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Jerry nahm die benötigten Proben und stellte allerlei andere Versuche an, gab mir eine blaue Tablette die ich vor dem Abendessen einnehmen sollte, und eine gelbe Pille fürs Einschlafen und eine zweite blaue Pille für die Vorbereitung auf das Frühstück.

„Diese Dinger sind nicht ganz so stark wie das Mittel das Sie von mir haben wollten, aber sie werden ihre Wirkung haben und nicht dazu führen, daß dem Kind die Füße nach hinten stehen oder so. Ich rufe Sie morgen früh an, sobald ich mit der Sprechstunde durch bin.“

„Ich dachte, auf das Ergebnis eines Schwangerschaftstests könnte man heute warten?“

„Nun hauen Sie aber ab! Ihre Urgroßmutter bekam die Wahrheit über ihren Zustand heraus, als ihr der Gürtel zu eng wurde. Sie sind verdorben! Drücken Sie uns die Daumen, daß ich den Test nicht ein zweitesmal machen muß.“

Ich dankte ihm und gab ihm einen Kuß — ein Vorstoß, dem er auszuweichen versuchte, allerdings nicht allzu energisch. Jerry ist ein Schatz.

Die blauen Tabletten ließen mich Abendessen und Frühstück ohne Zwischenfälle überstehen.Nach dem Frühstück blieb ich in der Kabine. Zur angekündigten Zeit meldete sich Jerry. „Halten Sie sich fest, Marj! Sie schulden mir eine Flasche Champagner.“

„Was?“ Dann sprach ich leiser, damit Tilly nicht alles mitbekam. „Jerry, Sie müssen den Verstand verloren haben!“

„Aber ja doch“, stimmte er zu. „Aber das ist in meinem Beruf kein Nachteil. Kommen Sie bei mir vorbei, dann sprechen wir darüber, wie es nun weitergeht! Wie wär’s um vierzehn?“

„Ich möchte gleich kommen. Ich muß mit dem Kaninchen sprechen!“

Jerry überzeugte mich. Er beschrieb mir sämtliche Einzelheiten und führte mir vor, wie die Tests durchgeführt wurden. Wunder sind immer mal wieder möglich — ich war eindeutig schwanger. Deshalb also waren meine Brüste in letzter Zeit so empfindlich gewesen. Er reichte mir schließlich eine kleine Broschüre, in der in allen Einzelheiten aufgeführt war was ich nun tun, zu essen und zu trinken hatte, wie ich mich baden mußte, was ich vermeiden sollte und erwarten konnte, und alle möglichen anderen langweiligen Dinge. Ich dankte ihm, ergriff die Broschüre und ging. Keiner von uns kam auf die Möglichkeit einer Abtreibung zu sprechen, und er verzichtete auf Seitenhiebe über Frauen, die „absolut nichts gemacht“ hatten.

Nur stimmte das wirklich. Burt war der letzte gewesen, und das war inzwischen zwei Perioden her.

Außerdem war ich bei meiner ersten Periode chirurgisch unfruchtbar gemacht worden und hatte bei meinem ziemlich lebhaften gesellschaftlichen Lebennie ein Verhütungsmittel genommen. All die vielen hundertmal — und jetzt plötzlich soll ich schwanger sein?!

Ich bin kein totaler Dummkopf. Nachdem ich mich auf die Tatsachen eingestellt hatte, führte mich die alte Sherlock-Holmes-Regel natürlich zum Zeitpunkt und Ort und zum Ablauf der Ereignisse. Kaum war ich in Kabine BB zurückgekehrt, begab ich mich ins Badezimmer, verschloß die Tür, zog mich aus und legte mich auf den Boden. Beide Hände preßte ich um den Bauchnabel, spannte die Muskeln an und drückte.

Eine kleine Nylonkugel sprang heraus, und ich griff danach.

Sorgfältig untersuchte ich das Gebilde. Kein Zweifeclass="underline" dies war dasselbe Kügelchen, das ich seit dem chirurgischen „Einbau“ der Tasche getragen hatte, sofern ich nicht etwas Geheimes darin beförderte. Kein Behälter für eine Eizelle, die in Stasis versetzt worden war, überhaupt kein Behältnis — eine kleine, formlose durchscheinende Kugel. Ich betrachtete sie noch einmal von allen Seiten und schob sie wieder hinein.

Man hatte mich also belogen. Ich hatte mich damals schon gefragt, was es mit der „Stasis“ auf sich haben könnte, die unter normaler Körpertemperatur aufrechterhalten werden sollte, denn als einzige Einschläferung für lebendiges Gewebe war mir der Weg durch die kryogenischen Temperaturen bekannt flüssiger Stickstoff oder tiefer.

Aber das war Mr. Sikmaas Problem, außerdem bin ich ja keine Biophysikerin — wenn er auf seine Wissenschaftler vertraute, stand es mir nicht an, Zweifel zu äußern. Ich war Kurier; meine Verantwortung be-schränkte sich darauf, die Sendung ans Ziel zu bringen.

Welche Sendung? Freitag, das weißt du doch ganz genau! Nicht die Sendung in deiner Nabeltasche sondern die, die sich etwa zehn Zentimeter weiter drinnen befindet. Die dir eines Abends in Florida eingepflanzt wurde, als du in tiefe Bewußtlosigkeit versetzt worden warst. Eine Sendung, die man erst nach neun Monaten wieder loswird. Damit verschieben sich deine Pläne, die Große Tour zu vollenden, wie?

Wenn dieser Fötus das ist, was er unzweifelhaft ist wird man dich erst wieder aus dem Sternenreich herauslassen, wenn alles vorüber ist.

Wenn man eine Mietmutter brauchte, warum hatte man das nicht gleich gesagt, zur Hölle! Ich hätte mich doch vernünftigen Argumenten nicht verschlossen!

Moment mal! Die Thronerbin muß dieses Kind zur Welt bringen. Darum geht doch das ganze Hin und Her. Ein Erbe für den Thron, frei von allen angeborenen Mängeln, ein Sohn der Thronerbin — eindeutig ein Kind der Thronerbin, geboren in der Gegenwart von etwa vier Hofärzten und drei Krankenschwestern und einem Dutzend Sachwaltern des Hofes — und nicht von dir geboren, du hirnrissige KP mit deiner falschen Geburtsurkunde! Kapierst du endlich?

Was mich auf das ursprünglich vorgesehene Drehbuch zurückbrachte — mit einer kleinen Abänderung:

Miß Marjorie Freitag, wohlhabende Touristin, geht im Sternenreich an Land, um sich die Pracht der Reichshauptstadt anzusehen — zieht sich eine schlimme Erkältung zu und muß ins Krankenhaus eingeliefert werden. Und die Thronerbin wird ins gleiche Krankenhaus gebracht und … nein, Moment! Würde dieThronerbin sich zu etwas so Plebejischem herablassen, wie Patienten in einem für Touristen zugänglichen Krankenhaus zu werden?

Na, dann versuchen wir mal diese Variante: Du kommst mit einer schlimmen Erkältung ins Krankenhaus — wie oben. Gegen drei Uhr früh wirst du auf einer Bahre durch die Hintertür hinausgefahren, ein Tuch über dem Kopf. Das Ziel ist der Palast. Wie bald wird das passieren? Wie lange brauchen die Palastärzte, um die königliche Körperchemie zur Empfänglichkeit für den Embryo zu bringen? Ach, vergiß es, Freitag; du weißt es nicht und mußt es auch gar nicht wissen! Wenn sie bereit ist, werdet ihr beide auf Operationstische gelegt, die Beine werden gespreizt und der Embryo wird dir entnommen und ihr eingesetzt, solange er noch klein ist und die Verpflanzung keine Mühe bereitet.

Dann bekommst du dein tolles Honorar und reist wieder ab. Wird der Erste Bürger dir danken? Wahrscheinlich nicht persönlich. Aber möglicherweise inkognito, falls … Gib es auf, Freitag! Gerate nicht ins Träumen, du weißt es doch besser! Während der Grundausbildung hatte der Chef einmal einen Orientierungsvortrag gehalten und dabei klar geäußert:

„Bei solchen Missionen besteht der Pferdefuß darin, daß dem ausführenden Agenten nach dem erfolgreichen Abschluß meistens etwas Drastisches widerfährt, etwas, das ihn ein für allemal davon abhält, den Mund aufzumachen.

Folglich sollten Sie diese Art von Auftrag meiden, egal wie attraktiv das angebotene Honorar ist …“

31. Kapitel

Während der Flugetappe nach Botany Bay beschäftigte ich mich immer wieder mit diesem Gedanken und versuchte festzustellen, wo ich mich irren mußte.

Mir fiel der klassische Fall von John F. Kennedy ein.

Sein vermeintlicher Mörder war zu schnell getötet (hingerichtet) worden, als daß auch nur eine vorläufige Anhörung stattfinden konnte. Und dann der Zahnarzt, der Huey Long niedergeschossen hatte — und sich selbst wenige Sekunden später tötete. Und zahlreiche weitere Agenten im endlosen Kalten Krieg die eben nur lange genug am Leben geblieben waren um ihre Missionen auszuführen, und die dann anschließend „zufällig“ vor einen schnellfahrenden Wagen liefen.