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»Ja.«

»Bevor Sie gehen, Mr. Holbrook — « sagte der Mann von der Versicherung und trat vor.

»Ja?«

»Wir möchten Ihnen nur sagen, daß wir Ihnen voll zustimmen. Wir unterstützen Sie in jeder Beziehung.«

Sehr freundlich von euch, dachte Holbrook mürrisch. Wozu waren Versicherungen sonst da? Aber er grinste kurz und murmelte Dankesworte.

Der Mann von der Bank sagte nichts, wofür Holbrook dankbar war. Für solche Dinge war später Zeit.

Im Info-Zentrum schalteten er und Leitfried alle Schirme ein. Holbrook zeigte auf Sektor C und tippte eine Hain-Simulierung in den Computer, die er durch die Laborergebnisse ergänzte.

»Das sind die infizierten Bäume«, sagte er. »Vielleicht insgesamt fünfzig.« Er zeichnete mit dem Lichtstift einen Kreis, darum herum einen größeren. »Das ist die Zone möglicher Inkubation. Weitere achtzig bis hundert Bäume. Was meinen Sie, Fred?«

Leitfried griff nach dem Stift und zeichnete einen größeren Kreis auf den Schirm, der fast bis zum Rand des Sektors reichte.

»Die müssen alle weg, Zen.«

»Das sind vierhundert Bäume.«

»Wie viele haben Sie insgesamt?«

»Vielleicht sieben-, achttausend«, erwiderte Holbrook achselzuckend.

»Wollen Sie sie alle verlieren?«

»Okay. Sie wollen eine Schutzzone um den Infektionsbereich. Ein steriles Gebiet.«

»Ja.«

»Was hat das für einen Sinn? Wenn der Virus aus der Luft herunterkommen kann, wozu die Mühe — «

»Reden Sie nicht so.« Leitfrieds Gesicht wurde immer länger und trauriger. »Zen, Sie haben nur zwei Möglichkeiten. Sie können hinausgehen und niederbrennen, oder aufgeben und alles dem Rost überlassen. Wenn Sie das erste tun, haben Sie eine Chance, den Großteil Ihres Eigentums zu retten. Wenn Sie aufgeben, brennen wir trotzdem alles nieder, zu unserem eigenen Schutz. Und mit vierhundert Bäumen begnügen wir uns dann nicht.«

»Ich gehe, keine Sorge.«

»Die mache ich mir auch nicht.« Leitfried besichtigte mit den Kameras die ganze Plantage, während Holbrook die Roboter kommandierte und die erforderliche Ausrüstung holen ließ. Nach zehn Minuten war er abmarschbereit.

»Im infizierten Sektor ist ein Mädchen«, sagte Leitfried. »Ihre Nichte, was?«

»Naomi, ja.«

»Wunderschön. Wie alt ist sie, achtzehn, neunzehn?«

»Fünfzehn.«

»Tolle Figur, Zen.«

»Was macht sie? Füttert sie die Bäume noch?«

»Nein, sie liegt unter einem. Ich glaube, sie redet mit ihnen. Vielleicht erzählt sie ihnen eine Geschichte. Soll ich die Lautsprecher —?«

»Nein. Sie spielt gern mit den Bäumen. Sie gibt ihnen Namen und bildet sich ein, daß sie Persönlichkeiten hätten. Kindliches Zeug.«

»Sicher«, sagte Holbrook. Ihre Blicke begegneten sich unsicher. Arme Naomi, dachte Holbrook. Er ließ Leitfried im Info-Zentrum zurück und ging hinten hinaus. Die Roboter hatten alles besorgt. Der Sprühwagen mit der Fusionskanone anstelle des Chemikalienbehälters stand da. Zwei oder drei von den kleinen Robotern standen herum und warteten auf den Befehl mitzufahren, aber er schüttelte sie ab und stieg ein. Er schaltete das Datenterminal ein, und der Bildschirm wurde hell; Leitfried grüßte vom Info-Zentrum herab und übermittelte die simulierte Struktur der Infektionszone mit den drei konzentrischen Kreisen.

Der Lastwagen rollte zu den Hainen.

Nach fünfzehn Minuten hatte er den Nordrand seines Besitztums erreicht, am Sektor C. Er stellte den Sprühwagen über dem Hain ab; von dort aus konnte er jeden Baum im Umkreis mit der Fusionskanone erreichen. Aber noch war es nicht soweit.

Er betrat den zum Untergang verurteilten Hain.

Naomi war nirgends zu sehen. Er mußte sie finden, bevor er anfangen konnte. Und vorher mußte er noch Abschied nehmen. Wie kühl es hier war, selbst um die Mittagszeit! Wie süß die Luft roch! Der Boden des Hains war mit Früchten übersät; in den letzten zwei Stunden wären Dutzende heruntergefallen. Er hob eine auf. Reif. Er riß sie auseinander und kostete die Flüssigkeit. Erstklassig. Es war durchaus keine halluzinogene Dosis, aber die Menge würde ihn in eine sanfte Euphorie versetzen, in der er das Schlimmste überstehen konnte.

Er schaute zu den Bäumen hinauf. Sie hatten sich schmal gemacht, argwöhnisch, unsicher.

»Wir haben Probleme, Burschen«, sagte er. »Du weißt es, Hektor. Hier herrscht eine Krankheit. Du spürst sie in dir. Ihr seid nicht zu retten. Ich kann nur hoffen, die anderen Bäume zu retten, die noch nicht vom Rost befallen sind. Okay? Versteht ihr? Plato? Caesar? Ich muß das tun. Es kostet Euch nur ein paar Wochen Leben, aber ich rette damit vielleicht Tausende von Bäumen.«

Ein zorniges Rascheln in den Zweigen. Alkibiades hatte seine Äste verächtlich zurückgezogen. Hektor stand aufrecht und fest, bereit, sein Schicksal auf sich zu nehmen. Sokrates, knotig und verformt, schien ebenfalls vorbereitet zu sein. Schierling oder Feuer, wo war der Unterschied? Kritias, ich schulde dem Asklepios einen Hahn. Caesar schien empört zu sein; Plato wand sich. Sie wußten alle Bescheid. Er ging umher, tätschelte sie, tröstete sie. Er hatte seine Plantage mit diesem Hain begonnen. Er hatte erwartet, daß diese Bäume ihn überleben würden.

»Ich halte keine lange Rede«, sagte er. »Ich kann nur Lebwohl sagen. Ihr seid brav gewesen, ihr habt ein nützliches Dasein geführt, jetzt ist eure Zeit vorbei, und es tut mir verdammt leid. Das ist alles. Ich hätte mir nur gewünscht, daß das nicht nötig sein würde. Ende der Rede. Lebt wohl.« Er drehte sich um und ging langsam zum Sprühwagen zurück. Er drückte die Taste für das Info-Zentrum und sagte zu Leitfried: »Wissen Sie, wo das Mädchen ist?«

»Einen Sektor südlich von Ihnen. Sie füttert die Bäume.« Er brachte das Bild auf Holbrooks Schirm.

»Geben Sie mir eine Sprechleitung, ja?« Holbrook sagte ins Mikrofon: »Naomi? Ich bin’s, Zen.«

Sie schaute sich um und blieb stehen.

»Augenblick«, sagte sie. »Katharina die Große ist hungrig und erinnert mich immer wieder daran.« Das Fleischstück flog hoch und verschwand im Maul eines Baumes. »Okay«, sagte Naomi. »Was gibt es?«

»Es ist besser, du gehst ins Haus zurück.«

»Ich habe noch viele Bäume zu füttern.«

»Mach das am Nachmittag.«

»Zen, was ist los?«

»Ich habe zu arbeiten und möchte dich lieber nicht in den Hainen haben.«

»Wo bist du jetzt?«

» C.«

»Vielleicht kann ich dir helfen, Zen. Ich bin im Nachbarsektor. Ich komme sofort.«

»Nein. Geh zurück ins Haus«, sagte er kalt. Sie wirkte betroffen und erstaunt, stieg aber gehorsam in ihr Fahrzeug und fuhr davon. Holbrook verfolgte sie auf dem Bildschirm, bis sie nicht mehr zu sehen war.

»Wo ist sie jetzt?« fragte er Leitfried.

»Sie kommt zurück. Ich kann sie kommen sehen.«

»Okay. Beschäftigen Sie sie, bis das hier vorbei ist. Ich fange jetzt an.« Er drehte die Fusionskanone und zielte mit dem kurzen Lauf in die Mitte des Hains. Im gedrungenen Kern der Waffe hing ein winziges Stückchen Sonnenmaterie in einer Magnetklemme, für alle Zeit als Energiequelle verfügbar. Die Kanone hatte kein Visier, weil sie nicht als Waffe gedacht war; er glaubte aber, damit zurechtzukommen. Er feuerte auf große Ziele. Mit dem Auge zielend suchte er Sokrates am Rand des Hains heraus, zögerte ein wenig und legte die Hand auf den Abzug. Das Neuralgeflecht des Baumes befand sich in der Krone, hinter dem Mund. Ein Feuerstoß —

Ja.

Ein weißer Flammenbogen zischte durch die Luft. Sokrates’ mißgestaltete Krone wurde einen Augenblick in grellem Licht gebadet. Ein schneller Tod, ein sauberer Tod, besser, als am Rost zu verfaulen. Holbrook feuerte am Stamm herunter. Das Holz war zäh; er feuerte immer wieder, und Äste und Blätter schrumpften und fielen, während der Stamm selbst intakt blieb und sich über dem Hain dicke, schmierige Rauchwolken bildeten. Dann war der Stamm nicht mehr als eine Aschensäule, die zerfiel.