Выбрать главу

Rione sah ihn ernst an. »Und was hast du dann vor?«

»Wie ich sagte, das kommt ganz drauf an. Wird die neue Syndik-Flotte versuchen, uns mit aller Macht zu attackieren? Oder wird sie einem Konflikt auf breiter Front aus dem Weg gehen und sich stattdessen auf unsere Schwachstellen konzentrieren? Wenn sie das wollen, können sie uns durch den Sprungraum folgen und uns unter Beschuss nehmen, sobald wir Branwyn erreicht haben.«

Minutenlang ließ sie sich seine Worte durch den Kopf gehen, schließlich fragte sie: »Bist du dir sicher, dass du nach Branwyn reisen willst?«

»Welche andere Wahl habe ich denn? Es ist schließlich nicht so, als wäre T'negu eine gute Alternative.«

»Du begibst dich in eine Situation, in der du gegen diese Syndik-Streitmacht kämpfen musst.«

»Ich weiß.« Er setzte sich gerader hin und rief etwas auf dem Display über dem Tisch auf, was er sich bislang nur sehr selten angesehen hatte. »Erkennst du das wieder?«

Mit finsterer Miene betrachtete Rione das Display. »Das Heimatsystem der Syndiks. Das werde ich wohl niemals vergessen.«

»Die Allianz-Flotte musste verheerende Verluste hinnehmen, als sie dort in einen Hinterhalt geriet.« Geary deutete auf eine lange Liste von Schiffsnamen, die rot unterlegt waren. »Die führenden Elemente dieser Flotte wurden vollständig ausgelöscht, den Rest schoss man brutal zusammen.«

»Daran musst du mich nicht erinnern!« Mit bleichem Gesicht sah sie zur Seite. »Allein der Gedanke daran ist schlimm genug.«

Geary nickte. »Tut mir leid. Aber du hast auf der Brücke davon gesprochen, wie viele Gefechte wir schon einseitig gewonnen haben. In keiner einzigen Schlacht könnten wir annähernd mit dem gleichziehen, was die Syndiks uns dort angetan haben. Wenn wir allerdings alles zusammenrechnen, dann konnten wir ihnen insgesamt sehr schwere Verluste zufügen.«

Aufmerksam sah sich Rione wieder das Display an. »Und wenn du diese Syndik-Streitmacht auf die gleiche Weise vernichtest, dann hast du nahezu mit ihnen gleichgezogen. Geht es dir darum? Um Rache? Ich hatte etwas Besseres von dir erwartet, John Geary, auch wenn ich zugeben muss, dass der Gedanke, es den Syndiks heimzuzahlen, etwas Verlockendes hat.«

»Es geht mir nicht nur um Rache. Ach, verdammt, das hat mit Rache eigentlich gar nichts zu tun. Wir mussten wie verrückt davonlaufen, weil die Syndiks nach dem Überfall in ihrem System der Allianz zahlenmäßig weit überlegen waren.«

Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich wieder. »Du willst ihnen diese momentane Übermacht nehmen.«

»Richtig. Wir haben das in weiten Teilen auch schon geschafft, sonst wären die Syndiks bei Ixion nicht gezwungen gewesen, brandneue Schiffe mit völlig unerfahrenen Crews auf uns anzusetzen. Wenn ich die Syndik-Streitmacht auslösche, die nach uns in dieses System gekommen ist, dann werden sie Schwierigkeiten bekommen, uns in irgendeinem anderen Sternensystem eine Flotte entgegenzusetzen, die unserer gewachsen ist. Sie müssen ihre verbliebenen Schiffe weit verteilen, um in jedem System auf uns zu warten, in das wir fliegen könnten. Also werden wir überall zahlenmäßig überlegen sein, was uns wiederum Zeit verschaffen wird, die Vorräte der Hilfsschiffe aufzustocken und alle Schiffe mit Brennstoffzellen, Phantomen und Kartätschen zu bestücken.«

Nachdem Rione eine Weile darüber nachgedacht hatte, sah sie Geary fragend an. »Und wenn es uns genauso schwer erwischt wie die Syndik-Streitmacht?«

»Dann stecken wir in Schwierigkeiten.«

»Das ist ein großes Risiko.«

»Ja, aber wir stecken schon in Schwierigkeiten. So geht das bereits, seit uns die Syndiks in ihrem Heimatsystem in die Mangel genommen haben. Jetzt kann sich das Risiko richtig für uns auszahlen. Ich kann sehr leicht verlieren, wenn ich auf Nummer sicher gehe, doch ich kann gar nicht erst gewinnen, wenn ich nicht etwas riskiere.«

* * *

Den ganzen kommenden Tag kam es Geary so vor, als starre er auf die Drehscheibe eines Roulettes, die sich unendlich drehte, sodass die Kugel einfach nicht fallen konnte. Dann verstrich der nächste Tag, und seine Nerven lagen so blank, dass er Rione bei der ersten unglücklichen Bemerkung anherrschte, woraufhin sie ihn im Gegenzug zurechtwies. Eine halbe Stunde lang stritten beide sich so lautstark, dass Geary fast überzeugt war, man müsse sie sogar auf den anderen Raumschiffen gehört haben. Schließlich verließ er sein Quartier und strich ziellos durch die Korridore der Dauntless, während er versuchte, gegenüber den Matrosen und den Junioroffizieren eine zuversichtliche Miene aufzusetzen. Auch wenn er der Flottenkommandant war, handelte es sich bei der Dauntless um Black Jacks Flaggschiff, und das machte das Schiff und seine Crew in ihren Augen zu etwas ganz Besonderem.

Sein Weg führte ihn schließlich in den Konferenzraum, wo er von finsteren Gedanken erfüllt verschiedene Gefechtssimulationen ablaufen ließ. Doch es gab zu viele unbekannte Faktoren — der wichtigste war die Frage, wie die Syndiks überhaupt reagieren würden —, die die Simulationen zu einem sinnlosen Unterfangen machten.

Schließlich kehrte er in sein Quartier zurück, fest entschlossen sich nicht von Victoria Rione aus seinen eigenen vier Wänden an Bord dieses Schiffs vertreiben zu lassen. Sie wartete auf ihn und zog ihn wortlos ins Bett, als er hereinkam.

Es half, die Zeit zu vertreiben, doch ihr Verhalten verblüffte ihn einmal mehr.

* * *

Am dritten Tag saß Geary auf der Brücke der Dauntless und starrte auf das Display. Die Syndiks verhielten sich noch immer so, als würde die Allianz-Flotte gar nicht existieren. »Irgendeine Ahnung, wie wir die Syndiks in diesem System dazu bringen, von uns Notiz zu nehmen?«, fragte er schließlich Captain Desjani.

»Nein, Sir«, antwortete sie bedauernd und deutete auf den bewohnten Planeten. »Jede Syndik-Militäreinrichtung hat von der Führung im System zweifellos genaue Befehle erhalten, und Syndiks befolgen Befehle auf den Buchstaben genau.« Sie sagte es in einem verächtlichen Tonfall, und zweifellos war das gegenwärtig einer der wesentlichen Unterschiede zwischen der Allianz-Flotte und den Syndiks. Geary hatte einen Großteil seiner Zeit damit verbringen müssen, die Schiffskommandanten davon zu überzeugen, dass es von Vorteil sein konnte, wenn man einen Befehl ausführte. Die Ironie bestand darin, dass beide Methoden — die strikte Kontrolle und Beherrschung der Syndiks und das wilde Drauflosstürmen der Allianz — letztlich zu dem gleichen Ergebnis führten, dass nämlich beide Seiten sich gegenseitig die Köpfe einrannten und die Schlacht durch gegenseitiges Zermürben entschieden wurde.

»Ich fürchte, Co-Präsidentin Rione wird diesmal recht behalten«, entgegnete Geary. »Diesmal werden sie erst angreifen, wenn sie bereit sind.«

»Wahrscheinlich ja«, stimmte sie ihm zu. Ihr Gesicht war von einem abfälligen Ausdruck geprägt, der dieser intellektuellen Herangehensweise an eine Schlacht galt. Im nächsten Moment rief sie sich aber in Erinnerung, dass Geary der Flotte ja beizubringen versuchte, so zu denken und zu handeln. »Sie fangen an zu lernen, nicht wahr? Sie beginnen nachzudenken.«

»Sieht so aus. Oder ihnen ist ihr Selbstbewusstsein in einem gefährlichen Maß abhandengekommen.« In jedem Fall bedeutete es für die Allianz-Flotte nichts Gutes.

»Die werden am Sprungpunkt nach Branwyn den Kampf mit uns suchen müssen.«

Falls keine von beiden Seiten irgendein Manöver vollzog, würden sie die Syndik-Flotte Bravo in zwölf Stunden abfangen. Die gegnerischen Schiffe befanden sich nach wie vor in einer Kastenformation, und sie ließen keine Anzeichen erkennen, dass sie daran irgendetwas ändern würden. Aber zwölf Stunden vor dem Kontakt war es noch viel zu früh, um die Formation der Allianz-Flotte umzustellen.