Выбрать главу

Jetzt unterstell ihr nicht auch noch etwas. Es ist schon schlimm genug, dass du nicht weißt, welchen Kommandanten deiner Flotte du vertrauen kannst und welchen nicht, ermahnte er sich. Er versandte eine Nachricht an die befehlshabenden Offiziere, sich in einer halben Stunde im Konferenzraum einzufinden, dann machte er sich frisch, damit er wieder vorzeigbar war. Auf dem Rückweg zum Besprechungsraum fragte er sich, ob Gerüchte über seine Auseinandersetzung mit Rione bereits in der Flotte die Runde machten und ob jemand das Thema zur Sprache bringen würde.

Captain Desjani hatte bereits ihren Platz eingenommen und sprang respektvoll auf, als Geary eintrat. »Gibt es etwas Wichtiges, Sir?«

»In gewisser Weise. Nichts Bedrohliches, nur eine Sache, die jeder wissen muss, bevor wir den Sprung nach Ixion unternehmen.«

Gemeinsam warteten sie, und als die genannte Zeit näher rückte, begannen rings um den Tisch die ersten Commander aufzutauchen. Je größer ihre Zahl wurde, umso weiter erstreckten sich der Tisch und der Raum in die Länge, um ihnen allen Platz zu bieten.

Als die Besprechung beginnen sollte, stand Geary auf, aber bevor er ein Wort sagen konnte, warf Captain Midea von der Paladin ein: »Haben Sie beschlossen, doch nicht nach Ixion zu fliegen? Werden wir uns nun doch wieder vom Gebiet der Allianz entfernen?«

Alle Anwesenden schienen gebannt den Atem anzuhalten, während sie auf Gearys Reaktion warteten. Er verspürte einen plötzlich aufwallenden Zorn, den er nur schwer bändigen konnte. Er konnte sich Nächte um die Ohren schlagen, um einen Weg zu finden, wie er den Syndiks ein Schnippchen schlug und die Schiffe und Besatzungsmitglieder der Allianz-Flotte rettete, und doch machten ihm immer wieder Senioroffiziere das Leben schwer, die eigentlich dankbar sein sollten, dass sie nicht längst in einem Syndik-Arbeitslager mit gerade eben noch atembarer Atmosphäre große Steine zu kleinen Steinen zerschlagen mussten. Es wirkte seiner Wut nicht entgegen, dass Captain Midea — die bislang bei den Konferenzen im Hintergrund geblieben war — jetzt so ernst dreinblickte und ihre Uniform so tadellos trug, dass sie ihn unwillkürlich an jene Leitenden Offiziere der Syndiks erinnerte, die Geary zu sehen bekommen hatte.

Während er ihr eindringlich in die Augen sah, erinnerten die ihrem Bild mitgelieferten Daten ihn daran, dass die Paladin Teil dieser immer unerträglicher werdenden Dritten Schlachtschiffdivision war, zu der auch Captain Casia und Commander Yin gehörten — ebenso wie Captain Faresa und Captain Numos, die beide unter Arrest standen.

Die Kombination aus respektlosem Betragen, seiner eigenen Müdigkeit nach einer schlechten Nacht, den Problemen mit Victoria Rione und der Verärgerung über diese unmögliche Schlachtschiffdivision hätten Geary beinahe dazu gebracht, dieser Frau förmlich ins Gesicht zu springen. Zum Glück fiel ihm dann ein, warum er die Besprechung einberufen hatte, und ihm wurde klar, dass entweder das Glück oder aber seine Vorfahren ihn mit der perfekten Erwiderung auf Captain Mideas Vorwurf ausgestattet hatten.

Anstatt also vor Wut zu explodieren, lächelte Geary sie finster an. »Wir reisen nach Ixion, Captain. Wir reisen nach Ixion, und wir werden in Gefechtsformation den Sprungpunkt verlassen, weil ich fest davon ausgehe, dass die Syndiks uns dort in eine Falle laufen lassen wollen. Ich habe diese Besprechung einberufen, damit Sie alle wissen, wie wir in dieses Gefecht ziehen werden.«

Geary sah ihr an, dass diese Antwort sie aus dem Konzept brachte. Sie hatte sich darauf eingestellt, mit ihm über seine allzu vorsichtige Vorgehensweise zu diskutieren. Keiner seiner Widersacher würde es wagen, gegen seinen unerwarteten Plan Einwände zu erheben. Captain Casia blieb so nichts anderes übrig, als den Mund zuzumachen und sich in seinem Sessel nach hinten zu lehnen.

Geary griff nach unten und tippte eine Reihe von Befehlen ein. Über dem Tisch erwachte das Display zum Leben und zeigte die Formation, die er am Morgen ausgearbeitet hatte. »Wir bringen die Flotte vor dem Sprung in die Formation Kilo One. Diese Gefechtsformation ist in etliche Unterformationen aufgeteilt, von denen jede um einen Schlachtkreuzer oder ein Schlachtschiff herum angeordnet ist. Diese Formationen wiederum sind so angeordnet, dass jede von ihnen der Nachbarformation Feuerschutz geben kann.« Er drehte die Darstellung des Displays, damit deutlich wurde, dass die Formation aus insgesamt zwölf Blöcken bestand, die zusammen die grobe Form eines Quaders ergaben.

Captain Desjani sah sich so wie die übrigen Offiziere die Formation an und meldete sich als Erste zu Wort. »Für den Fall, dass wir in eine ähnliche Situation wie hier in Daiquon geraten?«

»Ganz genau. Sie können erkennen, dass jede dieser Unterformationen eigenständig ist. Keine leichtere Einheit ist weit von der Unterstützung durch schwerere Schiffe entfernt, und die schweren Schiffe sind alle von leichten Einheiten umgeben, die ihnen wiederum Rückhalt geben. Ganz gleich, worauf wir auch treffen, diese Unterformationen werden in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen, und gemeinsam können wir jede beliebige Syndik-Formation aus mehreren Winkeln gleichzeitig attackieren. Es ist keine perfekte Gefechtsformation, weil wir nicht wissen, wie die Syndiks ihre Schiffe anordnen werden. Aber in jedem Fall können wir so alle Syndik-Schiffe in der Nähe des Sprungpunkts aus dem Weg räumen und gleichzeitig unsere eigene Flotte bestmöglich schützen, bis wir das erste Kampfgebiet hinter uns gelassen haben. Danach können wir unsere Formation umstellen, um erneut zuzuschlagen.«

»Dann gehen Sie davon aus, dass es gleich am Sprungpunkt zu einer großen Auseinandersetzung kommen wird?«, fragte Captain Tulev. »Hier bei Daiquon war das ein Zufall, aber so sind wir noch nie vorgegangen.«

»Jetzt werden wir es machen.« Er lächelte Tulev zu, dann sah er sich am Tisch um. »Wenn wir den Sprungraum verlassen, werden wir in Gefechtsbereitschaft sein, um es mit einer großen Streitmacht aufzunehmen. Wir werden sie unter Beschuss nehmen und ihnen wehtun, noch bevor sie begreifen, dass wir eingetroffen sind.« Er sah, wie sich die Mienen der Offiziere aufhellten. Diese Flotte liebte es, sich ins Gefecht zu stürzen. Seit er das Kommando übernommen hatte, war er in erster Linie damit beschäftigt gewesen, diesen Männern und Frauen behutsam beizubringen, mit dem gleichen Eifer ihren Kopf zu gebrauchen, mit dem sie auch in den Kampf zogen. Für gewöhnlich bedeutete das, eben nicht draufloszustürmen, was viele von ihnen nur mit Mühe hatten akzeptieren können. Nun bot er ihnen genau das, was sie am liebsten machten, und die Aussicht auf ein richtiges Gemetzel ließ sie alle vor Freude strahlen.

»Alle Einheiten werden bei Zeit drei null Formation Kilo One einnehmen«, fuhr Geary fort. »Die jeweiligen Positionen innerhalb der Formation werden an Ihre Schiffe übermittelt, sobald diese Besprechung beendet ist. Außerdem erhalten Sie Manöverbefehle, die wirksam werden, sobald Ihre Schiffe Ixion erreichen. Wir werden den Sprungpunkt mit nur 0,05 Licht verlassen. In dem Moment, da jedes Schiff mit seiner Unterformation den Sprungraum verlassen hat, wird es seinen Kurs um sechs null Grad nach oben ändern.

»Minen?«, fragte Captain Cresida.

»Richtig. Eine so drastische Kursänderung sollte uns an den Minen vorbeiführen. Die Syndiks waren damit beschäftigt, den Sprungpunkt hier bei Daiquon zu verminen, folglich müssen wir davon ausgehen, dass sie das auch in allen anderen Systemen machen, in die wir ihrer Meinung nach gelangen können. Sobald wir das Minenfeld hinter uns gelassen haben, ändern wir abermals und beschleunigen in dem Maß, das nötig ist, um den Feind in einen Kampf zu verwickeln.«

»Das dürften eine Menge Minen sein«, stellte Captain Duellos fest. »Die Syndiks müssen viele Ressourcen opfern.«

»Und sie stören damit den Handel mit Systemen, die nicht ans Hypernet angeschlossen sind«, ergänzte Geary.