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KAULQUAPPE: Wir sind okay.

GUGU: Und das Goldkind?

KAULQUAPPE: Dem geht’s prächtig.

GUGU: Hat Kleiner Löwe jetzt Milch?

KAULQUAPPE: Der Milchfluss ist in Gang gekommen.

GUGU: Hat sie viel oder wenig?

KAULQUAPPE: Mehr als genug.

GUGU: Wie viel genau?

KAULQUAPPE: Wie ein Springbrunnen.

Ende des neunten Aufzugs

(Ende des Schauspiels)

Achter Aufzug

Drehort der Verfilmung der Oper »Gao Mengjiu«30

Die Bühne zeigt das Innere der Haupthalle des Yamen des Kreises Gaomi. Wir befinden uns in der Zeit der Republik, in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Obwohl es Reformen gab, wird noch nach den alten Prinzipien regiert. In der oberen Mitte der rückwärtigen Wand der Amtshalle des Kreismagistrats hängt eine Tafel mit den vier Schriftzeichen:

正大光明

Ehre, Recht und Redlichkeit.

Zu beiden Seiten der Inschriftentafel hängt ein Couplet mit großen Schriftzeichen. Das rechte trägt die Zeichen:

一陣風一陣雨一陣青天

Mal Wind, mal Regen, mal blauer Himmel.

Das linke trägt die Zeichen:

半是文半是武半是野蠻

Halb Literat, halb Militär, obendrauf eine Portion Barbarei.

Auf dem großen Amtstisch steht wie auf einem Altar ein überdimensionaler Schuh.

Gao Mengjiu trägt einen schwarzen Sun-Yat-Sen-Anzug und einen westlichen Hut, man sieht die Kette seiner Taschenuhr aus der Brusttasche hervorlugen. Zu beiden Seiten der Bühne stehen einige Amtsdiener mit den langen schwarzroten Schlagstöcken, wie sie im chinesischen Mandariat üblich waren. Aber die Amtsdiener sind in Sun-Yat-Sen-Anzüge gekleidet. Sie sehen lächerlich aus.

Regisseur, Kameramann und Tonassistent, das ganze Fernsehteam ist schwer beschäftigt.

REGISSEUR: Alle auf ihre Plätze, bitte. Und Achtung: Action!

GAO MENGJIU: (greift nach dem Schuh und schlägt damit geräuschvoll auf den Tisch)

Auwei, auwei, auwei ... Das macht mir Sorgen.

(singt)

Kreismagistrat Gao prüft gerichtlich den strittigen Fall ~ Bei den Wangs und den Zhangs ist ein Streit um ihren Grund und Boden entbrannt ~ Zhang und Wang haben beide gute Gründe, alle haben immer gute Gründe ~ Zu entscheiden, wer Recht bekommt und wer nicht, liegt wie immer bei mir! ~

Mit Namen heiß ich Gao, und ich bin hier Magistrat. Ich stamme aus Tianjin aus dem Kreis Weibaochi. In meiner Jugend diente ich bei der Armee. Ich folgte Marschall Feng Yuxiang und zog mit ihm gen Süden ins Feld. Einige außergewöhnliche Erfolge hatte ich. Marschall Feng beförderte mich in den Rang eines Wachbataillonskommandeurs. Es geschah eines Tages, dass ein mir unterstellter Soldat, eine Sonnenbrille auf der Nase, mit einem Freudenmädchen herumlief und angab. Marschall Feng sah ihn und rügte mich, dass ich mit meinen Soldaten nicht streng genug sei. Ich war tief getroffen und machte mir Vorwürfe. Wie dankbar darf ich sein, dass mein Marschall mich all die Jahre förderte. Ich trat von meinem Posten zurück, quittierte den Dienst und kehrte nach Hause in mein Dorf zurück. Im Jahr 19 der Republik war mein Armeekamerad Han Fuqi, der wie ich aus Tianjin stammte, Militärgouverneur in Shandong. Dreimal kam er und bat mich, mein Dorf zu verlassen und in seinen Dienst zu treten. Ich tat es aus Freundschaft zu Han Fuqi und kam also nach Shandong, um die Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Zuerst wurde ich Mitglied im Provinzsenat unserer Republik, dann übernahm ich das Amt eines Kreismagistraten in Pingyuan, danach wurde ich Kreismagistrat in Qufu, und im Frühling dieses Jahres habe ich meinen Dienst in Gaomi angetreten. Die Menschen hier sind durchtriebene Schlauköpfe. Die Verbrecher sind hier besonders kaltblütig und gewalttätig. Das Glücksspiel steht hoch im Kurs. Wegen der Opiumsucht gibt es zahlreiche blutige Auseinandersetzungen auf der Straße. Um die Sicherheit der Bevölkerung ist es nicht zum Besten bestellt. Seit dem Frühling diesen Jahres gehe ich mit Entschlossenheit gegen die Verbrecher in Gaomi vor, an der Wurzel will ich dieses Übel packen. Ich fördere die Kindespietät und den Familienzusammenhalt. Ich mische mich gern unerkannt unters Volk, um schwierige Streitfälle zu lösen.

(mit gedämpfter Stimme)

Natürlich ist es auch zu einigen lächerlichen Zusammenstößen gekommen. Menschen sind nun mal keine Weisen oder Halbgötter. Alle haben auch Fehler. Haben Weise und Halbgötter gar keine Fehler? Leute von Bildung hier auf dem Land schenkten mir diese Kalligraphie.

一陣風一陣雨一陣青天,

半是文半是武半是野蠻

Mal Wind, mal Regen, mal blauer Himmel.

Halb Literat, halb Militär, obendrauf eine Portion Barbarei.

Eine wunderbare Kalligraphie! Kunstvoll geschrieben! Dann schenkten sie mir noch einen Spitznamen! Gao Zwei Schuhsohlen! Weil ich durchtriebenen Halunken, Männern wie Frauen, gern mit zweierlei Schuhsohlen Backpfeifen verpasse.

(singt)

In unruhigen Zeiten muss der Beamte harte Strafen geben ~ Wenn es barbarisch zugehen muss, dann muss es sein. ~ Tricks und Köder, um sie abzuschlachten, die Verbrecherbrut. ~ Wenn Gao Mengjiu das Regiment führt, prasseln die Schuhsohlenschläge. ~ Meine Kameraden, sage ich.

AMTSDIENER: (alle zusammen)

Zu Befehl!

GAO MENGJIU: Ist alles bereit?

AMTSDIENER: Wir sind bereit!

GAO MENGJIU: Die Vorgeladenen, Kläger und Angeklagter, mögen den Gerichtssaal betreten.

AMTSDIENER 1: Die vorgeladenen Familien, Kläger und Angeklagter, betreten den Gerichtssaal!

Chen Augenbraue kommt holterdiepolter mit dem Kind auf dem Arm herbeigerannt.

AUGENBRAUE: Weiser Richter Bao! Wollen Richter Bao sich für Eure Magd einsetzen und bitte das Urteil fällen!

Kleiner Löwe und Kaulquappe kommen ebenfalls in die Amtshalle.

Die beiden Schauspieler, die den Kläger Zhang und den Angeklagten Wang darstellen, haben sich auch eingefunden und mischen sich unter die Anwesenden. Es entsteht ein Durcheinander.

REGISSEUR: (übelgelaunt, gestresst)

Stopp! Was hat das zu bedeuten? So ein Durcheinander! Regieassistenz!

AUGENBRAUE: (stürzt nach vorn und kniet vor dem Richtertisch)

Weiser Richter Bao Qingtian! Bitte setzt Euch für Eure Magd ein und fällt das Urteil!

GAO MENGJIU: Hier heißt der Richter Gao, nicht Bao.

AUGENBRAUE: (während der Säugling weint)

Weiser Richter Bao, Eurer Magd geschieht ein Unrecht, so groß wie die Welt alt ist. Richter Bao, bitte, Ihr sollt es unparteiisch und gerecht gerichtlich prüfen!

Yuan Backe und der kleine Cousin haben den Regisseur bereits angesprochen; leise diskutieren sie etwas, der Regisseur nickt mit dem Kopf.

YUAN BACKE: (undeutlich)

Unsere Firma unterstützt die Dreharbeiten mit zehntausend Yuan.

Der Regisseur geht zu Gao Mengjiu und flüstert ihm einige Sätze ins Ohr.

Der Regisseur gibt dem Kamerateam ein Zeichen, damit alle mit dem Dreh fortfahren können. Backe geht zu Kaulquappe und Kleiner Löwe und gibt ihnen leise ein paar Instruktionen.

GAO MENGJIU: (verpasst dem Richtertisch mit der Schuhsohle einige kräftige Hiebe)

Bürgerin, hör mir zu. Ich werde ausnahmsweise deinen Fall schon heute einer gerichtlichen Prüfung unterziehen. Nenn mir nun bitte deinen Namen, Vornamen, Geburtsort, Inhalt und Grund der Klage sowie den Namen desjenigen, gegen den du Klage führst. Ich belehre dich, dass du zur Ehrlichkeit gegenüber dem Gericht verpflichtet bist, schon ein halber Satz Unwahrheit wird dazu führen ... Kennst du die Gepflogenheiten hier bei Gericht?