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Plato raschelte unsicher.

»Was ist, alter Knabe?« murmelte Holbrook. »Du hast ihn, nicht? In deinem Inneren schwimmt etwas Seltsames, wie? Ich weiß, ich weiß. Ich fühle es auch. Wir müssen Philosophen sein, alle beide.« Er warf die Blätter auf den Boden und stieg die Leiter hinauf zu Alkibiades. »Na, mein Schöner, na. Laß mich nachsehen. Ich schneide dir nichts ab.« Er konnte sich vorstellen, daß der stolze Baum schnaubte und gereizt aufstampfte. »Ein bißchen fleckig, da unten, nein? Du hast ihn auch. Richtig?« Die äußeren Äste des Baumes klappten zu, als schrumpfe Alkibiades gequält in sich zusammen. Holbrook rollte weiter die Reihe entlang. Die Rostflecken waren viel deutlicher als am Vortag. Also keine Einbildung. Sektor C war davon befallen. Er brauchte nicht mehr auf den Laborbericht zu warten. Er blieb seltsam ruhig bei dieser Bestätigung, obwohl sein Ruin damit besiegelt war.

»Zen?«

Er schaute hinunter. Naomi stand am Fuß der Leiter und hatte eine fast ausgereifte Frucht in der Hand. Das sah ein wenig grotesk aus; die Früchte waren botanisch ein Scherz, auffallend phallisch, so daß ein Baum mit hundert oder mehr herausragenden Früchten wie der Archetyp der äußersten Männlichkeit aussah, und alle Besucher fanden das sehr belustigend. Der Anblick eines fünfzehnjährigen Mädchens jedoch, in der Hand ein solches Objekt, war obszön, nicht komisch. Naomi hatte zur Form der Früchte nie etwas gesagt; sie wirkte jetzt auch keineswegs verlegen. Zuerst hatte er das auf Unschuld oder Schüchternheit zurückgeführt, aber nachdem er sie besser kennengelernt hatte, vermutete er, daß sie bewußt diesen höchst komischen biologischen Zufall unbeachtet ließ, um seine Gefühle zu schonen. Da er sie eindeutig als Kind behandelte, benahm sie sich taktvollerweise als solches, und die faszinierende Kompliziertheit seiner Auslegung ihrer Haltung hatte ihn tagelang beschäftigt.

»Wo hast du das gefunden?« fragte er.

»Hier. Alkibiades hat sie fallen lassen.«

Der schmutzige Spaßvogel, dachte Holbrook.

»Und was ist damit?«

»Sie ist reif. Es wird Zeit, hier zu ernten, nicht?« Sie preßte die Frucht; Holbrook spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. »Schau sie dir an«, sagte sie und warf sie hinauf.

Sie hatte recht; die Erntezeit im Sektor C war gekommen, fünf Tage zu früh. Er freute sich nicht; es war ein Zeichen der Krankheit.

»Was ist denn?« fragte sie.

Er sprang hinunter und hielt ihr Piatos Blätter hin.

»Siehst du die Flecken? Das ist Rost. Ein Brand, der Saft-Bäume befällt.«

»Nein!«

»Seit fünfzig Jahren zieht die Krankheit von einem System zum anderen. Und jetzt ist sie hier, trotz aller Quarantäne.«

»Was geschieht mit den Bäumen?«

»Eine metabolische Beschleunigung«, antwortete Holbrook. »Deshalb fallen die Früchte herab. Die Zyklen werden beschleunigt, bis sie in zwei Wochen ein Jahr durchlaufen. Sie werden steril. Sie entlauben sich. Sechs Monate nach dem Ausbruch sind sie tot.« Holbrook ließ die Schultern hängen. »Ich habe es seit zwei, drei Tagen vermutet. Jetzt weiß ich es genau.«

Sie sah ihn interessiert, aber kaum besorgt an.

»Was ist dafür verantwortlich, Zen?«

»Letztlich ein Virus. Der durch so viele Wirte geht, daß ich dir die Reihenfolge nicht schildern kann. Es hat achtzig Jahre gedauert, den ganzen Zyklus zu klären. Man kann eine Welt auch nicht gegen alles abschirmen. Der Rost schleicht sich ein, mit irgendeinem Lebewesen. Und jetzt ist er hier.«

»Dann wirst du die Pflanzung besprühen, nicht wahr?«

»Nein.«

»Um den Rost zu vernichten? Wie macht man das?«

»Es geht nicht.«

»Aber — «

»Hör zu, ich muß ins Haus zurück. Du kannst dich auch ohne mich beschäftigen, ja?«

»Sicher.« Sie wies auf das Fleisch. »Ich bin noch nicht mal mit dem Füttern fertig. Und heute haben sie besonders viel Hunger.«

Er wollte ihr sagen, daß es keinen Zweck hatte, sie zu füttern, daß alle Bäume in diesem Sektor bis zum Anbruch der Nacht tot sein würden, aber ein Instinkt warnte ihn, daß es zu kompliziert sein würde, ihr das jetzt erklären zu wollen. Er lächelte schief und trabte zum Fahrzeug. Als er sich nach ihr umsah, warf sie gerade Heinrich VIII. ein Fleischstück zu, der es geschickt auffing und verschlang.

Etwa zwei Stunden später glitt der Laborbericht aus dem Wandschlitz, und er bestätigte, was Holbrook bereits wußte: Rost. Mindestens der halbe Planet hatte die Nachricht schon erfahren, und Holbrook hatte schon ein Dutzend Besucher gehabt. Auf einem Planeten mit einer menschlichen Bevölkerung von unter vierhundert waren das viele. Der Bezirksgouverneur, Fred Leitfried, kam als erster. Er hatte auch gleichzeitig das Amt des örtlichen Landwirtschaftskommissars inne. Eine Zwei-Mann-Delegation von der Vereinigung der Saft-Baum-Pflanzer erschien bald danach, dann kamen Mortensen, der die Verarbeitungsanlage betrieb, Heemskerck von der Export-Reederei, und jemand von der Bank, zusammen mit einem Versicherungsfachmann. Zwei Nachbarn erschienen etwas später; sie lächelten mitfühlend und klopften ihm kameradschaftlich auf die Schulter, aber hinter ihrem Mitgefühl verbarg sich potentielle Feindseligkeit. Sie würden es nicht offen aussprechen, aber Holbrook brauchte kein Telepath zu sein, um zu wissen, was sie dachten: Sieh zu, daß du die rostbefallenen Bäume wegschaffst, bevor sie den ganzen Planeten anstecken.

In ihrer Lage hätte er nicht anders gedacht. Obwohl der Rost nun auch diesen Planeten erreicht hatte, war die Krankheit nicht übermäßig ansteckend. Man konnte sie eindämmen. Nachbarplantagen konnten gerettet werden, und selbst die nicht befallenen Haine seiner eigenen Pflanzung — wenn er schnell genug handelte.

Fred Leitfried, groß, blauäugig und selbst bei heiteren Anlässen ernst, schien den Tränen nahe zu sein.

»Zen, ich habe Rostalarm gegeben«, sagte er. »In dreißig Minuten fangen wir mit der Bekämpfung an. Das andere hängt vom Glück ab.«

»Wo wollen Sie anfangen?«

»Bei den Hoppern«, sagte Leitfried. »Sie sind am größten und am leichtesten zu beseitigen, und wir wissen, daß sie potentielle Rost-Überträger sind. Wenn der Virus sie noch nicht erreicht hat, können wir den Kreislauf dort unterbrechen und vielleicht noch einmal davonkommen.«

»Sie wissen, daß Sie von der Ausrottung von möglicherweise einer Million Tieren reden«, sagte Holbrook dumpf.

»Ich weiß es, Zen.«

»Glauben Sie, daß Sie das können?«

»Wir müssen. Außerdem sind die Pläne längst aufgestellt worden, und alles kann losgehen. Bevor es dunkel wird, bedeckt ein dünner Nebel von hoppertötenden Stoffen den halben Kontinent.«

»Eine Schande«, sagte der Mann von der Bank. »Das sind so friedliche Tiere.«

»Aber jetzt sind sie eine Bedrohung«, sagte einer der Pflanzer. »Sie müssen weg.«

Holbrook machte ein finsteres Gesicht. Er mochte die Hopper; sie waren große, kaninchenartige Wesen, fast so groß wie Bären, die wertloses Strauchzeug fraßen und für den Menschen ungefährlich waren. Man wußte aber, daß sie den Rostvirus übertragen konnten. Naomi liebt die Hopper, dachte er. Sie wird uns für Banditen halten, wenn wir sie ausrotten. Aber wir müssen unsere Bäume retten.

»Sie wissen, was Sie zu tun haben, Zen?« fragte Leitfried.

»Ja.«

»Brauchen Sie Hilfe?«

»Ich mache das lieber selbst.«

»Wir können Ihnen zehn Mann geben.«

»Es ist nur ein Sektor, nicht? Ich kann das. Ich muß es tun. Es sind meine Bäume.«

»Wann fangen Sie an?« fragte Borden, Holbrooks Nachbar im Osten. Zwischen seinem und Holbrooks Land lagen fünfzig Meilen Buschland, aber es war nicht schwer zu verstehen, warum der Mann ungeduldig war.

»In einer Stunde, denke ich«, erwiderte Holbrook. »Ich muß zuerst rechnen. Fred, vielleicht kommen Sie mit hinauf und helfen mir, das infizierte Gebiet auf den Schirmen zu überprüfen?«