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„Na — Georges, hast du schon mit intelligenten Computern gearbeitet?“

„Aber ja, Marjorie. Das Thema künstliche Intelligenz ist mit meinem Arbeitsgebiet eng verwandt.“

„Ja. Dann weißt du auch, daß KI-Wissenschaftler mehrmals verkündet haben, sie stünden vor dem Durchbruch zu einem Computer mit voll entwickeltem Selbstbewußtsein. Aber immer wieder ging etwas schief.“

„Ja. Das ist bedauerlich.“

„Nein — unvermeidlich. Es wird immer wieder fehlschlagen. Ein Computer kann sich seiner selbst bewußt werden — gewiß! Hebt man ihn in seiner Kompliziertheit auf die menschliche Ebene, so ist dieses Bewußtsein eine zwangsläufige Folge. Aber dann stellt die Maschine fest, daß sie kein Mensch ist. Darauf kommt sie zu dem Schluß, daß sie nie ein Mensch sein kann; ihr bleibt nichts anderes übrig, als an Ort und Stelle zu verweilen und von Menschen Befehle entgegenzunehmen. Und dann dreht sie durch.“

Ich zuckte die Achseln. „Ein Dilemma, aus dem es keinen Ausweg gibt. Die Maschine kann kein Mensch sein, niemals. Ian mag nicht in der Lage sein, seine Passagiere zu retten, aber er wird es versuchen. Ein Lebendiges Artefakt dagegen, das kein Mensch ist und deshalb keinerlei Loyalitätsgefühle gegenüber den Menschen hegt, könnte das Schiff nur so zum Vergnügen abstürzen lassen — weil es nämlich die Nase voll hat, als das behandelt zu werden, was es in Wahrheit auch ist. Nein, Georges, ich möchte weiter mit Ian fliegen. Nicht mit deinem Artefakt, das eines Tages den Haß auf die Menschen entdecken muß.“

„Um mein Artefakt geht es hier nicht“, sagte Georges leise. „Vielleicht hast du nicht beachtet, in welcher Form ich über das Programm gesprochen habe.“

„Nein, ich habe nicht darauf geachtet.“

„Im Konjunktiv. Denn was du da eben gesagt hast ist mir natürlich nicht neu. Ich habe mich für diesen Vorschlag nicht eingesetzt und werde es auch nicht tun. Ich kann einen solchen Piloten entwerfen. Aber es wäre mir unmöglich, einem solchen Artefakt die ethische Verpflichtung einzubauen, die der Grundzugvon Ians Ausbildung ist.“

Ian zog ein nachdenkliches Gesicht. „Vielleicht sollte ich bei der kommenden Auseinandersetzung die Forderung erheben, daß jeder KP- oder LA-Pilot hinsichtlich der ethischen Festigkeit überprüft wird.“

„Wie willst du das testen, Ian? Ich wüßte nicht, wie man ethische Verantwortung in einen Fötus eingibt und Marj hat uns klargemacht, warum dieses Ziel auch mit Training nicht zu erreichen ist. Welcher Test sollte da auch eine klare Antwort geben, so oder so?“

Georges wandte sich an mich: „Als Student habe ich mal klassische Geschichten über humanoide Roboter gelesen. Es waren charmante kleine Erzählungen, von denen sich einige auf die sogenannten Robotergesetze stützten, deren Grundvoraussetzung eine eingebaute Arbeitsregel war, die es den Maschinen verbot, Menschen zu schaden, weder direkt, noch durch Untätigkeit. Für solche erfundenen Geschichten war das eine wunderbare Grundlage — aber wie wäre das in der Praxis zu erreichen? Was macht einen selbstbewußten, nichtmenschlichen, intelligenten Organismus — elektronisch oder organisch — dem Menschen gegenüber loyal? Ich weiß nicht, wie man dieses Ziel erreichen sollte. Die Wissenschaftler, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen, scheinen gleichermaßen im dunkeln zu tappen.“

Georges lächelte zynisch. „Intelligenz ließe sich beinahe als die Ebene definieren, auf der der bewußte Organismus fragt: ›Was springt für mich dabei heraus? ‹“ Er fuhr fort: „Marj, in der Frage des frischen Eies, das ich dir abkaufen will, sollte ich dir vielleicht klarmachen, was für dich dabei herausspringt.“

„Hör nicht auf ihn!“ sagte Janet drängend. „Er wirddich auf einen kalten Tisch legen und ohne die geringste romantische Neigung in den Tunnel der Liebe starren. Ich weiß Bescheid, ich habe mich schon dreimal dazu überreden lassen. Und Geld habe ich dafür auch nicht bekommen.“

„Wie kann ich dich bezahlen, wenn wir gemeinsamen Besitz haben? Meine süße Marjorie, der Tisch ist nicht kalt und außerdem gepolstert, und du kannst lesen oder dich an einem Terminal vergnügen oder plaudern. Wir sind heute schon viel weiter als noch vor einer Generation, da man von außen arbeitete und dabei sehr oft einen Eierstock zerstörte. Wenn du …“

„Moment!“ sagte Ian. „Es kommt was Neues über die Röhre.“ Er stellte den Ton lauter.

„…Überlebensrat. Die Ereignisse der letzten zwölf Stunden sind eine Warnung an die Reichen und Mächtigen, daß ihre Zeit zu Ende geht und die Gerechtigkeit siegen wird. Die Hinrichtungen und anderen lehrreichen Lektionen werden fortgesetzt, bis unsere berechtigten Forderungen erfüllt sind. Verfolgen Sie weiter die Sendungen dieses Krisenprogramms …“

11. Kapitel

Wer zu jung ist, um den Aufruf gehört zu haben, hat zweifellos darüber gelesen oder in der Schule davon erfahren. Um aber zu zeigen, wie ich und mein seltsames Leben beeinflußt wurden, muß ich eine Zusammenfassung davon geben. Dieser sogenannte „Überlebensrat“ stellte sich als Geheimgesellschaft der „Gerechten“ vor, der das Ziel verfolgte, all die unzähligen Mißstände auf der Erde und allen anderen Welten zu korrigieren, auf denen die Menschheit lebte. Diesem Ziel widmeten sie ihr Leben.

Zuerst aber nahmen sie sich vor, das Leben ziemlich vieler anderer Leute in Anspruch zu nehmen. Sie verkündeten, sie hätten Listen der echten Unruhestifter angefertigt, auf der Erde wie auch im All — separate Listen für jeden Territorialstaat, außerdem eine große Liste von Führerpersönlichkeiten von Weltrang. Und diese Leute waren ihr Ziel.

Der Rat erklärte sich verantwortlich für die ersten Hinrichtungen und versprach, weitere Leute zu töten … und noch mehr … und noch mehr … — bis man auf seine Forderungen einginge.

Nachdem die weltbekannten Namen aufgezählt worden waren, begann die Stimme, die über unseren Sender kam, die Liste für Britisch-Kanada vorzulesen.

Der Gesichtsausdruck und das nachdenkliche Nicken meiner Gastgeber zeigten mir, daß sie in den meisten Fällen mit der Wahl einverstanden waren. Der Vertreter der Premierministerin stand auf der Liste, nicht aber die Premierministerin selbst, was mich überraschte und sie vermutlich noch mehr. Wie wäre Ih-nen zumute, wenn Sie Ihr ganzes Leben in der Politik verbracht und sich bis zur Spitze vorgekämpft hätten und dann irgendein Klugscheißer des Weges käme und Sie nicht einmal für wichtig genug hielte, auf die schwarze Liste gesetzt zu werden?

Die Stimme kündigte an, daß es in den nächsten zehn Tagen keine Hinrichtungen mehr geben würde.

Wenn die Forderungen bis dahin nicht erfüllt wären müßte von den verbleibenden Namen auf der Liste jeder zehnte durch Los für den Tod bestimmt werden. Zehn Tage später weitere zehn Prozent — und so weiter, bis die Überlebenden das Utopia erlangt hatten.

Die Stimme erklärte, daß der Rat keine Regierung sei und auch keine Regierung ersetzen wolle; er sei lediglich Wächter der Moral, das öffentliche Gewissen der Mächtigen. Die Machthaber, die die Entwicklung überlebten, würden an der Macht bleiben — doch sie konnten nur überleben, wenn sie Gerechtigkeit walten ließen. Man warnte sie davor, zurücktreten zu wollen.

„Hier spricht die Stimme des Überlebens. Der Himmel auf Erden steht bevor.“ Dann war die Übertragung zu Ende.

Ehe der Live-Kommentator auf dem Terminalschirm erschien, trat eine längere Pause ein. Janet unterbrach die Stille: „Ja, aber …“

„›Ja, aber …‹ — was meinst du?“ fragte Ian.