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»Sie ist eine starke Frau, und sie ist unerbittlich. In der Flotte genießt sie das höchste Ansehen, das einem Politiker zuteil werden kann.«

»Ich habe genug Erfahrung, was die ersten beiden Punkte angeht, und an Letzterem habe ich nicht den geringsten Zweifel.« Er zuckte mit den Schultern. »Seit Ilion ist sie auf Distanz zu mir gegangen. Warum, weiß ich nicht. Sie will es mir auch nicht verraten.«

»Die Commander der Schiffe, die zur Rift-Föderation und zur Callas-Republik gehören, haben mir anvertraut, dass Co-Präsidentin Rione in der letzten Zeit untypisch zurückhaltend auftritt. Sie scheint auch zu ihren Leuten auf Abstand gegangen zu sein.«

»Das ist eigenartig.« Ich nahm an, ich hätte ihr irgendetwas getan. Aber warum sollte sie sich dann den Schiffen ihrer eigenen Republik gegenüber auch so distanziert verhalten? Bislang hatte ich immer den Eindruck, Rione sei sehr am Schicksal dieser Schiffe und ihrer Besatzung interessiert. »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann. Dass ausgerechnet jemand wie Rione sich so verhält, ist auf jeden Fall rätselhaft.«

Duellos nickte zustimmend.

»Apropos Rätsel. Mir ist da etwas aufgefallen, das ich nicht verstehe. Mein neuester Quälgeist, Captain Casia, ist Commander eines Schlachtschiffs«, führte Geary aus.

»Richtig«, bestätigte Duellos, der erkennbar keine Ahnung hatte, warum Geary das erwähnte.

»Und das gilt, beziehungsweise galt, auch für Leute wie Numos, Faresa und Kerestes. Auf der anderen Seite habe ich Commander wie Sie, Desjani, Tulev und Cresida, die allesamt exzellente Offiziere sind und die alle einen Schlachtkreuzer befehligen.« Duellos breitete die Hände aus, um seine Ahnungslosigkeit zu unterstreichen. »Wieso?«

»Wieso was?«, gab Duellos verständnislos zurück.

»Wieso sind meine Schlachtschiff-Commander von schlechterem Charakter als meine Schlachtkreuzer-Commander?«, fragte er geradeheraus.

Duellos sah ihn an wie ein Mann, den man soeben gefragt hatte, warum das Weltall schwarz sei. »So läuft das eben in der Flotte ab. Die vielversprechendsten Offiziere bekommen einen Schlachtkreuzer, während diejenigen, die dafür nicht als gut genug beurteilt werden, einem Schlachtschiff zugeteilt werden.«

Geary wartete ein paar Sekunden, aber Duellos schien der Meinung zu sein, er habe alles Wissenswerte dargelegt. »Okay, so läuft es ab. Doch mich interessiert das Warum. Zu meiner Zeit galten Schlachtschiffe als das höchste und angesehenste Kommando. Schlachtkreuzer waren auch wichtig, aber sie rangierten unter den Schlachtschiffen.«

Es war womöglich das erste Mal, dass er Duellos richtiggehend erschrecken konnte. »Ist das Ihr Ernst? Schlachtschiffe sind langsam und träge. Sie besitzen zwar enorme Zerstörungskraft, aber sie führen die Flotte nicht ins Gefecht.«

»Und Schlachtkreuzer tun das?«, fragte Geary zögerlich.

»Ja!« Duellos beschrieb eine ausholende Geste. »Schlachtkreuzer sind schnell. Sie führen den Angriff an, sie kommen als Erste mit dem Feind in Berührung…«

»Sie sterben schneller und häufiger, weil sie nicht so gut gepanzert sind wie Schlachtschiffe«, wandte Geary ein.

»Das ist richtig!«, stimmte Duellos ihm zu, ließ aber nach wie vor Verwirrung erkennen. »Wir ziehen nicht in die Schlacht, um uns hinter unserer Panzerung zu verstecken. Wir tun es, um zu kämpfen, und die Schlachtkreuzer befinden sich in diesem Kampf an vorderster Front.«

Mit einem Mal ergab das alles einen Sinn. Eine Flottenkultur, in der der Kampf über allem anderen stand. Eine Kultur, die es als höchste Tugend ansah, die Konfrontation mit dem Feind zu suchen. Die alles mit Verachtung strafte, was man als defensives Verhalten bezeichnen konnte. Natürlich würden die besten Offiziere danach streben, die offensivsten Schiffe zu befehligen, während man die Offiziere mit dem geringsten Ansehen den schwerfälligen Schiffen zuteilte.

Diese Denkweise besaß nur ein gravierendes Problem, und Geary fragte sich, ob er endlich auf einen der Punkte gestoßen war, die dazu beigetragen hatten, das Führungsprinzip innerhalb der Flotte auszuhöhlen. »Captain Duellos, denken Sie doch mal darüber nach, was diese Flotte macht. Sie teilt ihre besten Offiziere den Schiffen zu, die in einer Schlacht am wahrscheinlichsten sterben werden, während die schlechtesten Offiziere die am besten gepanzerten Schiffe erhalten. Erscheint Ihnen das auf lange Sicht nicht als ziemlich widersinnig?«

Duellos machte eine nachdenkliche Miene. »Von der Seite hatte ich das noch gar nicht betrachtet. Aber die Flotte braucht die besten Leute in den schnellsten und leichtesten Schiffen. Ein weniger qualifizierter Offizier kann in einem Schlachtschiff überleben, weil die schwerer kleinzukriegen sind.«

Unwillkürlich musste Geary lachen. »Das System dient dem Zweck, die weniger qualifizierten Offiziere zu beschützen?«

Diesmal musste Duellos noch länger grübeln. »So hat das noch nie jemand formuliert. Die übliche Denkweise ist die, dass die Panzerung und Bewaffnung eines Schlachtschiffs alle Unzulänglichkeiten seines Kommandanten wettmachen können.«

Auf eine verdrehte Art und Weise ergab das tatsächlich einen Sinn. »Machen die Syndiks das auch so?«

»Ich weiß nicht«, musste Duellos zugeben. »Ich nehme es aber an.«

Falls ja, hatten zumindest beide Seiten sich gleichermaßen Mühe gegeben, die besten Offiziere so schnell wie möglich im Gefecht sterben zu lassen. Einmal mehr fragte sich Geary, warum eine intelligente fremde Spezies Maßnahmen zur Auslöschung der Menschheit ergriff, wenn die menschliche Rasse doch mit großem Eifer und Erfindungsreichtum alles unternahm, um sich selbst zu vernichten. »Jetzt ist mir wenigstens eine wichtige Sache klar«, sprach er. »Unter uns gesagt, halte ich das für eine völlig verrückte Vorgehensweise, aber im Moment werde ich daran nichts ändern können.«

Wenn er weiter Schlachtkreuzer verlor, dann verlor er damit auch seine besten Senioroffiziere. Doch er wusste keinen Weg, wie er die Schlachtkreuzer aus einem Gefecht heraushalten sollte, wenn die Flotte wieder auf die Syndiks traf. Selbst seine besten Offiziere würden einen solchen Befehl nicht befolgen, weil er allem widersprach, was sie gelernt hatten. Allerdings sollte ich mir besser etwas überlegen, wie ich die Schlachtkreuzer beschütze, sonst ist diese Flotte dem Untergang geweiht. »Sollte ich sonst noch irgendetwas wissen, was mir bislang nicht klar ist?«

Duellos schien zu zögern. »Ihnen ist bewusst, dass Ihre Widersacher in der Flotte nach wie vor Gerüchte verbreiten, um Ihre Position zu schwächen.«

»Ja, ich weiß. Gibt es etwa neue Gerüchte über mich?«

Duellos' Miene verfinsterte sich noch etwas mehr. »Ich ringe mit mir, ob ich es Ihnen sagen soll oder nicht, Captain Geary. Aber Ihnen ist sicher aufgefallen, wie sich Captain Desjani und Commander Yin gegen Ende der Besprechung verhalten haben.«

»Ja. Was sollte das?«

Spürbar widerwillig fuhr Duellos fort: »Ich bezweifle, dass Captain Desjani davon gehört hat, es sei denn, jemand hat es ihr erzählt, der von sich behauptet, ein guter Freund zu sein. Aber Sie sollten vielleicht wissen, dass einige Gerüchte behaupten, zwischen Ihnen und Captain Desjani würde eine enge Beziehung bestehen.«

Jetzt machte Geary die finstere Miene. »Ich darf davon ausgehen, dass Sie damit keine dienstliche Beziehung meinen.«

Duellos nickte. Sein Gesicht verriet, mit welcher Missbilligung er dieses Thema angeschnitten hatte.

»Beinhalten diese Gerüchte etwa auch die Behauptung, ich würde Rione betrügen? Immerhin schien doch die ganze Flotte darüber Bescheid zu wissen.«

»Offenbar sind Sie in der Lage, zwei Frauen glücklich zu machen«, erwiderte Duellos und lächelte ironisch. »Ein Mann, der angeblich fähig ist, Frauen wie Rione und Desjani glücklich zu machen… Also wenn das nicht Ihrem Ruf Aufschwung verleiht.«

»Das ist nicht gerade witzig«, konterte Geary.

»Nein. Es geht nicht nur gegen Ihre Ehre, sondern auch gegen die von Captain Desjani und Co-Präsidentin Rione.« Er zuckte mit den Schultern. »Jeder, der als Ihr Verbündeter angesehen wird, ist automatisch eine Zielscheibe für Ihre Kontrahenten.«