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Brian grinste und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Süße Marjie, vor jedem Gericht würde ich neun Eide schwören, daß du durch und durch menschlich bist — außer an den Stellen, wo du göttlich bist. Soll ich auf die Einzelheiten eingehen?“

„Da ich deinen Geschmack kenne, mein Lieber, ist das wohl unnötig. Vielen Dank. Aber nun mal im Ernst! Nehmen wir einmal um der Diskussion willen an, ich sei eine Künstliche Person. Wie soll ein Mann der mit mir im Bett liegt — wie du es gestern nacht und viele Nächte zuvor getan hast — erkennen, daß ich ein künstliches Wesen bin?“

„Marjie, bitte hör damit auf! Das ist nicht mehr komisch.“

(Manchmal regen mich die Menschen wirklich auf!)

Barsch sagte ich: „Ich bin eine Künstliche Person!“

„Marjorie!“

„Glaubst du mir nicht? Muß ich es dir beweisen?“

„Hör auf, Witze zu machen! Sofort! Oder ich lege dich übers Knie, sobald wir nach Hause kommen, ich verspreche es dir. Marjorie, ich habe dich — oder eine andere meiner Frauen — nie grob behandelt. Aber du bist im Begriff, dir eine Zurechtweisung zu verdienen.“

„Ach? Siehst du das letzte Stück Kuchen auf deinem Teller? Ich werde es mir nehmen. Klatsch über dem Teller die Hände zusammen und hindere mich daran!“

„Sei doch kein Dummkopf!“

„Nun mach schon! Du kannst dich nicht schnell genug bewegen, um mich aufzuhalten.“

Wir sahen uns an. Plötzlich begann er die Hände zusammenzuschlagen. Ich ging auf das automatische Übertempo, schnappte mir meine Gabel, spießte das Stück Kuchen auf, zog die Gabel zwischen seinen sich schließenden Händen hindurch und bremste das Übertempo, ehe ich mir den Brocken in den Mund schob.

(Der Plastiklöffel, den ich in der Krippe bekam stellte keine Diskriminierung dar, sondern sollte mich schützen. Als ich das erstemal eine Gabel benutzte zerstach ich mir die Lippe, weil ich noch nicht wußte wie ich meine Bewegungen verlangsamen und denen ungesteigerter Personen anpassen sollte.)

Der Ausdruck, der sich auf Brians Gesicht breitmachte, mag ›unbeschreiblich‹ zu nennen sein.

„Genügt dir das?“ fragte ich ihn. „Nein, wahrscheinlich nicht. Mein Lieber, reich mir die Hand!“

Ich hielt ihm die rechte Hand hin.Er zögerte und griff zu. Ich überließ ihm die Kontrolle des Griffes, dann steigerte ich allmählich den Druck. „Tu dir nicht selbst weh, mein Lieber“, sagte ich warnend. „Sag mir, wenn ich aufhören soll!“

Brian ist kein Jammerlappen und vermag einiges an Schmerz auszuhalten. Ich wollte schon wieder loslassen, weil es mir nicht darum ging, ihm die Handknochen zu brechen, als er plötzlich sagte: „Es reicht!“

Sofort lockerte ich den Griff und begann seine Hand sanft zu massieren. „Es hat mir keinen Spaß gemacht, dir weh zu tun, Liebling, aber ich mußte dir beweisen, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Normalerweise gebe ich mir große Mühe, keine ungewöhnlichen Reflexe, keine übermäßigen Körperkräfte zu offenbaren. Aber bei der Arbeit, die ich tue, brauche ich sie. Bei mehreren Gelegenheiten haben mir gesteigerte Kräfte und Hypermotorik das Leben gerettet.

Ich achte sehr darauf, beides nur dann einzusetzen wenn es nicht anders geht. Also — brauchst du sonst noch einen Beweis dafür, daß ich wirklich das bin, als was ich mich bezeichne? Ich bin auch in anderer Hinsicht gesteigert, aber Geschwindigkeit und Muskelstärke lassen sich am einfachsten vorführen.“

„Es wird Zeit, daß wir nach Hause fahren“, sagte er und war ziemlich blaß.

Auf dem Heimweg wechselten wir kein Dutzend Worte. Ich fahre sehr gern mit Pferd und Wagen. An jenem Tag aber hätte ich lieber in einem lärmenden angetriebenen Fahrzeug gesessen, wenn es nur schnell gewesen wäre!

In den nächsten Tagen ging Brian mir aus dem Weg;ich sah ihn lediglich beim Abendessen. Dann kam ein Morgen, an dem Anita zu mir sagte: „Meine liebe Marjorie, ich will in der Stadt ein paar Besorgungen machen. Begleitest du mich und hilfst mir ein wenig?“ Natürlich sagte ich zu.

Sie tätigte mehrere Einkäufe in der Gegend Cloucester Street und Durham. Nichts, wozu sie meine Hilfe benötigt hätte. Ich kam zu dem Schluß, daß es ihr um meine Gesellschaft ging, worüber ich mich freute.

Anita ist eine sehr angenehme Person, solange man sich ihrem Willen nicht widersetzt.

Als wir fertig waren, schlenderten wir am Ufer des Avon die Camridge Terrace entlang, dann in den Hagley Park und die Botanischen Gärten. Anita wählte ein sonniges Fleckchen, von wo wir die Vögel beobachten konnten, und zog ihr Strickzeug aus der Tasche. Eine Weile unterhielten wir uns über Belanglosigkeiten oder schwiegen.

Etwa eine halbe Stunde war vergangen, als ihr Telefon summte. Sie nahm es aus der Stricktasche, hob das Knöpfchen ans Ohr. „Ja?“ Dann fügte sie hinzu:

„Danke. Ende.“ Sie verstaute das Telefon wieder, ohne mir zu sagen, wer angerufen hatte. Das war natürlich ihr Recht …

Indirekt jedoch sprach sie davon. „Sag mir eins Marjorie, hast du jemals etwas bedauert? Oder Schuldgefühle gehabt?“

„Ja, manchmal.“ Sollte ich welche haben? Weswegen? Ich zermarterte mir das Gehirn, da ich mir große Mühe gegeben hatte, Anita nicht zu verärgern.

„Wegen der Art und Weise, wie du uns getäuscht und betrogen hast.“

„Was?“

„Spiel nicht die Unschuldige!“ fuhr sie mich an.

„Ich hatte bisher noch nie mit einem Geschöpf zu tun das nicht Gottes Gesetz untersteht. Ich war mir nicht sicher, ob du Begriffe wie Sünde und Schuld überhaupt begreifen würdest. Nicht daß es darauf noch ankommt, nachdem nun deine Maske gefallen ist! Die Familie fordert sofortige Annullierung; Brian ist heute bei Richter Ridgley.“

Ich richtete mich auf. „Mit welcher Begründung?

Ich habe nichts Unrechtes getan!“

„O doch! Du vergißt, daß nach unseren Gesetzen ein Nichtmensch mit Menschen niemals einen Ehevertrag eingehen kann. Niemals!“

8. Kapitel

Eine Stunde später ging ich an Bord der Shuttle nach Auckland und hatte nun endlich Zeit, über meine Torheit nachzudenken.

Beinahe drei Monate lang, seit dem Abend, da ich mit dem Chef darüber gesprochen hatte, war mir zum erstenmal in meinem Leben mein „menschlicher“ Status ganz problemlos vorgekommen. Er hatte mir versichert, ich sei „so menschlich wie Eva aus dem Paradies“ und ich könne getrost jedem sagen ich sei ein AP, weil niemand mir glauben würde.

Der Chef hatte beinahe recht. Aber er hatte nicht damit gerechnet, daß ich mir Mühe geben würde zu beweisen, daß ich nach EnEs-Gesetz kein „Mensch“ war.

Im ersten Moment hatte ich eine Anhörung vor dem vollen Familienrat verlangen wollen — mußte dann aber erfahren, daß mein Fall in diesem Gremium bereits abgehandelt und mit sechs zu null gegen mich entschieden worden war.

Ich kehrte nicht einmal ins Haus zurück. Der Anruf, den Anita während unseres Aufenthaltes im Botanischen Garten erhalten hatte, war die Nachricht daß meine persönlichen Habseligkeiten gepackt und in der Gepäckaufbewahrung der Shuttle-Station eingeliefert worden waren.

Trotzdem hätte ich noch auf eine offene Abstimmung im Haus bestehen können, anstatt Anitas (zweifelhaften) Äußerungen zu glauben. Aber mit welchem Ziel? Um eine Auseinandersetzung zu gewinnen? Um etwas zu beweisen? Oder um lediglichHaarspaltereien zu betreiben? Ich brauchte knapp fünf Sekunden, um zu erkennen, daß alles, was mir lieb und teuer gewesen war, nicht mehr existierte.