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Davon hatte ich schon gehört. „Warum?“

„Man meint wohl, daß dadurch die Wahrscheinlichkeit von Kriegen geringer ist. Mag ja sein — aber einige der grausamsten und blutigsten Auseinandersetzungen auf der Erde sind Bürgerkriege gewesen.

Bei denen gab es kein Sprachproblem.“

Ich hatte keine Meinung dazu und äußerte mich also nicht. Wir verließen das Boot durch die PassagierLuftschleuse, und Tom schloß die Öffnung hinter uns. Im gleichen Augenblick fiel mir ein, daß ich mein Halstuch verloren hatte. „Tom, haben Sie’s gesehen? In der Kabine der Auswanderer hatte ich es noch.“

„Wir werden es schon finden.“ Er drehte sich um und öffnete die Luftschleuse noch einmal.Das Tuch befand sich dort, wo ich es zwischen zwei Bänken hatte fallen lassen. Ich warf es Tom spielerisch um den Hals, zog sein Gesicht dicht an das meine heran, dankte ihm und ließ dann meine Dankbarkeit so weit ausufern, wie er es wagte — weit genug, aber doch nicht wieder ungehörig weit, da er noch im Dienst war.

Er hatte meinen Dank verdient. Jene Tür verfügte über ein Kombinationsschloß. Und ich kannte jetzt die Kombination. Als ich von meiner Inspektion der Laderäume und des Landebootes zurückkehrte, war es beinahe Mittag. Wie üblich beschäftigte sich Shizuko mit irgend etwas (es kann doch eine Frau nicht total in Anspruch nehmen, dafür zu sorgen, daß eine andere gepflegt auftritt!)

„Ich möchte heute nicht zum Essen gehen“, sagte ich zu ihr. „Ich möchte kurz duschen, mir einen Morgenmantel anziehen und hier essen.“

„Was möchte Missy haben? Ich bestelle.“

„Bestellen Sie für uns beide.“

„Für mich?“

„Für Sie. Ich möchte nicht allein essen. Ich habe nur keine Lust, mich anzuziehen und in den Speisesaal zu gehen. Keine Widerrede; bestellen Sie über den Monitor.“ Ich marschierte zum Badezimmer.

Ich hörte, wie sie mit dem Bestellen begann, doch als ich die Dusche abstellte, stand sie schon wieder mit einem weichen Badetuch bereit, ein kleineres Handtuch um die Hüften gewunden, die perfekte Badesklavin. Als ich trocken war und sie mir in den Bademantel geholfen hatte, klingelte es im Lieferschacht. Sie öffnete die Schublade; währenddessen zog ich einen kleinen Tisch in die Ecke, in der ichmich mit Pete-Mac unterhalten hatte. Shizuko hob die Augenbrauen, sagte aber nichts; sie deckte den Tisch für das Mittagessen und stellte die Speisen darauf.

Ich programmierte das Terminal auf Musik und wählte wieder ein Band mit lautem Gesang: klassischen Rock.

Shizuko hatte nur für eine Person gedeckt. Ich drehte mich zu ihr um, damit sie mich trotz der Musik verstehen konnte. „Tilly, Sie stellen Ihren Teller auch hierher!“

„Was, Missy?“

„Nun hören Sie schon auf, Matilda! Die Farce ist aus. Ich habe alles vorbereitet, damit wir uns gründlich unterhalten können.“

Sie ließ kein Zögern erkennen. „Schön, Miß Freitag.“

„Nennen Sie mich lieber ›Marj‹, damit ich Sie nicht als ›Miß Jackson‹ anreden muß. Oder nennen Sie mich nur ›Freitag‹, was mein richtiger Name ist. Sie und ich müssen mal einiges klarstellen. Übrigens spielen Sie die Zofe wirklich perfekt, aber ab jetzt können Sie sich die Mühe sparen, wenn wir allein sind. Ich kann mich nach dem Baden allein abtrocknen.“

Sie hätte beinahe gelächelt. „Es macht mir aber großen Spaß, für Sie zu sorgen, Miß Freitag. Marj.

Freitag.“

„Also, vielen Dank! Essen wir.“ Ich löffelte ihr Sukiyaki auf den Teller.

Nachdem wir zu kauen begonnen hatten — beim Essen läßt sich wirklich besser reden —, fragte ich:

„Was springt für Sie dabei heraus?“

„Woraus, Marj?“

„Na, bei dem Auftrag, mich nicht aus den Augen zu lassen. Mich im Sternenreich der Palastgarde auszuliefern.“

„Das übliche Honorar. Zahlbar an meinen Chef.

Angeblich soll ich einen zusätzlichen Bonus bekommen, aber das glaube ich erst, wenn ich ihn ausgegeben habe.“

„Ich verstehe. Marjorie, ich verschwinde in Botany Bay. Und Sie werden mir dabei helfen.“

„Nennen Sie mich ›Tilly‹. Ach, ausgerechnet ich soll Ihnen helfen?“

„O ja. Denn ich werde Ihnen wesentlich mehr bezahlen, als Sie sonst erhalten würden.“

„Glauben Sie wirklich, Sie können mich so leicht auf die andere Seite herüberziehen?“

„Ja. Denn Sie haben nur zwei Möglichkeiten.“ Zwischen uns lag ein großer Servierlöffel aus rostfreiem Stahl. Ich griff danach und drückte die Löffelschale zusammen. „Sie können mir helfen. Oder Sie können tot sein. Ziemlich schnell sogar. Wie entscheiden Sie sich?“

Sie griff nach dem verbogenen Löffel. „Marj, Sie brauchen gar nicht so dramatisch zu tun. Wir finden schon eine Möglichkeit.“ Mit den Daumen glättete sie das zerdrückte Metall. „Wo liegt denn das Problem?“

Ich starrte auf den Löffel. „›Deine Mutter war ein Reagenzglas …‹“

„›… und mein Vater ein Skalpell.‹ Der Ihre auch.

Deshalb wurde ich auf dieser Mission eingesetzt.

Unterhalten wir uns! Warum wollen Sie das Schiff verlassen? Es geht mir an den Kragen, wenn es Ihnen gelingt.“

„Wenn ich es nicht tue, bin ich tot.“ Ohne etwas zuverschweigen, schilderte ich ihr den Abschluß, den ich getätigt hatte, wie ich plötzlich meine Schwangerschaft entdeckt hatte und warum ich meine Überlebenschancen für gering hielt, wenn ich im Sternenreich von Bord geholt wurde. „Was muß ich also bieten, damit Sie in die andere Richtung schauen? Ich glaube, ich kann Ihren Preis bezahlen.“

„Ich bin aber nicht die einzige, die über Sie wacht.“

„Pete? Mit dem werde ich fertig. Die anderen drei Männer und zwei Frauen können wir getrost vergessen. Wenn ich von Ihnen aktiv unterstützt werde. Sie — Sie und Pete — sind die einzigen Profis. Wer hat die anderen angeworben. Die stellen sich nämlich mehr als ungeschickt an.“

„Keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal, wer mich angeworben hat; es ist alles durch meinen Chef gelaufen. Vielleicht können wir die anderen vergessen — aber das hängt von Ihrem Plan ab.“

„Reden wir zuerst über das Geld!“

„Zuerst über den Plan.“

„Ähh … glauben Sie, Sie können meine Stimme nachmachen?“

Tilly antwortete: „Ähh … glauben Sie, Sie können meine Stimme nachmachen?“

„Noch einmal!“

„›Noch einmal!‹“

Ich seufzte. „In Ordnung, Tilly, Sie können es. Im Täglichen Forward steht, der Austritt aus dem Hyperraum bei Botany Bay sei für morgen vorgesehen, und wenn die Zahlen so gut aussehen wie bei Outpost werden wir übermorgen zur Mittagsstunde die Stationäre Kreisbahn erreichen und die Boote ablegen lassen — in weniger als achtundvierzig Stunden also.Morgen werde ich krank. Bedauerliche Sache. Denn ich hatte mich ja so auf die großartigen Ausflüge auf dem Planeten gefreut. Die genauen zeitlichen Abläufe meines Plans richten sich danach, wie die Landungsboote fliegen, und das kann erst festgelegt werden wenn ich die Sache richtig verstehe, wenn wir in den Normalraum zurücktauchen und man genau vorhersagen kann, wann wir die Stationäre Umlaufbahn erreichen. Wann immer das sein wird — in der Nacht vor dem Abflug der Beiboote, gegen null-einhundert wenn die Korridore leer sind, breche ich auf. Ab dieser Zeit müssen Sie meine Rolle mit übernehmen. Sie lassen niemanden herein; ich bin noch zu krank.

Will mich jemand über Terminal sprechen, sollten Sie darauf achten, daß Sie die Videoaufnahme nicht einschalten — ich tue das grundsätzlich nicht. Soweit Sie damit fertigwerden, spielen Sie mich mit, und wenn es zu schwierig wird, dann schlafe ich eben gerade. Wenn Sie mit meiner Rolle angefangen haben und das Gespräch zu kitzlig wird, nun, dann sind Sie wegen des Fiebers und der eingenommenen Medizin zu durcheinander, um klar zu reden.