Выбрать главу

Ich zuckte die Achseln. „Ian, notwendige Risiken haben mich noch nie geschreckt. Nur die andere Sorte versuche ich zu meiden. Trotzdem müssen wir die Blechkiste loswerden. Sie irgendwohin fliegen. Sie abstellen.“

„Nicht so schnell, Marj“, sagte Ian. „Fluggerät aller Art ist mein Leben. Dieser Bursche … Ja! Er besitzt den üblichen Militär-Autopiloten. Wir schicken das Ding einfach auf die Reise! Wohin? Nach Osten? Die Maschine würde abstürzen, ehe sie Québec erreicht — und das müßte die Behörden auf die Vermutung bringen, daß du nach Hause willst, Georges — während du in Wirklichkeit putzmunter in unserem Loch sitzt.“

„Mir gefällt das weniger, Ian. Ich werde mich auf keinen Fall im Loch verstecken. Ich war bereit zu verschwinden, weil Marjorie eine Schutzperson braucht.“

„Da ist eher anzunehmen, daß sie dich beschützt.

Du hast doch selbst gesehen, wie sie unseren Freund aus dem Weg geräumt hat.“

„Schon richtig. Aber ich meinte meinen Schutz nicht nur im Sinne einer Verteidigung.“

„Das klang mir aber nicht so …“

Ich unterbrach das Gespräch: „Ian, reicht die Energie aus, um das AAF nach Süden zum Imperium zu tragen?“

„Ja. Aber es wäre nicht sicher, wenn du dorthin fliegen wolltest.“

„Das habe ich nicht gemeint. Stell einen Südkurs und die größte Höhe ein. Vielleicht schießen eure Grenzwächter die Maschine ab, vielleicht das Imperium. Vielleicht kommt sie auch durch, wird aber mit Fernauslöser in die Luft gesprengt. Oder sie fliegt, bis die Energie aufgebraucht ist, und stürzt dann aus größter Höhe ab. Egal, auf jeden Fall wären wir das Ding los.“

„Gemacht.“ Ian verschwand wieder in der Kabine und machte sich an den Kontrollen zu schaffen. Das Gebilde schwebte empor — er warf sich heraus und ließ sich aus drei oder vier Metern Höhe zu Boden fallen. Ich half ihm hoch. „Alles in Ordnung?“

„Bestens. Seht doch, wie der Kasten abgeht!“ Das Polizeifahrzeug verschwand mit hoher Geschwindigkeit in südlicher Richtung. Plötzlich verließ es die Dämmerungszone und erstrahlte grell im Licht der letzten Sonnenstrahlen. Es schrumpfte und war bald verschwunden.

14. Kapitel

Wir standen und saßen in der Küche herum, tranken Highballs, die Ian uns serviert hatte, sprachen miteinander und lauschten doch mit halbem Ohr auf die Meldungen aus dem Terminal.

„Marj“, sagte Ian, „wenn du nur abwarten könntest, wird diese dumme Sache schnell vorbei sein und du kannst dann in aller Gemütlichkeit nach Hause zurückkehren. Gibt es wieder Ärger, kannst du unten im Loch verschwinden. Der schlimmste Aspekt ist, daß du im Haus bleiben müßtest. Unterdessen kann Georges Akte von dir malen, wie Betty angeordnet hat. Wäre dir das recht, Georges?“

„Es wäre mir ein Vergnügen.“

„Was meinst du, Marj?“

„Ian, wenn ich meinem Chef einreden wollte, ich könnte nicht nach Hause kommen, weil eine zweitausendfünfhundert Kilometer lange Grenze angeblich geschlossen war, würde er mir nicht glauben.“ (Sollte ich ihnen sagen, daß ich ausgebildeter Kurier bin?

Nicht nötig. Jedenfalls noch nicht.)

„Was hast du vor?“

„Ich glaube, ich habe euch schon genug Ärger gemacht.“ (Liebster Ian, ich glaube, du hast dich noch immer nicht von dem Schock erholt, daß in deinem Wohnzimmer ein Mann getötet wurde. Auch wenn du dich anschließend zusammengenommen und wie ein Profi mitgeholfen hast.)

„Ich kenne inzwischen euren Hinterausgang. Wenn ihr morgen früh aufsteht, bin ich vielleicht schon nicht mehr hier. Dann könnt ihr diese Störung in eurem Leben getrost vergessen.“

„Nein!“

„Janet, sobald diese Schweinerei beendet ist, rufe ich an. Wenn du es dann noch willst, komme ich gern auf Besuch, sobald ich wieder Urlaub habe. Jetzt aber muß ich fort, zurück zu meiner Arbeit. Ich habe das die ganze Zeit gesagt.“

Janet wollte nichts davon hören, daß ich mich allein daran machte, die Grenze zu knacken (wohingegen ich einen Begleiter etwa so nötig hatte, wie eine Schlange Schuhe braucht). Aber sie hatte einen Plan.

Sie wies darauf hin, daß Georges und ich ja mit den Pässen der anderen reisen könnten — ich sei beinahe so groß wie sie, und Georges entsprach Ians Größe und Gewicht. Die Gesichter paßten zwar nicht, aber die Unterschiede waren auch nicht gravierend — wer schaut sich außerdem Paßphotos gründlich an?

„Ihr könntet sie benutzen und mit der Post zurückschicken — aber das ist vielleicht nicht der einfachste Weg. Ihr könntet nach Vancouver fahren, dann mit Touristenkarten in die Kalifornische Konföderation hinüberwechseln — aber auf unseren Namen. Bis Vancouver schafft ihr es mit unseren Kreditkarten. Wenn ihr die Grenze nach Kalifornien überquert habt, seid ihr so gut wie am Ziel — Marj, deine Kreditkarte müßte dort gelten, du dürftest keine Schwierigkeiten mehr haben, deinen Chef anzurufen, und die Polizisten dort wären nicht darauf aus, euch zu internieren.

Bringt euch dieser Vorschlag weiter?“

„Ja“, bestätigte ich. „Ich glaube, die Täuschung über die Touristenkarte ist sicherer als der Einsatz eurer Pässe — für jeden von uns. Wenn ich an einen Ort gelangen kann, an dem meine Kreditkarten gültig sind, dürften meine Probleme zu Ende sein.“ (Ichwürde mir sofort Bargeld verschaffen und mich nie wieder fern der Heimat ohne genug Geld erwischen lassen — Geld schmiert alles. Besonders in Kalifornien, wo es jede Menge offene Hände gibt, während die Beamten in BritischKanada zuweilen bestürzend ehrlich sind.)

Ich fügte hinzu: „In Bellingham kann ich auch nicht schlechter dran sein als hier — wenn es Probleme gibt müßte ich die weite Strecke in die Lone-Star-Republik zurücklegen und dort die Grenze überschreiten. Hat es Nachrichten gegeben über das Verhältnis zwischen Texas und Chicago? Reden sie noch miteinander?“

„Soweit das aus den Nachrichten zu schließen war ist das Verhältnis in Ordnung“, antwortete Ian. „Soll ich den Computer auf Recherche programmieren?“

„Ja, bitte tu das, ehe ich abreise! Notfalls könnte ich durch Texas nach Vicksburg fahren. Gegen bar kommt man immer den Fluß hinauf, denn dort sind ständig Schmuggler unterwegs.“

„Ehe wir abreisen“, berichtigte mich Georges leise.

„Georges, ich glaube, diese Route könnte klappen für mich. Dich würde sie nur noch weiter von Québec fortführen. Hast du nicht einmal gesagt, McGill wäre deine andere Zuflucht?“

„Meine liebe junge Dame, ich habe nicht die Absicht, mich nach McGill zurückzuziehen. Da die Politik hier, in meiner wahren Heimat, kitzlig geworden ist, kann ich mir nichts Besseres vorstellen, als dich zu begleiten. Sobald wir die Provinz Washington des Staates Kalifornien erreicht haben, kannst du deinen Namen von Mrs. Tormey in Mrs. Perreault ändern da wir wohl davon ausgehen können, daß dort meine Maple-Leaf-Karte wie auch meine Crédit-QuébecKarte Gültigkeit haben werden.“(Georges, du bist ein galanter Schatz — und wenn ich mich durchzuschlängeln versuche, brauche ich einen galanten Begleiter etwa so nötig wie einen Bergwerksstiefel.

Und ich werde Haken schlagen müssen, mein Lieber — denn entgegen Janets Worten werde ich nicht schnell ans Ziel gelangen.) „Georges, das klingt wirklich prächtig.

Ich kann dir nicht befehlen, zu Hause zu bleiben — ich muß dir allerdings sagen, daß ich von Beruf Kurier bin, der jahrelang allein gereist ist, überall auf diesem Planeten und mehr als einmal auch zu den Weltallkolonien und nach Luna. Nur auf Mars oder Ceres war ich noch nicht, aber dieser Befehl kann jederzeit kommen.“

„Damit willst du mir sagen, daß ich dich lieber nicht begleiten soll.“