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»Diese Hexe hat uns angelogen«, stieß Beth wütend hervor.

Manuel nickte. »Ja, sie gelogen. Sie wollte, das wir hier werden eingefangen. Vor allem du, denn die Hexe hat dein Haar.«

»Ich habe der Alten von Anfang an nicht getraut«, sagte Joel.

»Meinst du, sie arbeitet für die?«, fragte Hunt. »Für diese Versicherungsgesellschaft?«

»Sie nur arbeitet für sich selbst«, sagte Manuel. »Sie keine Verbindung zu diese Versicherung. Ich bezweifle, dass sie jemals davon hat gehört.«

Beth schüttelte den Kopf. »Aber warum sollte sie dann so etwas tun? Warum sollte sie versuchen, uns von der Spur abzulenken und uns umzubringen?«

»So ist sie nun mal«, sagte Manuel. »Denkt nicht mehr an sie. Wir schon finden eure Versicherung.«

»Aber ...«

»Denkt nicht an sie. Das nicht gut.«

Hunt schaute sich um, über das Tor hinweg und zu den Reihen der wunderschönen Blumen.

Und dann machte er sich daran, den langen Weg zum Wagen zurückzugehen.

In der Nacht kamen die Babys zurück, versuchten erneut, ihre Eltern zu strafen. Hunt wusste, dass er und Beth besser hinter ihrer Hotelzimmertür bleiben sollten, in Sicherheit; andererseits stellte sich ihm immerzu die bange Frage, wie diese Wesen überhaupt aussahen. Er stellte sie sich als Säuglinge mit boshaften Augen vor, den Mund voller Reißzähne, aber sie mochten genauso gut unsichtbar sein: Teufel ohne Gesichter. Doch er würde es niemals erfahren. Auch wenn er es gerne gesehen hätte, um endlich Gewissheit zu haben - er war vernünftig genug, nicht gegen die Regeln zu verstoßen, die man ihnen auferlegt hatte. Sie waren Gäste in diesem Land; sie wussten nichts über diese Dinge. Und wenn sie es schaffen wollten, den Versicherungsvertreter zu vernichten, mussten sie sich allein darauf konzentrieren.

Hunt hörte immer noch das Klopfen, Jammern und Zischen der Kreaturen, bis er endlich einschlief.

Am nächsten Morgen erschien Manuel mit strahlender Miene. »Glück ist mit uns, amigos! Ich mich umgehört. Einer meiner Kollegen hat ein Freund, dessen Bruder arbeitet für einen Mann, der letzte Woche sich hat umgebracht, weil er nicht mehr bezahlen konnte seine Versicherung. Ich glaube, das ist der, nach dem ihr sucht.«

»Aber wir müssen herausfinden, wo diese Versicherung ihre Geschäftsstelle hat. Wir müssen das Gebäude finden.«

»Ja, und da wir haben Glück! Der Bruder von Freund meines Kollegen hat gestern gesehen den Vertreter im Westteil der Stadt. Und am Tag davor auch. An beiden Tagen genau zur gleichen Zeit.« Manuel hielt beide Hände ausgestreckt vor sich und bewegte sie wie eine Waage. »Wenn wir hier sind, und er ist da ...«

»Dann können wir ihm folgen!«

»Si!«

In Hunt keimte Hoffnung auf. Das klang plausibel. Keine geheimen Canyons in abgelegenen Bergen, sondern ein Mann, der in der Stadt unterwegs war. Jetzt kamen sie der Sache näher ...

»Um wie viel Uhr geht er da vorbei?«, fragte Hunt.

»Zehn nach elf. Wir sollten ein halbe Stunde früher da sein - für alle Fälle.«

»Eine Stunde«, entschied Hunt.

»Eine Stunde, gut.«

Hunt schauderte. Er sah vor seinem geistigen Auge, wie der Versicherungsvertreter durch die Straßen von Tuxtla Gutierrez schlenderte, mit seinem altmodischen Hut und dem Trenchcoat, und wie er Policen verkaufte, die brave Menschen dazu brachte, Selbstmord zu begehen.

Sie hatten noch anderthalb Stunden Zeit, und so fuhren sie durch die Straßen im Westteil der Stadt und versuchten, auf eigene Faust die Insurance Group zu finden. Doch sie hatten kein Glück. Um kurz vor zehn fuhr Manuel sie zu einem modernen Gebäude, in dem die Baufirma untergebracht war, bei welcher der Bruder des Freundes seines Kollegen arbeitete. Er bat Hunt und die anderen, im Wagen zu warten, verschwand im Gebäude und kam Minuten später wieder heraus, begleitet von einem hochgewachsenen, kräftigen Burschen mit gescheiteltem Haar, der einen Anzug im Western-Stil trug.

»Das ist Guillermo«, sagte Manuel.

»¡Hola!«, begrüßte der Mann sie, trat ans Seitenfenster des Pick-up heran und fragte etwas auf Spanisch.

»Er will wissen, ob auch wir Probleme mit der Versicherung haben«, übersetzte Jorge.

»Sí«, gab Hunt sofort zurück.

Wieder fragte der Mann etwas.

»Er fragt, ob wir diese Versicherung loswerden wollen.«

»Sí«, wiederholte Hunt.

»Bueno«, sagte Guillermo, nickte entschieden, spuckte auf den Boden und redete auf Manuel ein.

Manuel antwortete ihm; dann setzte er sich wieder in den Pick-up. »Zwei Querstraßen weiter«, sagt er. »Guillermo gehen zu Fuß, wir folgen ihm mit Auto. Er zeigt uns, wo wir abstellen sollen Pick-up und sagt uns Bescheid, wenn Versicherungsvertreter kommt vorbei. Dann Guillermo geht zurück.«

»Was bekommt er für seine Hilfe?«, fragte Hunt, als Manuel den Motor anließ.

»Nichts. Das wäre Beleidigung. Er will Tod von sein Boss rächen ... sein Freund.«

Langsam rollte der Wagen die Straße hinunter und folgte Guillermo zu einer Hauptstraße; dann winkte er Manuel, den Pick-up in eine Parklücke zu lenken. Dabei überfuhr er beinahe einen streunenden Hund, der an irgendetwas kaute, das wie ein Stück rohes Fleisch aussah. Guillermo zündete sich eine Zigarette an, stellte sich an einen Zaun in der Nähe des Pick-ups und rauchte.

Sie warteten. Obwohl die Seitenfenster heruntergelassen waren, herrschte im Wagen eine stickige Hitze. Hunt döste ein, bis ihn Beths Ellenbogen in die Rippen traf. Sofort war er hellwach und sah Guillermo am Beifahrerfenster stehen. »Aquí«, sagte er leise und sprach dann in schnellem Spanisch auf Manuel ein.

»Der Mann trägt einen Koffer«, übersetzte Manuel, während er in den Innenspiegel schaute und den Motor anließ. »Da kommt er.«

Guillermo trat rasch vom Wagen zurück und verabschiedete sich. »Gracias, amigo«, sagte Manuel leise. Guillermo nickte ihm zu und machte, dass er davonkam.

Sekunden später ging der Vertreter am Pick-up vorbei.

Im Unterschied zu seinem Kollegen in den Vereinigten Staaten trug er einen der altmodischen grauen Anzüge, die bei mexikanischen Geschäftsleuten und Politikern anscheinend beliebt waren. Seine Haut war dunkel, und er trug eine Ledertasche, keinen Aktenkoffer. Hunt musste gegen das irrationale Bedürfnis ankämpfen, sich zu ducken, sich unter dem Armaturenbrett zu verstecken, bis der Mann vorbeigegangen war. Er sah nicht so kräftig und machtvoll aus wie sein amerikanischer Kollege; er war eher durchschnittlich groß und besaß die nichtssagenden Gesichtszüge, die Hunt bei der ersten Begegnung mit »seinem« Vertreter gesehen hatte.

Der Mann bog um die Ecke des Häuserblocks. Manuel setzte den Wagen aus der Parknische und folgte ihm.

»Sollten wir nicht lieber zu Fuß gehen?«, fragte Jorge. »Sind wir nicht zu auffällig? Der Kerl muss doch merken, wenn ihm ein Wagen im Schritttempo folgt.«

»Warten wir's ab. Es ist mir lieber, ihn zu verfolgen, wenn er selbst in einen Wagen steigt, als dass er plötzlich spurlos verschwindet.«

Auf der Straße drängten sich andere Fahrzeuge, und es wimmelte von Fußgängern. Das bot Manuel die Chance, dem Vertreter auf unauffällige Weise zu folgen, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Sie beobachteten, wie der Mann um eine weitere Straßenecke bog und sich einem seltsamen Gebäude näherte.

»Hier ich noch nicht gewesen«, stieß Manuel ungläubig hervor und schüttelte den Kopf.