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„Schön. Miß Freitag, warum nennen Sie mich ›Mac‹?“

„Das ist der einzige Name, mit dem Sie in meiner Gegenwart jemals angesprochen wurden. Als wir uns kennenlernten. Bei der Vergewaltigung, meine ich.

Ich bin einigermaßen sicher, daß Sie nicht ›Howard J.

Bullfinch‹ heißen. Wie soll ich Sie nennen?“

„Oh. Ja, während dieser Mission hieß ich ›Mac‹.

Aber normalerweise nennt man mich ›Pete‹.“

„Sie heißen mit Vornamen ›Peter‹?“

„Äh, nicht genau. Percival. Aber so nennt man mich nicht.“

Ich verkniff mir ein Lachen. „Ich wüßte nicht, warum man diesen Namen unterschlägt, Pete. Es hat schon sehr mutige und ehrenwerte Percivals gegeben.

Ich glaube, da kommt Tilly, die mich jetzt baden und anziehen möchte. Noch eine letzte Bemerkung. Wissen Sie, warum Sie noch atmen, warum Sie nicht tot sind?“

„Nein.“

„Weil Sie mich auf die Toilette gehen ließen. Vielen Dank, daß Sie mich mein kleines Geschäft machen ließen, ehe Sie mich mit den Handschellen am Bett festmachten.“

Er schien sich zu erinnern. „Dafür habe ich eine Rüge einstecken müssen.“

„Ach? Warum denn?“

„Der Major wollte Sie dazu bringen, das Bett naßzumachen. Er dachte, es würde Sie gesprächiger machen.“

„So? Was für ein dämlicher Amateur! Pete, jedenfalls war das der Moment, da ich zu dem Schluß kam daß bei Ihnen Hopfen und Malz noch nicht völlig verloren waren.“

30. Kapitel

Outpost ist keine große Sache. Das Zentralgestirn des Systems ist ein Stern vom Typ G 8, der auf der Skala der sonnenähnlichen Sterne ziemlich weit unten sitzt.

(Sol ist ein G2.) So ist es dort merklich kühler als bei uns. Der Stern selbst ist aber nicht so wichtig, solange er ein Sol-Typ (G-Typ) ist. (Eines Tages kann man Kolonien vielleicht auch im Licht anderer SternTypen ansiedeln, doch zunächst erscheint es logisch sich an Himmelskörper zu halten, deren spektrale Aufteilung zum menschlichen Auge paßt und nicht zuviel tödliche Strahlung enthält — mit diesen Worten zitiere ich Jerry. Jedenfalls gibt es noch über vierhundert G-Sterne, die von der Erde weiter entfernt sind als das Sternenreich — behauptet Jaime Lopez —, und das dürfte uns noch für etliche Jahre Beschäftigung sichern.)

Aber stellen Sie sich mal einen Stern vom G-Typ vor. Dann brauchen Sie einen Planeten, der in der richtigen Entfernung dazu steht, damit es warm sein kann, aber nicht zu wann. Als nächstes müßte die Oberflächenschwerkraft stark genug sein, um die Atmosphäre sicher an den Planeten zu binden. Diese Atmosphäre muß gründlich durchgekocht worden sein in Verbindung mit dem sich entwickelnden Leben, lange genug, um Luft zu bieten, die für Lebensformen, wie wir sie kennen, atembar ist. (Lebensformen, wie wir sie nicht kennen, sind ein faszinierendes Thema, haben aber nichts mit dem Thema Kolonisierung zu tun. Jedenfalls nicht diese Woche. Ebensowenig sprechen wir über Kolonien aus LebendigenArtefakten oder Kyborgs. Es geht hier um Kolonien von Leuten aus Dallas oder Taschkent.)

Outpost kommt so gerade noch in Frage. Er ist gewissermaßen ein armer Verwandter der Erde. In Meereshöhe ist der Sauerstoff so knapp, daß man sich langsam bewegen muß, als befände man sich oben auf einer Bergspitze. Der Planet ist so weit von seiner Sonne entfernt, daß es nur zwei Arten von Wetter gibt — Kälte und Frost. Die Planetenachse steht beinahe senkrecht; die Jahreszeiten leiten sich allein von einer exzentrischen Umlaufbahn her — man zieht also im Winter nicht nach Süden, weil der Winter zu einem kommt, egal, wo man sich aufhält. Etwa zwanzig Grad beiderseits des Äquators gibt es eine Art Erntesaison, der Winter aber ist — natürlich — viel länger als der Sommer. Dieses „natürlich“ bezieht sich auf das Keplersche Gesetz über Bahnvektoren und gleiche Flächen. (Diese Informationen habe ich größtenteils aus dem Täglichen Forward abgeschrieben.)

Als die Siegespreise ausgegeben wurden, blieb Outpost unberücksichtigt.

Trotzdem legte ich großen Wert darauf, diese Welt zu sehen.

Warum? Weil ich nie weiter von zu Hause entfernt gewesen war als bis Luna — und Luna ist beinahe zu Hause. Outpost liegt mehr als vierzig Lichtjahre von der Erde entfernt. Wissen Sie, wie viele Kilometer das sind? (Ich wußte es auch nicht.) Hier ist die Zahclass="underline"

300 000 × 40,7 × 31 557 600 (so viele Sekunden hat nämlich ein durchschnittliches Jahr) = 385 318 296 000 000 Kilometer.

Runden wir’s auf! Vierhundert Millionen Millionen Kilometer.Nach dem Bordzeitplan würden wir die Stationäre Umlaufbahn (einen 22,1-stündigen Umlauf, denn so lang ist ein Tag auf Outpost) um 0247 erreichen, anschließend sollte früh am Morgen (Schiffszeit „Morgen“) um null-dreihundert das SteuerbordLandeboot ablegen. Nur wenige hatten sich für diesen Ausflug einschreiben lassen — der gar kein richtiger Ausflug sein würde, da kein Passagier den Planeten betreten durfte —, denn die Mittelwache ist bei den meisten Passagieren keine allzu beliebte Zeit.

Ich hätte aber eher Armaggedon verschlafen.

Ziemlich früh verließ ich eine fröhliche Feier und ging um 2200 Uhr zu Bett, um vor dem Aufstehen doch noch einige Stunden Schlaf aufzutanken. Um zwei Uhr stand ich auf und verschwand in meinem Badezimmer, wobei ich die Tür hinter mir verriegelte — wenn ich das nicht mache, folgt mir Shizuko dichtauf auch in diesen Raum; das erfuhr ich während des ersten Tages an Bord. Als ich erwachte, war sie angezogen und auf den Beinen.

… verriegelte die Tür hinter mir und mußte mich übergeben.

Dies überraschte mich. Ich bin gegenüber der Seekrankheit nicht völlig immun, auf dieser Reise aber hatte ich noch keine Probleme gehabt. Das Auf und Ab am Bohnenstengel ist das reinste Gift für meinen Magen und führt zu stundenlangen Störungen. An Bord der Forward hatte ich bisher nur einen Ruck gespürt, als wir in den Hyperraum warpten, und dann gestern abend kurz vor dem Abendessen, als wir in den Normalraum zurücktauchten. Die Brücke hatte uns aber im voraus darauf aufmerksam gemacht.

War die (künstliche) Schwerkraft jetzt gleichmäßig? Ich wußte es nicht zu sagen. Mir war einigermaßen schwindlig zumute, was aber auch eine Nachwirkung der eben überstandenen Minuten sein konnte, in denen ich mich so gründlich übergeben hatte, als hätte ich eben eine Fahrt in einer der vorverdammten Bohnenstengelkapseln hinter mir.

Ich spülte mir den Mund aus, putzte die Zähne ohne Zahnputzmittel, spülte noch einmal nach und sagte dann zu mir: „Freitag, das war eben nur dein Frühstück; du wirst dich nicht durch deinen überraschend auftretenden Bohnenstengelmagen von dem Flug nach Outpost abhalten lassen! Außerdem hast du zwei Kilogramm zugenommen, und es wird Zeit die Kalorien etwas zurückzunehmen.“

Nachdem ich meinem Magen auf diese Weise gut zugeredet und anschließend meine Gedankenkontrolle auf das Problem angesetzt hatte, verließ ich das Badezimmer, ließ mir von Tilly-Shizuko in einen dikken Einteiler helfen und machte mich auf dem Weg zur Luftschleuse für das Steuerbord-Landungsboot dichtauf gefolgt von Shizuko, die für jeden von uns einen dicken Mantel über dem Arm trug. Zuerst hatte ich Shizuko eher freundlich behandelt, doch als ich ihre wahre Rolle erahnte und schließlich darüber die Bestätigung erhielt, schaltete ich auf Zurückhaltung.

Das war sicher kleinkariert von mir. Eine Spionin aber hat kein Anrecht auf das freundliche Entgegenkommen, das eine Dienerin beanspruchen kann. Ich war nicht grob zu ihr; ich ignorierte sie lediglich weitgehend. Heute früh war ich ohnehin nicht in gesprächiger Stimmung.

Mr. Woo, Assistent des Zahlmeisters und zuständig für Bodenausflüge, stand mit einem Klemmbrettam Eingang zur Schleuse. „Miß Freitag, Ihr Name steht nicht auf der Liste.“

„Ich habe mich aber eintragen lassen. Schreiben Sie mich dazu, sonst können Sie gleich den Kapitän anrufen.“

„Das geht nicht.“