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Commander Yin schaute sich um, schien nicht zu entdecken, wonach sie suchte, und begnügte sich damit, eine finstere Miene aufzusetzen.

Es war offenbar erforderlich, die versammelten Commander daran zu erinnern, dass sie alle Teil der gleichen Flotte waren. »Die Allianz benötigt uns zu Hause«, erklärte Geary so leise, dass alle Offiziere gezwungen waren, den Mund zu halten, damit sie ihn hören konnten. »Die Allianz-Schiffe, die diese Flotte nicht begleitet haben und jetzt die Syndiks abwehren müssen, zählen ganz sicher darauf, dass wir zurückkehren. Die Syndiks andererseits wollen mit allen Mitteln unsere Rückkehr verhindern. Jeder Tag, an dem diese Flotte weiter hinter den feindlichen Linien operiert, ist ein Sieg für die Allianz und eine Niederlage für die Syndiks. Wenn wir heimkehren, dann werden wir das mit hoch erhobenem Kopf tun können, und dann wird die Syndik-Flotte deutlich kleiner sein als zuvor, was wir den bereits errungenen Siegen ebenso zu verdanken haben wie denen, die noch vor uns liegen.« Er machte eine Pause. Alle schauten ihn erwartungsvoll an, doch es kam ihm nicht so vor, als müsse er noch irgendetwas ergänzen. »Ich danke Ihnen. Innerhalb der nächsten Stunde erhalten Sie alle Ihre Befehle für den Sprung nach Sendai.«

Die Bilder der Schiffskommandanten lösten sich auf wie Seifenblasen, die von einer heftigen Böe erfasst wurden. Captain Desjani blickte noch immer wütend auf die Stelle, an der sich die virtuelle Commander Yin befunden hatte. Schließlich stand sie auf, murmelte ein: »Wenn Sie mich entschuldigen würden, Sir« und verließ dann eilig den Raum.

Damit blieb nur noch ein Bild übrig, ein Mann, der sich nach hinten gelehnt und die Füße auf den Tisch gelegt hatte. Wäre Geary nicht bewusst gewesen, dass es sich lediglich um eine Projektion handelte, die zeigte, wie sich der Mann auf seinem eigenen Schiff bewegte, dann hätte er schwören können, sich mit ihm im gleichen Raum zu befinden. »Captain Duellos«, sagte Geary zu ihm. »Danke, dass Sie noch bleiben.«

Der virtuelle Duellos lächelte. »Es kostet mich nicht so viel Überwindung, das zu tun.«

»Dennoch bin ich Ihnen dankbar.« Seufzend setzte sich Geary wieder hin. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich Sie fragen wollte.«

»Stimmt etwas nicht? Oder sollte ich besser sagen: Stimmt noch irgendetwas anderes nicht?«

Geary verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen, dann nickte er verstehend. »Nichts, was nicht auch gerade eben angesprochen wurde, würde ich meinen.«

»Die üblichen unterschwelligen Anspielungen und die kontraproduktiven Diskussionen«, stellte Duellos sachlich fest und betrachtete interessiert seine Fingernägel.

»Ja, genau.« Das routinemäßige Verhalten einiger Offiziere, das sich am Rande der Respektlosigkeit oder Meuterei bewegte. »Es gibt da etwas, das meine Neugier geweckt hat.«

Duellos stand auf und setzte sich auf einen Platz gegenüber Geary. »Taktisches? Personalfragen?«

»Von beidem etwas. Zunächst würde ich gern wissen, was Sie mir über Captain Casia sagen können.«

Der Name veranlasste Duellos, verächtlich den Mund zu verziehen. »Ein Offizier mit bescheidenen Talenten. So bescheiden, dass er sogar noch von Captain Numos übertroffen wurde. Ich nehme an, Sie fragen sich, warum er bei den letzten zwei Besprechungen die Klappe so weit aufgerissen hat.«

»Ja, richtig.«

»Weil Numos und Captain Faresa derzeit in der Arrestzelle sitzen. Dadurch ist in der Dritten Schlachtschiffdivision ein Machtmissbrauchsvakuum entstanden«, machte Duellos ihm klar. »Wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, war diese Division eine Art Abstellgleis für schwierige Commander.«

Geary ließ sich das einen Moment lang durch den Kopf gehen. Zu seiner Zeit hatten so wenige große Schiffe existiert, dass es undenkbar gewesen wäre, eine Division zu bilden, in die alle problematischen Offiziere abgeschoben wurden. »Wie ernst muss man Casia nehmen?«

»Schwer zu sagen«, räumte Duellos ein. »Auf sich allein gestellt, wird er am ehesten Schaden anrichten, wenn ihm als Befehlshaber seines Schiffs ein kapitaler Fehler unterläuft. Aber wenn er als Anlaufstelle für diejenigen benutzt wird, die Ihnen Ihr Kommando streitig machen wollen, dann könnte er eine gefährliche Galionsfigur sein, hinter der sich fähigere Offiziere verstecken, die ihre wahren Motive nicht zu erkennen geben wollen.«

Bedauerlicherweise entsprach diese Einschätzung Gearys schlimmsten Befürchtungen. »Wäre es Ihnen recht, darüber zu spekulieren, wer diese fähigeren Offiziere sein könnten?«

»Lieber nicht, Sir. Wenn ich Beweise hätte oder es sicher wüsste, wäre das eine Sache. Aber es behagt mir nicht, Anschuldigungen auszusprechen, die auf reinen Spekulationen basieren.«

»Das kann ich verstehen. Und um ehrlich zu sein, ich möchte nicht der Typ Commander sein, der Untergebene ausspioniert, weil er sie für Störenfriede hält.« Er hätte sich auch nie vorstellen können, ein solcher Befehlshaber zu sein, denn hundert Jahre zuvor wäre ein derartiges Verhalten in der Flotte niemals geduldet worden.

»Es wäre aber nichts völlig Neues«, ließ Duellos ihn wissen. »Sie werden inzwischen sicher herausgefunden haben, dass Sie mit den Gewohnheiten eines Flottenkommandanten brechen, weil Sie eben nicht ihren Untergebenen nachspionieren, um herauszufinden, wem Sie vertrauen können und wem nicht.«

Aus einem unerklärlichen Grund entlockte ihm das ein ironisches Lächeln. »Vor einem Jahrhundert erwartete man von einem Flottenkommandanten, dass er qualifiziert genug war, um das selbst beurteilen zu können, ohne Spionage betreiben zu müssen.«

»Das war auch eine einfachere Zeit. Wie so viele Dinge wird auch diese Praxis damit gerechtfertigt, dass wir einen Krieg um unser Überleben führen.«

»Eine tolle Ausrede, nicht wahr? Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie von unseren Vorfahren gutgeheißen wird.« Geary schüttelte den Kopf. »Ich weigere mich, eine Hexenjagd auf meine Offiziere zu veranstalten.«

Duellos musterte ihn eine Weile. »Und wenn der Preis für Ihre unversehrte Ehre der ist, dass diese Flotte untergeht und die Allianz den Krieg verliert?«

»Wollen Sie mich davon überzeugen, dass ich gegen meine eigene Überzeugung handele und meine Offiziere auf der Grundlage von Verdächtigungen verfolge?«, fragte Geary. »Ich bin überrascht.«

»Und enttäuscht?« Duellos machte eine wegwerfende Geste. »Ich glaube, wenn diese Flotte es zurück nach Hause schafft, dann nur, weil wir daran gedacht haben, unsere Vorfahren zu ehren.« Sein Blick wanderte zu dem Sternenfeld an einem der Schotte. »Eigentlich scheint das alles so offensichtlich zu sein. Verabscheuungswürdige Praktiken, die wir uns in den letzten hundert Jahren angeeignet haben, wurden immer wieder für zwar unschön, jedoch notwendig erklärt, weil nur so der Krieg zu gewinnen sei. Seltsamerweise haben wir den Krieg bislang noch immer nicht gewonnen. Man sollte meinen, dass irgendjemand nachfragt, warum denn diese unschönen, aber notwendigen Praktiken noch immer nicht zum zugesicherten Resultat geführt haben. Das geschah erst, als Sie auftauchten und uns dazu brachten, über diese Dinge nachzudenken, anstatt sie einfach hinzunehmen.« Duellos seufzte. »Nein, ich spiele nur den Advocatus diaboli, Captain Geary. Jeder Commander braucht jemanden von dieser Art, nicht wahr?«

»Mindestens einen«, pflichtete Geary ihm bei.

»Und Sie haben dafür nicht nur mich, sondern auch noch Co-Präsidentin Rione.« Duellos studierte ihn eindringlich. »Wie läuft es eigentlich zwischen Ihnen? Vorausgesetzt natürlich, ich darf Sie das fragen.«

»In dem Punkt sind Sie genauso schlau wie ich.«