes. Es wirkte dringlich. Eine echte Notwendigkeit. Ein Bedürfnis.

»Mit Ihrer derzeitigen Autoversicherung sind Sie nicht zufrieden, nicht wahr? Und mit Ihrer Krankenversicherung, oder der Immobilienversicherung? Lebensversicherung und Zahnfürsorge? Lassen Sie mich herein, und wir können darüber sprechen.«

»Hören Sie ...«, versuchte Hunt es erneut.

»Kommen Sie herein.«

Erstaunt schaute Hunt seine Frau an. Gerade eben hatte er den Kerl mit äußerst eindeutigen Worten abwimmeln wollen - eher »abbügeln«, denn Burschen wie der verstanden Andeutungen und dezente Hinweise ja nie -, und Beths Entscheidung, ihn nicht nur anzuhören, sondern sogar hereinzubitten, kam völlig überraschend. Sie erwiderte seinen Blick, und ihrer Miene war anzusehen, das sie mindestens ebenso erstaunt über das war, was sie da gerade gesagt hatte, wie Hunt.

Er musste einen Schritt zur Seite machen, als der Mann sich an ihm vorbeidrängte, und nur eine Sekunde lang spürte er einen kalten Windhauch im Gesicht. Vampire müssen ausdrücklich in das Haus ihrer Opfer hereingebeten werden, dachte Hunt, und auch wenn er nicht genau wusste, was ihn auf diesen Gedanken gebracht hatte, erschien er ihm doch äußerst passend.

Sobald der Mann erst einmal das Haus betreten hatte, wurde er ganz sachlich. Er ging geradewegs auf das Sofa im Wohnzimmer zu, setzte sich, nahm den Hut ab und öffnete auf dem Couchtisch seinen Aktenkoffer. Dann nahm er einen Aktenordner aus Manilapapier heraus, auf dessen Vorderseite »Hunt und Beth Jackson« aufgedruckt war. Hunt wusste nicht, woher der Vertreter ihre Namen hatte, aber allein schon die Tatsache, dass er sie hatte, verärgerte ihn. Es war nicht nur unverschämt, es kam Hunt wie eine offenkundige Verletzung seiner Privatsphäre vor, und die Vorstellung, ihre Kapitulation sei bereits beschlossene Sache, brachte ihn dazu, sich selbst Stein und Bein zu schwören, bei diesem Mann keinesfalls eine Versicherung abzuschließen.

Der Vertreter zog einen Stift aus der Tasche und ließ ihn klicken. »Sie sind nur zu zweit, nicht wahr? Keine Kinder in der absehbaren Zukunft? Sagen wir, innerhalb des nächsten Jahres?« Neugierig schaute er sie an.

»Äh ... nein«, antwortete Beth.

»Ausgezeichnet, ausgezeichnet.« Hastig machte er sich auf einem Blatt Schmierpapier Notizen; dann füllte er ein paar Zeilen auf einem eng bedruckten Formular aus. Über seinen Kopf hinweg, den er über das Blatt gebeugt hatte, schauten Hunt und Beth einander an. Beide wirkten zutiefst verwirrt.

»Also, Sie sind beide in Tucson geboren, und für Sie beide gelten keine gesonderten Vertragsbedingungen ...« Er sprach mit sich selbst, stellte keine Fragen und erwartete auch keine Bestätigung, und wieder fragte Hunt sich, wie und woher er diese Informationen hatte. »Sie: Hauseigentümerin, zwei Forderungen ... Er: Mieter, eine Forderung ...« Der Vertreter kritzelte wieder Notizen auf das Schmierblatt und füllte dann weiter das Formular aus. »Letzter Freund: Tad ... Exfrau Eileen ...«

»He!«, warf Hunt ein.

Abwehrend hob der Mann die Hand. »Ich bin fast fertig.«

»Was mich betrifft, sind Sie bereits fertig. Jetzt. Ich habe keinerlei Interesse daran, bei Ihnen eine Versicherung abzuschließen!«

»Mr. Jackson, Mr. Jackson ... Wir können jedes Angebot unserer Konkurrenten unterbieten, sodass Sie alleine schon bei der Immobilienversicherung bis zu fünfzig Prozent sparen. Ich denke, es würde sich lohnen, mich anzuhören.«

»Wir sind nicht interessiert«, erklärte Hunt erneut.

»Ich schon«, widersprach Beth, und dieses Mal klang sie weder überrascht noch verwirrt, sondern selbstsicher. »Es kann ja nicht schaden, sich das anzuhören.«

»Ganz genau«, bestätigte der Versicherungsvertreter.

Hunt versuchte, an Beths gesunden Menschenverstand zu appellieren. »Das ist ein Direktvertreter! Wir wissen doch überhaupt nichts über den Mann oder über die Firma, die er vertritt!«

Der Vertreter schaute Hunt mit äußerster Ernsthaftigkeit an. »Lassen Sie mich Ihnen versichern, Mr. Jackson, dass wir seit sehr viel längerer Zeit als alle unsere Konkurrenten unsere Kunden zu deren vollster Zufriedenheit versichert haben, und wir genießen einen hervorragenden Ruf, was Qualität, Fairness, Zuverlässigkeit und Verantwortlichkeit betrifft. Wie ich schon sagte, sind unsere Kunden äußerst zufrieden, und unser Unternehmen zählt zu den besten seiner Branche, wie einschlägige Testzeitschriften immer wieder attestieren. Wir nehmen unsere Aufgaben sehr ernst, und wir sind sehr gut dabei.« Die Stimme des Versicherungsvertreters hatte jetzt etwas geradezu Messianisches. »Für eine Versicherung tätig zu sein ist ...« Er atmete tief durch. »Eine höhere Berufung.«