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»Ich auch!« Stacy schob ihre Tochter zur Treppe. »Tut mir leid, dass ich hier so eine Hektik mache, aber das Treffen hat länger gedauert als erwartet, und Lilly sollte längst schlafen. Morgen ist Schule«, erklärte sie. »Ich bring sie rasch ins Bett, dann komme ich zu euch. Sag gute Nacht, Lilly!«

»Gute Nacht«, sagte das Mädchen artig.

»Gute Nacht«, sagte Hunt.

Die beiden eilten die Treppe hinauf.

Hunt schüttelte den Kopf. »Stacy Williams.«

»Jetzt Stacy McCain.«

»Du hast echt Schwein, weißt du das?«

»Oh ja, ich weiß. Warte 'nen Augenblick. Ich gehe eben rauf und sage Lilly gute Nacht. Bin gleich wieder da.«

»Okay.«

Joel ging zur Treppe.

»Sag mal, deine Frau hat nicht zufällig Single-Freundinnen?«, fragte Hunt.

Grinsend wandte Joel sich um. »Kann schon sein«, sagte er. »Gut möglich.«

2.

Nachdem er ein wenig herumtelefoniert hatte, wusste Hunt, dass es billiger sein würde, seine Habseligkeiten aus Kalifornien nicht mit einem gemieteten Laster von U-Haul oder Ryder hierherzuverfrachten, sondern mit dem Transporter einer ortsansässigen Firma namens »Eezee Rent«, die mit ihren Preisen nicht nur zehn Dollar unter dem günstigsten Angebot der Konkurrenz lag, sondern außerdem noch fünfzig Frei-Meilen anbot. Hunt stellte seinen Wagen in der Auffahrt seines neuen Hauses ab, ließ sich von Joel zu der Autovermietung fahren und machte sich dann auf die lange Fahrt nach Kalifornien; er hoffte, das Ganze werde nicht länger als zwei Tage dauern.

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichte er sein altes Zuhause und verbrachte den Rest des Abends damit, alles zusammenzupacken. Einen Großteil der Bücher und der Platten hatte er schon in Kartons gepackt, bevor er nach Arizona aufgebrochen war, doch viele Küchenutensilien, Lebensmittelvorräte, Kleidung und verschiedene Kleinigkeiten mussten noch in Kisten verstaut werden. Als Hunt sich endlich schlafen legte, war es schon nach Mitternacht.

Um sechs Uhr klingelte der Wecker. Hunt packte ein paar letzte Kleinigkeiten, ehe er sich ein schnelles Frühstück genehmigte. Es war Samstag, also waren die meisten Mitbewohner des Apartmentkomplexes zu Hause, und wie er gehofft hatte, sahen ihn die beiden Nachbarn, die er am besten kannte - Bill Curtis und David Virgil -, wie er Kisten schleppte. Sofort erboten sich die beiden, ihm beim Beladen des Lasters behilflich zu sein. Im Gegenzug lud Hunt sie zum Mittagessen ein. Am Nachmittag waren der Wagen fertig beladen und das Apartment gereinigt. Nach der Schlepperei war Hunt zu müde, um noch die Neun-Stunden-Fahrt nach Tucson anzutreten, also fuhr er zur Ocean Avenue und schlenderte am Pier des Seal Beach entlang. Seit der Trennung hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, hier spazieren zu gehen und die Fischer und die Wellen, die Möwen und die Strandnixen zu beobachten. Dabei konnte er sich am besten entspannen. Als er nun im warmen Wind, der vom Landesinneren wehte, zu Ruby's Restaurant am Ende des Piers spazierte, erkannte Hunt, dass er dies alles vermissen würde.

Die Nacht verbrachte er in einem Schlafsack auf dem Fußboden seiner alten Wohnung. Am nächsten Morgen brach er früh auf und war schon unterwegs, ehe die Sonne aufgegangen war. Kurz nach ein Uhr war er wieder in Tucson.

Als er den Laster auf die Einfahrt lenkte, sah er einen Riss in der Heckscheibe seines Pkw.

»So ein Mist«, murmelte er.

Er stieg aus und blickte unwillkürlich zum Nachbarhaus auf der linken Seite. Niemand war dort zu sehen, nur ein mürrischer, hagerer Hund, der mit einem ausgefransten Seil an einem Metallstab angebunden war, äugte zu ihm herüber. Hätte Hunt Vermutungen anstellen müssen, hätte er gesagt, dass der Ball, der Stein oder was immer das Fenster seines Wagens getroffen hatte, von dort drüben gekommen war. Hunt ging zum Heck seines Wagens und schaute sich die Scheibe genauer an. Er hatte damit gerechnet, an dem Riss Schmutzreste oder Steinsplitter zu erkennen, oder eine Stelle, an der die Glasscheibe pulvrig war vom Aufprall eines Steins oder eines anderen Gegenstands. Doch da war nichts. Es schien, als hätte der Riss in der Scheibe sich ohne äußere Einwirkung gebildet.

»Verdammt noch mal«, fluchte Hunt.

Er rief Joel an. Der kam sofort und half ihm, die Möbel auszuladen und in der Wohnung aufzustellen. Dann fuhren sie den Laster zurück zur Autovermietung. Am nächsten Morgen rief Hunt seine Versicherung an. Die Policen befanden sich noch irgendwo in einer der Kisten, die nun im Wohnzimmer standen, doch die Versichertenkarte steckte in Hunts Brieftasche. Er zog sie hervor und wählte die darauf angegebene Nummer.

Nach kurzem Klingeln informierte ihn eine Stimme vom Band, dass er das automatische Telefonsystem der United Automobile Insurance erreicht hatte.

United Automobile Insurance? Er war doch bei der Statewide Insurance versichert!

Hunt runzelte die Stirn, legte auf und wählte erneut, hörte jedoch die gleiche Bandansage. Dieses Mal blieb er in der Leitung und lauschte der Berieselungsmusik, ehe die Ansage kam: »Um mit dem nächsten verfügbaren Mitarbeiter zu sprechen, drücken Sie bitte die Null, oder bleiben Sie in der Leitung.«

Hunt drückte die Null.

»Bitte warten Sie«, sagte eine ausdruckslose, ebenfalls aufgezeichnete Frauenstimme. »Einer unserer Mitarbeiter wird gleich für Sie da sein. Bitte nennen Sie dann Ihren Namen, Ihre Versicherungsnummer sowie Automarke und Modell. Dieser Anruf kann aufgezeichnet werden, um unseren Kunden über die Qualitätssicherung einen besseren Service bieten zu können.«

Wieder setzte Berieselungsmusik ein. Hunt wartete eine Minute, zwei Minuten, fünf, sechs, sieben. Er wollte schon auflegen und erneut wählen, als die Musik verstummte und ein Mann sich meldete: »United Automobile Insurance. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Hallo. Ich, äh ... Ich bin eigentlich gar nicht Kunde bei der United Automobile«, setzte Hunt zögernd an. »Ich bin bei der Statewide Insurance. Aber als ich die Nummer angerufen habe, die auf meiner Karte steht, bin ich bei Ihrer Firma gelandet.«

»Wir haben die Statewide Insurance aufgekauft. Sie hätten per Post eine entsprechende Nachricht erhalten müssen, Sir.«

»Habe ich aber nicht.«

»Nun, auf jeden Fall kümmern wir uns nun um alle ehemaligen Kunden der Statewide. Also, was kann ich für Sie tun?«

»Ich habe einen Riss in der Heckscheibe meines ...«

»Versicherungsnummer?«

Hunt blickte auf seine Karte und las die Nummer vor.

Dann folgte eine kurze Pause. »Sie sind Hunt Jackson? Und das Fahrzeug, um das es geht, ist ein Saab?«

»Ja.«

»Und Sie wohnen 114 Tenth Street, Apartment B in Seal Beach?«

»Nein, nicht mehr. Ich bin gerade nach Tucson, Arizona, umgezogen. Gestern, um genau zu sein. Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, die Adressänderung anzugeben, und ...«

»Wo hat sich der Unfall ereignet, Sir?«

»Ich weiß nicht genau, ob man hier von einem Unfall sprechen kann, weil ...«

»Wo ist es zu dem Zwischenfall gekommen, der zu dem Riss in der Heckscheibe geführt hat?«

»Tucson. Auf der Auffahrt vor meinem Haus.« Dann fiel ihm auf, dass er die Adresse noch gar nicht auswendig kannte. »Warten Sie einen Moment.« Er lief zur Küchenzeile, auf der er eine Kopie des Mietvertrags abgelegt hatte. Dann griff er wieder nach dem Hörer. »Das ist 2112 Jackrabbit Lane.«

»Und wie ist es passiert?«

»Das weiß ich nicht. Ich habe den Wagen in der Auffahrt geparkt und habe dann einen Laster gemietet, um meine Möbel aus Kalifornien zu holen. Ich war zwei Tage weg. Als ich zurückkam, hatte die Heckscheibe einen Sprung.«

»Wann ist das passiert?«

»Irgendwann in den letzten zwei Tagen.«

»Ich brauche eine Uhrzeit.«

»Die weiß ich nicht.«

»Mir genügt eine grobe Schätzung.«

Langsam wurde Hunt ärgerlich. »Hören Sie, können Sie mir nicht einfach sagen, wie hoch meine Selbstbeteiligung ist? Wenn ich jemanden finden kann, der mir das billiger reparieren kann, dann ...«