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„Das ist's ja gerade", sagte Dun kurz. „Wir können nicht."

Baird starrte ihn an. „Warum nicht?"

„Wegen des Wetters. Ich habe gerade über Funk angefragt. Über den ganzen Prärien hier auf dieser Seite der Berge liegen tiefe Wolken und Nebel. Wir müssen zur Küste."

Baird dachte einen Moment nach. „Und wie ist es, wenn wir zurückfliegen?"

Dun schüttelte den Kopf. Sein Gesicht straffte sich im sanften Licht der Glühlampen. „Dazu ist es ebenfalls zu spät. Winnipeg hat wegen Nebel dichtgemacht - unmittelbar, nachdem wir raus waren. Aber ich will versuchen, jetzt ein bißchen schneller voranzukommen." Baird zog eine Grimasse, wobei er mit den Fingernägeln gegen eine kleine Lampe klopfte. „Wie schnell, glauben Sie, werden wir landen können? "

„Etwa fünf Uhr Pazifik Time", sagte Dun. Als er sah, daß der Doktor unwillkürlich auf seine Armbanduhr blickte, fügte er hinzu: „Das heißt, wir werden in dreieinhalb Stunden landen, Doktor. Dieses Charterflugzeug ist nicht gerade das schnellste der Welt." Baird faßte einen Entschluß. „Dann muß ich tun, was ich für diese Leute tun kann, bevor wir in Vancouver landen. Ich brauche dazu mein Gepäck. Glauben Sie, man kann es erreichen? Ich gab es in Toronto auf."

„Wir können's versuchen", sagte der Captain. „Ich hoffe, es ist in der Nähe der Luke. Geben Sie mir Ihre Gepäcknummer, Doktor, damit ich's finde." Bairds schlanke Finger griffen in die Gesäßtasche und kamen mit der Brieftasche wieder zum Vorschein. Er nahm zwei Gepäckscheine heraus und reichte sie Dun. „Es sind zwei Koffer, Captain. Den kleineren von beiden brauche ich. Es ist nicht viel drin, bloß ein paar Dinge, die ich immer bei mir habe - aber sie würden helfen."

Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als das Flugzeug plötzlich einen regelrechten Sprung machte, der die beiden Männer an die gegenüberliegende Wand schleuderte. Die Motoren heulten gequält auf. Der Captain war zuerst wieder auf den Beinen und am Bordtelefon. „Hier Captain", sagte er hastig, „was ist los, Pete?" Die Stimme des Ersten Offiziers war schwach und offenbar schmerzgequält: „Ich... ich... bin krank. Komm schnell."

„Am besten kommen Sie gleich mit", sagte Dun zum Doktor. Sie liefen so schnell es ging, ohne bei den Passagieren Aufmerksamkeit zu erregen, zum Cockpit vor. „Entschuldigen Sie den Stoß", sagte Dun eilig nach allen Seiten. „Wir durchfliegen nur ein etwas unruhiges Gebiet."

Als sie die Pilotenkabine betraten, war es nur zu offensichtlich, daß der Erste Offizier sehr krank war. Sein Gesicht wirkte im Licht der Instrumentenbeleuchtung wie eine Totenmaske. Er war in den Sitz zurückgefallen und hielt die Hände mit aller Kraft um die Steuersäule verkrampft.

„Nehmen Sie ihn dort weg", befahl der Captain eilig. Baird und Janet, die den beiden Männern gefolgt war, ergriffen den Copiloten und hoben ihn aus seinem Sitz weg von der Steuerung. Dun war bereits blitzschnell auf seinen Platz geschlüpft und hatte das Steuer übernommen.

„Bringt ihn hinten auf den Sitz, der sonst für den Bordfunker bestimmt ist", sagte er.

Unter krampfartigem Würgen erbrach sich Pete auf den Boden. Dann halfen ihm die beiden auf den Sitz. Baird öffnete Petes Kragen, löste die Krawatte und bemühte sich, es ihm so bequem wie möglich zu machen. Alle paar Sekunden klappte Pete bei den einsetzenden Krämpfen wie ein Taschenmesser zusammen. Immer wieder würgte er. „Doktor", rief der Captain mit gedämpfter Stimme. „Was um Himmels willen ist hier eigentlich los?"

„Ich bin noch nicht ganz sicher", sagte Baird grimmig, „aber offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen all diesen Anfällen. Es muß einen Zusammenhang geben! Die einfachste Erklärung wäre es, wenn irgend etwas mit dem Essen nicht gestimmt hätte. Was hat's zum Dinner gegeben?"

„Lammfleisch und Fisch", sagte Janet. „Zur Wahl. Vielleicht erinnern Sie sich, Doktor. Sie hatten..."

„Fleisch", rief Baird. „Wann war das? Es muß etwa zwei bis drei Stunden her sein. Was hat er gegessen?" Er deutete auf den Copiloten.

Janets Gesicht drückte Bestürzung aus: „Fisch", flüsterte sie mit erschrockener Stimme.

„Und können Sie sich daran erinnern, was die beiden anderen Kranken gegessen haben?"

„Nein, ich weiß es nicht mehr."

„Gehen Sie schnell nach hinten und fragen Sie, ja?" Die Stewardeß hastete hinaus. Ihr Gesicht war blaß. Baird kniete neben dem Ersten Offizier nieder, der jede Bewegung des Flugzeuges schlaff mitmachte. Seine Augen waren geschlossen.

„Versuchen Sie, sich ganz zu entspannen", sagte der Arzt nochmals. „In ein paar Minuten gebe ich Ihnen etwas gegen die Schmerzen." Er nahm eine Decke aus einem Regal. „Sie werden sich etwas besser fühlen, wenn es Ihnen warm ist." Pete öffnete die Augen einen Spalt und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Sind Sie Arzt?" fragte er. Baird nickte. Pete versuchte zu lächeln. „Es tut mir leid, Doktor, daß ich Ihnen so viel Mühe mache. Ich dachte wirklich schon, ich kratze ab..."

„Sprechen Sie jetzt nicht", sagte Baird. „Versuchen Sie zu schlafen."

„Sagen Sie dem Captain, er kann sicher sein, daß..."

„Ich sagte: reden Sie nicht! Ruhen Sie sich aus, und Sie werden sich besser fühlen."

Janet kam zurück. „Doktor..." Sie sprach schnell, und man merkte ihr an, welche Mühe es sie kostete, deutlich zu reden. „Ich habe die beiden gefragt. Sie haben Salm gegessen. Und jetzt sind drei weitere Passagiere krank geworden und haben Krämpfe. Können Sie kommen?"

„Natürlich. Aber jetzt muß ich endlich meinen Koffer haben!"

Dun sagte über die Schulter: „Ich kann jetzt hier nicht weg, Doktor. Aber ich werde dafür sorgen, daß Sie ihn gleich bekommen. Janet, nehmen Sie die Gapäcknummern - hier. Bitten Sie einen Passagier, Ihnen zu helfen, und holen Sie den kleineren Koffer vom Doktor aus dem Frachtraum, ja?"

Janet nahm den kleinen Abschnitt an sich. Sie wollte gerade mit dem Arzt sprechen, aber Dun fuhr fort: „Ich versuche jetzt, mit Radio Vancouver Verbindung zu bekommen und zu berichten, was hier los ist. Haben Sie etwas Besonderes mitzuteilen, Doktor?"

„Ja", sagte Baird. „Melden Sie, wir hätten drei sehr ernste Fälle von Fischvergiftung, und es kämen wahrscheinlich noch weitere dazu. Wir wären nicht ganz sicher, aber vermutlich sei der Fisch an Bord serviert worden. Sagen Sie auch, es wäre angebracht, eine allgemeine Warnung durchzugeben für den Fall, daß auch an andere Maschinen verdorbene Lebensmittel ausgegeben wurden. Es steht zwar noch nicht fest, ob es tatsächlich Fischvergiftung ist - aber besser ist besser."

„Ich erinnere mich jetzt", sagte Dun. „Dieses Essen haben wir nicht von der Firma, die gewöhnlich die Luftlinien beliefert. Wir mußten es von einer anderen besorgen, weil wir so große Verspätung hatten, als wir in Winnipeg ankamen. "

„Sagen Sie das alles, Captain", meinte Baird. „Es ist genau das, was man dort unten wissen muß."

„Bitte, Doktor", unterbrach ihn Janet flehentlich, „bitte kommen Sie rasch. Es scheint, Mrs. Childer ist völlig zusammengebrochen. "

Baird ging zur Tür. Die Falten in seinem Gesicht hatten sich vertieft, aber seine Augen waren kristallklar, als er Janet musterte.

„Sorgen Sie dafür, daß die Passagiere sich nicht beunruhigen", sagte er. „Es liegt jetzt zu einem guten Teil an Ihnen, Miß! Versuchen Sie zuerst, meinen Koffer zu finden. Ich schaue inzwischen nach Mrs. Childer." Er öffnete ihr die Tür, hielt dann aber plötzlich inne. „Übrigens - was haben Sie eigentlich gegessen?"