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(Ich hatte noch nie Grundbesitz gekauft.) „Können wir das in Gold ausdrücken? Ich kann es natürlich in jede gewünschte Währung umwandeln, aber ich werde in Gold bezahlt.“

„›In Gold‹?“ Anita machte plötzlich einen hellwachen Eindruck. Sie griff in ihren Nähkorb und zog ein tragbares Relais zu ihrem Computerterminal heraus.

„Für Gold kann ich dir sogar ein besseres Geschäft vorschlagen.“ Sie tippte eine Weile, wartete und nickte. „Ein wesentlich besseres Geschäft. Obwohl ich im Grunde nicht darauf eingerichtet bin, mit Goldbarren zu handeln. Aber es läßt sich alles machen.“

„Ich sagte eben, daß ich umtauschen kann. Die Ziehungen lauten auf Gramm, 999er Feingold, gezogen auf die South Africa & Ceres Akzept Gesellschaft in Luna City. Der Betrag kann natürlich in NeuseelandWährung hierher gezahlt werden, per Dauerauftrag selbst wenn ich gerade nicht auf der Erde sein sollte.

Bank von Neuseeland, Büro Christchurch?“

„Nein, Canterbury Land-Bank. Ich bin dort Direktor.“

„Na, warum soll man das nicht auch in der Familie halten?“

Am nächsten Tag unterschrieben wir den Vertrag und gegen Ende der Woche heirateten sie mich, ganz legal nach den Vorschriften, in einer Nebenkapelle der Kathedrale — und ich trug sogar Weiß, stellen Sie sich das vor!

In der nächsten Woche kehrte ich in den Dienst zurück — ich fühlte mich glücklich und traurig zugleich.

In den nächsten siebzehn Jahren würde ich jeden Monat 858,13 NSL-Dollar zahlen, natürlich konnte ichdie Beträge steigern. Und wofür leistete ich diese Zahlungen? Ich konnte mir erst erlauben, zu Hause zu wohnen, wenn alles bezahlt war. Weshalb dann?

Nicht wegen des Sex. Wie ich Captain Tormey heute schon gesagt hatte, gibt es Sex überall; es wäre dumm, dafür zu zahlen. Vermutlich geht es mir um das Privileg, meine Hände in seifiges Abwaschwasser tauchen zu dürfen. Um das Privileg, mich auf dem Boden herumwälzen zu dürfen und dabei von jungen Hunden und Babies anpinkeln zu lassen.

Um das angenehme Gefühl zu wissen, daß es, egal wo ich mich auch aufhalten mochte, auf diesem Planeten einen Ort gab, wo ich ein Recht auf diese Dinge hatte, an den ich gehörte.

Es kam mir wie ein günstiges Geschäft vor.

Sobald das Shuttle weiterschwebte, rief ich an und meldete mich an. Vickie war am Apparat, und es dauerte einige Zeit, bis ich ihre Begeisterung soweit bremsen konnte, daß sie meine Ankunftszeit mitbekam. Ursprünglich hatte ich vom Warteraum der Kiwi-Linie in Auckland anrufen wollen, diese Zeit aber war von meinem lockigen Wolf, Captain Ian, in Anspruch genommen worden. Egal — das Shuttle bewegt sich zwar dicht unter der Schallgeschwindigkeit doch waren Aufenthalte in Wellington und Nelson vorgesehen, die wohl soviel Zeit kosten würden, daß man mich noch abholen konnte. Ich hoffte es jedenfalls.

Alle waren da. Nun ja, nicht alle. Wir hatten die Erlaubnis, ein AAF zu führen, weil wir Schafe und Rinder züchten und eine angetriebene Transportmöglichkeit brauchen. Eigentlich darf man so einFahrzeug aber nicht in der Stadt benutzen. Brian hatte sich darüber hinweggesetzt, und so ergoß sich nun die Mehrzahl unserer großen Familie über die Flanken des riesigen Farm-Schwebewagens.

Seit meinem letzten Besuch zu Hause war beinahe ein ganzes Jahr vergangen — gut doppelt so lange, wie ich sonst fernzubleiben pflegte. Das war nicht gut. In solcher Zeit können einem Kinder entwachsen. Ich gab mir größte Mühe mit den Namen und sorgte dafür, daß ich im Geiste keinen vergaß. Alle waren da außer Ellen, die kaum noch ein Kind zu nennen war — als ich einheiratete, war sie elf Jahre alt, jetzt aber eine junge Dame, die bereits zur Universität ging. Anita und Lispeth waren zu Hause und stellten hastig mein Willkommensmahl zusammen — und wieder einmal würde man mich milde schelten, weil ich keine Vorwarnung gegeben hatte, und zum wiederholten Male würde ich erklären, daß es bei meiner Arbeit zu Beginn des Urlaubs darauf ankam, sich die erste SBR zu schnappen, anstatt zuerst anzurufen — und brauchte ich eine Anmeldung, um in mein Heim zurückzukehren?

Es dauerte nicht lange, da lag ich wieder mit den Kindern am Boden. Mr. Stolperstein, den ich aus der Zeit unseres Kennenlernens als hageres junges Tier in Erinnerung hatte, wartete auf die Gelegenheit, mich auf eine Weise zu begrüßen, wie es seinem Status als Katzenpascha entsprach, alt, rund und gemütlich. Er musterte mich gründlich, streifte mein Bein und schnurrte. Ich war zu Hause.

Nach einer Weile fragte ich: „Wo ist Ellen? Noch immer in Auckland? Ich dachte, auf der Universität wä-ren jetzt Semesterferien?“ Bei diesen Worten schaute ich Anita an, doch sie schien nichts gehört zu haben.

Hatte sie Probleme mit den Ohren? Das war nicht anzunehmen.

„Marjie …“, meldete sich Brians Stimme, und ich drehte mich um. Er sagte nichts, und sein Gesicht blieb ausdruckslos. Unmerklich schüttelte er den Kopf.

(Ellen war als Thema tabu? Was soll das, Brian? Ich verkniff mir meine Fragen, bis ich ihn unter vier Augen sprechen konnte. Anita hat stets behauptet, sie liebe alle unsere Kinder gleichermaßen, seien es nun ihre Bio-Nachkommen oder nicht. Oh, gewiß! Außer daß ihr besonderes Interesse an Ellen jedem klar war der ihre Stimme hören konnte.)

Als das Haus später am Abend zur Ruhe kam und Bertie und ich ins Bett gehen wollten (nach einer Art Lottosystem, bei dem unsere neckischen Lieblinge stets den Verlierer als jenen sahen, der die Nacht mit mir verbringen mußte), klopfte Brian an die Tür und trat ein.

Bertie sagte: „Schon gut. Du kannst gehen. Ich erdulde meine Strafe mannhaft.“

„Hör auf, Bert! Hast du Marj von Ellen erzählt?“

„Noch nicht.“

„Dann solltest du sie informieren! Liebling, Ellen hat sich ohne Anitas Zustimmung verheiratet — und Anita ist fuchsteufelswild darüber. Es wäre also ratsam, Ellen nicht zu erwähnen, solange Anita dabei ist.

Mund halten, eh? Jetzt muß ich aber los, ehe sie mich vermißt.“

„Darfst du mir nicht einmal einen Gutenachtkuß geben? Oder hierbleiben, wenn du das wolltest? Bistdu nicht auch mein Mann?“

„Natürlich, mein Schatz. Aber Anita ist im Augenblick ziemlich gereizt. Es hat keinen Sinn, sie noch mehr aufzuregen.“

Brian küßte uns und ging. „Was soll das, Bertie?“ fragte ich. „Warum kann Ellen nicht heiraten, wen sie will? Sie ist doch alt genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“

„Nun ja. Aber Ellen ist dabei nicht besonders geschickt verfahren. Sie hat einen Tonganer geheiratet und lebt jetzt in Nuku’alofa.“

„Ist Anita der Meinung, die beiden sollten hier wohnen? In Christchurch?“

„Wie? — Nein, nein! Sie hat etwas gegen die Ehe.“

„Stimmt denn mit dem Mann etwas nicht?“

„Marjorie, hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Er ist Tonganer!“

„Doch, ich hab’s gehört. Da er in Nuku’alofa lebt ist das ja auch anzunehmen. Ellen ist hier in einer der wenigen vollkommenen Klimazonen aufgewachsen und wird es dort schrecklich heiß finden. Aber das ist ihr Problem. Ich verstehe trotzdem nicht, warum Anita sich so aufregt. Es muß da doch etwas geben von dem ich nichts weiß.“

„Aber du weißt es doch! Oder vielleicht doch nicht.

Die Tonganer sind nicht wie wir. Es sind keine weißen Leute, sondern Barbaren.“

„Das stimmt doch nicht!“ Ich fuhr im Bett empor und unterbrach, was noch gar nicht richtig begonnen hatte. Sex und Auseinandersetzungen passen nicht zusammen — wenigstens nicht für mich. „Die Tonganer sind das zivilisierteste Volk in ganz Polynesien.

Warum wohl nannten die frühen Forscher die Grup-pe ›Freundschaftsinseln‹? Bist du je dort gewesen Bertie?“