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Ich zeigte darauf. »Was hat dieses ›ATOM‹ überhaupt zu bedeuten?« Denn in ganz Nepal gab es Kappen und Jacken mit diesem Wort darauf. War es eine Firma, und wenn ja, was für eine?

Sie zuckte die Achseln. »Das weiß niemand.«

Umfassende Werbung für ein unbekanntes Produkt: noch eins der Großen Geheimnisse von Nepal. Ich stopfte meine neuen Besitztümer in meine Tasche und ging. Ich war auf dem Weg nach Hause, als mir jemand in der Menge hinter mir auffiel. Nur einen Blick, und ich hatte ihn entdeckt, wie er gerade in einen Kiosk schlüpfte: Phil Adrakian.

Jetzt konnte ich nicht nach Hause gehen, jedenfalls nicht direkt. Also ging ich ins Katmandu Guest House direkt nebenan und sagte einem der arroganten Portiers dort, daß Jimmy Carter dem Haus in zehn Minuten einen Besuch abstatten und jeden Augenblick sein Sekretär eintreffen würde. Ich ging in den schönen Garten weiter, der das Guest House so bekannt gemacht hatte, und kletterte an einer niedrigen Stelle über die hintere Mauer. Eine leere Gasse weiter, in der sich Müll stapelte, um die Ecke, über eine weitere Mauer und vorbei am Lodge Pleasant oder Pheasant in den Innenhof des Star. Ich kam mir ziemlich sicher und so weiter vor, als ich einen von Carters Geheimdienstmännern sah, der vor der Tantric-Second-Hand-Buchhandlung stand. Da ich jedoch schon auf dem Hof war, ging ich weiter und eilte zu meinem Zimmer hinauf.

13

»Sie müssen euch hierher gefolgt sein«, sagte ich zu unserer kleinen Gruppe. »Ich glaube, sie nehmen wohl wirklich an, wir hätten gestern eine Entführung geplant.«

Nathan stöhnte auf. »Adrakian hat sie wahrscheinlich überzeugt, daß wir zu der Gruppe gehören, die diesen Sommer im Hotel Annapurna eine Bombe gelegt hat.«

»Das müßte sie eigentlich beruhigen«, sagte ich. »Als die Bombe hochging, hat die Opposition augenblicklich dem König geschrieben und ihm mitgeteilt, sie würde alle Aktionen gegen die Regierung einstellen, bis die Behörden die kriminellen Elemente unter ihnen festgenommean habe.«

»Hindu-Guerrillas sind schon tolle Hechte, was?« sagte Freds.

»Auf jeden Fall«, fuhr ich fort, »bedeutet das, daß wir einen verdammt guten Grund haben, unseren Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. Freds, bist du sicher, daß du mitmachen willst?«

»Klar bin ich sicher! Den Spaß will ich mir nicht entgehen lassen.«

»Na schön. Wir bleiben diese Nacht lieber hier, nur für alle Fälle. Ich koche uns eine Hühnersuppe.«

Also nahmen wir eine spartanische Mahlzeit aus Curryhühnersuppe, Nebico-Waffeln, weißer Toblerone-Schokolade, Gummibärchen und jodiertem Seetang ein. Als Nathan sah, wie Buddha sich über die Gummibärchen hermachte, schüttelte er den Kopf. »Wir müssen ihn schnell hier rausbringen.«

Nachdem wir gegessen hatten, legte sich Sarah aufs Bett, und Buddha gesellte sich augenblicklich zu ihr, mit einem völlig unschuldigen Blick in den Augen, als wolle er sagen: Was, ich? Ich schlafe doch hier, oder? Ich sah, daß Nathan die Sache etwas argwöhnisch betrachtete; schließlich machte er sich am Fußende des Bettes bequem. Ich ging davon aus, daß es keine Probleme geben würde. Freds und ich warfen die schimmligen Schaumstoffunterlagen zusammen, die ich besaß, und legten uns auf den Boden.

»Glaubt ihr nicht, daß Buddha bei dem Flug morgen ausflippen wird?« fragte Sarah, als wir das Licht ausgemacht hatten.

»Bislang scheint ihn nichts aus der Fassung zu bringen«, sagte ich. Aber ich hatte mich das auch schon gefragt; ich selbst flog auch nicht allzu gern.

»Ja, aber er hat noch nie auch nur etwas annähernd Vergleichbares getan.«

»Es ist so ähnlich, als ob man auf einer hohen Klippe steht. Verglichen mit unserer Fahrradfahrt ist Fliegen ein Kinderspiel.«

»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Nathan, schon wieder besorgt. »Sarah könnte recht haben — Fliegen kann selbst für Leute aufregend sein, die schon oft geflogen sind.«

»Das ist normalerweise der Kern des Problems«, sagte ich mitfühlend.

Freds mischte sich in die Debatte ein: »Machen wir ihn vor dem Flug doch einfach high. Besorgen wir ihm eine gute Haschpfeife und schicken wir ihn auf die Reise.«

»Du bist verrückt!« sagte Nathan. »Das würde ihn nur noch mehr ausflippen lassen!«

»Nee.«

»Er würde nicht wissen, was er davon halten soll«, sagte Sarah.

»Ach ja?« Freds richtete sich auf einen Arm auf. »Glaubt ihr wirklich, die Yetis hätten da oben die ganze Zeit inmitten dieser Haschpflanzen gelebt und nicht herausgefunden, was es mit ihnen auf sich hat? Nichts da! Deshalb hat sie wahrscheinlich auch noch nie jemand gesehen! Mann, die Haschpflanzen sind da oben so groß wie Kiefern! Wahrscheinlich essen sie sogar die Knospen.«

Nathan und Sarah bezweifelten dies, und sie bezweifelten auch, daß es klug sei, sich in solch einem kritischen Augenblick auf irgendwelche Experimente einzulassen.

»Hast du Hasch?« fragte ich Freds interessiert.

»Nee. Bevor dieser Ama Dablam-Trek durchkam, wollte ich zu einer Bergdschungelexpedition, die Doug Scott zusammengestellt hat, nach Malaysia fliegen. Also hab’ ich mir das ganze Zeug vom Hals geschafft. Ich meine, ob man mit Drogen nach Malaysia fliegen sollte, ist nicht gerade eine der schwierigeren Fragen beim IQ-Test, du verstehst? Als ich aufbrechen mußte, hatte ich noch zu viel zu rauchen, und als ich von Namche nach Lukla trampte, stopfte ich meine Pfeife und warf diesen Brocken einfach weg, einen wahren Monsterbrocken von vielleicht zehn Gramm. Und ich ließ ihn einfach da liegen! Ließ ihn einfach auf dem Boden liegen! Das hatte ich immer schon mal tun wollen.

Auf jeden Fall habe ich nichts mehr. Wenn du willst, könnte ich das unten auf der Straße in einer Viertelstunde ändern, wenngleich …«

»Nein, nein, schon in Ordnung.« Ich konnte bereits das gleichmäßige Atmen Buddhas hören, der über mir schnell eingeschlafen war. »Er wird morgen ausgeruhter sein als irgendeiner von uns.« Und das stimmte.

14

Wir standen vor Anbruch der Dämmerung auf, und Freds zog die Klamotten an, die Buddha am Tag zuvor getragen hatte. Wir klebten Freds ein paar Büschel von Buddhas Rückenfell ins Gesicht, die als Bart dienen sollten. Wir hatten sogar etwas von dem rotbraunen Fell in die Innenseite der Dodgers-Mütze geklebt, damit sie hinten hinabhing. Fäustlinge und ein großes Paar Schneestiefel vervollständigten die Verkleidung; noch die Sonnenbrille auf seine Nase, und er sah zumindest genauso seltsam aus wie Buddha im Sheraton. Freds schritt im Zimmer auf und ab, um sich an die Verkleidung zu gewöhnen. Buddha betrachtete ihn mit diesem überraschten Blick, und Freds war wieder obenauf. »Ich sehe wie dein lange verschollener Bruder aus, was, Buddha?«

Nathan brach verzagt auf dem Bett zusammen. »Das wird einfach nicht klappen.«

»Das hast du letztes Mal auch gesagt«, wandte ich ein.

»Genau! Und sieh dir doch an, was daraus geworden ist! Nennst du das klappen? Willst du mir sagen, daß es gestern geklappt hat?«