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„Ich bin überzeugt, daß man mit solch einem Bart bei den Mädchen Bombenerfolg hat", sagte der kleine Mann. „Wie nennt man Sie? Biber?"

„Aber nein", meinte Dun mit dem Anflug eines Grinsens. „Wir sind bei unserer Linie alle ein bißchen eingebildet. Die meisten sagen ,Dun' zu mir, oft auch ,Dunsinande'."

„Wie?" fragte der kleine Mann erstaunt. „Dunsinande", wiederholte der Captain bedächtig. „Das kennen Sie doch sicher? Wo haben Sie Ihren Macbeth gelassen?"

Der kleine Mann starrte ihn verständnislos an. „Wo ich meinen Macbeth gelassen habe?" wiederholte er unsicher. „Was wollen Sie damit sagen?" Der Captain stand auf. Während der Unterhaltung hatte er die Stewardeß beobachtet, die ein wenig weiter vorn über eine Dame gebeugt stand und ihr die Hand auf die Stirn legte. Als Dun neben sie trat, klammerte sich die Dame eher liegend als sitzend in ihren Sessel. Ihr Kopf war gegen das Polster zurückgefallen, und sie schnitt merkwürdige Grimassen. Qualvoll zogen sich ihre Augen zusammen.

Der Captain berührte die Stewardeß leicht am Arm.

„Ist was los, Miß Benson?"

Janet richtete sich auf. „Die Dame verträgt das Wetter nicht besonders, Captain", sagte sie leise. „Ich werde ihr ein Aspirin geben. Ich komme gleich wieder."

Dun trat näher und beugte sich über die Frau und den Mann, der neben ihr saß. „Es tut mir leid, das zu hören", sagte er mitfühlend. „Woran kann das nur liegen?"

Die Dame starrte ihn an. „Ich - ich weiß nicht", sagte sie mit schwacher Stimme. „Mir ist plötzlich gar nicht gut. Erst seit ein paar Minuten. Ich fühle mich krank und zerschlagen, und ich habe abscheuliche Schmerzen hier..." Sie deutete auf ihren Magen. „Es tut mir leid, daß ich Ihnen Umstände mache. Ich... "

„Na, na, Süße", murmelte der Mann daneben. „Bleib still liegen, dann wird's bestimmt besser." Er blickte den Captain an: „Ein bißchen Luftkrankheit vermutlich? "

„Vermutlich, Sir", bestätigte Dun. Gedankenvoll sah er auf die Dame hinunter und bemerkte, daß sich auf ihrer Stirn kleine Schweißperlen bildeten. Ihr Haar war wirr.

Als sie mit einer Hand nach der Sessellehne griff und sich mit der anderen an ihren Mann klammerte, sah Dun, daß ihre Handgelenke schneeweiß waren.

„Es tut mir schrecklich leid, daß es Ihnen nicht gut geht", wiederholte er. „Aber ich bin sicher, die Stewardeß kann Ihnen gleich helfen. Versuchen Sie, sich, so gut es geht, zu entspannen. Wenn es Sie beruhigt, kann ich Ihnen versichern, daß es so aussieht, als würden wir gleich einen ganz ruhigen Flug haben."

Er trat beiseite, um Janet Platz zu machen. „Jetzt haben wir's gleich", sagte die Stewardeß und reichte der Dame die Tabletten. „Nehmen Sie." Sie stützte der Dame den Kopf, um ihr beim Trinken des Wassers behilflich zu sein. „So, fein. Nun wollen wir es uns ein bißchen bequemer machen, ja?" Damit breitete sie eine Decke über die Frau. „Besser?" Die Dame nickte dankbar. „Ich komme gleich zurück, um zu sehen, wie es Ihnen geht", sagte die Stewardeß. „Bitte genieren Sie sich nicht, die Tüte zu nehmen, wenn Sie merken, daß Ihnen schlecht wird.

Und wenn Sie mich brauchen, dann drücken Sie bitte nur auf den Knopf dort am Fenster. "

„Danke, Miß", sagte der Ehemann. „Ich bin sicher, sie wird sich bald wieder wohl fühlen. " Mit einem kleinen Lächeln sah er seine Frau an, um sie zu beruhigen. „Versuch zu schlafen, Liebste, es wird vorübergehen."

„Ich hoffe auch", sagte der Captain. „Ich weiß, wie unangenehm so etwas sein kann. Hoffentlich geht es Ihnen bald besser, Madame. Ich wünsche, daß Sie trotzdem noch eine angenehme Nacht haben." Er ging vollends durch den Gang und erwartete Janet in der Kombüse. „Wer sind diese Leute?" fragte er, als die Stewardeß kam.

„Mr. und Mrs. Childer - John Childer. Bis vor einer Viertelstunde war sie kerngesund."

„Hm. Ich glaube, es ist gut, wenn Sie mir - falls es schlimmer wird - sofort Bescheid sagen, damit ich über Funk versuchen kann... "

Janet blickte ihn kurz an. „Warum? Woran denken Sie eigentlich, Captain?"

„Weiß nicht. Mir gefällt's nicht, wie die Frau aussieht. Es kann Luftkrankheit sein oder nur ein Gallenanfall möglich. Aber es sieht so aus, als ginge es ihr verdammt schlecht." Der Captain sah beunruhigt aus. Seine Finger trommelten geistesabwesend auf den Metallbeschlag des Tisches. „Haben wir einen Arzt an Bord?"

„In der Liste ist niemand als Doktor eingetragen", antwortete Janet, „aber ich könnte ja herumfragen." Dun schüttelte den Kopf. „Machen Sie jetzt niemanden nervös. Die meisten sind im Begriff, einzuschlafen. Lassen Sie mich in einer halben Stunde wissen, wie es ihr geht." Als er sich zum Gehen wandte, senkte er die Stimme. „Das Dumme ist, daß wir noch über vier Stunden fliegen müssen, bis wir die Küste erreichen." Im Vorbeigehen blieb er nochmals einen Moment bei der kranken Dame stehen und lächelte ihr aufmunternd zu. Sie versuchte, zurückzulächeln, aber die Schmerzen verkrampften ihre Augenlider. Wieder sank sie in sich zusammen. Dun blieb ein paar Sekunden stehen und beobachtete sie genau. Dann ging er weiter, schloß die Tür des Cockpit hinter sich und schlüpfte auf seinen Sitz. Er nahm die Mütze ab, dann griff er nach Kopfhörer und Mikrophon.

Pete flog selbst. Er hatte die automatische Steuerung wieder ausgeschaltet. Zerrissene Wolkenbänke fegten an den Fenstern vorüber, bedeckten sie einen Moment und ließen sie dann wieder frei.

„Cumulus-Nimbus, sehr hübsch aufgebaut", kommentierte der Erste Offizier die Art der Wolken. „Wird ' ne rauhe Sache", meinte Dun. „Sieht ganz danach aus."

„Ich übernehme jetzt wieder das Steuer. Es wird besser sein, wir gehen darüber. Fragen Sie nach, ob wir auf 20000 Fuß fliegen dürfen, ja?"

„Okay." Pete drückte auf den Mikrophonknopf und schaltete damit die Sendeanlage ein. „714 an Regina Radio", rief er.

„Sprechen Sie, 714", kam eine krächzende Stimme aus dem Kopfhörer.

„Wir sind mitten in schwerem Wetter. Bekommen wir die Erlaubnis, auf 20 000 Fuß zu steigen? - Ende."

„714 - warten Sie! Ich frage bei ATC[1] nach."

„Danke", gab Pete zurück.

Der Captain lugte in die turbulenten Wolkenaufbauten. „Es ist am besten, wir sagen Janet, daß sich die Passagiere anschnallen sollen, Pete", meinte er, während er konzentriert, aber ganz automatisch die Tendenz des Flugzeugs, auf und ab zu holpern, ausglich. „Okay", sagte Pete und griff nach dem Bordtelefon, das hinter ihm hing. Das Flugzeug schüttelte sich kurz, als es einen Wolkenturm verließ, um gleich wieder in einen anderen einzutauchen.

„Flug714", kam die Stimme aus dem Kopfhörer. „ATC gibt Ihnen die Erlaubnis, auf 20 000 Fuß zu gehen - Ende."

„714", bestätigte Pete vorschriftsmäßig. „Danke - aus."

„Dann wollen wir mal", sagte der Captain. Das Geräusch der Motoren wurde tiefer und intensiver, als das Flugzeug zu steigen begann. Die Nadel am Variometer, einem Gerät, das die Steiggeschwindigkeit anzeigt, pendelte ein wenig und zeigte dann bald das Steigen der Maschine um 500 Fuß pro Minute. Der langarmiga Scheibenwischer pendelte rhythmisch von einer Seite zur anderen.

„Ich hätte nichts dagegen, wenn wir endlich aus diesem verdammten Dreck heraus wären", meinte der Erste Offizier.

Dun antwortete nicht. Seine Augen starrten in die Wolkenfront, die vor ihnen lag. Keiner der Piloten hörte, daß die Stewardeß eintrat. Sie berührte den Captain an der Schulter.

„Captain", sagte sie eindringlich, jedoch mit beherrschter Stimme, „die Frau! Es geht ihr immer noch nicht besser. Und jetzt ist ein zweiter Passagier krank geworden - einer der Männer."

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Luftverkehrskontrolle