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»Was das betrifft, sind wir über unsere Arbeitgeber versichert«, erwiderte Hunt.

»Ja«, bestätigte Beth. »Aber trotzdem vielen Dank.«

Der Mann setzte seinen Hut auf und erhob sich. »Ihre Policen dürften innerhalb der nächsten zwei Wochen eintreffen. Sie kommen per Post, aber wenn Sie es wünschen, komme ich auch persönlich vorbei und händige sie Ihnen aus.«

»Wir werden sehen«, sagte Hunt.

»Macht überhaupt keine Umstände, das tue ich gerne. Lassen Sie es mich nur wissen.« Der Vertreter hielt inne und wandte sich um. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht vielleicht eine Zusatzversicherung abschließen wollen, um die Versicherungsleistungen Ihrer Arbeitgeber zu ergänzen? Damit können Sie gegebenenfalls richtig viel Geld sparen.«

»Nein, danke.«

»Vielleicht möchten Sie ja erst noch darüber nachdenken ...«

»Nein«, wiederholte Hunt.

»Wie Sie wünschen.«

Sie begleiteten ihn zur Tür, und dort schüttelte er ihnen beiden die Hand. Seine Handflächen waren seltsam warm und trocken. Hunt hatte feuchte Handflächen erwartet, doch es fühlte sich eher so an, als würde er einen Lederhandschuh anfassen, der in der Sonne getrocknet war.

Im Türrahmen drehte der Mann sich noch einmal um. Er schaute Beth an, als würde er irgendetwas abschätzen. »Ich rate Ihnen dringend, eine zusätzliche Zahnfürsorgeversicherung abzuschließen«, sagte er zu ihr. »Man weiß nie, wann Probleme auftauchen, die ausgiebige und kostspielige Zahnbehandlungen erfordern. Viele Behandlungen, die absolut notwendig sind, werden von zahlreichen Versicherungen heutzutage als ›kosmetisch‹ eingestuft und sind nicht abgedeckt.«

»Alles in Ordnung«, versicherte sie ihm.

»Sehr gut. Es war mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen.« Er tippte sich an die Krempe seines Detektiv-Hutes. »Ich melde mich dann.«

Hunt schloss die Tür und verriegelte sie instinktiv. Plötzlich fiel ihm auf, dass der Vertreter ihnen überhaupt nicht seinen Namen genannt hatte. Das war ungewöhnlich. Beim Verkauf von Versicherungen herrschte ein rigoroser Verdrängungswettbewerb, und eigentlich neigten Vertreter dazu, ihre Namen auf Topflappen und Kühlschrankmagneten und jeden anderen prosaischen Haushaltsgegenstand zu drucken, der sich nur bedrucken ließ, um sich ganz in das Bewusstsein ihrer Kunden einzuprägen. Dieser Vertreter hingegen hatte ihnen lediglich eine Visitenkarte ausgehändigt, und als Hunt nun darauf blickte, sah er bloß zwei Worte und eine Telefonnummer: QUALITY INSURANCE 520-555-7734. Hunt wusste nicht einmal, ob »Quality Insurance« der Name der Gesellschaft war, für die dieser Vertreter arbeitete. Es konnte genauso gut bloß eine Beschreibung seiner Tätigkeit darstellen - eine Beschreibung dessen, was er zu liefern versprach: qualitativ hochwertige Versicherungen im Gegensatz zu qualitativ mittelmäßigen.

Sonderbar, dachte Hunt. Wirklich sehr sonderbar.

2.

Joel lag auf dem Sofa, aß Cheez-Its und schaute sich das Spiel im Fernsehen an. Dann wurde es durch den Werbespot einer Autoversicherung unterbrochen, und Joel griff nach der Fernbedienung und schaltete um. Man konnte dem wirklich nicht entgehen! Diese Versicherungen waren einfach überall. Die Haustür wurde geöffnet, und Stacy und Beth kamen herein; jede von ihnen trug eine vollgepackte Nordstrom-Tasche. Joel setzte sich auf. »Schon wieder zurück?«

Stacy legte die Stirn in Falten. »Wo sind Lilly und Kate? Ich dachte, du solltest auf sie aufpassen.«

»Tue ich doch.«

»Also, falls die nicht gerade im Fernsehen sind, wüsste ich nicht, wie das gehen soll.« Er lachte leicht. »Sie sind oben in Lillys Zimmer. Und sie wollen nicht, dass ich ihnen nachspioniere. Die besprechen gerade irgendwas unheimlich Wichtiges.«

Stacy stellte ihre Tasche ab und hängte ihre Handtasche an den Garderobenständer. »Ich dachte, du solltest sie aus dem Haus rauskriegen und draußen mit ihnen spielen.«

»Hab ich auch versucht. Ich habe ihnen vorgeschlagen, Basketball zu spielen, aber das wollten sie nicht. Irgendwie scheinen die nicht in der Stimmung zu sein, überhaupt etwas zu spielen. Kate war wegen irgendwas ganz aufgeregt und wollte sich bei Lilly wohl ausweinen, also hab ich sie in Ruhe gelassen.«

»Die waren die ganze Zeit da oben?«

»Äh ... jou.«

»Mach es dir bequem«, sagte Stacy zu Beth. »Ich gehe mal nachsehen.«

Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal, und Beth stellte ihre Tasche auf den Fußboden und setzte sich auf das andere Sofa Joel gegenüber. »Tut mir leid, dass Hunt es nicht geschafft hat. Aber sie hatten die Gelegenheit, ein paar Überstunden zu machen, und Jorge kann das Geld gut brauchen ...«

»Ist doch nix dabei. Außerdem ist Babysitten nicht so toll, wie es immer dargestellt wird.«

Sie deutete auf den Fernseher und die Cheez-Its-Packung. »Ja«, sagte sie nur. »Sieht echt anstrengend aus.«

Joel lachte.

Stacy kam die Treppe wieder hinunter und betrat das Wohnzimmer. »Denen geht's gut. Die hören sich CDs an.«

Joel grinste. »Die haben dich rausgeschmissen, was?«

»Wenn du 's unbedingt wissen willst: ja.«

»Und du hast gedacht, ich sei als Vater einfach nur zu nachgiebig.«

Stacy und Beth zogen sich in die Küche zurück, und Joel konzentrierte sich wieder auf das Spiel. Oder versuchte es zumindest. Doch seine Gedanken gingen ziellos auf Wanderschaft, und plötzlich war er bei My Nguyen, der vietnamesischen Studentin, die ihn auf dem Parkplatz angefahren hatte. Heute hatte er sie zum ersten Mal seit dem Unfall auf dem Campus gesehen. Er hatte gelächelt und ihr zugewinkt, um ihr zu zeigen, dass er keinen Groll hegte, doch sie war in ein Gespräch mit einem sonderbar gekleideten Mann vertieft gewesen, und als sie Joel dann erkannt hatte, da hatte sie sich schnell abgewandt, als wollte sie sich verstecken. Der Mann, ein ziemlich kräftiger Bursche mit schlechter Haltung und einem seltsamen Hut, war an Ort und Stelle stehen geblieben, doch er stand im Schatten eines Baumes, und so hatte Joel sein Gesicht nicht erkennen können.

Und irgendetwas daran hatte Joel beunruhigt.

Jetzt beunruhigte es ihn noch mehr, und er wünschte, er wäre zu dieser Mrs. Nguyen hinübergegangen und hätte sie angesprochen. Nicht, weil er unbedingt mit ihr hatte reden wollen oder ihr irgendetwas hätte sagen müssen, sondern einfach nur, weil er wissen wollte, wer der Mann war.

Ein weiterer Werbespot kam, und Joel ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Am Frühstückstisch saßen Stacy und Beth einander gegenüber.

»Mein Zahnfleisch tut weh«, sagte Beth gerade. »Immer beim Kauen.«

»Wo denn?« Stacy beugte sich vor.

»Hier.« Beth öffnete den Mund und deutete auf das Zahnfleisch links oberhalb der Schneidezähne.

»Sieht ganz schön gerötet aus«, meinte Stacy. »Du solltest damit zum Arzt gehen.«

»Jou«, meldete Joel sich zu Wort und öffnete den Kühlschrank. »Ich bin jahrelang nicht zum Zahnarzt gegangen - bis ich Stacy kennen gelernt habe und sie mich so lange gepiesackt hat, bis ich dann doch wieder da war. Als ich dann eine Routinekontrolle habe machen lassen, hatte ich sechs Löcher, drei davon ganz nahe am Zahnfleisch. Hat höllisch wehgetan, die behandeln zu lassen.«

»Das glaube ich gern«, sagte Beth. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, wann ich zum letzten Mal beim Zahnarzt war.«

»Sei gut zu deinen Zähnen, dann sind deine Zähne auch gut zu dir«, erklärte Stacy den beiden.

Joel hatte eine Flasche Sam Adams gefunden und schloss die Kühlschranktür wieder. Gespräche über Zahnärzte erinnerten ihn an seine Zahnfürsorgeversicherung, und das wiederum erinnerte ihn an diesen sonderbaren Prospekt, den er erst gestern in seinem Dienst-Postfach gefunden hatte. Darin wurden die Vorzüge der Angestellten-Versicherung gepriesen und garantiert, dass jeder, der eine solche Versicherung abschloss, davor geschützt wäre, jemals zurückgestuft zu werden, oder gar entlassen, oder auch nur vorübergehend von der Arbeit freigestellt. Das war einfach lächerlich, doch Joel musste zugeben, dass der Prospekt sehr gut gemacht war. Das war einer der Vorzüge von Heimcomputern: Sie hatten die Drucktechnologie demokratisiert. Joel hatte in den Postfächern seiner Kollegen nachgeschaut, doch er schien der Einzige zu sein, der diese Broschüre erhalten hatte. Wahrscheinlich einer meiner Studenten, dachte er.