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»Die Geschichte sagt auch, daß die Zeitreisen nach 2491 aufhörten. Und das bedeutet, daß wir sie im nächsten Jahr erwischten.« Spanner lächelte. »Ich meine, daß wir sie im nächsten Jahr erwischen werden. Es ist so vorgeschrieben. Die Vergangenheit ist ein geschlossenes Buch.«

»Wirklich?« Koll lachte bellend. »Und wenn wir die Lösung nicht finden? Wenn die Zeitreisenden weiter in die Vergangenheit gehen?«

»Sie taten es nicht. Das wissen wir. Alle Menschen, die die Vergangenheit erreichten, kamen aus den Jahren 2486 bis 2491. Das ist aufgezeichnet«, erklärte Spanner hartnäckig.

»Aufzeichnungen kann man fälschen.«

»Die Hohe Regierung will, daß diese Reisen aufhören. Weshalb streiten wir, Koll? Wenn Sie der Geschichte trotzen wollen, ist das Ihre Sache. Aber der Regierung? Das dürfen wir nicht.«

»Aber Millionen von Proleten, die aus dem Weg geräumt wären …«

Spanner knurrte nur und krampfte die Hand um die Notizen, die er vor sich liegen hatte. Quellen ließ die Blicke von einem zum anderen wandern. Er kam sich wie ein Eindringling vor.

»Schön«, sagte Spanner langsam. »Ich gebe zu, daß es praktisch ist, all diese Proleten loszuwerden. Obwohl es so scheint, als hätten wir diese Freude nicht mehr lange. Sie sagen, wir dürfen uns nicht einmischen, weil sonst die Vergangenheit gefälscht wird. Ich bin der gegenteiligen Meinung. Aber lassen wir das. Da Sie so sicher zu sein scheinen, möchte ich darüber nicht mit Ihnen diskutieren. Dann behaupten Sie, daß man diese Zeitreisen-Geschichte wunderbar zur Reduzierung der Bevölkerung verwenden kann. Da gebe ich Ihnen recht, Koll. Ich kann die Überbevölkerung ebensowenig leiden wie Sie, und ich muß gestehen, daß der augenblickliche Stand der Dinge einfach lächerlich ist. Aber vergessen Sie nicht: Man betrügt uns. Jemand, der hinter unserem Rücken dieses Zeitreisen-Geschäft betreibt, handelt illegal und unethisch und wie man es sonst noch nennen mag. Man muß ihn zum Aufhören zwingen. Was sagen Sie dazu, Quellen? Letzten Endes ist Ihre Abteilung für diese Dinge zuständig.«

Die plötzliche Anrede ließ ihn zusammenzucken. Quellen versuchte immer noch, in das Gespräch hineinzufinden, und er war sich nicht völlig sicher, wovon sie sprachen. Er lächelte schwach und schüttelte den Kopf.

»Keine Meinung?« fragte Koll messerscharf.

Quellen sah ihn an. Es war ihm unmöglich, direkt in Kolls harte, farblose Augen zu schauen, und so ließ er seinen Blick auf den Backenknochen des Managers ruhen. Er sagte immer noch nichts.

»Keine Meinung, Quellen? Das ist zu schade. Es spricht nicht gerade für Sie.«

Quellen unterdrückte ein Zittern. »Ich fürchte, ich bin über die neuesten Entwicklungen des Zeitreise-Falles nicht auf dem laufenden. Wie Sie wissen, habe ich mich mit Projekten beschäftigt, die …«

Er ließ den Satz unbeendigt, wie ein dummer Schuljunge. Seine eifrigen Assistenten wußten sicher genau über die Lage Bescheid. Er fragte sich, weshalb er sich nicht mit Brogg besprochen hatte. Aber er konnte schließlich auch nicht alles vorhersehen.

»Wissen Sie, Quellen, daß seit Anfang des Jahres Tausende von Proleten ins Nichts verschwunden sind?« fragte Koll.

»Nein, Sir. Ich meine natürlich ja, Sir. Es ist nur so, daß wir bis jetzt keine Gelegenheit zum Eingreifen hatten.«

Der Klang seiner Stimme machte ihn nervös. Sehr lahm, Quellen, sehr lahm, sagte er sich. Natürlich hast du keine Ahnung davon, wenn du deine ganze Freizeit in dem hübschen kleinen Versteck jenseits des Meeres verbringst. Aber Stanley Brogg weiß vielleicht alle Einzelheiten. Brogg ist sehr tüchtig.

»Nun, wohin können sie Ihrer Meinung nach gegangen sein?« fragte Koll. »Sie glauben doch nicht etwa, daß sie alle per Stati-Feld durch die Gegend reisen und nach Arbeit suchen — in Afrika meinetwegen?«

Der Schuß saß. Quellen hielt die Luft vor Schreck an, bis er sich davon überzeugt hatte, daß Koll rein zufällig von Afrika sprach. Er verbarg seine Reaktion so gut wie möglich und meinte ruhig: »Ich habe keine Ahnung, Sir.«

»Dann haben Sie Ihre Geschichtsbücher nicht gründlich gelesen, Quellen. Überlegen Sie sich doch, Mann: Was war die wichtigste geschichtliche Entwicklung der letzten fünfhundert Jahre?«

Quellen dachte nach. Was denn? Die Entente? Die Einführung der Hohen Regierung? Der Abbau der Nationen? Die Reisen per Stati-Feld? Er haßte Kolls Art, ihn wie einen dummen Schuljungen zu behandeln. Quellen wußte, daß er nicht dumm war, auch wenn er sich in einer Klemme wie dieser ungeschickt benahm. Er war bestimmt tüchtig. Aber in seinem Innern war diese verwundbare Stelle, sein heimliches Verbrechen, und deshalb ließ er sich schnell weich machen. Er begann zu schwitzen. »Ich weiß nicht recht, Sir, wie ich diese Frage auffassen soll.«

Koll drehte mit einer lässigen Handbewegung den Sauerstoffstrom etwas weiter auf. Es war eine beleidigend freundliche Geste. Das kostbare Gas strömte in den Raum. Leise sagte Kolclass="underline" »Dann werde ich es Ihnen sagen. Es ist die Ankunft der Zeitreisenden. Und von unserer Zeit aus sind sie gestartet.«

»Natürlich«, sagte Quellen. Jeder wußte von den Zeitreisenden, und er ärgerte sich, daß er Koll nicht die Antwort gegeben hatte, die auf der Hand lag.

»Jemand hat in den vergangenen Jahren die Zeitreise entdeckt«, sagte Spanner. »Er fängt damit an, Zeitreisende zurück in die Vergangenheit zu schleusen. Tausende von arbeitslosen Proleten sind bereits verschwunden, und wenn wir ihn nicht bald erwischen, stopft er die Vergangenheit mit jedem arbeitssuchenden Strolch des Landes voll.«

»So? Das ist ja gerade mein Argument«, meinte Koll. »Wir wissen, daß sie bereits in der Vergangenheit angekommen sind. Unsere Geschichtsbücher beweisen es. Jetzt können wir uns zurücklehnen und zusehen, wie dieser Kerl unseren Abschaum über die vergangenen fünfhundert Jahre verteilt.«

Spanner drehte sich herum und sah Quellen an. »Was glauben Sie?« fragte er. »Sollen wir dem Befehl der Hohen Regierung folgen, den Mann einfangen und die Zeitreisen einstellen? Oder sollen wir, wie Koll es vorschlägt, alles laufen lassen — was nicht nur gegen die Oberen ist, sondern auch mit der Geschichte nicht übereinstimmt.«

»Ich brauche Zeit, um den Fall zu studieren«, sagte Quellen zurückhaltend. Er wollte sich auf keinen Fall zwingen lassen, einem seiner beiden Vorgesetzten recht zu geben.

»Dann lassen Sie sich von mir gleich jetzt aufklären«, sagte Spanner mit einem Seitenblick auf Koll. »Wir haben unsere Instruktionen von der Hohen Regierung, und es ist zwecklos, sie zu diskutieren. Koll weiß recht gut, daß Kloofman ein persönliches Interesse an dem Fall gezeigt hat. Unsere Aufgabe ist es, die illegale Tätigkeit aufzuspüren und unter unsere Kontrolle zu bringen. Koll, wenn Sie nicht dieser Meinung sind, sprechen Sie am besten mit der Hohen Regierung.«

»Ich habe keine Einwände«, meinte Koll. »Quellen?«

Quellen versteifte sich. »Ja, Sir?«

»Sie haben gehört, was Mister Spanner sagte. Machen Sie sich schnell an die Arbeit. Spüren Sie diesen Kerl auf, der die Zeitreisen organisiert, und stellen Sie ihn kalt, aber nicht, bevor Sie hinter sein Geheimnis gekommen sind. Die Hohe Regierung möchte den Vorgang kontrollieren. Und der illegalen Tätigkeit ein Ende bereiten. Es liegt an Ihnen, Quellen.«