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„Nein, nein! Ich will damit nur sagen, daß es lediglich eine Sache der Geselligkeit sein kann, wenn du dich dazu entschließt, mich zu begleiten. Für dein Vergnügen und für meine Zerstreuung. Aber ich muß hinzufügen — wenn ich das Imperium betrete, muß ich allein weiter, da ich dann sofort wieder im Dienst bin.“

„Marj“, sagte Ian, „du solltest Georges zumindest gestatten, dich von hier in ein Gebiet zu schaffen, in dem nicht davon die Rede sein kann, daß du interniert wirst, und wo deine Kreditkarten gültig sind.“

Janet fügte hinzu: „Wichtig ist vor allem, daß du dich von der Gefahr der Internierung freimachst.

Marjorie, du kannst meine Visa-Karte benutzen, solange du willst; ich nehme solange die Maple-LeafKarte. Denk nur dran, daß du Jan Parker bist.“

„›Parker‹?“

„Die Visakarte ist auf meinen Mädchennamen aus-gestellt. Hier, steck sie ein!“ Ich akzeptierte das Kärtchen und nahm mir gleichzeitig vor, sie nur einzusetzen, wenn ich in Bedrängnis war. Nach Möglichkeit wollte ich meine Kosten dem seligen Lieutenant Dikkey aufbürden, dessen Kredit noch einige Tage, vielleicht sogar Wochen lang gut sein müßte. Nach einigem weiteren Hin und Her sagte ich schließlich:

„Ich gehe jetzt. Georges, kommst du mit?“

„He!“ rief Ian. „Doch nicht heute abend noch! Morgen früh!“

„Warum? Die Tunnelbahnen fahren doch die ganze Nacht hindurch, oder?“ (Ich wußte, daß sie rund um die Uhr in Betrieb waren.)

„Ja, aber bis zur nächsten Tunnelstation sind es gut zwanzig Kilometer. Und draußen ist es so dunkel wie im Kohlenkeller.“

(Dies war nicht der richtige Augenblick, über mein gesteigertes Sehvermögen zu sprechen …) „Bis Mitternacht kann ich die Strecke zu Fuß zurückgelegt haben.

Wenn um zwölf Uhr eine Kapsel fährt, hole ich damit praktisch eine ganze Schlafperiode in Bellingham heraus. Wenn die Grenze zwischen Kalifornien und dem Imperium offen ist, melde ich mich gleich morgen früh bei meinem Chef. So ist es doch besser oder?“

Wenige Minuten später verließen wir alle das Haus — mit der Kutsche. Ian war nicht sonderlich von mir angetan, da ich mich nicht als das entgegenkommende, fügsame Wesen erwiesen hatte, mit dem sich Männer gern abgeben. Aber er überwand seine Gereiztheit, als wir die Kreuzung Perimeter- und McPhillips Street erreichten, wo sich die Tunnelstation befand. Herzlich küßte er mich zum Abschied.Georges und ich drängten uns in die 23-Uhr-Kapsel — und mußten den ganzen Weg durch den Kontinent stehen.

Aber um zweiundzwanzig Uhr (Pazifische Zeit — in Winnipeg war es Mitternacht) hatten wir Vancouver erreicht, nahmen beim Besteigen des BellinghamShuttle die bereitliegenden Anträge auf Touristenkarten an uns, füllten sie unterwegs aus und ließen sie vom Ausgangscomputer bearbeiten, als wir die Shuttle wenige Minuten später verließen. Die dazugehörige Beamtin hob nicht einmal den Kopf, als die Maschine unsere Karten ausspuckte. „Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt“, sagte sie und setzte ihre Lektüre fort.

In Bellingham führt die Vancouver-Shuttle Station direkt ins untere Foyer des Bellingham-Hilton; direkt vor uns schwebte ein funkelndes Schild in der Luft:

DIE FRÜHSTÜCKSBAR

Steaks — Schnellgerichte — Cocktails Frühstück 24 Stunden am Tag „Mrs. Tormey, mein Schätzchen“, sagte Georges, „bei diesem Anblick fällt mir ein, daß wir noch kein Abendessen zu uns genommen haben.“

„Mr. Tormey, Sie haben ja so recht! Verschlingen wir einen Bären!“

„In der Konföderation gibt es nicht gerade eine exotische oder raffinierte Küche. Auf ihre erdverbundene Weise aber kann sie recht zufriedenstellend sein — besonders wenn man sich einen soliden Appetit zugelegt hat. Ich habe schon einmal in diesem Restaurant gespeist. Trotz des Namens bekommt man hiereine reichhaltige Auswahl. Aber wenn du dich mit der Fruhstückskarte zufriedengibst und mich bestellen läßt, kann ich dir etwas vorsetzen, das deinen Hunger auf das Angenehmste aus der Welt schafft.“

„Georges — ich meine: ›Ian‹ — ich habe deine Suppe gegessen. Du darfst jederzeit für mich bestellen!“

Es war wirklich eine Bar, denn Tische gab es nicht.

Die Hocker aber hatten Rückenlehnen und waren gepolstert und erlaubten den Gästen, am Tresen Platz zu nehmen, ohne sich die Knie zu stoßen, was doch sehr bequem war. Als wir uns setzten, wurde zur Begrüßung ein kleiner Apfelsaft vor uns hingestellt. Georges bestellte, ging dann zum Empfang hinüber und tippte uns als Gäste ins Hotel. Als er zurückgekehrt war, sagte er: „Jetzt kannst du mich wieder ›Georges‹ nennen, und du bist ›Mrs. Perreault‹, denn so habe ich uns angemeldet.“ Er griff nach seinem Getränk.

„Santé, ma chère femme.“

Ich ergriff mein Glas. „Merci. Er à la tienne, mon cher mari.“ Der Saft war angenehm kalt und süß wie die Worte, die wir eben ausgesprochen hatten. Zwar hatte ich nicht die Absicht, mir jemals wieder einen Mann zuzulegen, Georges aber hätte einen guten Ehepartner abgegeben, ob nur zum Scherz, wie in diesem Augenblick, oder in Wirklichkeit. Hier jedoch war er lediglich eine Leihgabe Janets.

Unser „Frühstück“ kam.

Eiskalter Yakima-Apfelsaft.

Erdbeeren aus dem Imperial Valley mit frischer Schlagsahne.

Zwei leicht gebratene Spiegeleier auf mittel durchgegrillten Steaks, die so zart waren, daß sie sich mit einer Gabel zerteilen ließen — „Eier auf Pferderücken“.Große heiße Kekse, Butter, Salbei- und KleeblütenHonig.

Kona-Kaffee in Riesentassen.

Kaffee, Saft und Kekse wurden laufend nachgereicht — eine zweite Portion Eier und Steak wurde uns angeboten, wir mußten aber passen.

Der allgemeine Lärm und die Plätze, die wir bekommen hatten, förderten unser Gespräch nicht gerade. Hinter der Bar schimmerte ein Bildschirm, auf dem Werbeanzeigen liefen. Immer wieder fiel mein Blick während des Essens darauf:

Das Freischiff Jack Pot sucht Besatzungsmitglieder auf dem Vegas-Arbeitsmarkt.

Bonus für Kampfveteranen Würde ein Piratenschiff so direkt Reklame machen?

Sogar im Freistaat Vegas? Kaum zu glauben, aber wie sollte man den Text sonst verstehen?

Rauch den Stoff, den auch Jesus qualmte!

ANGEL STICKS

Garantiert nicht krebserzeugend!

Krebs kann mich nicht schrecken, trotzdem sind Rauschgifte oder Nikotin nichts für mich; der Mund einer Frau sollte süß schmecken.

GOTT erwartet dich in Apartment 1208 des Lewis-&-Clark-Gebäudes.

Daß Er dich nicht erst holen muß!

Es würde dir nicht gefallen!Mir gefiel es schon gar nicht.

GELANGWEILT?

Wir wollen auf einem jungfräulichen Planeten vom Typ Z-13 eine Pioniergruppe absetzen. Garantiertes Sex-Ratio 50–40 — 10±2 %. Medianes Bio-Alter 32±1.

Kein Temperamentstest erforderlich. Keine Versteuerung — keine Beiträge — keine Rettung.

System-Expansion Inc.

Abteilung Demographie & Ökologie Hauptpost Luna City, Schließfach oder Tycho 800-2300

Diesen Text holte ich mir noch einmal zurück und las ihn ein zweitesmal. Was für ein Gefühl wäre es Schulter an Schulter mit Kameraden eine neue Welt zu bezwingen? Menschen, die meine Herkunft auf keinen Fall kennen konnten. Denen es auch ganz gleich war, woher ich kam. Meine gesteigerten Fähigkeiten mochten mir Respekt einbringen und mich nicht zum Außenseiter machen — solange ich mich damit nicht brüstete …

„Georges, schau dir das mal an!“

Er kam meiner Aufforderung nach. „Was ist damit?“

„Das könnte doch ganz spaßig sein — oder?“

„Nein! Marjorie, in der T-Kategorie setzt jede Einordnung über acht eigentlich einen großen Bar-Bonus voraus, reichlich Ausrüstung und ausgebildete Kolonisten. Ein Dreizehner ist ein exotischer Weg zum Selbstmord, weiter nichts.“