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Vielleicht würden sie im Verlauf einiger Wochen von ihrer Position wegtreiben, doch bis dahin konnte die Flotte nur an ihnen vorbeikommen, wenn sie praktisch anhielt, um dann eine möglichst enge Kurve zu fliegen. Das würde aber bedeuten, dass sie bei einem Hochgeschwindigkeitsangriff der Syndiks auf dem Präsentierteller saß.

»Mir gefiel es besser, als die Syndiks mich noch unterschätzt haben«, ließ er Desjani leise wissen.

»Wenn wir erst mal die Syndik-Flotte zerstört haben, können wir in aller Ruhe um die Minen herumfliegen, oder wir warten, bis sie weggetrieben sind«, schlug sie vor.

»Mal sehen.« Er sollte ein paar Wochen lang in Lakota warten? Das klang gar nicht erfreulich, denn so wie es aussah, wurde es umso schlimmer, je länger sie hier blieben.

»Die Syndik-Flotte Bravo ist weiter auf einem Abfangkurs zu uns«, meldete der Steuer-Wachhabende. »Sie beschleunigen immer noch und sind jetzt bei 0,05 Licht.«

»Bis zum Zusammentreffen mit uns werden sie wieder bei 0,1 Licht sein«, sagte Desjani voraus. »Das ist ihre übliche Vorgehensweise.«

»Unsere auch«, hielt Geary ihr vor Augen. »Aber ich werde unsere Schiffe vorläufig noch nicht auf 0,1 Licht gehen lassen.«

»Wenn die Syndiks 0,1 Licht erreichen und beibehalten«, ließ Desjani ihn nach einigen Berechnungen wissen, »und wenn wir 0,07 Licht beibehalten, können wir in gut eineinhalb Stunden einen Kontakt erwarten.«

»Okay.« Geary überlegte kurz, dann rief er alle Schiffe seiner Flotte. »An alle Einheiten der Allianz-Flotte: In etwa einer Stunde müssen wir mit Kampfhandlungen rechnen. Behalten Sie Ihren Platz in der Formation bei, und ich garantiere Ihnen, wir werden diesen Syndiks die gleichen Dinge beibringen, die schon die anderen Syndik-Flotten vor ihnen lernen mussten.«

Er rechnete nicht mit einer Rückmeldung, doch dann ging tatsächlich eine ein. »Geben Sie bitte an, wann vor dem Kampf wir auf 0,1 Licht beschleunigen sollen.«

Er überprüfte die Identifikation der Übertragung und fand seinen Verdacht bestätigt. Es hatte sich nach Captain Midea von der Paladin angehört, und sie war es auch gewesen. »Wir werden zeitig vor dem Kontakt mit den Syndiks beschleunigen. Den Befehl dazu sowie jeden Befehl zur Veränderung der Formation werden Sie zu gegebener Zeit erhalten.«

»Und gleich fragt sie, wann die gegebene Zeit sein wird«, murmelte Desjani.

»Hier spricht die Paladin«, kam prompt die Meldung hinterher. »Präzisieren Sie bitte, was die gegebene Zeit ist.«

Geary verkniff sich eine giftige Retourkutsche. »Die gegebene Zeit ist dann gekommen, wenn ich den Befehl erteile, Paladin.« Kopfschüttelnd wandte er sich an Desjani. »Midea ist doch nicht so dumm, oder etwa?«

»Ich glaube nicht.«

»Dann wird sie wissen, dass mein Verhalten davon abhängt, was der Feind macht. Erst, wenn der Kontakt kurz bevorsteht und ich ihre Formation sehe, wenn ich weiß, wie schnell sie sind und welche Manöver sie noch in letzter Minute vornehmen, erst dann kann ich etwas unternehmen.«

»Das ist richtig, Sir, aber das weiß ich auch nur, weil Sie es mir beigebracht haben«, hielt sie dagegen. »Bevor Sie das Kommando übernommen haben, sahen unsere Taktiken viel einfacher aus.«

Das war sogar noch untertrieben, wenn man es genau nahm. Da ausgebildete und erfahrene Offiziere bei Schlachten, die zunehmend an Gemetzel erinnerten, gleich reihenweise gefallen waren, war das Wissen um wirkungsvolle Manöver mit ihnen gestorben. Nach hundert Jahren beschränkten sich die Taktiken darauf, wieder und wieder auf den Gegner loszustürmen, bis sich eine von beiden Seiten eine so blutige Nase geholt hatte, dass sie sich zurückzog oder ausgelöscht wurde. »Ich hoffe, Sie sind nicht die Einzige, die von mir lernt«, merkte er an.

»Oh, natürlich nicht.«

Geary schaute wieder auf das Display, wo die Syndik-Flotte Bravo sich weiter der Allianz-Flotte näherte. Hoffentlich hatten die nicht auch aus dem Studium seiner Kampftaktiken gelernt.

Während allmählich die Zeit verging, wurde deutlich, dass die Syndiks zwar ein paar kleinere Dinge begriffen hatten, ihnen der Blick für das Gesamtbild aber nach wie vor fehlte. Sie näherten sich in der Kastenformation, in der sie seit ihrer Ankunft in Lakota unterwegs waren, nur dass dieser Kasten jetzt mit einer Breitseite zur Allianz-Flotte hin ausgerichtet war.

Er nickte zufrieden, bis er auf einmal bemerkte, dass Desjani und einige der Wachhabenden ihn lächelnd ansahen. Erst da wurde ihm bewusst, dass er selbst auch lächelte. »Wir behalten unsere Formation bei. Nein, ich werde eine Änderung vornehmen.«

Seine Flotte war in der Anordnung der fünf münzenförmigen Unterformationen geblieben, in der sie bereits in Lakota eingetroffen waren. Derzeit waren die Münzen mit der flachen Seite nach vorn ausgerichtet und steuerten auf den Gegner zu, während Echo Five Five sich nach vor im Schutz von Echo Five Four hielt. Geary spielte mit den Manöversystemen, bis er die richtige Anordnung gefunden hatte, dann sendete er sie. »Alle Einheiten in Echo Five Five, erhöhen Sie Ihre Geschwindigkeit, um mit Echo Five Four zu verschmelzen, und nehmen Sie die angegebenen Positionen ein.«

Desjani sah fasziniert auf das Display und spielte den Befehl durch. »Sie klemmen praktisch die alte Five Five an die Unterkante von Five Four.«

»Richtig.«

»Und die Siebte Schlachtschiffdivision hält sich unter dem Rand der alten Five Four?« Wieder musste sie lächeln. »Ich kann es kaum erwarten.«

Bis zum Kontakt verblieb noch über eine Stunde, da die Flotten noch rund zehn Lichtminuten voneinander entfernt waren. Auf dem Display war zu beobachten, wie die Schiffe von Echo Five Five langsam ihre Kameraden überholten und ihre neuen Positionen einnahmen. Er wusste, dass die Syndiks dieses Manöver in zehn Minuten sehen konnten, sich aber vermutlich keine Gedanken darüber machen würden, da sich der größte Teil beider Flotten weiterhin auf Kollisionskurs befand.

Als der Kontakt nur noch eine halbe Stunde entfernt war, erteilte Geary weitere Befehle. »Formationen Echo Five Two und Echo Five Three« — die beiden Münzen links und rechts des Hauptpulks —, »drehen Sie bei Zeit fünf null Ihre Formation um neun null Grad entlang der Vertikalachse. Drehen Sie Ihre Formation gleichzeitig so um vier fünf Grad entlang der Horizontalachse, dass der vordere Rand Ihrer Formation Richtung Echo Five Four geneigt ist.« Einen solchen Befehl hätte er nicht erteilen können, wenn die Veränderungen von Menschenhand hätten ausgeführt werden sollen. Es wäre schlicht zu komplex gewesen, so viele Schiffe gleichzeitig in vertikale und horizontale Richtung zu lenken, um die neue Position einzunehmen, auch wenn die Steuersysteme ein klares Bild davon zeigten, wohin sich jedes Schiff begeben sollte.

»Formationen Echo Five One und Echo Five Four«, fuhr er fort, »drehen Sie bei Zeit fünf null Ihre Formation um neun null Grad auf der horizontalen Achse nach vorn.«

Die Manöver entpuppten sich als ein unglaublich komplizierter Tanz in drei Dimensionen, da sich die Münzformationen so verschoben, dass der vordere dünne Rand der Vorhut und der der Hauptformation nun auf die herannahenden Syndiks zeigten, während die beiden Flanken schräg zu beiden Seiten herunterhingen, deren flache Seite ebenfalls nach vorn wies. Ein so komplexes Ballett zu beobachten, war schon etwas Außergewöhnliches.

Fünfzehn Minuten vor dem Kontakt waren sämtliche Manöverbewegungen abgeschlossen. »Die Syndiks werden sehen, dass wir unsere Formation verändert haben«, bemerkte Desjani.

»Stimmt.« Gearys Blick war weiter auf das Display gerichtet, da er auf den Moment wartete, um den nächsten Zug zu unternehmen. Die Syndiks konnten jede seiner Maßnahmen in immer kürzeren Abständen mitverfolgen, daher musste er seinen nächsten Zug so planen, dass die Syndiks im richtigen Moment und auf die falsche Weise reagierten. Sie würden seine erste Bewegung sehen und keinen Grund erkennen, an ihrem Kurs oder ihrer Formation etwas zu ändern. Aber nicht mehr lange.