Выбрать главу

Die Shuttles näherten sich jetzt der Bergbaueinrichtung und schossen wie Greifvögel auf ihre Ziele herab. Die Maschinen arbeiteten auf Hochtouren, um ihre Geschwindigkeit so schnell wie möglich an die der Einrichtung anzupassen. Geary wechselte immer wieder zwischen dem Display, das die gesamte, über mehrere Lichtsekunden verteilte Flotte zeigte, der Ausschnittvergrößerung rund um die Anlage und der taktischen Anzeige hin und her, die die Marines benutzen würden. Symbole für die feindlichen Streitkräfte leuchteten auf dem taktischen Display auf, sobald einzelne Verteidiger entdeckt wurden, die sich zwischen der Ausrüstung und den Gebäuden versteckt hielten.

Geary markierte eines der Gefahrensymbole, ein Standbild wurde eingeblendet, begleitet von einem erläuternden Text. Nahezu idiotensicher, dachte Geary und staunte, wie simpel dieses System doch war. Dann aber stutzte er, da sich weitere Fenster öffneten, so schnell, dass er ihnen nicht mehr folgen konnte. Jedes von ihnen überschüttete ihn mit einer Fülle von Informationen und Details zur geschätzten feindlichen Bewaffnung, zum Energieverbrauch und zu Energiesystemen, Panzerung und Dutzenden anderen Punkten, für die ein Flottencommander keinerlei Verwendung hatte. Aber irgendjemand hatte die Einstellungen so vorgenommen, dass er jetzt mit nutzlosen Daten überschüttet wurde. Es gibt immer Idioten, die einen Weg finden, wie sie doch noch was verbocken können.

Fluchend machte sich Geary daran, ein Fenster nach dem anderen zu schließen, bis er endlich wieder das Bild betrachten und eine Hand voll wichtiger Daten lesen konnte. Er sah sich die Aufnahme genauer an, die etwas zeigte, das nach einem Schutzanzug, aber nicht nach einem Panzeranzug aussah. Der begleitende Text bestätigte das und führte zudem aus, das Erscheinungsbild entspreche dem eines seit Langem überholten Standardschutzanzugs der Syndiks. Bei der Waffe handelte es sich dem Text zufolge um eine Art Impulsgewehr, das zu leistungsschwach war, um einem Marine in Gefechtspanzerung gefährlich zu werden. Vermutlich, so die Erläuterungen, handele es sich um eine Waffe für internes Sicherheitspersonal. Internes Sicherheitspersonal? In einer so kleinen Einrichtung? Ach ja, sie benötigten solche Leute sicher, um die Syndik-Bürger auf dieser Anlage in Schach zu halten. Angesichts der Maglev-Schienen wäre es nicht ratsam, irgendwelchen Rebellen zu erlauben, eine Einrichtung in ihre Gewalt zu bringen, mit der man Felsbrocken auf den bewohnten Planeten in diesem System abfeuern konnte.

Er überprüfte die übrigen Gefahrensymbole und stellte fest, dass sie alle vor den gleichen Bedrohungen warnten. »Keine richtigen Soldaten. Internes Sicherheitspersonal und Mitarbeiter der Einrichtung, denen man eine Waffe in die Hand gedrückt und die man dann in den Kampf geschickt hat. Welchen Sinn soll das denn ergeben?«

Desjani brütete über dem Bild, das auch auf ihrem Display zu sehen war. »Sie können nur hoffen, dass es ihnen gelingt, unser Vorrücken allmählich zu verzögern. Das muss ihre Mission sein, sofern ihr Commander nicht völlig größenwahnsinnig geworden ist.«

Unser Vorrücken verlangsamen. Wieder schaute Geary auf die taktische Darstellung und fragte sich, was er da hätte sehen sollen, was er aber nicht sah. Dann wurde es ihm auf einmal bewusst. »Die sabotieren überhaupt nichts. Warum wurde nichts in die Luft gejagt? Nicht mal die Maschinen schalten sich ab, was zwangsläufig der Fall wäre, wenn sie ihre Betriebssysteme löschten.«

»Eine Falle?«, überlegte Desjani.

»Das wäre nicht das erste Mal.« Geary tippte auf seinen Schirm, um Carabali zu rufen. »Colonel, das sieht nach einer Falle aus.«

Carabali nickte besorgt. »Ja, Sir. Es sieht ganz danach aus. Meine Leute haben den Befehl, nach allem zu suchen, was uns zum Verhängnis werden könnte. Es sollte auch viele kleine Schäden geben, selbst wenn diese Anlage laut meiner Experten nicht über die Mittel verfügen dürfte, um eine große Explosion herbeizuführen. Erst recht in der kurzen Vorwarnzeit, die ihnen nur geblieben ist.«

»Das scheint Sie allerdings nicht sehr zu beruhigen, Colonel.«

Sie lächelte flüchtig und völlig humorlos. »Nein, Sir. Wenn Sie nichts dagegen haben, Sir, möchte ich mich wieder meinen Leuten widmen.«

»Ja, natürlich, Colonel. Verzeihen Sie.« Geary versuchte sich zu entspannen, war aber wütend auf sich selbst, weil er gegen eine seiner wichtigsten Regeln verstoßen hatte, indem er einen Offizier aufhielt, der eigentlich alle Hände voll zu tun hatte, die von Geary erteilten Befehle auszuführen.

»Admiral Bloch hatte den Commander der Marines immer auf seinem Display«, ließ Desjani ihn mit gedämpfter Stimme wissen. »Der Admiral gab gern Kommentare und Vorschläge zum Besten, und natürlich wollte er jede Frage sofort beantwortet haben.«

»Sie machen Scherze.«

Desjani schüttelte den Kopf.

Geary lachte kurz auf. »Wenigstens bin ich nicht ganz so schlimm.«

»Ich fand, Sie sollten wissen, dass sich Colonel Carabali vermutlich gar nicht so sehr über die Art ärgert, wie Sie das Kommando handhaben, Sir.«

Was Captain Desjani anging, konnte er ohnehin gar nichts verkehrt machen. Dennoch schauderte ihm selbst bei dem Gedanken, unter einem Commander zu dienen, der einen während eines Einsatzes ständig beobachtete und der beachtet werden wollte, obwohl es nötig war, sich voll und ganz auf das Gefecht zu konzentrieren.

Die Shuttles glitten in den Landeanflug, die Hangartüren öffneten sich, und die Marines in ihrer Gefechtsausrüstung rollten sich nach draußen. Die Shuttles flogen währenddessen langsam weiter, damit die Bodentruppen verteilt wurden und keine Ansammlung bildeten, die ein leichtes Ziel bot. Zwölf Shuttles setzten zwölf Reihen Marines ab, dann beschleunigten sie und gewannen wieder an Höhe. »Das ist ja bestens gelaufen«, meinte Geary. »Waren die Flugbahnen automatisch gesteuert?«

Desjani legte die Stirn in Falten und gab einem Wachhabenden ein Zeichen, dann wartete sie auf die Antwort. »Nein, Sir. Die Shuttle-Piloten benutzen lieber die persönliche Kontrolle. Die Marines haben mit ihnen eine Abmachung getroffen: Solange die Shuttle-Piloten gute Arbeit leisten, lassen die Marines sie ihre Vögel selbst fliegen.«

»Eine vernünftige Vereinbarung. Und wenn ein Pilot versagt, dann verlangen die Marines von ihm, beim nächsten Mal den Landeanflug von den automatischen Kontrollen durchführen zu lassen?«

»Ahm… ja, Sir«, bestätigte der Wachhabende. »Nachdem jeder Marine, der den fehlgeschlagenen Landeanflug überlebt hat, sich den Piloten vorgeknöpft und ihn grün und blau geschlagen hat. Nicht, dass jemals einer von ihnen dabei erwischt worden wäre.«

»Natürlich nicht«, stimmte Geary ihm zu und musste sich ein Lächeln verkneifen. Die Marines rückten in die Anlage vor. Sie liefen geduckt von einer Deckung zur nächsten und bewegten sich in Gruppen, um sich gegenseitig Feuerschutz zu geben.

Keine dieser Vorsichtsmaßnahmen schien erforderlich zu sein. Geary beobachtete mit wachsendem Unbehagen das Display, auf dem zu sehen war, dass die Feinde sich schneller zurückzogen, als die Marines vorrückten. Die ersten Verteidiger setzten sich bereits in Minenschächte ab, von denen die Mondoberfläche übersät war. »Was gibt denn das?«

Im nächsten Moment meldete sich Colonel Carabali. »Captain Geary, die Verteidiger versuchen gar nicht erst, ihre Positionen zu halten. Sie ziehen sich in Minenschächte zurück.«